Die heilbringenden Gerichte Gottes

The Promise of His Glory in Evil Times
David Wilkerson (1931-2011)

In Jeremia 32 zeichnet der Prophet ein düsteres Bild. Jerusalem wurde von Nebukadnezar und dem Heer der Chaldäer belagert. Vor der Stadt schütteten die Feinde große Erdhügel auf, um ihre Truppen über die Stadtmauern zu bringen. Jeder Israelit, der dieses Schauspiel sah, war gewiss von düsteren Vorahnungen eines drohenden Untergangs erfüllt.

Einer dieser Israeliten war Jeremia. Er musste von seiner Gefängniszelle aus zusehen, wie sich das unheilvolle Geschehen abspielte.

Alle Gerichte, die er vorausgesagt hatte, erfüllten sich für Gottes Volk. Die Stadt hatte unter Hungersnot, Pest und Zerstörung gelitten. Nun stand ihre Eroberung durch einen erbarmungslosen Feind unmittelbar bevor, doch der Prophet konnte nichts dagegen tun. Der König hatte ihn wegen seiner harten Prophetien einkerkern lassen. Jeremia hatte treu als Gottes Stimme zu seinem abtrünnigen Volk gesprochen, doch der Königshof brachte ihn zum Schweigen, indem er Jeremia ins Gefängnis warf.

Schon seit langer Zeit war Israel immer verdorbener geworden. Gottes Haus war durch Götzendienst verunreinigt. Gottlosigkeit breitete sich aus, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Tempel. Gottes Volk stand an der Schwelle zu einer siebzigjährigen Gefangenschaft. Doch nach dieser Zeit würde der Herr die Israeliten wieder in ihre Heimat bringen und sein Volk durch einen heilbringenden Akt der Gnade wiederherstellen.

Wie können wir Israels Situation auf unsere heutige Zeit übertragen?

Der inhaftierte Prophet symbolisiert für uns zwei Dinge: die noch vorhandene Gemeinde und die Stimme Gottes in Zeiten der Verzweiflung. Die heutige Gemeinde hat nur geringen oder gar keinen Einfluss auf die Gesellschaft. In Amerika wird die Bibel als überholt verworfen. Stimmen, die treu von wahrer Gottesfurcht sprechen, werden verspottet. Eine Geisteshaltung der Habgier breitet sich in Gottes Volk aus. Das hat unter anderem zur Folge, dass die Gemeinde die Wirksamkeit ihres Glaubenszeugnisses in der Gesellschaft verloren hat. Sie hat nicht mehr die Kraft, den Machenschaften der Hölle zu widerstehen.

Ich versichere Ihnen: Der Herr lässt sich nicht spotten. Petrus warnt, dass das Gericht in Gottes Haus beginnt; der Herr wird seine Gemeinde reinigen und läutern.

Mitten im Gericht über Israel hatte Gott eine ungewöhnliche Mitteilung für Jeremia. Er sagte ihm, dass sein Onkel ihn im Gefängnis besuchen und Jeremia auffordern würde, ein Stück Land in Anatot zu kaufen. Dann legte der Herr ihm nahe, dieses Feld zu kaufen (siehe Jeremia 32,6-9). Das tat Jeremia dann auch, und er sorgte dafür, dass der Kauf vor Zeugen geschlossen und schriftlich besiegelt wurde. Zum Schluss ließ er den Kaufvertrag in einem Tongefäß eingraben, um ihn für die kommenden Jahre aufzubewahren.

Während dieser kleine Landkauf vollzogen wurde, nahm ein epochales Ereignis seinen Lauf. Jerusalem wurde im Sturm erobert und seine Geschichte für immer verändert. Warum nahm Jeremia sich in dieser Situation die Zeit, einen Landkauf zu tätigen? Welche Bedeutung hatte diese kleine Transaktion?

Einen Hinweis finden wir in dem Namen Anatot. Er geht auf ein hebräisches Wort zurück, das „sprechen, bezeugen, Zeugnis geben, aufzeichnen“ bedeutet. Jeremias Landkauf sollte ein bezeugendes Zeichen sein. Er sollte als starke, anschauliche Botschaft dienen, um Gottes Heilsabsicht in seinem Gericht auszudrücken.

Der Herr erklärte auf diese Weise: „Jedes Gericht, das ich dir gezeigt habe, wird sich erfüllen. Doch nun habe ich eine andere Botschaft, die du verkündigen sollst. Ja, ich werde das Land durch Feuer und Gericht läutern, aber ich werde mein Volk auch in sein Land zurückbringen. Das ist die Bedeutung des Feldes, das du gekauft hast. Wenn mein Gericht über Israel vorüber ist, wird das Land wieder wertvoll sein. Dein Kauf bezeugt meine Barmherzigkeit und Gnade.“

Jeremias Akt zeigte der Welt, dass Gottes Gerichte mehr sind als Ausbrüche seines Zorns. Sie haben eine heilsame und wiederherstellende Funktion.

Jeremia sah aus diesem Gericht etwas so Großartiges hervorgehen, dass er es kaum glauben konnte

„Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Man wird wieder Häuser, Äcker und Weinberge kaufen in diesem Land“ (Jeremia 32,15).

Gott sagte dem Propheten: „Sieh dieses Land an, das jetzt unter einer Hungersnot leidet. Schon bald werden diese Häuser niedergebrannt werden. Mein Tempel wird zerstört werden. Ich werde alles läutern und reinigen, nachdem mein Volk meinen Zorn provoziert hat; sie haben mir den Rücken zugekehrt und bringen Abscheuliches in mein Haus. Doch wenn dieses Gericht vorüber ist, werde ich etwas ganz Neues aufrichten“ (siehe Jeremia 32,28-34).

Stellen Sie sich vor, was die Israeliten dachten, als sie sahen, wie Jeremia das Feld kaufte: „Bist du verrückt? Gott bringt doch Gericht über das Land. Dein Feld wird völlig wertlos sein.“

Jeremia machte ihnen klar: „Ihr erkennt nicht, dass der Herr ein Erlöser ist. Er hat keine Freude an seinen Gerichten. Die gegenwärtige Zeit des Zorns ist dazu bestimmt, das Land und sein Volk zu reinigen. Jeder wird wissen, dass Gott die Dinge in der Hand hat. Doch ein heller, neuer Tag naht heran. Der Erlöser wird nach Zion zurückkehren und auf der Asche seiner heilsamen Gerichte sein Volk wiederaufbauen.“

„Du gewaltiger, starker Gott, dessen Name Herr der Heerscharen ist! Groß bist du an Rat und mächtig an Tat … Du hast … Zeichen und Wunder getan, im Land Ägypten und bis auf den heutigen Tag. So hast du dir einen Namen gemacht, wie am heutigen Tag“ (Verse 18-20).

Jeremia sagt damit: „Herr, diese große Wiederherstellung, die du mir gezeigt hast, ist überwältigend. Nur du kannst dein Volk aus diesem schrecklichen Feuer herausholen und wiederherstellen.“

Dann wird ihm bewusst: „Wir haben sehr gesündigt. Wir haben deinen Bund gebrochen und dein Wort missachtet. Deshalb bricht das Gericht über uns herein. Herr, wie können wir erwarten, dass du dieses großartige Neue aufrichten wirst, wenn unsere Nation vor der Vernichtung steht?“ (siehe Jeremia 32,17-25).

Der Herr unterbrach sein Gebet: „Daraufhin erhielt Jeremia folgende Botschaft des Herrn: ‚Ich bin der Herr, der Gott aller Völker der Welt. Sollte mir irgendetwas unmöglich sein?‘“ (Verse 26-27; NLB). Und dann hatte er Jeremia etwas Großartiges zu sagen: „Siehe, ich sammle sie aus allen Ländern, wohin ich sie in meinem Zorn und meinem Grimm und in großem Groll versprengt habe. Ich bringe sie wieder zurück an diesen Ort und lasse sie in Sicherheit wohnen. Sie werden mir Volk sein und ich werde ihnen Gott sein. Ich bringe sie dazu, nur eines im Herzen zu haben und nur eines zu tun: mich alle Tage zu fürchten, zum Heil für sie und ihre Kinder nach ihnen. Ich schließe mit ihnen einen ewigen Bund, dass ich mich nicht von ihnen abwenden werde, sondern ihnen Gutes erweise. Ich lege ihnen die Furcht vor mir ins Herz, damit sie nicht von mir weichen.“ (Verse 37-40).

Gott ließ sein Volk wissen: „Jeremias Feld ist eine gute Investition. Es bezeugt euch meine Barmherzigkeit. Selbst in meinem Zorn werde ich euch Barmherzigkeit zeigen und euch erlösen.“

Sind Gottes Gerichte auch heute heilbringend, in diesem Moment unserer Geschichte?

Unsere Generation heute hat unseren Herrn sogar noch stärker provoziert als die Generation Jeremias. Unsere Gesellschaft hat Gott verlacht, über sein Wort gespottet und die Fäuste gegen ihn geballt.

Und die Gemeinde lebt so, als wäre Gott schwach und hilflos, nicht mehr relevant. Der Herr wacht eifrig über seinem Namen und wird ihn auf der ganzen Erde wieder herrlich machen. Seine Gerichte dienen nicht nur dazu, seine Autorität über die stolze Menschheit geltend zu machen; sie sollen seine herrliche Macht offenbaren, Menschen zu retten und zu erlösen.

Mitten in der Stunde des Gerichts wird Gott seine Gemeinde heiligen; alle Götzen und Unreinheiten, die in sein Haus gebracht wurden, wird er beseitigen. Er wird sagen: „Ich mache dieser Verlästerung meines Namens ein Ende und werde mein Volk vor der Welt heiligen. Ich werde es aus all seiner Unreinheit retten.“

Dasselbe Wort, das Jeremia damals empfing, richtet Gott heute an seine Gemeinde: „Geh und kaufe das Feld in Anatot.“ Wir sollen bezeugen und mit Brief und Siegel bekräftigen, dass Gottes Gerichte heilbringend sind. Dazu müssen wir in unseren Herzen ein für alle Mal klarstellen: „Glaube ich, dass Gott fähig ist, seine Gemeinde in dieser Zeit des Gerichts wiederaufzubauen? Glaube ich, dass ihm alle diese Dinge möglich sind?“ Durch ein solches Bekenntnis gewinnen wir Hoffnung und einen neuen, grenzenlosen Glauben. Wir sollen nicht mehr verzweifeln, weil er jede Verunreinigung beseitigen wird.

Gott wird seinen Geist der Barmherzigkeit und Gnade ausgießen, indem er mit der Überführung von Sünde beginnt. Unser Herr wird einem unwürdigen Volk übernatürliche Werke des Heiligen Geistes bringen. Er hat uns ein neues Herz versprochen, und er wird eine Gemeinde aufbauen, die rein und furchtlos ist. So wird er die Ehre und Herrlichkeit seines Namens wieder aufrichten.

Der Herr sagte zu Jeremia: „Rufe zu mir, so will ich dir antworten und dir Großes und Unfassbares mitteilen, das du nicht kennst!“ (Jeremia 33,3). Die Gerichte, die harten Zeiten und das Übermaß der Gottlosigkeit führen dazu, dass Scharen von Menschen anfangen, über ihre ewigen Seelen nachzudenken. Nachdem diese Gerichte begonnen haben, hat Gottes Volk nun eine andere Botschaft zu verkünden: „Wir haben einen allmächtigen Gott, und er ist ein Erlöser!“