Der Dienst, sein Angesicht zu schauen

Jeder Christ ist zum Dienst berufen. Die Bibel macht das ganz klar. Paulus schreibt, dass „wir [alle] diesen Dienst haben“ (2. Korinther 4,1).

Doch die Vorstellung der meisten Christen vom Dienst heute ist nicht sehr biblisch. Wir sehen den Dienst oft als etwas, das nur von ordinierten Pastoren und Missionaren getan wird. Wir denken an Geistliche als Seminar-Absolventen, die Leute trauen oder beerdigen, Gemeinden bauen, Anbetungstreffen leiten und Lehre vermitteln. Wir betrachten sie als geistliche Ärzte, die die Wunden der Kranken und Verletzten heilen sollen.

Gott beurteilt den geistlichen Dienst nicht in der gleichen Weise wie wir. Die meisten von uns beurteilen einen geistlichen Dienst nach seiner Größe oder Effektivität, nach der Zahl der guten Werke, die vollbracht wurden. Aber in Gottes Augen ist der Punkt nicht, wie effektiv ein Dienst ist, wie groß eine Gemeinde wird oder wie viele Menschen erreicht werden.

Natürlich haben viele Leiter in der Gemeinde durch ihren Dienst unfassbare Dinge getan. Begabte Männer und Frauen haben Mega-Gemeinden gebaut, Institutionen und Schulen errichtet und Menschenmengen mit dem Evangelium erreicht. Doch manche genau dieser hoch talentierten Menschen versahen ihren Dienst mit einem schwarzen Herzen. Ehebrecher, Unzüchtige, Trinker, Homosexuelle – alle benutzten ihre Begabungen und Intelligenz, um in der Gemeinde viel zustande zu bringen.

Ich danke Gott für jeden rechtschaffenen Geistlichen, der einen Dienst durch gottgefällige Werke errichtet hat. Von der ersten bis zur letzten Seite ruft die Bibel uns auf, bezüglich der Verletzungen und Nöte der Menschheit zu dienen. Aber das Problem ist, dass die meisten Christen sich den Dienst als etwas ausmalen, das wir tun, eine Arbeit, die aufgenommen werden muss – und nicht als etwas, das wir sind oder werden.

Paulus spricht von einem bestimmten Dienst, zu dem jeder Christ berufen ist. Dieser Dienst erfordert keine besonderen Gaben oder Talente. Vielmehr muss er von allen ausgeübt werden, die wiedergeborenen sind, sowohl von anerkannten Geistlichen als auch von Laien. Tatsächlich ist dieser Dienst sogar die erste Berufung jedes Gläubigen. Alle anderen Bemühungen müssen aus ihm herausfließen. Kein Dienst kann Gott gefallen, wenn er nicht aus dieser Berufung heraus geboren wird.

Ich spreche von dem Dienst, das Angesicht Christi zu schauen. Paulus sagt: „Wir alle [schauen] mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel“ (2. Korinther 3,18; Lutherübersetzung 1984).

Was bedeutet es, die Herrlichkeit des Herrn zu schauen? Paulus spricht hier von einer hingegebenen, konzentrierten Anbetung. Es ist Zeit, die Gott gewidmet wird, um ihn anzuschauen. Und der Apostel fügt schnell hinzu: „Darum, da wir diesen Dienst haben“ (2. Korinther 4,1). Paulus macht klar, dass das Angesicht Christi zu schauen, ein Dienst ist, dem wir alle uns hingeben müssen.

Das griechische Wort für „schauen“ in diesem Vers hat einen sehr starken Ausdruck. Es bezeichnet nicht nur „einen Blick auf etwas werfen“, sondern „das Anschauen festmachen“. Es bedeutet zu entscheiden: „Ich bewege mich nicht aus dieser Position. Bevor ich irgendetwas anderes tue, bevor ich versuche eine einzige Sache zu vollbringen, muss ich in Gottes Gegenwart sein.“

Viele Christen interpretieren den Ausdruck „wie in einem Spiegel“ (3,18) falsch. Sie denken an einen Spiegel, bei dem das Angesicht Jesu zu ihnen zurückspiegelt wird. Aber das meint Paulus hier nicht. Er spricht von einem intensiven, konzentrierten Anschauen, als würde man ernsthaft forschend durch ein Fernglas schauen, um etwas klarer zu sehen. Wir sollen auf diese Weise „unsere Augen festmachen“, entschlossen, die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi zu schauen. Wir sollen uns mit nur dieser einen Absicht in das Allerheiligste zurückziehen: so aufmerksam anzuschauen und mit solcher Hingabe Gemeinschaft zu haben, dass wir verändert werden.

Was geschieht, wenn ein Gläubiger das Angesicht Christi schaut? Paulus schreibt: „Wir alle [schauen] mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist“ (2. Korinther 3,18; Lutherübersetzung 1984).

Das griechische Wort hier für „verklärt“ ist das Verb für Metamorphose und bedeutet „verändert, verwandelt, umgestaltet“. Jeder, der oft in das Allerheiligste geht und seinen Blick aufmerksam auf Christus richtet, bei dem geschieht Metamorphose. Eine Umgestaltung findet statt. Diese Person wird fortwährend in das Ebenbild und den Charakter Jesu verändert.

Vielleicht kommen Sie oft in die Gegenwart des Herrn. Doch Sie mögen sich nicht fühlen, als ob sie sich verändern, während Sie eingeschlossen mit ihm Zeit verbringen. Ich sage Ihnen: Sie können gewiss sein, dass eine Metamorphose stattfindet. Mit Sicherheit geschieht etwas, weil niemand ständig die Herrlichkeit Christi schauen kann, ohne verwandelt zu werden.

Beachten Sie den letzten Ausdruck in Paulus‘ Erklärung: „Wir alle … werden <so> verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie <es> vom Herrn, dem Geist<, geschieht>“ (2. Korinther 3,18; Kursiv von mir). Der Heilige Geist tut das Werk, uns zu verwandeln. Beachten Sie nun den Vers, der diesem vorausgeht: „Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit“ (3,17).

Sehen Sie, was Paulus hier sagt? Er sagt uns damit: „Wenn du das Angesicht Christi schaust, besteht die Freiheit, verändert zu werden.“ Indem wir in seiner Gegenwart sind, geben wir dem Geist die Freiheit, unser Leben zu regieren, mit uns zu tun, wie ihm beliebt. Es ist ein Akt der Unterordnung, der aussagt: „Herr, mein Wille gehört dir. Was immer dazu auch nötig ist, verwandle mich in das Bild Jesu.“

Das Erste, was wir sehen, wenn wir den Herrn schauen, ist, wie nicht-Christusähnlich wir sind. Es kommt nicht darauf an, für wie gerecht wir uns halten mögen. Der Heilige Geist zeigt uns, wie weit wir hinter Gottes Herrlichkeit zurückbleiben, wie selbstbezogen wir sind, wie viele Bestrebungen wir aus unserem Fleisch heraus haben.

Doch indem wir dasitzen und Christus anschauen, beginnt ein spontanes Werk in uns. Wir sehen, dass er alle Gerechtigkeit für uns vollbracht hat. Und wir brauchen nie darum zu kämpfen, zu schwitzen oder zu flehen, heilig zu sein. In der Tat werden wir verändert – nicht durch irgendetwas, das wir tun, sondern durch das Werk des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist hat in uns den herrlichen Prozess der Umgestaltung begonnen.

Jetzt wird alles „durch den Bund, durch seinen Geist“ vollbracht. Unser Anteil daran ist einfach, oft in seine Gegenwart zu gehen, unseren Blick ganz auf ihn zu fixieren und in seiner Gegenwart zu bleiben. Und wir sollen unser Vertrauen auf ihn als den Anfänger und Vollender unseres Glaubens setzen. Durch seinen Geist wird er uns kontinuierlich in das Ebenbild Christi selbst verwandeln.

Viele Christen bekunden, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein. Aber ich glaube, es gibt einen Prüfstein, der beweist, ob der Heilige Geist Ihr Leben regiert. Der Prüfstein ist: Es wird eine allmähliche Zunahme des Charakters Christi in Ihnen geben.

Wenn der Heilige Geist die völlige Kontrolle hat, wird diese Zunahme nicht im Spurt kommen. Sie werden keine Rückschläge oder Rückzüge aus seiner Gegenwart haben. Stattdessen werden Sie eine kontinuierliche Zunahme der Veränderung sehen. Und diese Zunahme wird nicht nur aus Krisen oder Versuchungen kommen. Sie wird ständig weitergehen, weil die Veränderungen, die durch Gottes Geist bewirkt sind, kontinuierlich sind. Im Werk des Heiligen Geistes gibt es nicht so etwas wie ein stagnierendes Wachstum.

Doch kommt die Umgestaltung vor allem durch unsere Anfechtungen und Leiden. Paulus sagt: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit das Übermaß der Kraft von Gott sei und nicht aus uns“ (2. Korinther 4,7). Sie mögen sich fragen: „Wie können unsere zerbrechlichen Gefäße die Herrlichkeit des Charakters Christi enthalten und zunehmend manifestieren? Besonders wenn wir unter Beschuss stehen?“

Wir können nicht wissen, wie der Geist uns verändern wird. Wir wissen nicht, welche Methoden er in unserem Leben wählen wird. Aber eines können wir wissen: Jede Not und jedes Leiden ist dazu bestimmt, Veränderung herbeizuführen.

Als Gwen und ich von dem tödlichen Gehirntumor unserer Enkelin Tiffany hörten, dachten wir, unsere Tochter Debbie würde ein zerbrechliches Gefäß sein. Wir fragten uns: „Wie wird sie das jemals durchstehen? Sie ist so zart.“ Aber Debbie war ein Fels während alledem. Jeder in unserer Familie sah die Kraft Gottes in ihr manifestiert.

Wo fand Debbie ihre Stärke? Monatelang hatte sie das Angesicht Jesu geschaut, indem sie die gottgefälligen Schriften von Madame Guyon und Amy Carmichael las. Debbie hatte mir, als sie anfing diese Schriften zu lesen, gesagt: „Dad, ich möchte einfach dahin kommen, Jesus noch mehr zu kennen.“

Sie hatte diese Monate eingeschlossen mit dem Herrn verbracht und ihn geschaut. Und der Heilige Geist hatte Veränderung herbeigeführt, die in die Welt hinaus strahlte. Er hatte sie umgestaltet. Wir alle sahen dieselbe Stärke in Debbies Mann Roger. Ihr Glaube, ihr Vertrauen und ihre Ruhe in Jesus waren inmitten ihrer schlimmsten Prüfung ein machtvoller Dienst.

Niemand auf Erden kann Sie in den Dienst einsetzen. Ihnen mag ein Diplom eines Seminars gegeben worden sein, Sie mögen durch einen Bischof ordiniert sein oder von einer Denomination beauftragt sein. Aber Paulus offenbart die einzige Quelle jeder wahren Berufung zum Dienst: „Ich danke Christus Jesus, unserem Herrn, der mir Kraft verliehen, dass er mich treu erachtet und in den Dienst gestellt hat“ (1. Timotheus 1,12).

Was meint Paulus hier, wenn er sagt, dass Jesus ihm Kraft verlieh und für treu erachtete? Denken Sie zurück an die Bekehrung des Apostels. Drei Tage nach diesem Ereignis setzte Christus Paulus in den Dienst ein – insbesondere in den Dienst des Leidens: „Denn ich werde ihm zeigen, wie vieles er für meinen Namen leiden muss“ (Apostelgeschichte 9,16).

Dies ist genau der Dienst, auf den sich Paulus bezieht, wenn er sagt: „Darum, da wir diesen Dienst haben ...“ (2. Korinther 4,1). Er fährt fort, indem er hinzufügt: „... weil wir ja Erbarmen gefunden haben, ermatten wir nicht.“ Er spricht vom Dienst des Leidens. Und er macht klar, dass es ein Dienst ist, den wir alle haben.

Paulus sagt uns damit, dass Jesus ihm eine Verheißung für diesen Dienst gab. Christus versprach, ihm treu zu bleiben und ihn in allen seinen Prüfungen Kraft zu verleihen. Das griechische Wort für „Kraft verleihen“ beschreibt eine ständige Versorgung mit Kraft. Paulus erklärt: „Jesus versprach, mir mehr als genug Kraft für den Weg zu geben. Er gibt mir die Kraft, in diesem Dienst treu zu bleiben. Wegen ihm werde ich nicht schwach werden oder aufgeben. Ich werde mit einem Zeugnis daraus hervorgehen.“

Lassen Sie mich Sie fragen: Was sah Paulus als seine primäre Berufung im Dienst an? War es sein überzeugendes Predigen? Seine tiefe Lehre? Nein. Nach seinem eigenen Eingeständnis war Paulus kein wortgewandter Redner. Er sagte, dass er in Schwachheit predigte, mit Furcht und Zittern. Selbst Petrus sagte, dass Paulus Dinge sagte, die schwer zu verstehen waren (siehe 2. Petrus 3,15-16).

Doch zu dieser Zeit hatte Paulus schon all seine weltliche Ausbildung und irdische Weisheit beiseitegelegt. Er wusste, dass sein Dienst nicht in Predigt, oder Heilung der Kranken, oder seiner eigenen menschlichen Brillanz bestand. Paulus’ Dienst war das Ausstrahlen von Christus, das in ihm durch große Leiden erzeugt wurde. Der große Apostel hatte eine unfassbare Auswirkung auf sein Zeitalter, und beeinflusst sogar noch unsere Generation, durch die Art und Weise, wie er auf seine Anfechtungen reagierte.

Paulus sprach oft von „Christus in mir“. Damit meinte er: „Ihr seht ein menschliches Wesen vor euch stehen. Aber Gott hat mich durch große Prüfungen geführt und diese Leiden haben in mir den Charakter Christi erzeugt. Das ist es, was ihr von mir ausstrahlen seht. Nur der treue Kraftgeber, kann dies im Leben eines Menschen erzeugen. Nur er kann seinen Dienern mitten in jeder Prüfung ein Lied und ein Zeugnis geben.“

Hier ist, wie Paulus seinen Dienst zusammenfasst: „In allem sind wir bedrängt, aber nicht erdrückt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht vernichtet; allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde“ (2. Korinther 4,8-10).

Paulus war nicht übermenschlich. Er kannte aus erster Hand die Bedeutung der Verzweiflung. Er sah sich schwierigen Zeiten gegenüber, von denen er niemals gedacht hätte, dass er sie überleben würde. Er bezeugt: „Denn wir wollen euch nicht in Unkenntnis lassen, Brüder, über unsere Bedrängnis, die uns in Asien widerfahren ist, dass wir übermäßig beschwert wurden, über Vermögen, sodass wir sogar am Leben verzweifelten. Wir selbst aber hatten in uns selbst <schon> das Urteil des Todes erhalten, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt. Und der hat uns aus so großer Todesgefahr errettet und wird uns erretten; auf ihn hoffen wir, dass er uns auch ferner erretten werde“ (2. Korinther 1,8-10).

Verstehen Sie, was Paulus damit sagt? Er sagt uns damit: „Wir werden niedergezwungen, jenseits allen menschlichen Vermögens. Und wir waren vollkommen außerstande, es zu verstehen. Wir kamen an den Punkt, an dem wir dachten, es ist alles aus.“

Dies war Paulus‘ schwierigste Zeit. Er starrte dem Tod ins Auge. Doch genau in diesem Moment erinnerte Paulus sich an seinen Dienst und seine Berufung. Er erinnerte sich: „Die ganze Welt beobachtet mich. Ich habe viele Predigten über Gottes Macht, seine Diener zu bewahren, gehalten. Nun möchte jeder sehen, ob ich das glaube.“

Paulus richtete sich noch einmal auf, um sein Leben niederzulegen. Er rief aus: „Leben oder Sterben, ich bin des Herrn! Ich vertraue auf Gott, der die Toten auferweckt.“

Danach sagt Paulus der korinthischen Gemeinde: „Es waren eure Gebete, die uns geholfen haben. Ihr habt uns fähig gemacht, durch alles mit einem Siegeslied hindurch zu kommen.“ Er schreibt: „Wobei auch ihr durch das Gebet für uns mitwirkt, damit von vielen Personen für das uns <verliehene> Gnadengeschenk gedankt werde, durch viele für uns“ (2. Korinther 1,11).

Ich kann dies gar nicht nachdrücklich genug sagen: Wir dürfen das Gebet für unsere Brüder und Schwestern in Not nie leicht nehmen. Paulus sagt, dass die Gebete der Korinther ein Geschenk für ihn waren. Sie waren kostbarer als Geld, oder tröstende Worte, oder sogar gute Taten der Liebe.

Unsere Familie kennt solche Dankbarkeit für die Gebete anderer: Dreißig Tage lang lag unsere Enkelin Tiffany sterbend in unserem Zuhause. Es war die schwerste Zeit unseres Lebens. Wir kannten die Bedeutung von Paulus‘ Zeugnis: Plötzliche Not war über uns gekommen und wir wurden über die Maßen bedrängt, indem wir uns einer Prüfung gegenübersahen, die wir menschlich gesehen nie verstehen konnten.

In der letzten Stunde, als Tiffany ihre letzten Atemzüge machte, versammelten wir uns um ihr Bett, hielten uns an den Händen und sangen: „Gott ist so gut.“ In jenen Augenblicken spürten wir die Kraft der Gebete der Heiligen Gottes. Sie war für uns fühlbar, als jeder von uns die Hände der anderen ergriff.

Unsere Familie kann fest bezeugen, dass wir durch die Gebete derjenigen getragen wurden, die uns emporhielten. Und wie Paulus können wir zu all denen sagen, die beteten: „Ihr habt uns so sehr geholfen durch eure Gebete. Ihr gabt uns das Geschenk, das uns half, Gott in unserer schwierigsten Stunde zu verherrlichen. Wir wurden durch unsere Prüfung nicht zermalmt. Wir sind durch sie hindurch gekommen.“

Ich bin überzeugt, dass Paulus unsere Zeit beschrieb, als er an Timotheus schrieb: „Ich bezeuge eindringlich vor Gott und Christus Jesus ... Predige das Wort, stehe bereit zu gelegener und ungelegener Zeit; überführe, weise zurecht, ermahne mit aller Langmut und Lehre!

Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, weil es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden. Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tu das Werk eines Evangelisten, vollbringe deinen Dienst!“ (2. Timotheus 4,1-5).

Paulus sagte damit Timotheus: „Die Menschen werden ihren Begierden so ausgeliefert sein, dass sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden. Aber predige weiter das Wort. Ermahnung wird gebraucht. Weise also die Ungehorsamen zurecht und ermahne jeden, Gutes zu tun.“

Wir müssen mit machtvollem Predigen, gesunder Lehre und gottgefälliger Ermahnung fortfahren. Aber bald wird die Welt nichts von dem hören wollen. Die Menschheit wird so besessen von Vergnügen und Begierden sein, dass sie die Gemeinde total ignorieren wird. Predigen und Lehre werden eine narkotisierte Gesellschaft überhaupt nicht beeindrucken.

Tatsächlich glaube ich, dass wir weltweit schon an diesen Punkt gekommen sind. Die nominelle Kirche ist völlig bedeutungslos gemacht worden. Sie beeinflusst in vielen Fällen keine Nation mehr, oder sogar keine einzelnen Menschen. Ich frage Sie: Was für ein Dienst wird eine Welt erreichen, die wahnsinnig geworden ist?

Gott sei Dank, da gibt es immer noch einen Dienst, der zu Atheisten, Muslimen, Ungläubigen aller Art spricht. Es ist die Ausstrahlung Christi durch tiefe, schwere Leiden im Leben der Gläubigen. Jahrhundertelang ist dies das mächtigste Zeugnis des Volkes Gottes gewesen. Gläubige wurden durch Krankheit, Verfolgung, Leiden aller Art erschüttert und verbogen. Und in alledem war es die Ausstrahlung des Charakters Christi, die die Menschen ihrer Umgebung berührte.

Achten Sie genau auf Paulus‘ Ermahnungen in diesem Abschnitt:

  • „Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid“ (2. Timotheus 4,5). Er sagt damit: „Eine Welt von Ungläubigen beobachtet dich. Achte also darauf, wie du in deinen Zeiten der Bedrängnis reagierst. Lass nicht zu, dass deine Prüfungen dich zu einem wimmernden, ungläubigen Klagenden verbeulen. Sonst wirst du jedes Wort unglaubwürdig machen, das du jemals über Gottes Treue sagtest.“
  • „Tu das Werk eines Evangelisten“ (4,5). Als ich ein junger Geistlicher war, verstand ich nicht, warum ich nicht einfach durch die Korridore eines Hospitals gehen, im Glauben beten und Heilungswunder stattfinden sehen konnte. Ich dachte: „Was für ein Zeugnis das sein würde. Jeder Zweifler würde überzeugt werden, wenn er Patienten vom Krankenbett aufstehen sähe.“ Seitdem habe ich gelernt, dass dies wahrscheinlich nicht die effektivste Art von Evangelisation sein würde. Denken Sie darüber nach. Wer macht den größeren Eindruck auf die Menschen seiner Umgebung: der lächelnde, gesunde Christ, der das Zimmer eines Ungläubigen betritt und predigt, tadelt und gesunde Lehre vermittelt? Oder die demütige Christin im Mehrbettzimmer, die sich von einer zweifachen Brustamputation erholt. Diese Frau ist niemals ohne Schmerzen. Doch sie hat keine Angst. Sie lächelt die Krankenschwestern an und erhellt den ganzen Raum mit ihrem inneren Frieden. Selbst der zynischste, ungläubige Arzt ist bezüglich dieser Frau neugierig. Er sieht sie leiden, doch er wird zu ihr hingezogen, weil er die Quelle ihres Friedens erkennen möchte.

Ich werte damit den Krankenhausdienst nicht ab. Er ist eine hohe Berufung, und eine lebenswichtige Arbeit, die jeder Leib aus Gläubigen ausführen muss. Aber ich kann Ihnen aus erster Hand sagen, was in den letzten Tagen von Tiffany in unserem Haus die stärkste Auswirkung hatte. Ein Handwerker ging in dieser Zeit in unserem Haus aus und ein. Er wusste, dass unsere Enkelin im Sterben lag. Nach drei Wochen sagte er seiner Frau: „Da ist etwas an diesen Leuten. Ich sehe sie manchmal weinen, aber ich kann den Frieden, den sie haben, nicht verstehen. Ich muss mehr darüber erfahren.“ Niemand hatte diesem Mann Zeugnis gegeben. Er sah einfach den Geist Christi aus unserer leidenden Familie ausstrahlen.

  • „Erbringe den vollen Beweis in deinem Dienst“ (2. Timotheus 4,5; a. d. engl. King James Version). Das griechische Wort für „Beweis“ hier bedeutet „völlig sicher oder völlig vorbereitet“. Paulus gibt hier zu verstehen: „Sei vorbereitet, bevor deine Prüfung plötzlich über dich kommt. Stelle sicher, dass du gut ausgerüstet bist, voll von geistlichen Ressourcen, damit dir das Öl nicht ausgeht.“

Ich sehe heute viele Christen, die während ihrer Prüfungen zerbrechen. Schweres Leiden bringt sie ins Trudeln. Wenn Sie ihre mitleiderregenden Fragen und Proteste hören, könnten Sie denken, dass sie Gott niemals gekannt haben. Tatsache ist, dass sie Jesus nur als Anfänger ihres Glaubens und nicht als den treuen Vollender kennengelernt haben. Diese Leute sind durch ihre Leiden nicht umgestaltet worden. Stattdessen sind sie entstellt worden, im Geist und im Charakter.

Eine Umgestaltung findet in unser aller Leben statt. Die Wahrheit ist, dass wir durch das verändert werden, was von uns Besitz ergriffen hat. Wir werden wie die Dinge, die unsere Gedanken einnehmen. Unser Charakter wird durch das, was auch immer unsere Herzen im Griff hat, beeinflusst und geprägt.

Betrachten Sie den schwulen Lebensstil. Ich habe bei vielen Homosexuellen, die ich kenne, eine ständige Degeneration des Charakters gesehen. Es kommt zu dramatischen Veränderungen in ihrem Gesichtsausdruck, ihrer Stimme, ihrer Eigenart. Und da ist eine ständige Zunahme ihrer Kühnheit, zu sündigen.

Vor zwei Jahren schworen mehrere hundert Homosexuelle in New York City, sie würden nie in der Gay Pride Parade die Fifth Avenue hinunter marschieren. Sie behaupteten: „Wir sind nicht einverstanden damit, Exhibitionisten unser Sexualität zu sein. Wir könnten das niemals tun.“ Doch im vergangenen Jahr führte eine große Gruppe eben dieser Männer halb nackt die Parade an.

Denken Sie an die Veränderungen, die sich durch Pornografie ergeben. Manche Männer beginnen mit Fotos nackter Frauen und enden schließlich im Strudel der Kinderpornografie. Verheiratete Männer können gar nicht genug bekommen von ihrer Begierde durch Pornos, also fangen sie Affären an. Sie schworen, dass sie für ihre Kinder sterben würden, aber jetzt sind sie willens, ihre Familien ohne Scham oder Bedauern sitzen zu lassen. Wie schnell ihr Charakter verfällt. Sie haben sich in ganz andere Männer verwandelt.

Ich danke Gott für jeden, der sein Denken und seine Seele mit geistlichen Dingen ernährt. Solche Diener haben ihre Augen fest auf das gerichtet, was rein und heilig ist. Sie halten ihren Blick auf Christus fixiert, indem sie Qualitätszeit damit verbringen, ihn anzubeten und sich selbst im Glauben zu erbauen. Der Heilige Geist ist in diesen Heiligen am Werk und formt ihren Charakter in das Ebenbild Christi.

Nur diese Gläubigen werden für die harten, explosiven Leiden bereit sein, die über die Erde kommen sollen. Trägen, faulen, gebetslosen Christen werden Herzversagen oder Zusammenbruch erleiden. Sie werden von ihren Ängsten erdrückt werden, weil sie in sich nicht den Heiligen Geist an der Arbeit haben, sie umzugestalten. Wenn harte Zeiten kommen, schaffen sie es schlicht nicht.

Wenn Sie gerade jetzt durch eine feurige Prüfung gehen, können Sie wissen, dass Sie durch den Herrn selbst „in den Dienst“ gestellt wurden. Also achten Sie darauf, in Ihrer Berufung nicht Anstoß zu geben, indem Sie zu einem klagenden, schniefenden Feigling werden. Hier sind Paulus‘ abschließende Worte zu dieser Frage:

„Und wir geben in keiner Sache irgendeinen Anstoß, damit der Dienst nicht verlästert werde, sondern in allem empfehlen wir uns als Gottes Diener, in vielem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten ... in Schlägen, in Gefängnissen ... als Traurige, aber allezeit uns freuend; als Arme, aber viele reich machend“ (2. Korinther 6,3-5.10).

Wie können wir „viele reich machen“? Indem wir die Hoffnung Christi inmitten unserer Leiden ausstrahlen. Wir bieten wahren Reichtum an, wenn wir andere zu der Frage veranlassen: „Was ist sein Geheimnis? Wie kann er diese Prüfung ertragen? Woher nimmt er solchen Frieden?“

Fangen Sie damit an, indem Sie gerade jetzt Ihr Herz vorbereiten. Füllen Sie Ihre Vorratskammer mit Ressourcen, indem Sie sich Zeit allein mit Jesus nehmen und ihren Blick auf ihn fixieren. Dann werden Sie für alles bereit sein. Das ist unser Dienst in diesen letzten Tagen.

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.