Clowns zur Unterhaltung der Böcke
Als Paulus seinen Brief an Titus schrieb, hinterließ er uns damit kraftvolle Anweisungen über den Missionsbefehl Christi, das Evangelium zu verkünden. Er hatte gerade die Insel Kreta verlassen, wo er und Titus gemeinsam gedient hatten. Auf Kreta war Paulus verfolgt worden, und als er abreiste, um in anderen Städten zu evangelisieren, ließ er Titus und einige andere Leiter dort zurück. Nun wollten auch diese jungen Männer weggehen. Kreta war für sie wie für Paulus eine harte Gegend für den geistlichen Dienst.
Ihr Dilemma weist Parallelen zu unserer heutigen Situation auf. Jeder, der in den letzten fünfzehn Jahren in den Vereinigten Staaten lebte, hat einen weitreichenden Rückgang des Glaubens erlebt. Dieser Umbruch in Amerika in einem Zeitraum von weniger als zwei Jahrzehnten war dramatisch: Wir sind keine christliche Gesellschaft mehr, sondern sind zum Säkularismus übergegangen. Und nun entwickeln wir uns rapide von einer säkularen Gesellschaft zu einer heidnischen.
Das ist der Situation sehr ähnlich, in der die Christen auf Kreta sich befanden. Die Stadt war gottlos, von zügelloser Begierde geprägt und das Herz dieser jungen Leiter drängte sie, die Stadt zu verlassen. Aber Paulus forderte sie auf, zu bleiben, und erklärte ihnen, dass er gute Gründe dazu hatte: „Ich habe dich zu dem Zweck in Kreta zurückgelassen“ (Titus 1,5).
Die jungen Männer waren von Paulus ausgebildet worden. Sie waren nach Kreta gegangen, um dort eine Gemeinde aufzubauen, Älteste einzusetzen und eine christliche Präsenz zu etablieren – was sie zwar erreicht hatten, aber nur unter großen Schwierigkeiten. Paulus erkannte ihre schwierige Lage an und schrieb: „Einer von ihnen, ihr eigener Prophet, hat gesagt: ‚Die Kreter sind von jeher Lügner, böse Tiere, faule Bäuche!‘ Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie gesund seien im Glauben“ (1,12-13). Als Paulus aufbrach, muss er gewusst haben, dass seine jungen Schützlinge Verfolgung erleiden würden. Warum ließ er sie in einer so düsteren und verdorbenen Kultur zurück?
Christus hatte eine Absicht, uns in einer verdrehten, gefallen Welt zurückzulassen.
Wenn unsere einzige Mission im Leben eine innige Beziehung zu Jesus ist, könnten wir genauso gut jetzt in den Himmel gehen. Wir könnten sofort anfangen, auf ewig in der innigen Gemeinschaft mit ihm zu leben. Aber Jesus hatte eine Absicht, als er uns in der Welt ließ. Was ist diese Absicht?
Gott hat in jeder verfinsterten Kultur immer einen überrest an Gläubigen. Selbst in den schlimmsten Zeiten richtet er immer ein Licht als Zeugnis in der Dunkelheit auf. Wie Jesus sagte, sollen wir Salz sein, ein Wirkstoff, der da, wo Lebendiges verdirbt, den Verfall aufhält. „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll es wieder salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird“ (Matthäus 5,13).
Freunde, wir sind das Volk, das Gott dazu berufen hat, an einem dunklen Ort und in einer düsteren Zeit Licht zu sein. Vielleicht möchten Sie nicht in einer von Sünde erfüllten Kultur wie in Amerika leben oder Ihre Kinder in einer Gesellschaft aufziehen, die sich immer stärker gegen Gott auflehnt. Aber Jesus hat einen schöpferischen Plan für Ihr Leben an diesem Ort und in dieser Zeit. Und dabei geht es um mehr als eine glänzende Karriere oder eine gute Versorgung für ein angenehmes Leben für Ihre Familie. Der Grund, warum Sie gerade jetzt hier sind – der Grund, warum Sie existieren – ist, zu seiner Ehre da zu sein! Wir sind hier, um seine Zeugen zu sein, einen Unterschied zu bewirken, seine lebendigen Briefe an eine Welt zu sein, die verzweifelt nach Liebe dürstet.
Doch es gibt bei unserer Mission ein großes Problem in der Gemeinde. Ein großer Teil der amerikanischen Kultur – darunter das überhöhte Streben nach Glück – ist in die Kultur der Gemeinde vorgedrungen. Wir feiern Gottesdienste und verhalten uns so, als würde Gott für uns existieren, und nicht wir für ihn. Wir meinen, wenn wir seinem Wort gehorchen, geht es darum, seine Gunst und seinen Segen zu erlangen, während es in Wirklichkeit um eine Liebesbeziehung geht. Das ist schlicht und einfach Götzendienst, denn es stellt materiellen Gewinn und irdische Erfüllung über einen heiligen und liebenden Gott.
Dasselbe geschah in der Gemeinde auf Kreta. Es gab unter den Christen dort, wie Paulus sagte, „viele widerspenstige und leere Schwätzer und Verführer, besonders die aus der Beschneidung. Denen muss man den Mund stopfen, denn sie bringen ganze Häuser durcheinander mit ihrem ungehörigen Lehren um schändlichen Gewinnes willen“ (Titus 1,10-11).
Paulus musste gegen diese falschen Lehren vorgehen, die den irdischen Wünschen der Menschen schmeichelten, statt den Weg der Nachfolge aufzuzeigen. Er rief Titus in Erinne-rung: „Denn auch wir waren einst unverständig, ungehorsam, gingen in die Irre, dienten mannigfachen Lüsten und Vergnügungen, lebten in Bosheit und Neid, verhasst und einander hassend. Als aber die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien, da hat er uns – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit – errettet durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung des Heiligen Geistes, den er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir, durch seine Gnade gerechtfertigt, der Hoffnung gemäß Erben des ewigen Lebens würden“ (Titus 3,3-6).
Damit wir uns nicht missverstehen: Die Christen auf Kreta hatten sich zu einem lebendigen Glauben bekehrt. Aber sie blieben einer irdisch gesinnten Kultur verhaftet, die statt der Dinge Gottes die leiblichen Wünsche betonte. Hier lautete die klare Anweisung von Paulus an Titus: „Weise sie streng zurecht“ (Titus 1,13).
Es bricht mir das Herz, wenn ich an die vielen Christen denke, die in die Gemeinde kommen, ohne dass ihr Leben durch das Evangelium verwandelt wird.
Wenn wir etwas so Schönes glauben wie die Gute Nachricht von Christus, aber nicht danach leben, sind wir nicht besser als die Pharisäer, die Jesus kritisierte. Diese höchst religiösen Menschen machten eilig Bekehrte, forderten diese aber nicht heraus, ihr Leben an Gottes Wort auszurichten. Jesus stellte diese heuchlerischen religiösen Leiter zur Rede, indem er sagte: „Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr Meer und Land durchzieht, um einen einzigen Proselyten zu machen, und wenn er es geworden ist, macht ihr einen Sohn der Hölle aus ihm, zweimal mehr, als ihr es seid!“ (Matthäus 23,15).
Fragen Sie sich manchmal, warum die Gemeinde heute nicht in Vollmacht wirkt? Warum ist unser Zeugnis so schwach in einer Welt, die nach Guter Nachricht hungert? Und warum scheint die Gemeinde oft der Welt so ähnlich zu sein, statt sich von ihr zu unterscheiden? Der Grund ist, dass wir ein gemischtes Evangelium akzeptiert haben, das eher von irdischen Zielen als von göttlichen Absichten geprägt ist. Was ich da sehe, bringt mich auf die Knie, um zu beten: „Jesus, verändere uns! Berühre uns, erneuere uns, forme uns. Mach uns rein, anders und heilig. Berufe uns neu, deine herrlichen Absichten zu erfüllen.”
1974, vor mehr als einer Generation, schrieb mein Vater David Wilkerson ein prophetisches Buch mit dem Titel „Die Vision.“ Ihm wurde eine Offenbarung über Dinge gegeben, die zuerst sogar ihm befremdlich erschienen; doch im Lauf der Jahre hat sich fast alles erfüllt, was er vorausgesehen hatte. Ich denke an zwei bestimmte Voraussagen, die er machte, die damals niemand für möglich hielt: Erstens würde Pornografie in die Privathäuser geschleust werden. Und zweitens würde Amerika eine weitere Wirtschaftskrise erleben. Diese Ereignisse geschahen mit einem jahrzehntelangen Abstand, aber Gott war treu, vor dem Eintreten beider Ereignisse zu warnen.
Ich war ein Teenager, als mein Vater „Die Vision“ veröffentlichte. Ich erinnere mich an zwei weitere Offenbarungen daraus, die ich für zu unglaublich hielt, um je erfüllt zu werden. In den letzten Monaten habe ich gesehen, dass beide Wirklichkeit geworden sind. Ich erwähne sie jetzt, weil ich sie als Warnzeichen für eine Gemeinde betrachte, die sich in einem raschen Niedergang befindet.
Die erste Voraussage war, dass Zauberei und Satansanbetung in den Gemeinden stattfinden würden. Vor nicht allzu langer Zeit sah ich ein Video über ein Osterschauspiel, das in einer prominenten Gemeinde aufgeführt wurde. Dazu gehörten verführerisch gekleidete Tänzer, die in sinnlichen Bewegungen um das Kreuz kreisten, um zu demonstrieren, was Satans Horden bei der Kreuzigung Christi taten. Ich war entsetzt über dieses Schauspiel zu Füßen Jesu, während er am Kreuz hing und alles mit ansah. Mir war klar, dass dies alles keine direkte Satansanbetung war, aber diese Inszenierung stellte etwas Schändliches heraus und gab ihm großes Gewicht. Sie zeigte, dass diese Gemeinde unfähig war, zwischen aufreizender Unterhaltung und reiner Anbetung zu unterscheiden.
Wie können wir ein Evangelium des Lichts predigen, wenn Finsternis als Evangelium präsentiert wird? Wir sind nicht die erste Generation, die das erlebt. C.H. Spurgeon, der berühmte Prediger des 19. Jahrhunderts, erlebte in seiner Zeit, wie dieselbe Versuchung in die Gemeinden vordrang. Er schrieb:
„Selten hat der Satan den Gemeinden etwas Schlaueres eingeredet, als dass es ein Teil ihres Auftrages sei, den Menschen Unterhaltung zu bieten, um sie gewinnen zu können… Das Zeugnis der Kirche hat sich immer mehr verflacht … man [wurde] gleichgültig und nahm weltliche Einflüsse nicht mehr so tragisch. Bald wurden sie am Rand der Gemeinden toleriert. Heute werden sie offiziell übernommen mit dem Argument, dass man so die großen Massen erreichen könne.
Dem entgegne ich als Erstes: Nirgends in der Schrift wird ersichtlich, dass es zu den Aufgaben der christlichen Gemeinde gehört, den Menschen Unterhaltung anzubieten. Wenn das zu den geistlichen Werken gehörte, hätte nicht Jesus Christus dies erwähnt? Er sagte aber: ‚Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung‘ (Markus 16,15). Das ist deutlich genug. Ebenso deutlich wäre es gewesen, hätte Er hinzugefügt: ‚…und bietet denen, die das Evangelium nicht mit großem Interesse annehmen, Unterhaltung an“ […] Ich lese nichts davon, dass Er gesagt hat: Lauf ihnen nach, Petrus, und sage ihnen, dass wir ab morgen eine neue Art Gottesdienst halten werden, attraktiv, mit kurzer Predigt…‘
Zuletzt: Die ‚christliche Unterhaltung‘ verfehlt ihren Zweck … Lasst die Sorglosen und Spötter, die Gott danken, dass die Kirche ihnen auf dem halben Weg entgegengekommen ist, aufstehen und Zeugnis geben. Lasst die … aufstehen, bei denen das ‚christliche Theaterstück‘ den entscheidenden Ausschlag zu ihrer Bekehrung gegeben hat. Niemand wird sich erheben! Die Evangelisation durch Unterhaltung führt niemanden zur Bekehrung.“
Die Predigt von Spurgeon enthält einen Satz, der mir den Titel für diesen Predigtbrief gab: „Es wird die Zeit kommen, wenn sie statt Hirten, die die Schafe weiden, Clowns haben werden, die die Böcke unterhalten.“
Freunde, Paulus ließ Titus und seine Brüder nicht auf Kreta zurück, um die Menschen zu unterhalten. Und Jesus ließ uns nicht auf dieser verfinsterten Erde zurück, um andere zu amüsieren. Wir sind aus einer göttlichen Absicht hier: Damit wir von Gott hören, nach seinem heiligen Wort leben und anderen sein heiliges Wort verkünden, das mit Überführungskraft und Vollmacht die Kultur durchdringt.
Paul sagt, dass wir drei Dinge zu tun haben, während wir auf „Kreta“ sind.
Das erste ist: Jemand sein, „der sich an das zuverlässige Wort hält, wie es der Lehre entspricht, damit er imstande ist, … mit der gesunden Lehre zu ermahnen“ (Titus 1,9). Das Wort „gesund“ bezeichnet hier etwas, das unverrückbar, unbestreitbar, felsenfest ist. Gott gab uns eine zuverlässige Lehre, auf die wir unser Leben gründen können. Dies bedeutet, dass unsere Lehre nicht frivol sein kann oder nur die Ohren kitzelt. Solche Lehren sind heute hier und werden schon morgen vom nächsten Windhauch menschlicher Launen weggefegt. Für einige in der Gemeinde kann dies bedeuten, den neuesten christlichen Bestseller beiseitezulegen und Gottes Wort in die Hand zu nehmen, das er uns zu unserem ewigen Nutzen gegeben hat.
Zweitens soll unser Leben ein heiliges Zeugnis sein. „Ich will, dass du dies mit allem Nachdruck bekräftigst, damit die, welche an Gott gläubig wurden, darauf bedacht sind, eifrig gute Werke zu tun. Dies ist gut und nützlich für die Menschen“ (Titus 3,8). Und drittens sollen wir das Evangelium in Wort und Tat verkündigen: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen“ (2,11).
Ich frage Sie: Praktizieren wir diese Dinge als lebendige Lichter Gottes in einer dunkler werdenden Kultur – als sein Salz, das dazu dienen soll, Leben zu bewahren? Oder haben wir unsere heilige Würze verloren? Haben wir sein Wort darauf beschränkt, Ratschläge für eine bessere Lebensführung zu vermitteln? Wenn wir wirklich glauben, dass das Evangelium Christi – dass er für Sünder starb – eine Gute Nachricht ist, dann werden wir anderen davon erzählen, ohne uns dafür zu entschuldigen. Und sie werden die Kraft des Evangeliums an dem Zeugnis unseres Leben erkennen. Amen.