Das radikale Resultat der Auferstehung
Ich stamme aus einer Familie von Predigern, die mehrere Generationen zurückreicht. Deshalb überraschte es mich nicht, als mein ältester Sohn Ashley predigen wollte, sobald er alt genug war, Sätze zu formulieren. Mein Vater war gerade zu Besuch, als Ashley verkündete, dass er uns seine erste Predigt halten wollte. Er führte uns in sein Zimmer, wo er einen Pappkarton als Kanzel aufgestellt hatte. Dad und ich saßen auf dem Fußboden, während Asley zu einer Botschaft ansetzte, der er den Titel gab: „Der Tag, an dem die Sünden herauskamen.“
„Die Sünden waren schrecklich“, rief Ashley aus, ein wenig wie sein Großvater. „Jesus starb am Kreuz für die Sünden. Dann warf er die Sünden in die Grube. Aber die Brüder von Jesus waren eifersüchtig, also warfen sie ihn ebenfalls in die Grube. Da waren Jesus und die Sünden beide in der Grube, aber Jesus kam heraus. Dann kamen auch die Sünden heraus. Und so waren die Sünden in der ganzen Welt und sie gehen noch heute weiter. Die Sünden sind schlimm, und wir müssen aufhören zu sündigen!“
Zu Ashleys Leidwesen – der heute an globalen Krisenherden als Missionar dient – haben wir seine Predigt damals aufgenommen und die Aufnahme existiert noch heute. Natürlich musste sich seine Theologie im Lauf der Jahre verbessern, bevor er dem Evangelium Christi dienen konnte, wie er es heute tut. Aber viele Christen haben ihre sehr begrenzte Theologie nie verbessert und bleiben noch immer in unreifen Gedanken über das Leben als Christ stehen.
Fast jeder Christ kann Ihnen sagen: „Jesus starb für meine Sünden.“ Aber ich habe festgestellt, dass überraschend wenige sagen können, was seine Auferstehung für ihr tägliches Leben bedeutet. Wie der noch sehr junge Ashley kennen sie einige Teile der Geschichte – dass Jesus starb und auferstand –, aber sie wissen nicht genug, um Gottes mächtige Wahrheit auf ihr Leben und ihren Glauben anzuwenden. Und das macht den entscheidenden Unterschied aus.
Die Auferstehung Christi hat radikale Konsequenzen, nicht nur für das ewige Leben, sondern auch für den Alltag.
Welche Absicht erfüllt die Auferstehung? Die meisten von uns beziehen sie auf das ewige Leben, aber nicht auf den Alltag auf der Erde. Welche Bedeutung hat die Auferstehung für unsere Ehe, unseren Beruf, unsere Familie? Wie wirkt sie sich auf ein Leben aus, das von 200 Datenübermittlungen am Tag überflutet wird, auf ein Leben, das von Besorgungen, Erledigungen, Pflichten, Anforderungen erfüllt ist?
Paulus erinnert uns daran, dass der Tod, die Grablegung und die Auferstehung Christi von höchster Wichtigkeit sind: „...um unsertwillen, denen es zugerechnet werden soll, wenn wir glauben an den, der unsern Herrn Jesus auferweckt hat von den Toten, welcher ist um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt“ (Römer 4,24-25). Was meint Paulus, wenn er sagt, dass Jesus zu unserer Rechtfertigung auferweckt wurde?
Rechtfertigung hat mit Neuheit des Lebens zu tun. Ohne sie bleiben wir in einem unabänderlichen Kreislauf von Sünde und Vergebung stecken. Denken Sie an die konkrete Last der Sünde, die wir in unserem Leben mit uns tragen. Wie oft schon haben Sie nachts wachgelegen aus Kummer über irgendetwas, das Sie gesagt oder getan hatten? Scham, Schuld und Verdammnis begleiten unseren Alltag; wir kommen nicht davon los. Doch Paulus sagt uns, dass Jesus „dahingegeben“ wurde, um uns genau davon zu reinigen.
Genügt es also, wenn uns unsere Sünden vergeben werden? Das ist der Punkt, an dem der letzte Teil des Verses zum Tragen kommt: Jesus wurde „um unserer Rechtfertigung willen auferweckt“. Nicht allein unsere Missetaten sind weg, sondern wir sind gerechtfertigt – das heißt, es ist, als hätten wir diese Sünden nie begangen. Nun sind wir eine Freude in Gottes Augen. Kurz, wir sind zur Neuheit des Leben auferweckt – jeden Tag!
Was für eine große und mächtige Wahrheit. Aber oft erfahren Christen diese Neuheit nicht in ihrem alltäglichen Leben. Ich gebe zu, dass es Tage gibt, an denen ich zu meiner Frau Kelly sage: „Ist das wirklich Neuheit des Lebens? Ich bin frustriert, missmutig, enttäuscht.“ So sehr wir uns auch mühen, wir können die Macht zur Erneuerung unseres Lebens nicht selbst besitzen. Wir können uns einfach nicht selbst neu machen. Das geschieht allein durch Jesus – und man nennt es Auferstehungskraft.
Um uns daran zu erinnern, haben Kelly und ich gelernt, einander einen bestimmten Satz zu sagen: „Jesus hat für alles bezahlt.“ Er hat das Werk vollendet, er ist auferstanden, und er hat uns mit Neuheit des Lebens gesegnet. Und wir sollen seine Auferstehungskraft in Anspruch nehmen, sie wie eine Kleidung anziehen. „Wenn sich aber dieses Vergängliche mit Unvergänglichkeit bekleidet und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Wort der Schrift: Verschlungen ist der Tod vom Sieg“ (1. Korinther 15,54; Einheitsübersetzung).
Paulus ist so kühn zu sagen, dass es ohne die Auferstehung Christi überhaupt keinen Grund gäbe, Christ zu sein.
Es gibt Stimmen in der Kirche, die sagen, es sei nicht entscheidend, ob es eine Auferstehung gab. Einige haben bekannterweise geschrieben: „Ich wäre auch dann Christ, wenn bewiesen würde, dass es keine Auferstehung gab. Das Christentum hat mich zu einem besseren Menschen gemacht und es hat die Welt besser gemacht.“ Manche Gelehrte vertreten die Auffassung, dass es sich bei den Begegnungen mit Jesus nach der Kreuzigung nur um mythische Geschichten handle, die die frühe Gemeinde ermutigen sollten.
Paulus weist das alles mit größtem Nachdruck zurück. Wenn Christus nicht auferstanden wäre, sagt er, dann hätte das schlimme Konsequenzen: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen“ (1. Korinther 15,14-15).
Paulus sagt damit im Grunde: „Wenn du nicht glaubst, dass Christus auferweckt wurde, dann höre ganz auf, an Gott zu glauben. Alle sollten dann aufhören, im Namen Jesu zu predigen, zu evangelisieren und gute Werke zu tun. Wir alle wären so besser dran. Hol dir deinen weisen Rat besser bei Dr. Phil oder in Oprahs Talkshow oder bei einem populären Psychologen. Sie haben mehr zu sagen als jemand, dessen ganzes Handeln auf etwas beruht, das nie geschehen ist.“
Kurz, der christliche Glaube ist nicht irgendein Moralkodex, den wir zu halten haben. Wir versammeln uns sonntags nicht einfach, um uns mit der Ewigkeit zu trösten. Entweder Christus ist auferstanden oder er ist es nicht – und wenn er nicht auferstanden ist, dann wurden unsere Sünden nie vergeben.
Vielleicht wenden Sie ein: „Aber der Tod Jesu hat doch meine Sünden gesühnt. Meine Vergebung hängt nicht von der Auferstehung ab.“ Paulus widerspricht: „Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen“ (1. Korinther 15,16-19).
Als ich in meiner Teenagerzeit an Gott zweifelte, fing ich an, mir andere Religionen anzuschauen. Damals fand ich den Bahai-Glauben attraktiv. Er behauptet im Wesentlichen, dass alle Religionen wahr sind, dass alle Glaubenswege in den Himmel führen. Aber dann las ich C. S. Lewis, der mein locker-flockiges Denken korrigierte. Er schrieb, dass das gesamte Christentum von einer einzigen Frage abhängt: Gab es eine Auferstehung oder nicht?
Wenn wir auf diese Frage nicht mit Ja antworten können, spielt es überhaupt keine Rolle mehr, ob es tatsächlich eine Arche gab oder eine sechstägige Schöpfungsperiode oder einen wirklichen Garten Eden. Wenn die Auferstehung Christi nicht stattfand, hat nichts von alledem noch irgendeine Bedeutung. Doch wenn es eine Auferstehung gab, dann wird alles andere möglich: Lazarus konnte auferweckt werden, Menschen können geheilt werden, Sünden können beseitigt werden, der Himmel kann real sein. Das ist Auferstehungskraft – und sie gibt uns etwas, das Paulus unsere „selige Hoffnung“ nennt: „...und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilands Jesus Christus“ (Titus 2,13).
Je mehr ich als Teenager las, desto mehr kam zu einem festen Glauben an die fünfhundert Zeugen, die Jesus nach seiner Auferstehung sahen: „Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen“ (1. Korinther 15,6). Ich fing an, die Auferstehung nicht nur als ein zusätzliches Ereignis zu betrachten, sondern als den Höhepunkt und die Erfüllung des Werkes, das Jesus durch seinen Tod für uns vollbracht hat. Und die selige Hoffnung, die in mir gepflanzt wurde, ist zu einer täglichen Quelle des Lebens geworden.
Wenn wir die Auferstehungskraft Jesu nicht für unser alltägliches Leben in Anspruch nehmen, werden wir nicht erfahren, was seine Auferstehung für uns errungen hat.
So viele in der heutigen Gemeinde leben so, als hätten sie sich mit der Niederlage abgefunden. Ihre Gedanken werden vom Zweifel beherrscht und nicht vom Glauben. Sie leben mit sündigen Verhaltensmustern. Sie behalten ihren Glauben für sich, weil sie denken: Wenn sie selbst solche Mühe haben, wie könnten sie dann anderen Menschen helfen? So sieht das christliche Leben ohne Auferstehungskraft aus.
Tatsächlich sah das Leben der Jünger nach der Kreuzigung genauso aus. Was war also das Erste, was Jesus nach der Auferstehung tat? Er begegnete der Angst seiner Nachfolger: „Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!“ (Johannes 20,19).
Die Jünger hatten sich buchstäblich eingeschlossen, aus Angst vor der Welt da draußen. Sie fürchteten Spott, Hohn, Verfolgung und sogar die Möglichkeit eines Todes, wie Jesus ihn erlitt. Aber Christus trat direkt durch die Mauern in ihre Mitte und begegnete ihnen in ihrer Angst. Und seine ersten Worte an sie lauteten: „Friede sei mit euch“ (siehe 20,19.21). Christus tadelte oder verurteilte sie nicht einmal da wegen ihrer Angst. Stattdessen begegnete er ihnen in ihrer tiefsten Not.
Dasselbe geschah etwa eine Woche später. Wieder hatten die Jünger sich aus Furcht eingeschlossen, und wieder trat Jesus ein und gab ihnen Frieden: „Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!“ (20,26).
Manchmal muss Jesus uns die Dinge mehr als einmal sagen. Trotzdem verurteilte er die Jünger nicht wegen ihrer Angst. Stattdessen begegnete er ihnen allen mit Geduld. Zuvor in dieser Woche hatte Thomas Unglauben geäußert, aber nun lud Jesus ihn ein, seine Wunden zu untersuchen, um jeden Zweifel zu beseitigen. „Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!“ (20,28).
Hier sehen wir in der Antwort von Thomas, welches Heilmittel Christus für unsere Ängste hat: Glauben. Jesus verkündet dies seiner Gemeinde, und seine Gemeinde verkündet es jede Woche allen, die durch ihre Türen eintreten: „Friede mit euch. Habt keine Angst. Glaubt an ihn.“
Jesus befreite die Jünger nicht nur von Angst, sondern rüstete sie mit Auferstehungskraft aus, um seine Zeugen auf der Erde zu sein.
„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“ (Johannes 20,21-23).
Jesus machte seine Jünger hier nicht zu Priestern, die selbst die Macht gehabt hätten, tatsächlich Sünden zu vergeben. Er gab ihnen vielmehr die Vollmacht, seine Stellvertreter auf der Erde zu sein; im Wesentlichen sagte er: „Ihr habt das Werk erfahren, das ich am Kreuz vollbracht habe. Nun sollt ihr es verkünden. Predigt die Vergebung der Sünden. Seid Sprecher für mein Evangelium, eine Stimme für meine Gute Nachricht, mein Werkzeug, um Gefangene zu befreien!“
Freund, die Kraft der Auferstehung ist, dass Jesus lebt. Er ist ein lebendiger Heiland und er gibt uns wahren, festen Frieden, der uns von aller Furcht befreit. Er haucht uns seinen eigenen Geist ein und bevollmächtigt uns, seine Zeugen zu sein. Und er schenkt uns das Vorrecht, seine Gute Nachricht – die selige Hoffnung – all denen zu überbringen, die verloren sind und in Furcht leben. Das ist die radikale Resultat der Auferstehung!