Eine Zeit, um aufzublühen

Die letzten Monate waren geprägt von der Pandemie, von Protesten, Aufständen, politischen Unruhen und wirtschaftlicher Ungewissheit. Die ersten Ängste mögen nachgelassen haben, doch nun leben viele Menschen mit einer beunruhigenden Ungewissheit. Manche leiden unter Isolation, andere unter gesundheitlichen Problemen und wieder andere unter Arbeitsplatzverlust und der Sorge um den Lebensunterhalt für ihre Familien. Und bei alledem wissen sie immer noch nicht, was schon die nächste Woche bringen wird und wie die langfristige Zukunft aussehen wird.

Eines wissen wir allerdings: Diese beunruhigende Zeit wird nicht so bald vorüber sein und ihre Auswirkungen werden noch lange anhalten. Was hat das alles uns als Menschen des Glaubens zu sagen?

Der Prophet Daniel sah das Volk Israel in einer ähnlichen Situation. Daniel stand wahrscheinlich am Ende seines Lebens, als er eine beängstigende Vision vom Herrn empfing. Darin wurde ihm „etwas offenbart, was gewiss ist und von großer Not handelt“ (Daniel 10,1). Die Vision offenbarte Dinge, die so katastrophal waren, dass sie Daniel zu einem dreiwöchigen Fasten veranlassten: „Ich aß keine leckere Speise; Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund; und ich salbte mich auch nicht, bis die drei Wochen um waren“ (Vers 3).

Wir wissen, dass Daniel ein furchtloser Mann des Glaubens war. Früher in seinem Leben hatte er den Mut bewiesen, sich dem Tod in der Löwengrube zu stellen, nachdem er sich geweigert hatte, sich vor dem götzendienerischen König zu verneigen. Nun, Jahre später, ließ diese beängstigende Vision ihn zittern.

Viele von uns, die Jesus nachfolgen, meinen, es wäreuns nicht erlaubt, Emotionen wie Angst zu haben. Also, wenn ich schwierige Zeiten wie die aktuelle Krise kommen sehe, kann ich meine Sorge nicht einfach abschalten. Der Herr versteht das und vergewissert uns durch seinen Heiligen Geist.

Gottes heilige Gegenwart in uns übersteigt jede Angst, die eine Krise wie der Corona-Virus in uns auslöst

Drei Wochen, nachdem Daniel diese schreckliche Offenbarung empfangen hatte, erlebte er eine heilige Begegnung. Diese göttliche Erscheinung überwältigteden Propheten und holte ihn aus seiner Angst und Trauer. „[Ich] hob meine Augen auf und sah, und siehe, da stand ein Mann, der hatte leinene Kleider an und einen goldenen Gürtel um seine Lenden. Sein Leib war wie ein Topas, sein Antlitz sah aus wie ein Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße wie helle, blanke Bronze, und seine Rede war wie ein großes Brausen“ (Daniel 10,5-6).

Der gewaltige Anblick überwältigte Daniel: „Und ich blieb allein übrig und sah diese große Erscheinung. Und es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfar- be veränderte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft“ (Vers 8).

Was waren die ersten Worte, die Daniel daraufhin zu hören bekam? „Und er sprach zu mir: Daniel, du vielgeliebter Mann“ (Vers 11; Elberfelder). Das ist das Erste, was Gott tut, wenn wir in einer Krise stecken: Er vergewissert uns seiner Liebe. Er möchte uns wissen lassen, dass er über uns wacht, sich um uns kümmert und seine mächtige Hand uns jederzeit behütet.

Die zweite Mitteilung des Mannes in der Erscheinung lautete: „Merk auf die Worte, die ich mit dir rede“ (Vers 11a). In einer Krisenzeit brauchen wir Unterscheidungsvermögen, um genau zu hören, was Gott uns sagt; das gilt besonders, wenn unsere Emotionen uns dazu treiben wollen, uns zurückzuziehen und in Deckung zu gehen. Wir müssen verstehen, was in unserer Umgebung geschieht, damit wir im Glauben weise handeln können, ohne uns zu fürchten.

Der Mann fuhr fort: „Richte dich auf; denn ich bin jetzt zu dir gesandt.“ (Vers 11b). Gott ließ den älteren Propheten wissen: „Ich habe immer noch Pläne für dich, einen Auftrag für diesen Moment, ein Wort, das du in einer sehr ernsten Situation aussprechen sollst.“

Dann zeigte der Mann Daniel die ewige Dimension dieses Moments. „Und als er dies mit mir redete, richtete ich mich zitternd auf. Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel; denn von dem ersten Tage an, als du von Herzen begehrtest zu verstehen und anfingst, dich zu demütigen vor deinem Gott, wurden deine Worte erhört, und ich wollte kommen um deiner Worte willen“ (Verse 11c- 12).

Darin liegt eine tiefe Lektion für uns. Daniel hatte drei Wochen lang gebetet, und dieser Mann offenbarte ihm: „Du wurdest am ersten Tag, an dem du gebetet hast, im Himmel erhört.“ Während Daniel über die bevorstehenden harten Zeiten trauerte, hatte Gott schon angefangen, im Himmel und auf der Erde Dinge in Gang zu setzen. Änderungen waren eingeleitet worden, weil Daniel treu war, zu beten.

Gottes Wort bleibt in der Zeit einer weltweiten Krise dasselbe wie in Friedenszeiten

Die Bibel hat sich weder durch COVID-19 nochdurch politische oder wirtschaftliche Probleme geändert. Auch Jesus hat sich nicht geändert. „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13,8). Christus sitzt immer noch auf dem Thron zur Rechten des Vaters und hat alle Macht über alles, was geschieht. Dies gibt uns die Gewissheit, dass seine Pläne für uns sich überhaupt nicht geändert haben. „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung“ (Jeremia 29,11).

Wenn Viren, Gewalt oder bedrückende Probleme eintreffen, läuft Jesus nicht schnell hin, um seinen Nachrichtenfeed zu überprüfen. Er weiß genau, was passiert. Ja, er hat sogar alles vorausgesehen, was uns widerfährt. Er sagt nicht: „Tja, ich hatte zwar gewisse Pläne für dich, aber dieser Virus hat alles verändert. Ich gehe jetzt zu Plan B über.“ Nein. Gott wusste schon die ganze Zeit, welche Pläne er für Sie in dieser Zeit hat. Und diese Pläne zielen nicht auf ein Unglück, sondern dienen zu Ihrem Wohl und Nutzen, auch in schweren Zeiten.

Keine/r von uns weiß genau, welche Pläne Gott für uns hat; das erfahren wir nur sehr selten. Gott sagt: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe“ (Jeremia 29,11; Hervorhebung des Autors). Wenn wir darauf vertrauen können, dass er uns besser kennt wir

selbst und sogar die Zahl der Haare auf unserem Kopf gezählt hat, dann können wir ihm gewiss auch vertrauen, wenn er sagt: „Die Pläne, die ich für euch habe, sind gut; sie dienen zu dei- nem Wohl und sind dazu bestimmt, dich nicht nur überleben, sondern gedeihen zu lassen. Ich bin gekommen, damit du das Leben in Fülle erfährst.“ Seine ewigen Verheißungen ändern sich nicht, auch nicht durch eine Pandemie.

Ich fürchte nichts von all dem, was heute in der Welt geschieht. Ich muss aber eine Entscheidung treffen: „Wenn ich tatsächlich mit Leid konfrontiert werden sollte, werde ich mit Freude im Herzen, mit Mut in meiner Seele, mit Entschlossenheit in meinem Denken und mit der ganzen Autorität, die Jesus mir gegeben hat, darauf reagieren. Satan wird nicht gewinnen. Was immer mir auch widerfahren wird, ich gehöre Christus.“

In diesem Sinne habe ich mir selbst drei Erinnerungsstützen gegeben, von denen ich glaube, dass sie für alle Christen in dieser Zeit hilfreich sein können

Erstens: Überlebe nicht einfach, sondern blühe auf. Vielleicht haben Sie immer noch Angst, Ihre Wohnung zu verlassen. Doch diese Zeit muss nicht eine Art Winterschlaf werden, sondern ist vielmehr eine Gelegenheit, aufzublühen.

Wie schon erwähnt, war Daniel in einem fortgeschrittenen Alter, als Gott ihm seinen Auftrag erteilte. Daniel betete treu, und dieser einfache Akt setzte Veränderungen in Gang. Die Er-cheinung, die Daniel erlebte, machte ihm klar, dass sein Gebet tatsächlich Himmel und Erde in Bewegung setzte.

Freunde, wir können durch Fürbitte aufblühen. Beten Sie für Ihren Ehepartner, Ihre Familie, Ihre Freunde, Ihre Nachbarn, Ihre Mitchristen. Beten Sie beständig für Missionare, dass sie bewahrt bleiben, und für Leiter, dass sie weise handeln. Beten Sie, dass in Ihrer Stadt Frieden herrscht und dass die Ängste, die Frustrationen und der Zorn der Menschen schmelzen und Nächstenliebe und Fürsorge an ihre Stelle tritt. Der Heilige Geist kann das bewirken.

Ein weiterer Weg, um in dieser Zeit aufzublühen, besteht darin, sich wieder neu in das Wort Gottes zu vertiefen. Selbst eine kurze Zeit, die Sie in der Bibel verbringen, kann Ihre Gedanken von der Angst abbringen und zum Glauben hinlenken.

Zweitens: Halten Sie in schwierigen Erfahrungen nicht einfach nur durch, sondern schöpfen Sie sie aus. Lassen Sie Gottes Kraft mitten in Ihren Problemen wirken. Gottes Absicht für uns ist immer, dass wir wachsen und gedeihen, ob in Anfechtungen oder in Segenszeiten unseres Lebens.

Als die Kinder Israel an der Grenze zu Kanaan standen, dem verheißenen Land, das eine ungeahnte Segensfülle versprach, sagte Gott nicht zu ihnen: „Gut, jetzt ist eure Zeit gekommen, euch niederzulassen, euch einzurichten und euch mit dem Vorhandenen zu begnügen.“ Nein, er sagte: „Wenn ihr dort ankommt, möchte ich, dass ihr euch vermehrt und aufbaut und wachst.“ In der aktuellen Krise kann unsere Leidenschaft für Jesus wachsen, sowohl in der Liebe zu ihm als auch in der Fürsorge für unsere Nächsten, besonders die Schwachen und Bedürftigen.

Drittens: Warten Sie nicht einfach, bis sich die Dinge ändern, sondern beten Sie die Änderungen herbei. Wir sind berufen, Träger der Veränderung zu sein. Der Buddhismus fördert eine Passivität, ein Hinnehmen der Dinge, wie sie sind. Christen sind berufen, eine Veränderung der Dinge durch Christus zu erleben; wir sollen die Veränderung „herbeibeten“ und im Glauben handeln, um Veränderung zu erleben. Wir können um Wunder der Heilung für unsere Kranken beten, um Heilung unseres Landes von Armut und Ungerechtigkeit, und um Erneuerung unserer Herzen, damit sie beständig nah an Jesus bleiben.

In diesem Moment der Geschichte gibt es Scharen von Menschen, die sich in ihrer Angst und Sehnsucht Jesus Christus zuwenden

Als die Ereignisse des 11. September 2001 geschahen, besuchte mein Vater, David Wilkerson, gerade meine Familie in unserem Haus in Colorado. Er wollte so schnell wie möglich nach New York City zurückkehren, doch da alle Flüge gestoppt worden waren, fuhr ich ihn mit dem Auto hin.

Als wir ankamen, stellten wir fest, dass die Kirchen der Stadt voll von Menschen waren, die nach Sicherheit, Sinn und Antworten suchten. Es schien eine echte geistliche Erweckung zu sein, doch es wurde nur ein kurzlebiger Trend daraus, der schon nach wenigen Wochen verebbte.

Die aktuellen Probleme, die sich häufen und verstärken, haben schon jetzt starke Auswirkungen und werden noch auf Monate hinaus nachwirken. Vielleicht werden sie unsere Lebensweise sogar für immer verändern. Ich bete, dass diese Zeit uns in eine neue Art und Weise führt, in Jesus Christus zu leben, und dass Menschen zu Jesus hingezogen werden, weil sie sehen, wie Christen ihr Leben führen – dass sie gedeihen, statt nur zu überleben, dass sie aus der Krise schöpfen, statt sienur durchzustehen, dass sie Segen herbeibeten, statt die Dinge nur abzuwarten.

Möge diese Zeit großer Herausforderungen, egal wie lange sie dauern mögen oder wie intensiv sie noch werden könnten, Ihre „einundzwanzig Tage“ sein, in denen Sie wie Daniel beten und wie er erleben, dass Gottes Hand Himmel und Erde in Bewegung setzt. Jesus ist immer noch auf dem Thron und seine Pläne für Sie sollen gerade in einer solchen Zeit in Erfüllung gehen!