Der Dienst, andere zu erfrischen
Manche Christen tendieren dazu, den Apostel Paulus wegen seiner kraftvollen Schriften und seines wunderbaren Dienstes für übermenschlich zu halten. Doch wenn Paulus nicht aus demselben Fleisch und Blut wäre wie wir es sind – wenn er nicht denselben Versuchungen und Prüfungen ausgesetzt gewesen wäre –, dann hätte er der Gemeinde nichts zu sagen. Alle seine Briefe wären umsonst geschrieben worden.
Die Wahrheit ist, dass Paulus viele seiner Briefe während den schwierigsten Zeiten seines Lebens schrieb. Er bekannte der Gemeinde in Korinth offen, dass er Zeiten tiefer Not und geistiger Qualen durchmachte: „In allem waren wir bedrängt; von außen Kämpfe, von innen Ängste“ (2. Korinther 7,5). Als er dies schrieb, befand sich der große Apostel in Mazedonien, wo er so weit gekommen war, sich niedergeschlagen, ineffektiv und von der Gemeinde abgelehnt zu fühlen.
Wie war Paulus an solch einen Punkt gelangt? Lassen Sie uns die Hintergründe seiner Situation ansehen. Paulus hatte gerade den ersten Brief an die Korinther geschrieben, einen scharfen Tadel, der eine unmoralische Situation in der Gemeinde korrigieren sollte. Obwohl sein Brief eine schwierige Mitteilung enthielt, hatte der Apostel ihn unter Tränen und mit Herzensqualen geschrieben.
Der Anlass für seinen Brief war ein beschämender Akt der Unzucht, über den hinweggesehen wurde. Paulus schrieb an die Korinther: „Ihr seid von Stolz aufgeblasen, wobei ihr euch weigert, über diese offene Sünde in eurer Mitte zu trauern. Ihr habt diese Situation nicht gerecht beurteilt. Ihr hättet den Übeltäter aus eurer Gemeinschaft ausschließen sollen, bis ihr bei ihm wahre Reue erkannt hättet.“ Dann wies sie Paulus an, „einen solchen … dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn“ (1. Korinther 5,5).
Es war eine strenge, harte Botschaft. Und für eine Weile bedauerte Paulus danach, sie geschickt zu haben (siehe 2. Korinther 7,8). In der Tat war Paulus von diesem Tag an bekümmert und besorgt, wie die Korinther darauf reagieren könnten. Würden sie sein Motiv missverstehen? Oder würden sie erkennen, dass er den Brief in Liebe geschrieben hatte, mit einer tiefen Besorgnis darum, wohin die Gemeinde steuerte? Später schrieb er an sie: „Nicht um zu verurteilen, (redete) ich“ (2. Korinther 7,3).
Ich weiß, wie Paulus fühlte. Im Lauf der Jahre musste ich auf Anweisung des Herrn durch sein Wort manches weitergeben, was einige eine harte Botschaft nennen würden. Anschließend fiel ich in Qualen auf mein Angesicht und betete: „Gott, habe ich hier eine Linie überschritten? Dein Wort sagt, dass wir den Gerechten nicht verurteilen und den Bösen nicht gerecht sprechen sollen. Sage mir, habe ich deine Gerechten durch diese Botschaft verletzt?“
Paulus hatte auch erfahren, dass sich falsche Propheten in die Gemeinde der Korinther einschlichen und andere dazu brachten, seine Leiden zu „verachten“. Diese Leute sagten über ihn praktisch: „Wenn Gott wirklich mit diesem Mann ist, warum wird dann diese ganze beschämende Schande über ihm aufgehäuft? Warum ist Paulus ins Gefängnis geworfen worden? Und wie könnte irgendein Mann Gottes sagen, dass er ‚am Leben verzweifelte’? Wir verstehen nicht, wie ein betender Mann so oft angegriffen und so erniedrigt werden könnte. Wenn Paulus wahren Glauben hätte, würde er keine solchen Nöte erleben.“
Solche Anschuldigungen werden auch heute noch gegen gottesfürchtige Diener versucht, die Leiden und Schande erdulden. Wie oft haben Sie gehört, wie ein Christ über einen anderen sagte: „Da muss etwas In seinem Leben nicht stimmen, wenn er durch so viel Leid gehen muss.“? In Paulus‘ Fall war das eine Angelegenheit seiner Kritiker, die von seiner geistlichen Autorität etwas abbrechen wollten.
Doch Paulus sagte, dass er es nicht bereute, den Brief an die Korinthern geschickt zu haben. Stattdessen wies er seinen geistlichen Sohn Titus an, nach Korinth zu gehen und die Absicht hinter seinem Brief zu erklären: „Sage den Leuten, dass ich sie liebe und ihnen keinen Schaden zufügen wollte, sondern dass mit dieser Situation umgegangen werden musste. Triff dich dann mit mir in Troas und erzähle mir, welche Wirkung mein Brief erzielt hat.“
Nachdem er Titus auf seine Mission geschickt hatte, brach er nach Troas auf, wobei er unterwegs Halt in Ephesus machte. Gott bewegte sich dort mächtig durch Paulus, und sein gesalbtes Predigen bewegte die Mengen. Viele, die seine Botschaft hörten, eilten nach Hause, um ihre okkulten Bücher zu holen, und versammelten sich dann im Stadtzentrum, um sie in einem großen Freudenfeuer zu verbrennen.
Dies stachelte die Silberschmiede von Ephesus auf, die den größten Teil ihrer Einnahmen mit der Herstellung von Götzenfiguren der Göttin Diana verdienten. Plötzlich sahen sie ihren Lebensunterhalt vor ihren Augen in Rauch aufgehen. Also erhoben sie sich voller Zorn gegen Paulus, wobei sie ihn der Bigotterie beschuldigten und sagten, er wolle ihren Gottesdienst zerstören. Die Anschuldigungen entfachten einen massiven Aufstand, und Paulus kam gerade noch mit dem Leben davon. Als er später schrieb, dass er „am Leben verzweifelte“, sagte er damit über diesen Zwischenfall: „Ich dachte, ich würde getötet.“
Wir können nicht sicher sein, was sonst noch in Ephesus geschah, weil Paulus es uns nicht sagt. Alles, was wir wissen, ist, dass seine Erfahrung dort ihn „übermäßig beschwert“ werden ließ, „ über Vermögen, so dass (ich) sogar am Leben verzweifelte …“ (2. Korinther 1,8). In der Tat sprach Paulus davon, verfolgt, bestürzt und im Geist niedergeschlagen zu werden. Als er jetzt auf Troas zusteuerte, sehnte er sich danach, seinen gottesfürchtigen Sohn in Christus, Titus, zu sehen, der seinen Geist aufhellen konnte. Paulus konnte Titus sein Herz ausschütten und von der Wirkung seines Briefes erfahren.
Doch als Paulus in Troas ankam, war Titus nicht dort. Er wartete darauf, dass sein geistlicher Sohn kam, aber Titus tauchte nicht auf. Inzwischen öffneten sich für Paulus in Troas Türen für den Dienst, aber zu der Zeit war sein Herz schwer geworden. Paulus schreibt über diese Erfahrung: „Als ich aber zur <Verkündigung des> Evangeliums Christi nach Troas kam und mir eine Tür geöffnet wurde im Herrn, hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand, sondern ich nahm Abschied von ihnen und zog fort nach Mazedonien“ (2. Korinther 2,12-13).
Paulus tat etwas, was er niemals in seinem Leben getan hatte, etwas, das allem, was er predigte, entgegengesetzt war. Ungeachtet dessen, zu dienen, wenn ihm Türen geöffnet wurden, ging Paulus weg. Stattdessen wanderte er ruhelos nach Mazedonien. Was für ein Bild eines verwundeten Kämpfers für das Kreuz: Der große Apostel war niedergeschlagen, ohnmächtig und kampfunfähig, fiel in geistige, körperliche und geistliche Schwäche. Warum? Was hatte Paulus an einen solchen Punkt gebracht? Der Apostel selbst erklärt es:“Ich hatte keine Ruhe in meinem Geist, weil ich meinen Bruder Titus nicht fand.“ Er war allein, und er brauchte dringend Trost von jemandem.
Ich kenne etwas von dem, was Paulus durchmachte, aus meiner eigenen Erfahrung und von anderen, die mit derselben Art von Prüfungen konfrontiert wurden. Satan kommt immer dann, um uns anzugreifen, wenn wir erschöpft und müde vom Kampf sind. Hier sind wir für seine Lügen besonders anfällig, und ich glaube, der Feind schlug Paulus mit zwei bösartigen davon. Als erstes glaube ich, dass er ihm sagte: „Titus ist nicht gekommen, weil er dich abgelehnt hat.“ Dann kam diese Lüge: „Titus ist nicht hier, weil du nicht mehr effektiv bist, Paulus. Du hast diese Gläubigen in Korinth sehr verletzt und sie vertrieben. Dein Dienst bringt einfach keine Frucht mehr hervor.“
Ich höre den Teufel flüstern: „Gott ist nicht mehr mit dir, Paulus. Du wurdest von allen in Asien verworfen. Es ist keine einzige Person mehr übrig, die mit dir zusammensteht. Selbst dein geistlicher Sohn Titus ist wegen deiner Gegner in Korinth von Zweifeln befallen worden.
Mach dir nichts vor, Paulus, du hast deine Salbung verloren. Denk an Apollos, dessen Predigen große Mengen anzieht. Jeder prahlt damit, wie effektiv sein Dienst ist, während du nur so wenige erreichst. Du hast Aufstände ausgelöst, wo du gepredigt hast, und die Erweckungen, die du leitest, enden damit, dass sie zugemacht werden, wie gerade in Ephesus. Du bist nicht geliebt, Paulus, und du wirst nicht mehr gebraucht. Es ist klar, dass du vom Herrn gezüchtigt wirst. Irgendwie hast du den Heiligen Geist betrübt, und Gott hat seine Hand von dir abgezogen.“
Wenn Sie in Vertrautheit mit dem Herrn gelebt haben, verstehen Sie sehr gut, womit Paulus konfrontiert wurde. Satan ist der Vater der Lügen, und er mag Ihnen tatsächlich gerade jetzt dieselben Lügen, die er nach Paulus schleuderte, senden: „Du bist von allen verworfen. Du hast keinen Dienst, keinen Platz mehr in der Arbeit für das Reich Gottes. Du nimmst nur Platz weg.“ Das ist aus dem Abgrund der Hölle.
David wusste, wie es ist, von dämonischen Lügen überwältigt zu werden. In Psalm 140 schreibt er davon, in einer „Zeit des Krieges“, sowohl physisch als auch geistlich, zu sein. Dieser gottesfürchtige Mann betete zum Herrn: „Die Bösen versammeln sich ständig zum Kampf gegen mich. Sie schärfen ihre Zungen wie eine Schlange und wollen mich zu Fall bringen. Sie haben mir eine Falle gestellt, in der sie mich fangen wollen“ (Psalm 140,2-6; meine Umschreibung).
Doch trotz seiner Situation frohlockte David: „HERR, mein Herr, du Hort meiner Rettung! Du hast mein Haupt beschirmt am Tag der Waffen“ (Psalm 140,8). Hier war Davids Zeugnis im Wesentlichen: „Gott, du hast meinen Verstand beschirmt, mich vor den dämonischen Lügen geschützt. Höllische Mächte haben ihre Zungen gegen mich geschärft. Aber du hast meine Gedanken beschirmt, so dass Satans Lügen mein Kommen und Gehen nicht durchkreuzen werden.“
Wie brachte der Heilige Geist Paulus Trost? Der Apostel selbst sagt uns: „Aber der die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus“ (2. Korinther 7,6). Titus kam mit einem erfrischenden Geist in Mazedonien an, und plötzlich wurde Paulus‘ Herz leichter. Als die beiden Männer Gemeinschaft hatten, strömte Freude durch Paulus’ Körper, Verstand und Geist, und der Apostel schrieb: „Ich bin mit Trost erfüllt, ich bin überreich an Freude bei all (meiner) Bedrängnis“ (7,4). Paulus erklärte damit: „Ich stehe immer noch vor Problemen, aber der Herr hat mir gegeben, was ich für den Kampf brauche. Er hat mich durch Titus erfrischt.“
Die ganzen Jahre meines Dienstes hindurch habe ich Männer und Frauen Gottes an das Ende ihrer Ausdauer kommen sehen, niedergeschlagen und äußerst konfus. Ich quälte mich wegen diesen lieben Brüdern und Schwestern in ihrem Leid und fragte den Herrn: „Vater, wie werden deine Diener hier jemals aus solch einem Abgrund des Leids herauskommen? Wo ist die Kraft, die sie herausholen wird? Was kann ich sagen oder tun, um ihnen zu helfen?“
Ich glaube, die Antwort liegt direkt hier, in Paulus‘ Zeugnis. Hier war ein Mann so schwer erschöpft, dass er nicht mehr er selbst war. Paulus war in der düstersten Zeit seines Dienstes, so niedergeschlagen wie er es niemals zuvor gewesen war. Doch innerhalb weniger kurzer Stunden war er aus diesem düsteren Abgrund völlig heraus und genoss Freude und Fröhlichkeit. Der geliebte Apostel fühlte sich noch einmal geliebt und gebraucht.
Wie geschah dies alles? Lassen Sie uns zuerst ansehen, was in Korinth geschah. Als Titus dort ankam, um sich mit den Gemeindeleitern zu treffen, empfing er seine eigene herrliche Erfrischung. In der Gemeinde fand eine Erweckung statt, weil sie Paulus’ Anweisung befolgt hatten, und nun segnete Gott sie mächtig.
Wenn der Herr nur an diesem Punkt den Vorhang hätte zurückziehen können und Paulus zeigen, was wirklich geschah. Wenn er nur hätte Zeuge werden können von der Erweckung, die durch seine Botschaft stattfand. Er hätte die Lügen Satans aufgedeckt gesehen und wäre daran erinnert worden, dass Gottes Gedanken für ihn gute Gedanken waren, dass das alles ein Teil seines göttlichen Planes war.
Nun kam Titus mit den ermutigenden Neuigkeiten in Mazedonien an: „Paulus, die Geschwister in Korinth schicken dir ihre Liebe! Sie haben die Sünde, die in ihrer Mitte war, beseitigt und haben sich mit den falschen Propheten befasst. Sie verachten deine Leiden nicht länger, sondern freuen sich stattdessen über dein Zeugnis.“
Dieses erfrischende Wort, von einem lieben Bruder im Herrn überbracht, holte Paulus sofort aus seiner Grube: „Der die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns [mich] durch die Ankunft des Titus“ (2. Korinther 7,6). Sehen Sie das Beispiel hier? Gott gebraucht Menschen, um Menschen zu erfrischen. Er schickte keinen Engel, um Paulus zu erfrischen. Der Trost, den dieser Mann empfing, kam durch die Erfrischung von Titus‘ Geist, der wiederum den Apostel erfrischte.
In Apostelgeschichte 27 war Paulus auf einem Schiff mit Kurs auf Rom, als das Schiff in Sidon Halt machte. Paulus bat den zuständigen Zenturio um Erlaubnis, einige Freunde in der Stadt zu besuchen, und „Julius ... gab ihm die Freiheit, zu seinen Freunden zu gehen, um sich zu erfrischen“ (Apostelgeschichte 27,3; a. d. englischen King James Version). Dies ist ein weiteres Beispiel, wie Gott Gläubige gebraucht, um andere Gläubige zu erfrischen.
Wir sehen das auch in 2. Timotheus, wo Paulus über einen gewissen Gläubigen schreibt: „Der Herr gebe dem Hause des Onesiphorus Barmherzigkeit, denn er hat mich oft erquickt und sich meiner Ketten nicht geschämt; sondern als er in Rom war, suchte er mich eifrig und fand <mich> … Und wie viel er in Ephesus diente“ (2. Timotheus 1,16-18).
Onesiphorus war auch einer von Paulus‘ geistlichen Söhnen und er liebte Paulus so tief und bedingungslos, dass er ihn in seinen Leiden aufsuchte. Einmal, als Paulus im Gefängnis saß, ging Onesiphorus durch die Stadt und suchte nach ihm, bis er ihn fand. Seine Motivation war einfach: „Mein Bruder ist verletzt. Er hat die Schrecken eines Schiffbruchs erlitten, und nun wird er von Satan geschlagen. Ich muss ihn ermutigen.“
Der Dienst des Erfrischens schließt eindeutig ein, nach denen zu suchen, die verletzt sind. Wir hören heute viele Vorträge über Kraft in der Gemeinde: Kraft, die Kranken zu heilen, Kraft, die Verlorenen zu gewinnen, Kraft, die Sünde zu überwinden. Aber ich sage, es gibt große heilende Kraft, die von einer erfrischten und erneuerten Person ausströmt. Depression, geistige Qualen oder ein beunruhigter Geist können alle Arten körperlicher Krankheit hervorrufen, aber ein Geist, der erfrischt und ermutigt ist – einer, der sich angenommen, geliebt und gebraucht fühlt –, ist der heilende Balsam, der am meisten gebraucht wird.
Wir finden diesen Dienst des Erfrischens genauso im Alten Testament. Als David von König Saul gehetzt wurde, war er erschöpft und verletzt, gezwungen, Tag und Nacht zu laufen. Während dieser Zeit fühlte er sich von Gottes Führern und Gottes Volk abgelehnt. Dann, in einem entscheidenden Moment, kam Davids Freund Jonatan zu ihm: „Da machte sich Jonatan, der Sohn Sauls, auf und ging zu David … und stärkte seine Hand in Gott. Und er sagte zu ihm: Fürchte dich nicht! Denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden. Du wirst König über Israel werden, und ich werde der Zweite nach dir sein“ (1. Samuel 23,16-17).
Dieses Wort der Erfrischung hätte für David nicht rechtzeitiger kommen können. Er hatte gerade eine krasse Ablehnung hinnehmen müssen, nachdem er einen selbstlosen Akt der Freundlichkeit vollbracht hatte. David und seine Männer hatten ihr Leben riskiert, um das Dorf Keila zu retten, und eine Zeit lang fanden sie dort Zuflucht. Doch später als Saul unterwegs war, betete David: „Herr, werden diese Leute mich an Saul übergeben?“ Gott antwortete ihm: „Ja, sie werden dich ablehnen. Verlasse die Stadt jetzt.“
Die Psalmen offenbaren, wie elend Davids Zustand zu diesem Zeitpunkt gerade war. Seine Seele war niedergeschlagen, und er schrie immer wieder auf: „Gott, wo bist du?“ Denken Sie auch an Jonathans schmerzhafte Prüfung durch seinen bösen, besessenen Vater. Doch dieser gottesfürchtige Freund „stärkte seine Hand in Gott“, indem er ihm sagte: „Der Herr ist mit dir, David, und du wirst immer noch geliebt in Israel. Du magst dich gerade nicht danach fühlen, aber du wirst König sein. Deine Arbeit hat gerade erst begonnen.“
Das war alles, was David hören musste – „Gott ist immer noch mit dir“ – und sofort wurde sein Geist erfrischt, um weiterzumachen. Wir sehen dieses Beispiel immer wieder in der Schrift: Gott sendet keinen Engel und keine Vision, sondern einen Mitgläubigen, um seine Geliebten zu erfrischen.
Es ist möglich, inmitten unserer Bedrängnisse in ein glaubensloses, leeres Nichts zu trudeln, dabei alle Hoffnung zu verlieren und aufzugeben. Wenn dies geschieht, enden Sie in Verbitterung und Hartherzigkeit, bis Sie sich Ihrer Situation mit Wahrheit stellen. Tatsächlich, wir werden aus unseren Zeiten der Konfusion und der Gefühle der Ablehnung nie herauskommen, bis wir verstehen, warum Gott diese Schwierigkeiten in unserem Leben zulässt. Ich bin überzeugt, dass dies für viele Leser Gottes „Wort der Heilung für Dich“ ist.
Als Paulus sich hinsetzte, um seinen zweiten Brief an die Korinther zu schreiben, sah er vor sich eine Menge, die mit denselben Leiden konfrontiert wurde wie er es wurde. Er sagte ihnen: „Ich möchte, dass ihr wisst, dass diese Bedrängnisse, die ich ertrage, ganz mit euch und euren eigenen Zeiten der Bedrückung zu tun haben.“
„Sei es aber, dass wir bedrängt werden, so ist es zu eurem Trost und Heil; sei es, dass wir getröstet werden, so ist es zu eurem Trost, der wirksam wird im <geduldigen> Ertragen derselben Leiden, die auch wir leiden“ (2. Korinther 1,6). Paulus sagte ihnen damit: „Gott benutzt meine Prüfungen, um mich die Wege des Trostes zu lehren. Also, wenn ihr euch euren eigenen Bedrängnissen gegenüberseht, werdet ihr wissen, dass meine Worte an euch Kraft haben, weil ich sie auch durchgemacht habe.“
Es war eine wunderbare Offenbarung vom Heiligen Geist. Paulus erkannte: „Das ist es, warum Gott all diese Schläge zugelassen hat. Der Heilige Geist ist dabei, meine Seele zu beruhigen und mich durch das zu heilen, damit ich hinausgehen kann, um andere in ihrer Not zu trösten und zu erfrischen. Er tröstet uns in unseren Bedrückungen, damit wir fähig sein mögen, diejenigen, die ebenfalls Schwierigkeiten ertragen, mit dem Trost zu trösten und zu ermutigen, durch den wir selbst getröstet worden sind.“
Heute gibt es eine Lawine von Büchern, Kassetten und Videos darüber, „wie man zurechtkommt“. Diese Botschaft wird dringend benötigt, und viele Materialien bewirken Gutes, wenn sie von aufrichtigen, rechtschaffenen Geistlichen herausgegeben werden. Aber ich glaube, Paulus versucht uns zu sagen: „Die einzigen Worte, die wahre Erfrischung und bleibende Heilung bringen, kommen aus dem, was in unseren vielen Bedrängnissen und Prüfungen gelernt wird.“
Ich erhielt einen Brief vor nicht allzu langer Zeit, von einer ehemaligen Nonne, die inzwischen eine ordinierte Geistliche ist. Diese Frau ist neunundfünfzig Jahre alt, und nachdem sie kürzlich einen Schlaganfall erlitt, fiel sie in eine tiefe Depression. Während sie auf ihr Leben zurückblickte, beschloss sie, ihre Beerdigung zu planen und schrieb den folgenden Nachruf für sich selbst:
„Niemandes Ehefrau. Niemandes Mutter. Entfremdet von ihrer Familie hin zur Erlösung. Nichts von Bedeutung in ihrem Leben vollbracht. Lebte in Armut. Eine wirkliche Verliererin ist gestorben.“ Es brach mir das Herz, als ich dies las, als ich über den traurigen Gedanken nachdachte, mit nichts zu meinem Herrn zu gehen. Aber ein Pastor gab dieser Frau eine Kopie meiner Predigt: „Ich habe mich vergeblich abgemüht!“, und sie schrieb mir: „Bruder David, Deine Worte haben mich ermutigt und erfrischt.“
Täuschen Sie sich nicht: Gott benutzt Menschen, um andere Menschen zu erfrischen. Er liebt diese Art des Dienstes so, dass er den Propheten Maleachi dazu bewegte, von ihm als einem meistbenötigten Werk in den letzten Tagen zu sprechen. Maleachi beschrieb, wie zu seiner Zeit Gottes Volk sich gegenseitig auferbaute, durch eins-zu-eins-Belehrung: „Da redeten die miteinander, die den HERRN fürchteten“ (Maleachi 3,16).
Wann geschah dies genau? Maleachis Wort kam während einer Zeit zügelloser Gottlosigkeit, als der „Fresser“ viel Frucht im Land vernichtet hatte. Gottes Volk war müde geworden und begann zu zweifeln, dass es Wert hatte, mit dem Herrn zu wandeln. Sie dachten: „Es wird uns gesagt, dass es sich auszahlt, dem Herrn zu dienen, sein Wort zu befolgen und seine Lasten zu tragen. Aber wenn wir uns umschauen, zu den Stolzen und Kompromisse-Machenden, sind sie diejenigen, die glücklich scheinen. Sie streben nach Wohlstand, leben sorglos, genießen das Leben aus vollen Zügen.“
Der Heilige Geist begann sich in Israel zu bewegen und bald kam die Furcht des Herrn über ein nach Gott hungerndes Volk. Plötzlich wurde jeder in Israel, jung oder alt, ein eins-zu-eins-Missionar. Auf Veranlassung des Geistes öffneten sich die Menschen füreinander, wobei sie einander belehrten, sich gegenseitig stärkten und jene in ihrer Umgebung trösteten.
Ich bin überzeugt, dass Maleachis Wort über diesen Dienst ein Spiegelbild der Gegenwart ist. Er hat uns ein Bild einer Ausgießung des Heiligen Geistes in den letzten Tagen gegeben, in dem Gottes Volk aufhört, zu schwatzen und zu jammern, und stattdessen mit Erfrischung dient. Das geschieht durch Telefon, durch Brief, durch E-Mail, und von Angesicht zu Angesicht. Und Gott ist so erfreut über diesen Dienst, dass uns gesagt wird, dass er alles aufschreibt. Jedes ausgesprochene, freundliche Wort, jeder getätigte Telefonanruf, jeder geschriebene Brief, jedes Bemühen, die Niedergeschlagenen zu trösten, wird in einem „Buch der Erinnerung“ festgehalten. Und die Bibel sagt, dass jeder von uns, dessen Taten aufgeschrieben sind, ihm kostbar sein wird: „Sie werden mir gehören, spricht der Herr der Heerscharen, an dem Tag, an dem ich mich mit meinen Juwelen vereinen werde“ (Maleachi 3,17; a. d. englischen King James Version).
Möge Gott denen helfen, die sich beklagen, dass sie keine Berufung oder keine offenen Türen für den Dienst haben. Jedem dieser Menschen sage ich: Wenden Sie Ihre Augen von Ihrer Situation ab und hören Sie auf, zu jammern, dass Sie schikaniert werden. Hören Sie auf zu versuchen, Gott dadurch zu gefallen, dass Sie ein großes, aufopferndes Werk planen. Stehen Sie stattdessen auf, machen Sie einen verletzten Bruder oder eine verletzte Schwester ausfindig und erfrischen Sie sie.
Seien Sie ein Titus für jemanden, der im Geist niedergeschlagen ist. Beten Sie darum, den Geist eines Onesiphorus zu haben, der die Leidenden aufsuchte, um ihnen Heilung zu bringen. Denken Sie daran: Ihnen ist alle Macht des Himmels gegeben, einen verletzten Gläubigen zu erfrischen, jemanden, der den Trost braucht, den Gott einzig Ihnen gegeben hat. Ja, es gibt Menschen, die Sie brauchen, und der Herr beabsichtigt, Ihre vergangenen Tröstungen zu gebrauchen, um ihnen Erfrischung zu bringen. Nehmen Sie heute mit diesem Jemand Kontakt auf und sagen Sie: „Bruder, Schwester, ich will für dich beten und dich ermutigen. Ich habe ein gutes Wort für dich.“
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.