Das Handtuch aufnehmen

In der berühmten Passage in Johannes 13 nahm Jesus ein Handtuch und ein Waschbecken und wusch die Füße Seiner Jünger. Er wies Sie an:

„Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen“ (Johannes 13,14).

Einige ergebene Christen nehmen diesen Vers wörtlich. Sie haben es zu ihrem Brauch gemacht, „Fußwaschungs“-Gottesdienste zu haben. Dies ist lobenswert – doch wenn es lediglich ein Ritual bleibt, ist die wahre Bedeutung der Fußwaschung verloren gegangen.

Nachdem Jesus die Füße der Jünger gewaschen hatte, legte Er sein Obergewand wieder an, setzte sich nieder und fragte sie: „Wisst ihr, was ich euch gerade getan habe?“ Mit anderen Worten: „Versteht ihr die geistliche Bedeutung der Fußwaschung?“

Ich glaube, dass die Frage des Herrn genauso für uns heute gilt. In der Tat, etwas sehr Kraftvolles und Grundlegendes fand statt; Christus erteilte dabei Seiner Kirche eine ihrer wichtigsten Lektionen. Doch verstehen wir die Tiefen dessen, was Jesus tat, indem Er die Füße der Jünger wusch?

Jesus führte keine feste Ordnung ein, die über die Kirchenzeitalter fortgeführt werden sollte, solch eine wie Abendmahl und Wassertaufe. Wenn das so wäre, hätte Er sie gleich zu Beginn der Schulung der Jünger eingeführt. Und Er hätte sich selbst der Fußwaschung unterworfen, wie Er es bei der Wassertaufe getan hatte.

Ich habe meine Bibelkommentare eingehend studiert, um zu sehen, was die Kirchenväter zu dieser Szene gesagt haben. Fast ohne Ausnahme schrieben sie, dass ihre Bedeutung in Jesu Beispiel der Demut liegt. Er nahm den niedrigen Platz ein, um uns zu zeigen, was es heißt, demütig zu sein. Doch ich glaube, dass diese Interpretation völlig an der Bedeutung dieses Abschnitts vorbeigeht. Schließlich hatte Jesus bereits ein Beispiel der Demut gegeben, indem Er menschliche Gestalt annahm – indem Er Seine Herrlichkeit beiseitelegte und als Knecht auf die Erde kam.

Nein – diese Passage sagt so viel mehr als das aus! Ich glaube, dass Jesus uns ein Beispiel für die Art physicher Manifestation gab, die Er am meisten begehrt – jene des „Aufnehmens des Handtuchs“!

Wenn wir heute von Manifestationen sprechen, denken wir an Leute in Kirchenversammlungen, die auf den Boden fallen. Vielen erscheint diese Art von Wirkungen befremdlich. Doch während Sie Gottes Wort studieren lernen Sie, dass Jesus eine Menge über ungewöhnliche physische Manifestationen sagte.

Jesus redete nicht über das Zubodenfallen. Aber Er sprach davon, in den Boden zu fallen und zu sterben – um Frucht zu tragen! Er sprach von der Manifestation, das Kreuz auf sich zu nehmen – eine Anstoß erregende Hand abzuhauen, ein ungehöriges Auge auszureißen, eine Extrameile zu gehen.

Doch eine der ungewöhnlichsten aller Manifestationen, über die Christus sprach, ist der Aufruf, das Handtuch aufzunehmen. Während der ganzen Jahre meines Dienstes haben viele Leute gefragt: „Warum waschen wir in der Kirche einander nicht die Füße, wie Jesus es uns angewiesen hat? Er sagte: ‚Wenn ich es tue, solltet ihr es auch tun.’“

Ich antwortete gewöhnlich: „Worüber Jesus spricht ist primär eine geistliche Sache, und nicht nur eine materielle.“ Doch selbst als ich dies sagte, hatte ich keine Vorstellung über die geistliche Bedeutung der Fußwaschung.

Wir bemänteln bestimmte Wahrheiten in der Bibel, weil wir ihre Bedeutung nicht verstehen – und jahrelang verpassen wir die Kraft dieser Passagen. Zum Beispiel sagt uns die Schrift:

„... dient einander durch die Liebe!“ (Galater 5,13).

Und: „Ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes“ (Epheser 5,21; a. d. englischen King James Version).

Wie viele von uns wissen wirklich, was es bedeutet, einander in Liebe zu dienen? Und wie sollen wir uns einander in der Furcht Gottes unterordnen? Es ist sehr einfach zu verstehen, wie sich eine Frau der geistlichen Autorität eines gottgefälligen Ehemannes unterzuordnen hat. Und das gleiche gilt für Kinder, die sich gottgefälligen Eltern unterordnen. Aber auf welche praktische Weise dienen wir einender und ordnen uns im Hause Gottes einander unter?

Ich glaube, dass, wenn wir verstehen, was Jesus mit dem Waschen der Füße Seiner Jünger tat, wir auch diese Konzepte von Dienst und Unterordnung verstehen werden. Sehen Sie, einander in Liebe zu dienen und sich einander in gottgefälliger Furcht unterzuordnen bedeutet sehr viel mehr als Anordnungen von einer höheren Autorität entgegenzunehmen oder ihr gegenüber verantwortlich zu sein. Vielmehr schließen sich diese herrlichen Wahrheiten nur im Kontext des „Aufnehmens des Handtuchs“ auf.

Als ich kürzlich im Gebet war, gab mir der Heilige Geist drei Worte, um mir das Verständnis für diese Angelegenheit des Handtuchaufnehmens zu öffnen. Die drei Worte sind: Schmutz, Trost und Einheit. Hoffentlich wird uns, während wir diese Worte untersuchen, der Heilige Geist Seine Wahrheit aufschließen:

Die Jünger waren zwölf von Gott geliebte Männer – kostbar in Seinen Augen, voller Liebe für Seinen Sohn, reinen Herzens, in voller Gemeinschaft mit Jesus. Doch sie hatten Schmutz an ihren Füßen!

Jesus sagte im Wesentlichen zu diesen Männern: „Eure Herzen und Hände sind rein, aber eure Füße sind es nicht. Sie sind schmutzig geworden in eurem täglichen Wandel mit Mir. Ihr habt es nicht nötig, dass euer ganzer Körper gewaschen wird – nur eure Füße.“

Der Schmutz, den Jesus hier erwähnt, hat nichts mit natürlichem Schmutz zu tun. Es dreht sich alles um Sünde – unsere Fehler und unser Versagen, unser Nachgeben bei Versuchungen. Und es spielt keine Rolle, wie staubig und schmutzig die Straßen im alten Jerusalem waren, kein Zeitalter war jemals so schmutzig wie unseres!

Ich frage mich, wie viele Leute, die jetzt gerade diese Botschaft lesen, etwas Schmutz anhaften haben. Vielleicht sind Sie in dieser Woche in eine Versuchung gefallen oder haben auf irgendeine Weise Gott gegenüber versagt. Es ist nicht so, dass Sie Gott den Rücken gekehrt hätten. Im Gegenteil – sie lieben den Retter leidenschaftlicher denn je. Aber sie fielen, und nun sind Sie betrübt – weil Ihre Füße schmutzig sind!

Die Schrift sagt uns:

„Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt wird, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht. Und dabei gib auf dich selbst acht, dass nicht auch du versucht wirst!“ (Galater 6,1).

Das griechische Wort für Fehltritt bedeutet hier “ein Fall, eine Sünde, eine Übertretung“. Wir sollen jeden Christen, der in Sünde fällt, wiederherstellen, wenn ein reumütiges Herz da ist.

Und Fußwaschung in ihrer tiefsten geistlichen Bedeutung hat etwas mit unserer Haltung gegenüber dem Schmutz zu tun, den wir an unserem Bruder oder unserer Schwester sehen. Also frage ich Sie: „Was tun Sie, wenn Sie jemandem von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, der in Sünde oder in eine Übertretung gefallen ist?“

Was Sie mit dem Schmutz tun, der Ihrem Bruder oder Ihrer Schwester anhaftet, hat alles mit dem Dienst zu tun, den Jesus als „Aufnehmen des Handtuchs“ beschreibt. Es hat alles damit zu tun, wie Sie anderen in Liebe dienen und sich anderen in der Furcht Christ unterordnen.

Lassen Sie es mich sehr klar sagen: Christen können sehr grausam sein! Tatsächlich sind Gläubige oft bösartiger und destruktiver als die Bösen auf den Straßen. Und Jesus wusste das. Er wusste, wie wir beim Anblick des Schmutzes an jemand anderem reagieren – wie wir eine Heiliger-als-du-Haltung einnehmen, richtend, tratschend und verleumdend. In der Tat, fleischliche Christen erfreuen sich am Anblick des Schmutzes bei anderen. Aber ihr Verbreiten des Schmutzes ist die schmutzigste Sünde von allen!

Vor wenigen Wochen habe ich versucht, einen jungen Pastor zu ermutigen, der vom Dienst in seiner Kirche zurücktrat, nachdem er eine moralische Übertretung bekannt hatte. Dieser liebe Mann liebt den Herrn. Er hat ein Herz für die Leute und für Gottes Wort. Aber seine Füße sind schmutzig geworden! Doch er ist total bußfertig.

Sobald ich von seinem Fall und Rücktritt hörte, instruierte mich der Heilige Geist, sofort Verbindung mit ihm aufzunehmen. Ich wusste, dass dieser junge Pastor immer noch ein guter Mann war. Er war nicht plötzlich böse geworden. Sein Herz war wegen seiner Sünde nicht verhärtet.

Doch seine besten Freunde verließen ihn. Jene, die beanspruchten, ihn am meisten zu lieben, ignorierten ihn jetzt, als hätte er eine ansteckende Krankheit. Um es auf die Spitze zu treiben, verlangten seine denominationellen Leiter, ein Video von seinem Bekenntnis zu machen – das jedes einzelne Detail seiner Übertretung wiedergeben sollte.

Ich rief diesen lieben Bruder an – und ich nahm ein Handtuch mit. Ich hinterließ eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter, wobei ich sagte: „Bruder, ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe. Gott hat mit dir nicht Schluss gemacht. Wenn du ein bereuendes Herz hast, wird dich der Herr wiederherstellen. Und ich werde dir beistehen!“

Geliebte, ein Handtuch aufzunehmen ist eine Haltung, eine Verpflichtung. Es bedeutet, alles in unserer Macht stehende zu tun, den Schmutz von den Füßen unseres Bruders zu entfernen. Sie sagt: „Ich bin verpflichtet dir zu helfen, den Schmutz zu entfernen – deinen Ruf, deine Familie wiederherzustellen –, alles zu tun, dich in Christus lebendig zu erhalten!

Ein Freund dieses Pastors rief mich später an. Es sagte: „Du wirst niemals wissen, was dein Telefonanruf meinem Freund bedeutet hat – wie gesegnet, ermutigt und getröstet er war. Niemand anderer hat sich nach ihm ausgestreckt. Deine Worte gaben ihm neue Hoffnung.“

Die Schrift stellt ganz klar fest, dass, wann immer ein Bruder oder eine Schwester von einer Sünde übereilt worden ist, wir diese Person wiederherstellen müssen – in Liebe dienend, uns in der Furcht Gottes unterordnend. Doch Sie mögen fragen, wie wir das tun sollen.

Wir sollen das Handtuch der Barmherzigkeit Gottes aufnehmen und zu dem Verletzten gehen. In der besonderen Liebe Jesu sollen wir all unsere menschlichen Neigungen unterwerfen, ihn zu ignorieren, ihn zu verurteilen, ihn zu entblößen, ihm eine Strafpredigt zu halten und Fehler bei ihm zu suchen – und stattdessen sollen wir uns verpflichten, sein Freund zu sein. Wir sollen helfen, seine Sünden abzuwaschen, indem wir mit ihm das korrigierende, heilende, abwaschende und tröstende Wort Gottes teilen.

Das heißt nicht, Sünde zu übersehen oder deswegen zu zwinkern. Das heißt nicht, Böses gut zu heißen. Wir reden über gefallene Heilige, die reuevolle Herzen haben, doch die ohne Hoffnung sind. Sie wissen, dass sie den Herrn betrübt haben – und sie leben mit Furcht, Schuld und Ablehnung.

Es ist eine ganz andere Angelegenheit bei jenen, die zwei- oder dreimal gewarnt worden sind und doch auf ihre Sünde bestehen. Die Bibel sagt, dass wir solche Gläubige öffentlich scharf tadeln sollen, damit andere Gott fürchten mögen. Oft müssen sie eine Zeit lang aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden bis sie gottgefälligen Kummer demonstrieren. Aber jene, die ihre Sünde zugeben – die sie bekennen und ihr entsagen –, haben jemanden nötig, der ihnen das Handtuch der Barmherzigkeit bringt, um ihnen Reinigung und Heilung zu bringen.

Vor ein paar Jahren rief mich ein Hilfspastor einer sehr großen Kirche unter Tränen an. Er erzählte mir: „Bruder David, ich kann meinen Kopf nicht mehr hochheben, ich bin so gebrochen.“ Er beschrieb mir den Schmerz, den er erlebt hatte, als seine Teenager-Tochter außerhalb der Ehe schwanger wurde. Der Hauptpastor der Kirche verlangte, dass dieser Hilfspastor vor die Gemeinde treten und ihr mitteilen sollte, was seine Tochter getan hatte.

Dieser liebe Mann tat genau das – und es zerstörte seine Tochter. Es brach der Familie das Herz. Aber die Gemeinde wälzte sich in all den Einzelheiten der Sünde dieses armen Teenager-Mädchens.

Dann, ein Jahr später, wurde die Tochter des Hauptpastors schwanger. Aber diesmal tat der Hauptpastor alles, was in seiner Macht stand, um es zu verdecken.

Gott, hab Erbarmen mit uns – weil wir Menschen zerstören, die Schmutz an die Füße bekommen! Wann werden wir jemals lernen, das Handtuch der Barmherzigkeit aufzunehmen – uns selbst zu verpflichten, zu reinigen und wiederherzustellen, anstatt Schmutz in den Wind zu werfen und kostbare Seelen zu zerstören?

Wissen Sie wie es ist, barfuß zu sein, und durch Schlamm gehen zu müssen? Der Schmutz, der sich an Ihren Füßen verkrustet kann wahrlich elendig sein. Sie fühlen sich wesentlich besser, wenn Ihre Füße gewaschen und sauber sind.

Als Jesus den Schmutz von den Füßen Seiner Jünger wusch, wurden sie getröstet. Aber geistlich gesprochen lehrte Jesus dabei den Trost entfernter Übertretungen!

In 1. Korinther 5 lesen wir von einem Mann in der Kirche, der in die schreckliche Sünde der Inzucht gefallen war. Offensichtlich war der Mann unbußfertig, und Paulus wies die Gemeinde an, ihn dem Satan zu übergeben zur Zerstörung seines Fleisches (das heißt zur Rettung seiner Seele). Paulus sagte dabei nicht, dass der Mann verloren wäre und in die Hölle ginge. Nein – er wollte ihn nur aus der Gemeinschaft ausgeschlossen haben und ihn Satans Listen übergeben, damit er an das Ende seiner Weisheit käme und zur Buße getrieben würde.

Später in 2. Korinther 2 fand Paulus heraus, dass derselbe Mann reumütig geworden war, und dass die Gemeinde ihm vergeben hatte. Satan hatte ihn zur Verzweiflung gebracht und die Lust in seinem Fleisch war zerstört worden. Der Mann war reumütig zurückgekehrt. Und nun schrieb Paulus an die Korinther:

„... so dass ihr im Gegenteil vielmehr vergeben und ermuntern solltet, damit der Betreffende nicht etwa durch allzu große Traurigkeit verschlungen werde. Darum ermahne ich euch, zu beschließen, ihm gegenüber Liebe <zu üben>“ (2. Korinther 2,7-8).

Paulus wusste, dass dieser Mann von Kummer und Sorge völlig überwältigt war. Jene in der Kirche hatten seine Zerbrochenheit und Demut gesehen, und sie wurden von einem Geist der Barmherzigkeit überkommen. Sie ermutigten ihn, waren Ihm gegenüber weichherzig und wuschen seine Füße. Jetzt war er rein – und er wurde dem Leib Christi wiederhergestellt. Was für ein wundervolles Bild!

Es gibt heute viele Christen, die sich in demselben Zustand befinden wie dieser Mann, nachdem er von einer Sünde übereilt worden war. Sie sagen zu sich selbst: „Ich habe meinem Retter geschändet. Ich habe Seinem Namen Schande gemacht!“ Doch was sie erleben ist dem nicht gleich, was der 2. Korintherbrief beschreibt.

Ich möchte Ihnen eine Passage aus einem Buch zeigen, das ich vor nicht langer Zeit bekommen habe. Es wurde von der Tochter eines Pastors geschrieben, der vor einigen Jahren von einer Sünde übereilt worden war. Und während all dieser Jahre erduldete die Familie eine alptraumartige Hölle. Sie schreibt:

„... (Die Presse) folgte uns bis nachhause. Wir erhielten Anrufe berühmter Klatschkolumnisten, die uns große Geldsummen für eine Story boten. Es war uns endlich gelungen, Papa aus dem Haus und in ein Restaurant zu bringen, nur um uns dann als Thema der Gespräche der Leute vorzufinden. Es war furchtbar.

Aber Reverend ______ hat sich niemals geschämt, sich mit uns zu identifizieren. Papa pflegte buchstäblich vor dem Telefon zu sitzen und den Anruf dieses Mannes zu erwarten. Er war von Schuld und Scham überwältigt ... Papa war in tiefe Depression versunken ... Leute, denen er so viel von sich selbst gegeben hatte, waren diejenigen, die sich so schroff gegen ihn wandten.

Neue Gerüchte wurden täglich verbreitet. Geistliche schrieben sich gegenseitig, wobei sie jene Gerüchte verbreiteten ... Nur wenige Auserwählte erwiesen sich als wahrhaftig, indem sie christlicher Liebe zeigten und wiederherstellten, indem sie uns anriefen und sich in ihren Gebeten an uns erinnerten.“

Ich kenne den Mann, den diese Tochter beschreibt. Er ist ein hingegebener Mann Gottes, ein guter Vater und ein fürsorglicher Pastor. Sein Herz ist immer noch leidenschaftlich in Jesus verliebt. Tatsächlich wurde er wiederhergestellt und ist Pastor einer wachsenden Kirche.

Doch können Sie sich vorstellen, wie er sich all diese Jahre gefühlt hat? Jeder, dem er jahrelang gedient hatte, wandte sich gegen ihn – einschließlich jener, die er für Christus gewonnen hatte! Er war verheert, von Kummer überwältigt. An einem Punkt schlug seine Tochter ihrem Ehemann vor, dass sie das Gewehr aus dem Haus des Mannes nehmen sollten, weil sie befürchtete, dass er in seiner Depression von Selbstmordgedanken überkommen werden könnte.

Dieser einsame, verzweifelte Mann wartete neben dem Telefon auf einen Anruf seines treuen Pastorenfreundes. Dieser liebende, mitfühlende Geistliche war der einzige, der willens war, seinem Freund ein Handtuch zu bringen – ein klein wenig Trost, ein Wort der Ermutigung, einen kleinen Moment des Lachens.

Können Sie den gefallenen, niedergeschlagenen Pastor beschuldigen, dass er ein wenig Erleichterung wegen der langen Jahre des Schmerzes wollte, den ihm das Volk Gottes und andere Geistliche zugefügt hatten?

Kaum kündigt ein Politiker an, dass er für ein Amt ins Rennen geht, verwandelt sich die Presse in einen Schwarm von Geiern, die in seinem Vorleben graben, nur um etwas Schmutz zu finden. Und wenn sie ihn finden, tragen sie ihn dick über die Schlagzeilen auf, damit ganz Amerika sich darin wälzen kann.

Amerika ist vor Verleumdung verrückt geworden! Das Fernsehen ist voll von Talkshows, die Klatsch, Zurschaustellung und Spott präsentieren. Die Bösen bekommen ihre Begeisterung durch Zerstörung von Menschen, Familien, guten Reputationen. Und je greller der Schmutz ist, desto mehr lieben ihn die Leute.

Aber so etwas hat keinen Platz in Gottes Haus. Die Kirche sollte anders sein. Sie sollte ein Haus der Reinigung sein!

Die Heiden in Ephesus ehrten Gottes Leute, indem sie sie „Christen“ nannten, was so viel wie „gutherzig“ hieß. Sie hatten gesehen, wie gutherzig diese Gläubigen andern gegenüber waren.

„Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat!“ (Epheser 4,32).

Wenn Sie gutherzig sein wollen – um das Handtuch aufzunehmen und einem Bruder oder einer Schwester wiederherzustellen – brauchen Sie nicht in allen Einzelheiten zu wissen, wie jene Person schmutzig geworden ist. Jesus fragte seine Jünger nicht: „Wie habt ihr solch schmutzige Füße bekommen?“Er wollte nur ihre Reinigung vollbringen – um den Schmutz von ihnen wegzubekommen. Seine Liebe zu ihnen war bedingungslos.

Ebenso müssen jene, die in der Fülle Jesu Christi wandeln, die gleiche Haltung der Liebe gegenüber jenen mit schmutzigen Füßen haben. Wir dürfen nicht nach Details fragen. Stattdessen sollen wir sagen: „Lass uns etwas wegen dem Schmutz tun!“

Aber allzu oft ist dies nicht der Fall. Viele Christen wollen in all die ausführlichen Einzelheiten hineinfassen. Sie kommen zu einem Gläubigen, der schmutzige Füße hat, und sagen dann: „Ich möchte deine Füße waschen. Aber sag mir – was ist geschehen? Wie bist du so schmutzig geworden?“

Dann, an irgendeinem Punkt der Geschichte der Verfehlungen bemerkt der neugierige Tröster: „Oha – das ist schlimmer als ich dachte. Darin darf ich nicht verwickelt werden. Damit kann ich nicht umgehen.“ Und nach zwei Minuten der Details kommt er ans Ende seiner kümmerlichen menschlichen Barmherzigkeit. Er beurteilt die Person als zu böse, jenseits aller Hilfe – und entscheidet sich, sie zu ignorieren. Er wirft das Handtuch und geht seiner Wege.

Geliebte, Sie können Füße nicht in der Robe eines Richters waschen! Sie müssen Ihre Selbstgerechtigkeits-Kleider ablegen – Ihre Heiliger-als-du-Haltung – bevor sie irgendeine Reinigung durchführen können. Wie Jesus müssen Sie Ihre Oberbekleidung ablegen und sich mit Liebe gürten. Weg mit aller Selbstgerechtigkeit – allem Stolz, allen Gedanken, dass Sie sich niemals so tief hinab beugen könnten! Sie müssen eine Haltung haben, die sagt: „Es kümmert mich nicht, was du tatest. Wenn du reumütig bist und Gottes Wort hören willst, werde ich freundlich und weichherzig zu dir sein!“

Sie fragen: Doch was, wenn die schmutzige Person vor Ihnen nun ein Judas ist – jemand, der Sie verraten hat?“ Meine Antwort für Sie ist: „Judas war in jenem Raum mit den anderen Jüngern, und Jesus hat auch seine Füße gewaschen. Christus beugte sich um Judas’ Schmutz zu reinigen, obwohl Satan schon Verrat in sein Herz gelegt hatte.“

In der Tat, heutige moderne Judasse können wegen dem Kreuz gerettet werden. Oft denken wir von bestimmten Sündern, solchen wie Homosexuellen oder Lesben, hoffnungslos verhakt zu sein. Wir denken, sie könnten niemals erlöst werden. Doch Paulus sagt von ihnen:

„Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lustknaben noch Knabenschänder noch Diebe noch Habsüchtige noch Trunkenbolde noch Lästerer noch Räuber werden das Reich Gottes erben.

Und das sind manche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes“ (1. Korinther 6,9-11).

Solche sind einige von uns gewesen – aber uns wurden die Füße gewaschen von Jesus! Ich frage Sie – wenn Jesus willens ist, alle Sünder zu rechtfertigen, warum sind wir dann nicht willens, die Füße jener Sünder zu waschen? Paulus sagt, wir sollen freundlich und geduldig sein gegenüber allen Leuten:

„Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, und die Widersacher in Sanftmut zurechtweisen <und hoffen>, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder aus dem Fallstrick des Teufels heraus nüchtern werden, nachdem sie von ihm gefangen worden sind für seinen Willen“ (2. Timotheus 2,24-26).

Paulus sagt: „Du sollst mit jedem weichherzig umgehen, willens sein, ihm die Füße zu waschen. Gott kann ihnen gegenüber jetzt Barmherzigkeit haben – und sie aus ihrer Sünde befreien!“

Unsere Kirche hat nun fast dreißig Wochen damit zugebracht, für Erweckung in New York zu beten. Doch es spielt keine Rolle, wie viel eine Kirche betet; Gott wird dort keine neuen Gläubigen einpflanzen, wenn sie inmitten einer Traube richtender und selbstzentrierter Christen kämpfen müssen.

Sehen Sie, jeder neue Gläubige wird sich die Füße schmutzig machen, bevor er im Glauben gegründet wird. Und er braucht Leute, die willens sind, schnell zu ihm zu gehen, um ihm die Füße zu waschen und ihn wiederherzustellen. Wahre Erweckung reflektiert diesen Geist der Freundlichkeit – einen Geist, der willens ist, das Handtuch aufzunehmen, um schmutzige Gläubige zu reinigen und wiederherzustellen!

Ich glaube, als Jesus den Jüngern die Füße wusch, lehrte er eine grundlegende Lektion darüber, wie man Einheit im Leib Christi erlangt.

Als Jesus sich Petrus näherte, um seine Füße zu waschen, zog der Jünger zurück.

„... [Petrus] spricht zu ihm: Herr, du wäschst meine Füße?“ (Johannes 13,6).

Petrus fragte mit Erstaunen: „Herr, du wirst mir nicht die Füße waschen, oder? Niemals, niemals!“

Jesus antwortete:

„... Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir“ (13,8).

Jesus sagte dabei im Wesentlichen: „Petrus, wenn ich dir die Füße wasche, haben wir kostbare Böden für Gemeinschaft, eine Grundlage für wahre Einheit.“ Ebenso kann auch kein Pastor Einheit in eine Gemeinde bringen, indem er einfach Programme umsetzt und nicht einmal durch sein feuriges Predigen. Nein – Einheit kommt durch das Aufnehmen des Handtuchs!

Nachdem Jesus die Füße Seiner Jünger gewaschen hatte, fragte er sie: „Versteht ihr, was ich euch getan habe?“ Wenn sie die geistliche Bedeutung dessen, was er gerade getan hatte, verstanden hätten – indem er den Schandfleck und die Schuld ihrer Sünde weggenommen hatte –, hätte es in ihnen Dankbarkeit erzeugt.

Ich frage Sie: Was tat Jesus für Sie, als Er Sie reinigte? Er wischte Ihre ganze Verfehlung und Schuld weg – Er entfernte die letzten Überreste der Sünde – und Sie wurden sauber gemacht, ganz. Er legte Dankbarkeit, Danksagung, Freude in Ihre Seele. Er füllte Sie mit solcher Liebe zu Ihm, dass Sie Ihm überall hin folgen und alles für Ihn tun würden. Alles, was Sie wollten, war Gemeinschaft mit Ihm, wegen dem, was Er für Sie tat.

Geliebte, das ist das Geheimnis der Einheit! Wenn Sie das Handtuch der Barmherzigkeit für einen verletzten, gefallenen Bruder aufnehmen, ermutigen Sie ihn, indem Sie ihn in seinem Schmerz umarmen – indem Sie sich gottgefälliger Furcht unterordnen und alle seine Gefühle der Wertlosigkeit, Qual und Verzweiflung abwaschen, und indem Sie ihn lieben und sich um ihn kümmern.

Doch was haben Sie jener Person durch das Waschen ihrer Füße getan? Sie haben damit ein festes Fundament für wahre Einheit und herrliche Gemeinschaft konstruiert. Sie sind eins durch Ihre gemeinsame Erfahrung – die ist, durch das Wasser des Wortes gewaschen worden zu sein!

Reden wir über Dankbarkeit – Dieser Christ wird Ihr Freund fürs Leben sein! Er wird Sie verteidigen, lieben, alles für Sie tun. Er wird zu Ihnen sagen: „Du standest mir in meinen harten Zeiten bei. Und jetzt werde ich niemanden dir irgendetwas antun lassen!“

Können Sie sich eine Kirche mit solch fürsorglichen Leuten angefüllt vorstellen – die es ablehnen, ein einziges Wort über eines Anderen Schmutz zu hören; die es verletzt, wenn andere verletzt sind; die jeden verzweifelnden, verfehlungsgetriebenen Bruder oder Schwester um sich versammeln mit einem Wort der Liebe und Hoffnung? Das ist es, warum wir unseren Dienst nach New York City verlegt haben – um einen heiligen, gottgefälligen Überrest aufzuziehen, der eine starke, vereinigte Basis von Tröstern bilden würde – Leute, die ein Handtuch in ihren Händen tragen!

Sie mögen fragen: „Aber wie finde ich Menschen, deren Füße eine Waschung brauchen?“ Meine Antwort an Sie ist: „Auf die gleiche Weise, wie Sie sie fanden, als Sie über sie tratschten!“

Nun, wann immer Sie etwas Negatives über jemanden hören, fragen Sie lediglich: „Über wen redet ihr? Nur den Namen bitte!“ Dann gehen Sie schnell zu jener verletzten Person mit Ihrem Barmherzigkeits-Handtuch – und beginnen Sie ihre Füße zu waschen! Sagen Sie dem Gefallenen: „Ich kümmere mich um dich. Und ich möchte für dich beten – aber ich brauche nicht irgendwelche Einzelheiten zu wissen. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich noch liebe – und ich werde dir beistehen!“

Diese Botschaft ist für mich wie auch für jeden anderen. Ich bin erst kürzlich in diese überführende Erkenntnis gekommen, um was es bei der Fußwaschung wirklich geht. Und durch Gottes Gnade werde ich das Handtuch der Barmherzigkeit zusammen mit anderen aufnehmen und jene heraussuchen, deren Füße Reinigung vom Schmutz brauchen.

Jesus sagte:

„Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen ... Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!“ (Johannes 13,14.17).

Jetzt, da wir „dies wissen“, wie Jesus sagte, können wir es tun. Ich frage Sie: „Sind Sie willens, es zu tun? Sind Sie bereit, Ihr Handtuch in Liebe aufzunehmen?“

Halleluja!

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.

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