Das menschliche Gesicht Gottes
Wenn Sie Ihren Wandel mit Gott ernst nehmen, dann möchten Sie dahin gelangen, Ihren himmlischen Vater kennenzulernen. Und so mögen Sie seine Majestät studieren, seine Kraft, seine Herrlichkeit. Aber kennen Sie das menschliche Gesicht Ihres Herrn?
Sie mögen sich fragen, was ich damit meine. Schließlich wissen wir, dass Gott Geist ist und dass er für uns unsichtbar ist. Die Schrift erklärt deutlich: „Niemand hat Gott jemals gesehen“ (Johannes 1,18). Also, wie kann Gott ein menschliches Gesicht haben?
Ich glaube, Teil der Mission Jesu auf dieser Erde war, uns das menschliche Gesicht des himmlischen Vaters zu offenbaren. Wir sehen dies in der Passage, in der Christus seinen Jüngern sagte, dass er im Begriff stand, zum Vater zurückzukehren. Er sagte: „Wohin ich gehe, dahin wisst ihr den Weg“ (Johannes 14,4).
Als die Jünger dies hörten, waren sie sprachlos. Thomas erwiderte: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie können wir den Weg wissen?“ (14,5). Mit anderen Worten: „Wie können wir wissen, wohin du gehst? Und wenn du uns verlässt, wie werden wir dann jemals zum Vater gelangen? Du hast uns selbst gesagt, dass du der einzige Weg zu ihm bist.“
Jesus antwortete ihm: „Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen; und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen“ (14,7). Philippus war durch dies wie benebelt. Er muss gedacht haben: „Was meint Jesus damit, dass wir den Vater gesehen haben? Wie können wir einen Geist sehen? Und wie kann Jesus Gott sein, wenn wir ihn sehen können? Dies alles ist eine Art unverständliches Rätsel.“ Schließlich platzte er heraus: „Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns“ (14,8).
Jesus wusste, dass Philippus’ Bitte aufrichtig war, also beantwortete er es geduldig: „... So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du: Zeige uns den Vater?“ (14,9).
Jesus wandte sich dann um und sprach alle Jünger an: „Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? ...“ (14,10). Nachdem er dies gesagt hatte, gab er ihnen eine herrliche Verheißung: „An jenem Tag [nach meiner Auferstehung] werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch“ (14,20).
Was für eine erstaunliche Konversation! Christus sagte diesen Männern dabei: „Schaut mich an! Seht ihr nicht, dass ich Gott, gekleidet in menschliches Fleisch, bin? Ich bin das ureigenste Wesen des Vaters. Alles, was er ist – in Natur, Substanz und Charakter –, ist in mir. Alles, was ich sage und tue, offenbart, wie er ist. Also, wenn ich handle oder spreche, seht ihr ihn am Werk. Ich bin zur Erde gekommen, um euch das menschliche Gesicht Gottes zu zeigen!
Ich realisiere, dass ihr dies alles jetzt nicht begreifen könnt. Aber wenn ich von den Toten auferstanden bin, werde ich euch schlüssig zeigen, wer der Vater ist. Ich werde ihn euch manifestieren, denn er und ich sind eins.“
Heute wissen wir, dass Christi gesamter Dienst eine Manifestation dessen war, wer der Vater ist. Jesus tat nur, was er den Vater tun sah, oder wovon der Vater ihm sagte, es zu tun, und nichts anderes. Tatsächlich erklärte Jesus geradeheraus: „Ich kann nichts von mir selbst tun“ (Johannes 5,30). Er wiederholt diese Versicherung im ganzen Johannesevangelium:
„Ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll;
und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat“ (Johannes 12,49-50). „Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat“ (12,45). „Ich und der Vater sind eins“ (10,30). „... Ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn ich bin auch nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt“ (8,42).
Der Apostel Paulus bestätigt dies, wenn er über Christus sagt: „Gott war im Fleisch manifestiert“ (1. Timotheus 3,16; a. d. englischen King James Version). Woanders nennt Paulus Jesus „das Bild des unsichtbaren Gottes“ (Kolosser 1,15).
Ein klares Bild zeichnet sich ab: Gott sandte seinen Sohn, um uns genau zu zeigen, wie er, der Vater, ist. Also, um Gott zu kennen und zu sehen, müssen wir Christus kennen und sehen!
Jahrhundertelang haben Künstler versucht, Gott ein menschliches Gesicht zu geben. In Gemälden oder auf farbigen Glasfenstern in vielen Kathedralen wird Gott als ein mürrischer, weißbärtiger Tyrann am Himmel abgebildet, aus dessen Fingerspitzen leuchtende Blitze zucken. In einer berühmten südamerikanischen Kathedrale wird er sogar über einer knienden Menschenmasse stehend und eine riesige Keule schwingend gezeigt. Traurigerweise ist dies ein Bild, das von einer Vielzahl weltweit geteilt wird.
Natürlich, wir müssen zugeben, dass Gott eine strenge Seite hat. Der Herr ist gerecht und heilig, und er will sich seinen Zorn gegen verhärtete, boshafte Sünder, die sein Evangelium ständig ablehnen, nicht ersparen. Paulus erinnert uns an diese strenge Seite Gottes, die Hand in Hand mit seiner Güte auftritt: „Sieh nun die Güte und die Strenge Gottes: gegen die, welche gefallen sind, Strenge; gegen dich aber Güte Gottes, wenn du an der Güte bleibst; sonst wirst auch du herausgeschnitten werden“ (Römer 11,22).
Das griechische Wort für „Strenge“ in diesem Vers bedeutet „entschieden, abrupt, kategorisch“. Das Wort „kategorisch“ wiederum bedeutet „diktatorisch, keine Zweifel lassend“. Mit anderen Worten: Gott wird tun, wovon er sagt, dass er es tun wird – und er wird es entschieden tun!
Jesus manifestierte diesen strengen Aspekt in Gottes Charakter durch seinen Wandel auf Erden. Zum Beispiel hatte er keine Geduld mit Heuchlern und Pharisäern, die sich über das Wirken des Heiligen Geistes in ihm mokierten. Und als die religiösen Leiter Geldwechslern erlaubten, im Tempel Geschäfte zu machen, trieb Christus sie mit einer Peitsche hinaus, wobei er sie Räuber nannte. Geliebte, das ist Strenge!
Betrachten Sie auch Jesu strenge Worte des Gerichts: „Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Betsaida! ... Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als euch“ (Matthäus 11,21-22). Und zu den Schriftgelehrten und Pharisäern sagte er: „Schlangen! Otternbrut! Wie solltet ihr dem Gericht der Hölle entfliehen?“ (Matthäus 23,33).
Schließlich prophezeite Jesus Israels geliebter Hauptstadt mit Strenge: „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen«“ (23,37-38).
Paulus bestätigt diese strenge Seite Gottes, indem er erklärt: „Es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten“ (Römer 1,18). Der Apostel fügt hinzu, dass Gott den Bösen wegen ihrer Taten vergelten wird: „Denen jedoch, die von Selbstsucht <bestimmt> und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm. Bedrängnis und Angst über die Seele jedes Menschen, der das Böse vollbringt ...“ (Römer 2,8-9).
Tragischerweise haben viele Prediger heute Gottes Zorn abgeschafft. Sie sprechen nur von seiner Güte und Liebe, wobei sie niemals irgendeine Strafe für Sünde erwähnen. Sie beseitigen damit praktisch die Furcht des Herrn aus den Herzen der Gläubigen, und nehmen ihnen eine der stärksten Motivationen zur Heiligkeit weg.
Doch Gottes Wort sagt ganz eindeutig: „... fürchte den HERRN und weiche vom Bösen!“ (Sprüche 3,7). „... durch die Furcht des HERRN weicht man vom Bösen“ (Sprüche 16,6). Paulus hatte diese Art von Furcht im Sinn, als er Timotheus instruierte: „Predige das Wort ... überführe, weise zurecht, ermahne mit aller Langmut und Lehre!“ (2. Timotheus 4,2). Paulus sagte, dass diese Art von Predigen „vernünftige Lehre“ wäre – ein gesundes, lebenspendendes Evangelium.
Gottes Strenge ist nur eine Seite seines menschlichen Gesichts. Die andere Seite ist seine Güte und bedingungslose Liebe. Wir sehen auch dies im Dienst Jesu offenbart. Alles, was Christus sagte und tat, offenbarte die wundersame liebevolle Freundlichkeit des Vaters.
Ich muss Sie fragen: Haben Sie diese Vorstellung von Ihrem himmlischen Vaters – dass er Ihnen, seinem Kind, gegenüber liebend und gnädig ist? Und glauben Sie, dass Sie ihm Freude und Gefallen bereiten? Oder sehen Sie ihn nur als rachsüchtigen, richtenden Vater, der wartend über Ihnen steht, um sich auf Sie zu stürzen, wenn Sie einen Fehler machen?
Tatsache ist, dass Gott sehr besorgt über Ihre Vorstellung von ihm ist. Und das ist es, warum Jesus so entschlossen war, die Güte des Vaters gegenüber seinen Kindern in drei speziellen Manifestationen zu offenbaren. Johannes‘ Evangelium berichtet, dass jede dieser drei Manifestationen nach der Auferstehung Christi stattfand. Und jede offenbart uns etwas Wichtiges über unseren himmlischen Vater:
Beim ersten Mal, als Jesus sich manifestierte, war er gerade gekreuzigt worden und die übrig gebliebenen Jünger waren zerstreut. Doch bald versammelten sich die Jünger wieder und schlossen sich in einen Raum ein „... aus Furcht vor den Juden ...“ (Johannes 20,19).
Das griechische Wort für „Furcht“ in diesem Vers bedeutet „erschrocken, sich fürchtend, äußerst ängstlich“. Diese Männer waren gelähmt, im Griff von Menschenfurcht. Ein bloßes Klopfen an der Tür konnte ihre Herzen rasen lassen; es hätten römische Soldaten sein können, die kämen, um sie zu festzunehmen.
Doch Jesus hatte ihnen vor der Kreuzigung verheißen: „... Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildreden zu euch sprechen, sondern euch offen von dem Vater verkündigen werde“ (Johannes 16,25). Das Wort „offen“ hier bedeutet „Zusicherung, ohne Zweifel, sichtbar“.
Diese Männer ahnten kaum, dass Jesus vom jetzigen Augenblick sprach, als sie zitternd in jenem verschlossenen Raum saßen. Er sagte damit: „Wenn ihr mich wiederseht, beobachtet mich genau, und hört aufmerksam meinen Worten zu. Ihr werdet in mir euren himmlischen Vater sehen und hören!“
Plötzlich klopfte es an der Tür. Es war Maria Magdalena – und sie rief aus: „Ich sah den Herrn! Er sprach zu mir! Er sagte, ich soll euch mitteilen, dass er im Begriff steht, zum Vater aufzufahren. Und er nannte ihn ‚meinen Vater und euren Vater, meinen Gott und euren Gott’“ (siehe Johannes 20,17-18).
Die Jünger hörten neugierig zu – aber sie begriffen es nicht. Sie wussten jetzt, dass Jesus am Leben war – aber sie konnten seine Auferstehung nicht verstehen. Und so, anstatt hinauszugehen und zu verkünden: „Er ist am Leben!“, blieben sie den ganzen Tag zusammengedrängt zusammen.
Am selben Abend erschien Jesus in jenem verschlossenen Raum unter ihnen: „... Jesus ... trat in die Mitte und spricht zu ihnen: Friede euch! Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite ...“ (20,19-20).
Was für ein erstaunlicher Anblick! Jesus erschien plötzlich unter den Jüngern – und als er das tat, sprach er kein einziges Wort des Tadels oder der Verurteilung zu ihnen. Stattdessen sagte er einfach: „Friede euch!“ Damit meinte er: „Ihr lebt in Furcht, weil ihr nicht im Licht wandelt. Aber ich sage euch, da ist keine Notwendigkeit, Furcht zu haben. Habt Frieden!“
Es ist wichtig, sich hier an Jesu frühere Verheißung für seine Jünger zu erinnern: „Nach meiner Auferstehung werde ich kommen und euch den Vater offenbaren.“ Jetzt, genau in diesem Augenblick, geschah etwas in jenem Raum, was mit einer Offenbarung, wer Gott ist, zu tun hatte. Und die erste Sache, die wir bemerken, ist Jesu Angebot des Friedens. Er offenbarte die Natur unseres himmlischen Vaters: Gottes erste Worte an uns sind niemals Worte der Verdammnis sondern des Friedens!
Lukas gibt uns ein erweitertes Bild dessen, was geschah. Er sagt, dass, als Jesus erschien, die Jünger, „erschraken und ... von Furcht erfüllt [wurden] und meinten, sie sähen einen Geist“ (Lukas 24,37). Aber Jesus drängte sie: „Betastet mich und seht! Denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr seht, dass ich habe“ (24,39).
Jesus wollte, dass sie nicht nur wussten, dass er Gott war, sondern genauso aus Fleisch und Knochen war. Sogar als er später in die Herrlichkeit aufstieg, gab er niemals sein Menschsein auf. Er war Geist, ja – aber er blieb ein menschliches Wesen, genau wie wir. Und so können wir heute wissen, dass der Herr sogar in der Herrlichkeit von den Gefühlen unserer Schwachheiten berührt werden kann.
Als nächstes erklärte Jesus seine Mission aus den Schriften – warum er gekreuzigt werden musste und von den Toten auferstand. Dann zeigte er den Jüngern seine von Nägeln vernarbten Hände und seine verwundete Seite, wobei er ihnen sagte: „Ich möchte euch etwas über den Vater offenbaren. All diese Dinge – mein Tod, mein Begräbnis und meine Auferstehung – weisen auf eine Sache hin:“ „In (meinem) Namen (soll) Buße zur Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen“ (24,47).
Jesus sagte, dass es bei allem um Versöhnung ging! Ich frage Sie: Was offenbart uns dies über die Natur unseres himmlischen Vaters? Es besagt, dass er wie ein Vater ist, der seine Kinder verloren hat – und so entschlossen ist, mit ihnen versöhnt zu sein, dass er in seinem Sohn sein eigenes Leben für sie aufgibt.
Paulus schreibt: „... dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte ...“ (2. Korinther 5,19). „Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus ...“ (5,18). „...Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (5,20). Das Wort „versöhnen“ bedeutet hier „göttliche Gunst wiederherzustellen; alle Feindseligkeit zu beseitigen.“ Paulus sagt damit: „Seid versöhnt mit Gott, indem ihr zu seiner Gnade und Barmherzigkeit zurückkommt!“
Möchten Sie Gottes Herz Ihnen gegenüber erkennen? Dann hören Sie auf Jesu Worte in jenem verschlossenen Raum: „Seht auf meine Narben, meine Nägelmale, meine verwundete Seite. Ich habe dies alles nach dem Willen meines Vaters getan – eures Vaters – um euch sein Herz zu offenbaren. Er möchte euch wiederherstellen, alle Mauern und Hindernisse entfernen – um euch mit sich zu versöhnen. Es wird nun für Vergebung gesorgt, weil mein Blut den Preis bezahlt hat. Jetzt, seid versöhnt mit Gott!“
Wenn Sie denken, dass sich Gott jedes Mal verärgert zurückzieht, wenn Sie versagen – wenn Sie meinen, seine Liebe würde sich jedes Mal, wenn Sie sündigen, in Missfallen verwandeln –, dann kennen Sie das Herz des Vaters überhaupt nicht. Sie können ihn einfach nicht kennen, bis Sie wissen, dass er Sie mit sich versöhnen will. Er möchte, dass Sie eins sind mit ihm – seinen Segen und seine Gunst genießend!
Jesu zweite Manifestation fand um eines einzelnen Jüngers willen statt – Thomas. Thomas war nicht in dem verschlossenen Raum, als Jesus zum ersten Mal erschien. Aber später gesellte er sich zu den Jüngern, und sie versuchten, ihm zu erklären, was geschehen war:
„Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er [Thomas] aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben“ (Johannes 20,25).
Das griechische Wort für „legen“ hier bedeutet „gewaltsam und stark drücken“. Thomas sagte damit: „Ich werde nicht glauben, dass er am Leben ist, bis ich ihm meine eigene Faust in die Seite drücke.“ Es sprach „mit der Zunge in der Wange“ (nicht ernsthaft), ein Ausdruck totalen Unglaubens.
Während ich Thomas’ Worte in dieser Passage lese, steigt Zorn in mir auf. Ich möchte zu ihm sagen: „Du undankbarer, gedankenloser Mensch! Wie kannst du an den Worten des auferstandenen Herrn zweifeln, nach all den Wundern, die du gesehen hast? Jesus selbst hat dir gesagt, dass er am dritten Tag auferstehen wird!“
Doch in dem Moment, in dem mein Ärger aufflackert, realisiere ich: „Hoppla – ich beschreibe mich!“ Oftmals in meinem Leben, wenn Krisen entstehen und ich keinen Beweis dafür sehen kann, dass Gott meine Gebete hört, dann fluten Zweifel herein. Ich bin versucht, zu denken: „Ich kann nicht einfach im Dunkeln umhergehen. Wenn der Herr erwartet, ihm weiter zu vertrauen, muss er mir irgendeine Art von Zeichen geben.“
Dies muss Thomas‘ Denkweise gewesen sein. Aber jetzt erscheint Jesus erneut, um seinen Nachfolgern – und uns heute – das menschliche Gesicht Gottes zu offenbaren:
„Nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen. <Da> kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und trat in die Mitte und sprach: Friede euch!“ (Johannes 20,26). Wieder bot Jesus Frieden an. Dann sagte er zu Thomas: „... Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (20,27).
Als er Christus sah, rief Thomas aus: „... Mein Herr und mein Gott“ (20,28). Jesus antwortete ihm: „... Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig <sind>, die nicht gesehen und <doch> geglaubt haben!“ (20,29).
Was ist hier die Lektion? Was möchte Jesus uns hier über seinen himmlischen Vater lernen lassen? Es ist dies: Gott hat großes Gefallen daran, wenn wir ihm vertrauen, ohne Beweise für den Glauben zu benötigen!
Jesus sagte Thomas dabei: „Wann wirst du aufhören, Zeichen zu benötigen, um an mich zu glauben? Du hast mein Leben gesehen. Du hast beobachtet, wie ich in die Berge ging, um zu beten. Du weißt, dass ich niemals eine Bewegung mache, ohne den Vater zu konsultieren. Gut, er ist auch dein Vater, Thomas. Und ohne Glauben ist es unmöglich, ihm zu gefallen!
Du hast mich gerade deinen Herrn und deinen Gott genannt. Aber wenn ich wahrhaftig Gott für dich bin, dann lass mich Gott für dich sein. Lebe gänzlich abhängig von mir! Ich kann nicht Gott für dich sein, solange du nicht alle Dinge in meine Hände gibst, mit vollem Vertrauen und voller Zuversicht.“
Während wir noch einmal die Frage stellen – Wer ist Gott und wie ist er? –, sehen wir, dass er ein Vater ist, der uns nicht nur mit sich versöhnen möchte, sondern der auch mit seiner Liebe, Weisheit und Kraft in unserem Leben herrschen will.
Bis hierher hat uns Jesus durch seine Manifestationen zwei Lektionen gelehrt, Lektionen über seine Versöhnung und seine Herrschaft. Nun folgt die dritte Lektion:
Die Schrift sagt: „Nach diesem offenbarte Jesus sich wieder den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so:“ (Johannes 21,1). „Dies ist schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten auferweckt war“ (21,14).
Hier ist der Rahmen: Petrus und die anderen Jünger waren versammelt – noch konfus, noch ohne Wegweisung, ihr Denken drehte sich noch um die Ereignisse, die sie gesehen hatten. Petrus empfand, dass alles als so weit über seinen Kopf hinausging, dass er erklärte: „Ich gehe fischen!“ (siehe Vers 3). Schnell sprangen die anderen Jünger auf und sagten: „Wir gehen mit dir!“
Nun, diese Männer gingen nicht einfach nur in der Nacht fischen. Nein, sie sagten damit: „Dieses Zeug ist uns zu schwer. Alle diese Ereignisse, alle diese Lehren, über die Jesus redet – sie sind uns zu schwer. Wir kehren zu unserer alten Beschäftigung zurück.“
Die Schrift sagt: „Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot; und in jener Nacht fingen sie nichts“ (21,3). „Als aber schon der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer; doch wussten die Jünger nicht, dass es Jesus war“ (21,4).
Noch einmal manifestierte Jesus sich den Jüngern mit einer Absicht. Er würde ihnen eine letzte, wichtige Wahrheit über ihren himmlischen Vater zeigen. Die Geschichte ist vertraut:
Die Jünger hatten sich die ganze Nacht abgemüht, aber nichts gefangen. Und nun waren sie müde, hungrig und frustriert. Dann, plötzlich, hörten sie aus etwa dreihundert Yards (ca. 273 Meter) Entfernung eine Stimme vom Ufer her gellen: „Habt ihr etwas gefangen?“
Sie antworteten: „Nein, wir hatten die ganze Nacht keinen Anbiss.“ Da kam die Stimme wieder: „Werft eure Netze auf der anderen Seite aus.“ Sie taten es – und sie holten einen Fang ein, der so schwer war, dass er ihnen fast die Netze zerriss!
Als Johannes auf die vielen im Wasser schwärmenden Fische hinabsah, sagte er zu Petrus: „Es ist der Herr! Nur er konnte diese Art Wunder vollbringen!“ Petrus wusste, dass es wahr war – und sofort sprang er ins Wasser und schwamm ans Ufer, während die anderen im Boot folgten. Als sie ankamen, fanden sie Jesus vor, wie er beim Brot und Fische für sie zum Essen zubereitete.
Was für eine erstaunliche Szene! Es ist nicht lange her, dass ich einen junger Prediger die Passage so beschreiben hörte: „Wir dienen einem Gott, der so besorgt um seine Kinder ist, dass er ihnen Kekse backt!“ Als ich das hörte, flüsterte ich mir selbst zu: „Ja, Herr! Du bist ein Gott, der deinem Volk Frühstück zubereitet. Du bist um unser Wohlergehen besorgt, unsere Jobs, unsere Familien – um alles, was uns betrifft!“
Nachdem die Jünger gegessen hatten, fuhr Jesus mit seiner letzten Manifestation des menschlichen Gesichts Gottes fort. Noch einmal, er äußerte niemals ein einziges Wort darüber, dass die Jünger seinem Ruf entsagt hatten und zu ihrer alten Beschäftigung zurückgekehrt waren. Stattdessen schaute er Petrus an und fragte ihn: „Petrus, liebst du mich?“
Nun, viele Predigten wurden schon gehalten, um zu lehren zu versuchen, warum Jesus Petrus dreimal diese Testfrage stellte. Ich glaube, Christus wollte uns einfach noch einmal etwas über den Vater zeigen. Und die Lektion hier ist dies: Bei unseren himmlischen Vater geht alles um Beziehungen – darum, dass er uns liebt, und darum, dass wir ihn lieben!
Petrus antwortete: „Ja, Herr – du weißt, dass ich dich liebe.“ Aber er muss in tiefer Verzweiflung gewesen sein, und dabei gedacht haben: „Ich mag äußerlich kühn aussehen, aber innerlich bin ich eine Qualle (ein Waschlappen). Ich habe sogar den Gott der Herrlichkeit verleugnet und verflucht. Ich kann nicht dahin zurückgehen, ein Menschenfischer für Jesu Königreich zu sein. Ich bin nicht würdig.“
Jesus unterbrach seine Gedanken durch Wiederholen der Frage: „Petrus, liebst du mich?“ Er sagte dabei, mit anderen Worten: „Petrus, das ist es, was Gott wirklich von dir will. Es geht nicht um deine Weisheit, deine Willenskraft oder deine Werke. Alles, was er will, ist, dass du ihn mehr liebst als irgendetwas in der Welt!“
Petrus antwortete: „Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Aber er muss immer noch gedacht haben: „Da ist zu viel, um es zu verstehen. Alle diese Lehren sind zu tief, zu schwierig, um sie zu ergreifen. Andere mögen sie kapieren, aber mir sind sie zu hoch. Sicher, ich habe Eifer, aber er ist ohne Erkenntnis. Ich bin nur ein ungebildeter Fischer. Ich verstehe nicht einmal die Führung des Herrn. Wie könnte ich jemals völlig abhängig von ihm leben?“
Schließlich fragte Jesus den Jünger ein drittes Mal: „Petrus, liebst du mich?“ Und ich glaube, diesmal verstand Petrus die Botschaft. Plötzlich sah er, dass es bei dem, den Vater zu erkennen, um mehr ging als um Versöhnung und Herrschaft. Es ging auch darum, eine Beziehung zu ihm zu haben!
So, wir kehren ein letztes Mal zu unserer Frage zurück: Wer ist Gott, und wie ist er? Er ist ein Gott, der möchte, dass Sie seine Liebe empfangen – und im Gegenzug möchte er von Ihnen geliebt werden!
Ich fragte einmal Nicky Cruz, den früheren Bandenchef, der jetzt seit etwa dreißig Jahren Christus predigt: „Nicky, wie hast du das in all diesen Jahren geschafft?“ Er erwiderte prompt: „Ein einfaches Geheimnis – ich liebe Jesus! Ich war in der Hölle und zurück, aber ich liebe Christus.“
Wie weiß ich wiederum, dass Gott Nicky liebt? Ich weiß es, weil Jesus gesagt hat: „... Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden ...“ (Johannes 14,21).
Gottes ureigenste Natur ist Liebe. Johannes schreibt in seinem Epistel: „... Gott ist die Liebe. Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten ... Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm ... Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Johannes 4,8-9.16.19).
Lieber Heiliger, liebe Heilige, ich bete, dass Gottes Geist Sie dahin führen wird, sich diese Lektionen aus Jesu Manifestationen anzueignen. Erinnern Sie sich an diese drei Worte: Versöhnung, Herrschaft und Beziehung. Und erkennen Sie, dass sie Ihnen das menschliche Gesicht Ihres himmlischen Vaters zeigen!
Er sucht danach, Sie mit sich zu versöhnen. Und er möchte in Liebe über Sie herrschen. Schließlich: Er liebt Sie. Also, werden Sie seine Liebe annehmen – und werden Sie wiederum ihn lieben?
Dies ist es, das menschliche Antlitz des Vaters zu kennen!
---
Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.