Den guten Kampf wieder aufnehmen

David Wilkerson (1931-2011)

Der Apostel Paulus ermahnt uns: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, er- greife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast!“ (1 Timo- theus 6,12; NLB). Diese Art von Kampf führte Paulus auch selbst. Gegen Ende seines Dienstes konnte er von sich sagen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet und bin im Glauben treu geblieben“ (2 Timotheus 4,7; NLB).

Paulus hatte sein Leben lang zu kämpfen. Genauso erging es unseren geistlichen Vor- fahren, die den Kampf nicht aufgaben, bis sie starben. Der Verfasser des Hebräer- briefs schreibt über sie: „Diese haben durch den Glauben Königreiche be- zwungen, Gerechtigkeit ge- übt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft, des Feuers Kraft gelöscht, sind der Schärfe des Schwerts entronnen, aus der Schwachheit zu Kräften ge- kommen, sind stark gewor- den im Kampf und haben fremde Heere in die Flucht geschlagen“ (Hebräer 11,33-34).

Welche Art von Kampf ha- ben Sie geführt? Haben Sie den Kampf verloren? Fühl- ten Sie sich irgendwann so überfordert, entmutigt, verletzt, irritiert, dass Sie den Kampf für das Kreuz aufga- ben und passiv wurden? Wenn ja, dann ist es an der Zeit, wieder aufzustehen und den guten Kampf zu kämpfen.

Jakob ist ein gutes Beispiel für die Art und Weise, wie wir unseren eigenen geistli- chen Kampf wiederaufneh- men können. Als der Pro- phet Hosea die Israeliten wegen ihrer feigen geistli- chen Trägheit zurechtweisen wollte, erinnerte er sie an Jakob: „Schon im Mutter- leib hat er seinen Bruder gepackt und im Mannesalter mit Gott gekämpft“ (Hosea 12,3-4).

In diesem kurzen Abschnitt fasst Hosea das Geheimnis zusammen, wie wir unseren Kampf wiederaufnehmen und an Gott festhalten kön- nen, um jeden Angriff in unserem Leben zu überwin- den.

Schon Jakobs Geburt zeigt, dass er ein Kämpfer war, der alles daran setzte, zu überwinden und Gottes Segen zu erlangen

Jakobs Zwillingsbruder Esau war der erste, der bei der Geburt aus dem Mutter- leib kam. Doch im letzten Moment packte eine kleine Hand ihn an der Ferse, die Hand seines Zwillingsbru- ders Jakob. Das Kind schien einen inneren geistlichen Drang zu spüren, als würde es sagen: „Bruder, aus dem Weg! Wenn du das Geburts- recht dieser Familie und die Fülle des göttlichen Segens nicht haben willst, dann tue ich es.“

Das Familienrecht, das Ja- kob unbedingt haben wollte, steht für den vielfältigen Segen, den wir in Christus Jesus haben. Ich glaube, dass Jakob es nicht nur auf den doppelten Anteil am Besitz seines Vaters abgese- hen hatte. Ihm ging es um mehr. Er wollte den Segen Gottes, durch den er die Ab- stammungslinie des Messias fortsetzen würde und den priesterlichen Segen emp- fangen konnte, um so auch für andere ein Segen zu sein.

Ein solches göttliches Ver- langen brauchen die Gläubi- gen, die in dieser Endzeit leben. Gott möchte ein Volk aufrichten, das nicht nur darauf bedacht ist, seinen Lebensunterhalt zu verdie- nen, ein eigenes Haus zu besitzen oder ein schönes Auto zu fahren. Er sucht Menschen, die nach Gottes Segen dürsten, um selbst ein Segen für die Welt zu sein.

Jakobs Bruder Esau war das Gegenteil. Sein Leben stand für alles, was Gott hasst. Esau lebte nur für seine ei- genen Begierden, Vergnü- gungen und Erfüllungen. Er dachte nicht an die ewigen Absichten Gottes. „‚Ist nicht Esau Jakobs Bruder?‘ spricht der Herr; ‚und doch hab ich Jakob lieb und has- se Esau und habe sein Ge- birge öde gemacht und sein Erbe den Schakalen zur Wüste‘“ (Maleachi 1,2-3).

Im Gegensatz dazu lebte Jakob für Gottes Absichten,und seine Hand an der Ferse seines weltlich gesinnten Bruders war ein starkes Be- kenntnis. Es war, als würde er sagen: „Ich werde alles aus dem Weg räumen, was mich von Gott abhält; ich werde widerstehen, kämpfen und siegreich sein. Ich wur- de dazu geboren, den Segen Gottes zu empfangen und weiterzugeben.“

Jahrelang kämpfte Jakob darum, den Segen Gottes zu erlangen und zu behalten. Dasselbe Verlangen sollte alle motivieren, die zum Volk Gottes gehören. Wenn wir nicht nach Jesus selbst hungern wenn wir nur in den Himmel kommen wol- len und uns nicht darum kümmern, anderen zu helfen dann haben wir nichts, für das es sich zu kämpfen lohnt. Wir machen uns zu einer leichten Zielscheibe für den Teufel, der genau weiß, dass wir seinen An- fechtungen nicht standhalten werden.

Über Jakob erfahren wir: „Als er ein Mann geworden war, kämpfte er sogar mit Gott“ (Hosea 12,4; NLB)

Jakob hatte seinen Vater Isaak durch eine Täuschung dazu gebracht, das Erstge- burtsrecht ihm statt Esau zu geben. Jahre später hörte er, dass sein Bruder ihm mit 400 berittenen Kämpfern entgegenkam, und erwartete, dass Esau sich nun für die- sen Betrug rächen würde. „Da fürchtete sich Jakob sehr und ihm wurde bange“ (1. Mose 32,8). In dieser einsamen Stunde flehte Jakob sicher: „Oh Herr, nun werde ich alles verlieren. Selbst mein Leben steht auf dem Spiel!“

Gerade als Jakob auf ein tröstendes Wort von Gott hoffte, kam der Herr, um mit ihm zu kämpfen, als wäre er sein Feind. „Dann blieb er allein zurück. Da kam ein Mann und kämpfte mit ihm bis zum Morgen- grauen“ (Vers 25; NLB). Theologen gehen davon aus, dass der „Mann“, der in die- sem Vers erwähnt wird, der Herr selbst war, der mit Ja- kob rang.

Dieser Abschnitt enthält eine der stärksten Lektionen, die wir als Christen je lernen können. Unser Kampf gilt niemals Menschen wir kämpfen nicht mit unseren Kollegen, nicht mit unseren Nachbarn, nicht mit unseren unerretteten Angehörigen sondern ringen mit Gott selbst. Sehen Sie, wenn wir die Dinge mit dem Herrn klären und unser Leben vor ihm in Ordnung bringen, wird auch alles andere sich finden. Es spielt dann keine Rolle, mit welchen Kämpfen Sie in Ihrem Leben konfron- tiert sein mögen. Alle Dä- monen der Hölle können nichts gegen das ausrichten, was Gott durch den Kampf bewirkt, den er Sie führen lässt.

Seinen größten Kampf führ- te Jakob nicht mit Esau, sondern mit dem Herrn, und Gott hatte eine konkrete Ab- sicht, die er durch diesen Ringkampf erfüllen wollte. Tatsächlich hatte Jakob von Esau gar nichts zu befürch- ten, wie wir später in der Geschichte erfahren die eigentliche Gefahr lag in seiner eigenen Schwäche. Gott wusste, dass Jakobs Charakter den Herausforde- rungen, die später in seinem Leben auftreten würden, nicht gewachsen war. Das ist ein Grund, warum Gott kam, um mit ihm zu ringen. Der Herr übernahm die Rol- le eines Trainers oder Spar- ringpartners, um Jakob zu dem starken Kämpfer zu machen, der jedem Feind standhalten würde.

Wie viele Christen gibt es, die nie durch Anfechtungen geprüft oder gestärkt wur- den? Oft ist von Gebets- kämpfern die Rede, doch leider haben viele von ihnen nie echte Kämpfe ausge- fochten. Wenn harte Zeiten kommen, sind viele Christen leider schnell dabei, aufzu- geben. Doch die hart geprüf- ten und bewährten Heiligen werden zu Leitern in Gottes Armee der Endzeit. Er ver- anlasst sie, mächtig mit ihm zu kämpfen, und durch das Werk seines Geistes gehen sie als erprobte und bewähr- te Kämpfer daraus hervor. Je heftiger die Anfechtung, desto größer das Werk, das er ihnen später anvertrauen möchte.

Die Kraft nutzen, die Gottes Geist uns verliehen hat

Jakob stürzte sich mit sei- nem ganzen Körper in den Kampf gegen den Engel und bot sämtliche menschlichen Kräfte auf, die ihm zur Ver- fügung standen. Ein Kamp- fesgeist war in ihm entfacht worden, und „in seiner Manneskraft kämpfte er mit Gott“ (Hosea 12,4; ELB) und bestand den Kampf. Dieser Vers hat große Be- deutung für alle, die im Ge- bet beharrlich bleiben wol- len. Jakob kam „in seiner Manneskraft“ zum Ziel, und auch wir müssen unsere rei- fe Kraft einsetzen. Diese innere Kraft kommt vom Heiligen Geist, durch den wir „gestärkt werde[n] mit aller Kraft durch seine herr- liche Macht zu aller Geduld und Langmut“ (Kolosser 1,11). Er gibt uns „Kraft ... nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Men- schen“ (Epheser 3,16).

Die Frage, die Hosea an Gottes Volk richtete, war: „Gebraucht ihr die Kraft, die euch gegeben wurde?“

Hosea sagte: „Darum rech- tet der Herr mit Juda; er wird Jakob heimsuchen nach seinem Wandel und ihm vergelten nach seinem Tun“ (Hosea 12,2). Welche Kontroverse herrschte denn zwischen Gott und seinem Volk? Es war dieselbe Kont- roverse, die Gott auch in unserer Generation mit sei- nem Volk hat kurz gesagt, geistliche Faulheit. Wir wol- len Wunder, Segen und Be- freiung, aber ohne irgendei- nen Preis und ohne jede Mühe.

Wo gibt es in Gottes Volk Christen, die mit ihm darum ringen, sein Reich auf der Erde auszubreiten? Wer überwindet die eigene selbstsüchtige Seele, um die ganze Nacht zu beten und unter Tränen zum Herrn zu flehen? Wer hält seine irdi- schen Begierden im Zaum und unterwirft den eigenen Körper der nötigen Diszip- lin, um stundenlang zu fas- ten und zu beten? Wo sind Christen, die so sehr darauf brennen, Gottes Willen zu erfüllen, dass sie von jeder vereinnahmenden Gewohn- heit und Begierde frei wer- den wollen und solange rin- gen, bis alle Ketten zerbro- chen sind?

Der Ort Bethel, an dem Ja- kob mit dem Herrn rang, ist ein Symbol für unser Ge- betsleben, für den Ort, den wir aufsuchen, um Gott zu begegnen. In Bethel erklärte Jakob: „Wirklich, der Herr ist an diesem Ort und ich wusste es nicht“ (1 Mose 28,16; EÜ). Bethel bedeutet „Haus Gottes“ und bezeich- net einen Ort der Begegnung mit dem Herrn. „In Bethel hat er ihn gefunden, und dort redet er mit uns“ (Ho- sea 12,5).

Was hatte Gott uns in Bethel zu sagen? Seine Worte an Jakob gelten für jede Gene- ration: „Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst“ (1. Mose 28,15). Mit anderen Worten: „Von diesem Tag an bin ich bei dir, wo immer du auch hingehst.“ Wenn eine solche Zusage einen Diener Gottes nicht mit einem kämpferi- schen Eifer erfüllt, was sonst?

Bethel ist unser verborgener Gebetsplatz, der Ort, den wir aufsuchen, wenn wir bedrängt sind. Der Herr sagt heute zu uns: „Wann immer du in Not oder Bedrängnis kommst, eile zum Altar. Rufe mich an, und ich werde dir dort begegnen.“ Sobald Sie mit dem Herrn allein sind und alle anderen Stim- men und Geräusche zum Schweigen gebracht haben, werden Sie seine Stimme hören. Es geschieht, wenn Sie im Gebet vor ihm knien, zu ihm flehen und rufen: „Herr, ich lasse dich nicht, bis ich deine Stimme sagen höre, dass du mit mir bist.“

Wundern Sie sich, warum Gott Sie drängt: „Komm, steh auf und kämpfe“? Das tut er, einfach weil er Sie liebt. Er möchte, dass Sie die ganze Fülle seines Segen in Anspruch nehmen und empfangen. Stehen Sie also im Glauben auf und ergrei- fen Sie seine Verheißung. Er hat Ihnen Kraft verliehen. Gebrauchen Sie diese Kraft jetzt. Sie werden miterleben, wie sein Reich auf der Erde ausgebreitet wird. Amen.