Christus nähren

Als Jesus auf dem Weg nach Galiläa war, kam er zum Jakobsbrunnen in Samaria. Erschöpft von der Reise hielt er an, um sich dort auszuruhen, während seine Jünger gingen, um Essen zu kaufen. In der Zwischenzeit kam eine Samariterin an den Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Jesus hatte eine einfache Bitte an sie: „Gib mir zu trinken!“ (Johannes 4,7).

Christi Worte an diese Frau eröffneten ein langes Gespräch. Am Ende redete sie ausführlich, und so tat es auch Jesus. Während ihres Gesprächs war sie erstaunt über die Dinge, die er ihr sagte. Schließlich sagte sie: „Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin es, der mit dir redet“ (4,25-26).

Gerade als Christus ihr seine Identität offenbarte, kehrten die Jünger zurück. Sie waren verwundert, ihren Meister so tief in das Gespräch mit dieser Samariterin verwickelt vorzufinden. Als sie sich hinsetzten, um das Mahl vorzubereiten, eilte die Frau mit weit aufgerissenen Augen in den Ort zurück. Schließlich, als das Essen fertig war, sagten sie: „Rabbi, iss“ (4,31).

Jesus reagierte mit dieser rätselhaften Feststellung: „Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt“ (4,32). Damit sagte er ihnen im Wesentlichen: „Ich wurde schon genährt. Es hat sich hier etwas ereignet, während ihr weg wart, und ich bin ganz voll. Ihr seht, da ist etwas, was ihr bei mir nicht bemerkt. Meine Speise ist nicht von dieser Welt.“

Christus erklärte: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe“ (4,34). Nun, wir wissen alle, dass Gottes Werk ist, das Evangelium zu säen und zu ernten und dabei eine Seelenernte einzubringen. Jesus sagt schon im nächsten Vers: „Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate, und die Ernte kommt? ... Hebt eure Augen auf und schaut die Felder an! Denn sie sind schon weiß zur Ernte“ (4,35).

Kurz: Wir sollen am Werk des Königreich Gottes, des Bezeugens, des Bestätigens und des Seelengewinnens sein. Jesus vollbrachte dieses Werk bei der Samariterin. Die Bibel sagt, dass sie glaubte, dass er der Messias war, indem sie bezeugte: „Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ (4,29).

Nun, es steht eine Absicht hinter all unserer Arbeiten im Königreich. Und diese Absicht geht über eine große Seelenernte hinaus. Der Wille des Vaters seit der Schöpfung – seine umfassende Absicht hinter der Geburt der Menschheit – war es, einen Leib der Gemeinschaft für seinen Sohn zu erschaffen. Und hier, in dieser Szene am Jakobsbrunnen, sehen wir Christi Bedürfnis nach Gemeinschaft gestillt.

Jesus sagte seinen Jüngern im Wesentlichen: „Meinem Hunger wurde durch diese Frau begegnet. Alles, worum ich bat, war ein Schluck Wasser. Aber sie nährte mich. Sie brachte mir ein ehrliches, suchendes Herz. Als ich zu ihr sprach, hörte sie genau zu. Sie wartete mir auf, indem sie jedes Wort hörte, das ich zu ihr sprach. Und sie beherzigte meine Worte, indem sie sie glaubte und nach ihnen handelte. Ihr müsst verstehen, dass diese Art der Gemeinschaft Nahrung für mich ist.“

Die Schrift sagt, dass Christus vor der Erschaffung der Welt gezeugt wurde: „(Sein) Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat“ (Hebräer 1,2). „Derselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge wurden durch ihn gemacht, und ohne ihn wurde auch nicht ein Ding gemacht, das gemacht wurde“ (Johannes 1,2-3; a. d. englischen King James Version).

Schon ganz am Anfang sehen wir den Herrn nach Gemeinschaft mit dem Menschen suchen. Sein Geist ging mit Adam im Garten Eden mit und sie unterhielten sich in der Kühle des Tages. Diese intimen Zeiten waren Nahrung für den Herrn, sie erfreuten und gefielen ihm. Eine solche Gemeinschaft war von Anfang an sein Plan. Aber als Adam sündigte, wurde diese Gemeinschaft zerbrochen.

Später in der Genesis lesen wir von einem Mann namens Henoch, der in den Himmel genommen wurde: „Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr da, denn Gott nahm ihn hinweg“ (1. Mose 5,24). Henoch hatte 365 Jahre lang Gemeinschaft mit dem Herrn. Doch er lebte nur die Hälfte der normalen Lebensspanne zu jener Zeit. Als ich darüber nachdachte, spürte ich Gottes Geist fragen: „Warum, meinst du, brachte ich Henoch schon so bald in die Herrlichkeit? Seine Zeitgenossen lebten, um sieben- oder achthundert Jahre alt zu werden. Warum sollte ich ihn in der Mitte seines Lebens wegnehmen?“

Ich hatte keine Antwort. Der Geist flüsterte: „Gemeinschaft ist meine Nahrung, David. Mein Wort sagt, dass Henoch mit mir wandelte. Dies bedeutet, dass er mit mir Gemeinschaft hatte, mir aufwartete, anfing, meine Stimme zu erkennen. Er hörte zu, als ich ihm mein Herz öffnete. Unsere Gemeinschaft wurde so intim, dass ich ihn hier bei mir in der Ewigkeit haben wollte, wo es keine Nacht gibt. Also holte ich ihn für eine unaufhörliche, ununterbrochene Gemeinschaft an meine Seite.“

Der Herr stellte mir dieselbe Frage über Moses: „Warum rief ich meinen geliebten Diener zu mir, als auch er in den besten Jahren seines Lebens stand?“ Sie mögen denken: „Weil Moses nicht in das Verheißene Land eingehen sollte.“ Aber Tatsache ist, dass Israel nicht geradewegs nach Kanaan hineinzog. Moses hätte noch eine ganze Weile länger leben können.

Ich höre den Herrn sagen: „Moses hatte mit mir Gemeinschaft wie sie kein anderer Mensch hatte. Warum, meinst du, kam er mit einem übernatürlichen Glanz auf seinem Gesicht vom Berg herab? Das Gesetz konnte diesen Glanz nicht hervorrufen. Er war die Auswirkung davon, vierzig Tage und Nächte in meiner Gegenwart zu sein. Als wir einander von Angesicht zu Angesicht begegneten, nährte er mich. Ja, ich wies ihn in dieser Zeit an. Aber wir hatten auch süße Gemeinschaft. Ich redete zu Moses und er hörte mir zu. Ich zeigte ihm, auf welche Weise das Zelt eine Illustration von mir war, voll von Herrlichkeit. Also, als ich Moses schließlich wegnahm, geschah es, um ihn an meiner Seite zu haben, zusammen mit Henoch.“

Als nächstes kam die Frage: „Was ist mit Elia? Warum, denkst du, schickte ich einen Streitwagen, um ihn wegzunehmen? Dieser feurige Prophet hätte noch viele weitere Jahre als treuer Zeuge für mich leben können. Ich hatte ihm gerade erst eine Vision davon gegeben, was wahrer Dienst ist. Aber stattdessen wollte ich Elia in meine Gegenwart holen. Er hatte vor mir gebetet, wie nur wenige Menschen es taten. Und ich wollte ihn an meiner Seite haben, zur ununterbrochenen Gemeinschaft für alle Ewigkeit.“

Nun waren drei intime Diener beim Herrn versammelt. Dies gibt den Worten Jesu eine umfassendere Bedeutung: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Matthäus 18,20). Mit anderen Worten: „Wann immer zwei oder drei von euch in Gemeinschaft zusammen sind, bin ich dort bei euch, im Gespräch und in Gemeinschaft. Und das nährt mich. Es macht mir Freude, euch zu haben, um mir aufzuwarten. Ihr dient mir in tiefer Weise, indem ihr darauf wartet, meine Stimme zu hören. Ihr erfüllt die Absicht des Vaters, die er schon von Anfang an hatte.“

Lassen Sie mich Sie nun zum Berg der Verklärung mitnehmen. Jesus hatte drei seiner Jünger dorthin geführt: Petrus, Jakobus und Johannes. Plötzlich bewegte sich Christus vor den Augen dieser Männer in den himmlischen Bereich hinein: „Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie das Licht“ (17,2). Als nächstes lesen wir: „Mose und Elia erschienen ihnen und unterredeten sich mit ihm“ (17,3). Das griechische Wort hier für „unterreden“ ist „bald reden“ und bedeutet „vereinigen, Gemeinschaft halten“. Mose und Elia hatten Gemeinschaft mit Jesus, wobei sie sich hin und her unterhielten.

Worum ging es in dieser Szene? Ich glaube, dass sie nichts mit dem Dienst Jesu auf der Erde zu tun hatte. Sie hatte auch nichts mit seinen Jüngern zu tun. Schließlich gab Christus ihnen die Anweisung: „Sagt niemandem die Erscheinung <weiter>, bis der Sohn des Menschen aus den Toten auferweckt worden ist!“ (17,9).

Nein, ich glaube, dass Jesus in seinem verherrlichten Leib sich nach einem letzten Mahl sehnte. Er wusste, was bevorstand, und er hungerte nach jener Nahrung, die der Mensch „nicht kennt“. Er war kurz davor, sich dem Kreuz gegenüberzusehen, den Preis zu bezahlen, mit dem er einverstanden war, um die Menschheit von der Sünde zu erlösen. Und nun wünschte er ein Fest mit intimen Freunden, um seine Seele für die bevorstehende Qual zu stärken. Meiner Meinung nach war die Begegnung Christi mit Mose und Elia ein Geschenk vom Vater. Gott wollte seinem Sohn eine Erinnerung an die Herrlichkeit geben und sagen: „Hier ist die himmlische Nahrung, die auf dich wartet.“

Das folgende Gleichnis sollte die Art und Weise verändern, wie jeder Christ Gemeinschaft ansieht:

„Wer aber von euch, der einen Sklaven hat, der pflügt oder hütet, wird zu ihm, wenn er vom Feld hereinkommt, sagen: Komm und leg dich sogleich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Richte zu, was ich zu Abend essen soll, und gürte dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; und danach sollst du essen und trinken? Dankt er etwa dem Sklaven, dass er das Befohlene getan hat? Ich meine nicht. So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren“ (Lukas 17,7-10).

Wir wissen, dass der Meister in diesem Gleichnis Jesus ist. Und der Sklave hier repräsentiert jeden Gläubigen. Klar, in diesem Gleichnis geht es darum, Christus zu nähren. Und offensichtlich sieht unser Herr dieses Handeln als unsere höchste Berufung an.

Sie mögen einwenden: „Ich dachte, unsere höchstmögliche Berufung sei es, in die Erntefelder zu gehen, um zu arbeiten.“ Das ist wahrlich eine hohe Berufung. Aber Jesus sagt, dass es nicht die höchste ist. Die „hohe Berufung Gottes in Christus Jesus“, wie Paulus sie nennt, ist, ihn zu nähren. Der ganze Dienst muss aus Gemeinschaft und Intimität mit Christus geboren werden. ich verstand dies nicht, bis ich mich selbst in die Schuhe eines Dieners begab.

Plötzlich bin ich derjenige auf dem Feld, und pflüge und füttere die Schafe. Als der Arbeitstag vorbei ist, bin ich müde, verschwitzt und hungrig. Ich habe hart und treu gearbeitet, und nun brauche ich Nahrung. Also gehe ich zum Speisesaal des Meisters, um ernährt zu werden. Sobald ich eintrete erwarte ich, meinen Meister sagen zu hören: „Bitte, setz dich. Du musst erfrischt werden.“ Also stehe ich nahe beim Tisch, ausgehungert aussehend, mit flehenden Augen: „Ich bin in Not“. Aber der Meister sagt nicht: „Setz dich und iss.“ Stattdessen befiehlt er: „Binde dir deine Schürze um. Ich bin bereit zu essen, also diene mir zunächst. Dann, nachdem du mir gedient hast, wirst du essen und trinken.“

Hier ist der eindeutige Beweis, dass wir berufen sind, Christus zu nähren. Auf den ersten Blick erscheint dieser Befehl grob und anspruchsvoll. Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Der gottesfürchtige Prophet Elia gab einen ähnlichen Befehl, als er von einer Witwe gespeist wurde. Elia sagte ihr: „Mache mir zuerst einen Kuchen. Danach kannst auch du essen.“ Was in beiden Abschnitten eigentlich gesagt wird, ist: „Setze Gottes Königreich an die erste Stelle. Dann wird dir alles andere gegeben werden.“

Wenn ich sehe, was Jesus hier wirklich sagt, schmilzt mein Herz. Er hatte seinen Jüngern schon gesagt: „Ich habe euch Freunde genannt“ (Johannes 15,15; a. d. englischen King James Version). Und nun sagt er im Wesentlichen: „Ihr seid meine Diener, aber ich nenne euch Freunde. Und da ist in mir eine Not, der nur durch eure Freundschaft begegnet werden kann. Ihr seid den ganzen Tag auf den Feldern gewesen und habt für mich gearbeitet, und nun seid ihr müde und hungrig. Aber bevor ich euch ernähre, brauche ich euch, um etwas für mich zu tun. Ich möchte, dass ihr euch an meinen Tisch setzt und mich zu euch sprechen lasst. Ich habe so vieles auf dem Herzen, das ich euch erzählen möchte. Ich freue mich jeden Tag auf diese Zeit, in der ich Gemeinschaft mit euch haben kann. Gürtet euch nun und dient mir.“

Wir sollen uns diesen Diener nicht als einen Kellner vorstellen, der hektisch von der Küche zum Tisch flitzt. Nein, dieser Diener, den Christus hier präsentiert, ist das Bild eines Freundes, der eingeladen ist, einfach dazusitzen und zuzuhören. Der Meister sagt ihm: „Ich habe dich vermisst. Jetzt nähre mich, indem du mir erlaubst, dir mein Herz auszuschütten. Lass mich in dein Leben sprechen. Ich möchte dir zukünftige Dinge zeigen.“

Also, Sie sehen, dass Christus zu nähren keine Einbahn-Beziehung ist, bei der wir das ganze Reden übernehmen. Vielmehr nähren wir unseren Meister, indem wir uns freuen, seine Stimme zu hören. Wir speisen ihn, indem wir ihm geduldig zuhören. Dem Propheten Hesekiel beschrieb der Herr es so: „Die Söhne Zadoks, die den Dienst an meinem Heiligtum versehen haben ... sie sollen mir nahen, um mir zu dienen ... Sie sollen in mein Heiligtum hineinkommen, und sie sollen meinem Tisch nahen, um mir zu dienen“ (Hesekiel 44,15-16). Die Zadok-Priester hatten die höchste Berufung im Volk Gottes. Was erwartete der Herr von ihnen? Er wollte, dass sie ihm an seinem Tisch dienten. Heute tun wir dies, indem wir dem Herrn ein Ohr leihen, um seine Stimme zu hören.

Jesus spricht von derselben intimen Tischgemeinschaft: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen und er mit mir“ (Offenbarung 3,20). Christus sagt damit im Wesentlichen: „Ich bin hier und möchte zu einem Tischgespräch mit dir eintreten. Ich möchte dich nähren, und dich mich nähren lassen.“

Sie mögen denken: „Aber Jesus benutzt so kalte Worte in diesem Gleichnis, solche wie ‚schuldig sein’ und ‚unnützer Sklave’. Es klingt so unbarmherzig. Das reiht sich nicht in Gottes Charakter ein.“ In Wirklichkeit bedeutet das griechische Wort für „unnütz“ hier „nicht verdienstvoll“. Und das Wort für „schuldig sein“ bedeutet „von Nutzen“. Kurz: Jeder treue Diener sollte zugeben: „Da ist nichts Verdienstvolles an dem, was ich getan habe. Ich habe nur getan, was mir Nutzen bringt.“

Jesus sagt damit, mit anderen Worten: „Verlasse nicht meine Gegenwart und denke: ‚Mein Meister muss mir gegenüber dankbar sein. Ich habe ihm heute Qualitätszeit gegeben. Nun ist er mir etwas schuldig.’ Du weißt, dass meine Gnade nicht verdient werden kann. Sie ist ein Geschenk, das dir freiheraus gegeben wird. Und meine Gebote sind nicht schwer. Im Gegenteil, sie nützen dir. Also, wann immer du mich nährst, betrachte es nicht als ein verdienstvolles gutes Werk. Solche Taten bauen kein Guthaben gegenüber der Sünde auf.“

Die Angelegenheit, Christus zu nähren, sollte uns zutiefst demütig machen. Wir sollten uns selbst ehrlich fragen: „Warum sollte Jesus mich in seiner Nähe haben wollen? Warum bittet er mich, in seiner Gegenwart zu verweilen? Ich bin so schwach im Glauben und anfällig dafür, zu versagen. Doch er sagt, dass es ihn nährt, wenn ich ihm aufwarte und auf seine Stimme höre. Er sagt, es ist Speise für ihn, wenn ich danach hungere, ihn sprechen zu hören. Wie könnte das sein?“ Mögen uns solche Gedanken immer vor dem Herrn demütig bleiben lassen.

Wenn ich bete, beginne ich damit, dass ich mit Preis und Danksagung in Gottes Vorhöfe trete. Dann verbringe ich Zeit damit, anzubeten. Als nächstes habe ich eine Zeit der Fürbitte, in der ich für die Anliegen bete, die an unseren Dienst geschickt wurden. Ich bringe auch Bittgesuche vor, sowohl für Witwen ein als auch für die Vaterlosen, Obdachlosen, Armen, Älteren, Kranken und Geplagten. Zum Schluss bete ich für meine Familie, und um Führung für diesen Dienst. Dann sitze ich still da und warte darauf, dass der Herr Jesus spricht.

Kürzlich, nach meiner Gebetszeit, wollte ich gerade aufstehen und gehen. Aber ich hörte eine leise, sanfte Stimme flüstern: „David, bitte geh nicht. Verlass mich noch nicht. Ich habe dir noch so viel mehr mitzuteilen. Da ist so vieles in meinem Herzen, von dem ich wünsche, es dir zu zeigen, über die Nöte der Welt und den Zustand meiner Gemeinde. Du nährst mich durch Zuhören.“

In Lukas 24 finden wir eine bewegende Szene vor, was die Sehnsucht Christi betrifft, genährt zu werden. An diesem Punkt war Jesus auferweckt worden, und er hatte sein Erlösungswerk vollbracht. Nun ist er in seinem verherrlichten Körper. Er ist immer noch ein Mensch, von menschlichen Gefühlen berührt, aber er ist nicht durch materielle Hindernisse begrenzt. Er kann nach Belieben erscheinen und verschwinden, und keine Tür oder Mauer kann ihn aufhalten.

Wohin ging der Herr zuerst? So kurz nach seiner Auferstehung rührte sich etwas in seinem verherrlichten Wesen. Er war hungrig und wollte die „Speise ... die ihr nicht kennt“ (Johannes 4,32). Zuerst sehen wir ihn auf der Straße von Jerusalem zum nahe gelegenen Emmaus. Plötzlich erschien er zwei Jüngern, die wegen seines Todes niedergeschlagen waren. Die Schrift sagt: „Und es geschah, während sie sich unterhielten und miteinander überlegten, dass sich Jesus selbst nahte und mit ihnen ging; aber ihre Augen wurden gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten“ (Lukas 24,15-16).

Genau wie er es bei der Samariterin tat, begann Jesus ein Gespräch mit diesen Männern. Er fragte: „Worüber sprecht ihr beiden? Und warum seid ihr so traurig?“ Sie waren fassungslos und sagten: „Bist du der Einzige, der sich in Jerusalem als Fremdling aufhält und nicht weiß, was dort geschehen ist in diesen Tagen?“ (24,18 mit Fußnote).

Spielte Jesus mit diesen Männern in ihrer Trauer? Nein, absolut nicht. Tatsächlich tat er genau das Gegenteil, indem er aus den Tiefen ihrer Herzen schöpfte. Er erlaubte ihnen, ihren angestauten Gefühlen ein Ventil zu geben, sogar bis zu dem Punkt, Unglauben auszusprechen. Und er ging auf ihren Unglauben ein: „Von Mose und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf“ (24,27). Sagen wir, es war eine Seminarausbildung. Diese Männer bekamen alles: Prophetien über das Kommen Christi, und die Bedeutung seines Todes, seiner Grablegung und Auferstehung.

Worauf war Jesus hier aus? Warum entschied er sich, mit diesen beiden Männern mitzugehen und zu reden? Er wollte einfach Qualitätszeit mit seinen Freunden. Er genoss die Gemeinschaft ohne Eile mit ihnen, wobei er ihnen sein Herz und sein Wort in süßer Gemeinschaft offenlegte. Und die hörenden Ohren und brennenden Herzen der beiden Männer nährten ihn.

An jenem Abend machten die Männer an einem Gasthaus Halt, um dort zu übernachten. An diesem Punkt „stellte“ Jesus „sich, als wollte er weitergehen“ (24,28). Vielleicht sagte der Herr: „Brüder, ihr habt mir viel von eurer Zeit gegeben. Und ihr habt gut zugehört, als ich euch mein Herz mitgeteilt habe. Kein Zweifel, ihr seid müde. Ich will euch nicht länger aufhalten. Ich werde weitergehen und euch euch zurückziehen lassen.“

Das hätte das Ende der Geschichte sein können. Tatsächlich ist es bei vielen Gläubigen das Ende. Sie begnügen sich mit einer Einmal-Begegnung, die sie vor Jahren mit Jesus hatten. Jetzt ist alles, was sie suchen, Bibelwissen. Sie sorgen sich nicht darum, nach Intimität mit ihm zu suchen. Sie bezeugen: „Ja, ich kenne Christus. Ich habe tiefe Erkenntnisse über ihn.“ Aber sie warten dem Herrn nicht auf, um ihn zu nähren. Sie kennen seine Stimme nicht. Und sie verpassen die persönliche Offenbarung, wer er ist.

Aber die Jünger auf der Straße nach Emmaus ließen das nicht geschehen. Als Jesus weitergehen wollte, „nötigten [sie] ihn und sagten: Bleibe bei uns!“ (24,29). Das griechische Wort für „nötigen“ hier bedeutet „zwingen“. Einfach ausgedrückt: Sie wollten ihn nicht gehen lassen. Erinnern Sie sich daran, dass sie ihren Meister immer noch nicht erkannten. Aber ihre Herzen brannten von den Worten, die er zu ihnen gesprochen hatte (siehe 24,32). Nun drängten sie ihn: „Du musst bei uns bleiben.“

Dies war die Antwort, auf die es Jesus abgesehen hatte. Er hatte den beiden noch so viel mehr zu sagen. Und als nächstes lesen wir einige der lieblichsten Worte in der Bibel: „Er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben“ (24,29). Diese beiden Männer hatten Christus genährt, indem sie seinem Herzen zuhörten. Und nun nahm er sie an seinen Tisch, wo er sie nährte: „Es geschah, als er mit ihnen zu Tisch lag, nahm er das Brot und segnete es, und als er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen. Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde vor ihnen unsichtbar“ (24,30-31).

Dank sei Gott! Diese Jünger nötigten Jesus, zu bleiben. Sonst wären ihnen niemals die Augen für den lebendigen Christus geöffnet worden. Sie wären mit einem Zeugnis nur für das Papier nach Jerusalem zurückgekehrt: „Wir trafen jemanden auf dem Weg nach Emmaus, der uns tiefgreifend aus dem Wort gelehrt hat. Es setzte unser Herz in Brand und wir haben Christus verstanden, wie nie zuvor.“ Die anderen Jünger hätten sie mit der Frage bedrängt: „Aber habt ihr den Herrn gesehen? Habt ihr ihn berührt? Habt ihr herausgefunden, wo er ist? Ihr sagt, eure Herzen wurden in Brand gesetzt. Aber sagt uns: Lebt Jesus?“ Leider hätten sie darauf nicht antworten können.

Stattdessen eilten diese treuen Männer zu ihren Brüdern in Jerusalem zurück, und waren in der Lage, ihnen dieses pulsierende Zeugnis zu geben: „Der Herr erschien uns! Wir sprachen und aßen mit ihm. Ich sage euch, wir sahen ihn lebendig. Und er speiste uns mit Gottes Wort aus seinem eigenen Mund. Ja, er ist am Leben und wohlauf“ (siehe 24,33-35). Dann, genau in diesem Moment, erschien Jesus in ihrer Mitte.

Nicht viele Menschen wollen sich die Zeit nehmen, dem Herrn aufzuwarten. Die meisten wollen sich damit begnügen, in die Gemeinde zu gehen, das Wort gepredigt zu hören und nur in ihrem Wissen über Jesus zu wachsen. Manchmal mag ihr Herz in ihnen brennen, wenn sie Gottes Wort hören. Aber sie wollen den Preis für Intimität mit Christus nicht zahlen.

Nun, Petrus sagt uns: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus!“ (2. Petrus 3,18). Das ist genau das, was die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus erlebten. Sie wuchsen in ihrem Wissen über den Herrn, aus den Schriften. Aber das war nur die Grundlage. Es war nicht das vollendete Werk. Paulus wusste das und schrieb: „[Lasst uns] in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4,15; meine Betonung).

Hier ist das Thema schlicht und einfach: Jesus Christus möchte die bedeutendste Kostbarkeit in Ihrem Leben sein. Er möchte Ihnen mehr bedeuten als Ihr Beruf, Ihre Karriere, sogar Ihre Familie. Und er möchte Ihnen mehr und mehr kostbar werden, während die Tage vergehen.

Also, wie kostbar ist Ihnen Jesus? Sie könnten behaupten: „Er ist das Kostbarste in meinem Leben. Christus ist alles für mich.“ Wenn das wahr ist, werden Sie nicht mit bloßem Kopfwissen zufrieden sein. Sie werden sich danach sehnen, ihn zu Ihnen sprechen zu hören. Und Ihre Sehnsucht, ihm aufzuwarten, wird wachsen. Seine leise, sanfte Stimme zu hören, wird Ihre größte Freude werden. Und Sie werden nichts im Weg stehen lassen, ihm Ihre Zeit zu geben. In der Tat, je mehr Zeit Sie damit verbringen, ihm aufzuwarten, desto weniger werden Sie wegen der Schwierigkeiten dieses Lebens besorgt sein.

Haben Sie diesen Gang nach Emmaus mit Christus eingeschlagen? Sind Sie in seinem Wort gut gelehrt worden, wobei Ihr Herz sich wahrhaftig freute? Noch wichtiger: Haben Sie sich daran erfreut, ihn zu bedienen und ihn zu nähren? Beachten Sie: Da ist eine Gefahr, von der Gemeinschaft mit ihm abzufallen. Paulus spricht von „einem Abfallen“, das über die Gemeinde kommen soll (2. Thessalonicher 2,3; a. d. englischen King James Version). Das griechische Wort hier deutet ein Weglaufen oder eine Scheidung an. Kurz: Viele werden vom Herrn weglaufen, indem sie jede Liebe zu ihm aufgeben und sich selbst von seiner Gemeinschaft scheiden.

Doch lassen Sie mich Ihnen ein Wort der Hoffnung geben. Ich habe etwas gelernt, das mir den Herrn noch kostbarer macht. Ich glaube, dass dieser Schlüssel meine Offenbarung über ihn erweitert und mich davor bewahren könnte, in den bevorstehenden Tagen zu fallen. Was ist dieser Schlüssel? Es ist etwas, das ich meiner Gebetszeit hinzugefügt habe. Lassen Sie mich erklären.

Ich bete wie gewöhnlich, auf die Weise, wie ich es vorher beschrieben habe. Doch, nachdem ich meine Gebetszeit beendet habe, verharre ich in meiner verborgenen Gebetskammer. Nun beuge ich mich vor dem Herrn und sage: „Jesus, ich bin jetzt einfach für dich da. Ich bringe dir nicht irgendein Anliegen oder irgendeine Fürbitte. Das ist deine Zeit, und nur deine. Ich bin hier, um auf dein Herz zu hören.“ Ich bleibe einfach in seiner Gegenwart, liebe ihn und warte auf ihn. Ich weiß, dass er zu mir kommen und seine Gedanken aussprechen wird.

In der Tat sprach er dies zu meinem Herzen: „Nun weiß ich, dass du mich zum Schatz deines Lebens gemacht hast, David. Ich weiß, dass ich dir kostbarer bin als die Familie, der Dienst und die Arbeit. Du willst mich mehr als irgendetwas sonst. Und das ist Speise für mich. Ich möchte, dass du weiter in dieser Weise zu mir kommst und mich dir mein Herz öffnen lässt. Wenn du das tust, werde ich immer hier sein, um zu dir zu sprechen.“

Dann gab mir der Herr ein letztes Wort, für seine Gemeinde. Ich sage es jetzt zu Ihnen, in aller Aufrichtigkeit: Jesus bittet Sie, ihn zu nähren, indem Sie ihm täglich Qualitätszeit geben. Ich spreche hier nicht von der Zeit, die Sie damit verbringen, in der Bibel zu lesen oder für Nöte zu beten. Das sollte alles in Ihrer eigenen Zeit geschehen.

Aber wenn Sie Ihre Tagesarbeiten abgeschlossen haben, dann kommen Sie an den Tisch des Meisters, um ihm zu dienen. Er bittet Sie, einfach in seiner Gegenwart zu warten, bis Sie seine Stimme hören. Er möchte Zeit, um Ihnen sein Herz auszubreiten. Also, machen Sie ihre Zeit, in der Sie ihm dienen, zu einer Zeit ohne Uhr. Jedes Mal wenn Sie auf ihn warten, verspricht er, zu Ihnen zu sprechen.

Was für ein Privileg, unseren kostbaren Herrn und Retter zu nähren.

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.