Der Ernst des Unglaubens
Wenige hingegebene Christen würden bei sich selbst Unglauben vermuten. Seit Jahren erstaunt mich etwas, das Jesus sagte: „Wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“ (Lukas 18,8). Die Frage unterstellt einen Mangel an Glauben nicht nur auf der Erde, sondern auch unter Gottes Volk.
Warum wollte Jesus das sagen? Der Glaube gehört zu den meist besprochenen Themen in der Gemeinde. Gottesfürchtige Prediger betonen es, und es gibt eine Flut von Büchern zu diesem Thema. Große Werke werden getan, gewaltige Projekte durchgeführt, alles im Namen des Glaubens. Also, was sagt Jesus uns, indem er fragt: „Wenn am Ende die Posaune ertönt, werde ich dann überhaupt Glauben finden?“
Wir finden einen Hinweis durch eine nüchternen Warnung in Hebräer 3,12: „Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei, im Abfall vom lebendigen Gott.“ Dieser Vers sagt, dass wir Unglauben in uns erkennen sollen, wann immer wir „von dem lebendigen Gott abfallen.“ Doch was bedeutet es, vom Herrn abzufallen?
Es geschieht durch unsere Zweifel an Gottes Treue. Wenn wir auch nur eine kleine Saat des Unglaubens in unseren Herzen wachsen lassen, werden wir in einem traurigen Zustand enden. Dieser Abschnitt warnt uns: „Seid auf der Hut, und erlaubt nicht irgendeinem Unglauben, in euch zu wurzeln. Manchmal mag der Herr fern von euch scheinen. Aber lasst euer Herz nicht von der Realität seiner Treue abweichen.“
Kürzlich kam nach einem unserer Gottesdienste ein Pastor aus einer anderen Stadt auf mich zu. Während er sprach, ließ er in seiner Entmutigung den Kopf hängen. Er sagte, dass er sich monatlich mit einer Gruppe von Pastoren aus verschiedenen Denominationen in seiner Stadt getroffen hatte.
„Aber, Bruder David“, sagte er, „unsere Treffen sind deprimierend geworden. Unsere Zahl ist am schrumpfen, weil immer mehr den Dienst aufgeben. Wir hören kein Wort mehr von Gott. Und viele gehen ihrem Dienst nach und fühlen sich hoffnungslos dabei. Sie haben alle Freude verloren. Jetzt haben es ihre Frauen satt und drängen sie, aufzuhören. Es deprimiert mich, weil ich diese Männer liebe. Ich bin so hungrig danach, dass wir wieder vom Herrn hören.“
Ich sehe in vielen Bibelschulen und Seminaren etwas Ähnliches geschehen. Einige dieser Institutionen sind tatsächlich zu Brutstätten des Unglaubens geworden. Schüler treten ein, überzeugt von der Unfehlbarkeit der Schrift, von Gottes Fähigkeit, Wunder zu wirken, eines buchstäblichen Himmels und einer buchstäblichen Hölle. Aber wenn sie ihre Glaubensüberzeugungen im Unterricht ausdrücken, kann es sein, dass ein Dozent sie lächerlich macht. Er bezeichnet ihre Glaubensüberzeugungen als „alte Schule“ und spottet über sie, ungebildet und unsicher zu sein. Viele aufrichtige junge Menschen schließen ohne jeglichen Glauben ab, weil Sie allen Vertrauens auf Gott beraubt wurden.
Doch die Bibel sagt uns unmissverständlich: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, <ihm> wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird“ (Hebräer 11,6).
Lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie ernst Gott unsere Sünde des Unglaubens nimmt.
In Exodus 17 kam Israel in der Wüste mit Namen Sin an. Es war kein Trinkwasser in Sicht, und das Volk wandte sich zornig an Mose: „Gib uns Wasser, damit wir <zu> trinken <haben>!“ (2. Mose 17,2). Sie behandelten Gottes Gesalbten, als wäre er ihr persönlicher Wundertäter. Doch nicht einer von ihnen wandte sich im Gebet dem Herrn zu. Niemand sagte: „Seht, Gott hat so viele Wasserwunder gewirkt. Er teilte das Rote Meer, um uns vor dem Pharao zu retten. Und er machte das bittere Wasser von Mara in süß. Gewiss wird er uns hier mit Trinkwasser versorgen.“
Sie kennen den Rest der Geschichte. Gott wies Mose an, vor einen Felsen zu treten und an ihn zu schlagen. Als er es tat, flossen Ströme von Wasser heraus, mehr als genug, um den Durst des Volkes zu stillen. Doch der Herr gab dieser Episode des Unglaubens einen Namen. Er nannte den Ort „Massa“, was „Herausforderung“ bedeutet, oder auch „verärgert sein, etwas satt haben, gereizt sein“. Gott sagte Israel damit: „Ihr habt mich mit eurem Unglauben total verärgert.“
Bitte verstehen Sie, dass der Herr hier nicht nur ein bisschen betrübt war. Er war bis an den Rand des Zorns verärgert. Doch er wurde nicht lediglich durch die Klagen des Volkes herausgefordert. Es war viel schlimmer als das: Sie hatten ihn beschuldigt, sie in ihrer Prüfung im Stich zu lassen. Sie hatten zu Mose gesagt: „Wozu hast du uns überhaupt aus Ägypten heraufgeführt? Um mich und meine Kinder und mein Vieh vor Durst sterben zu lassen? … Ist der HERR in unserer Mitte oder nicht?“ (17,3.7).
Ihre Folgerung war: „Wenn Gott mit uns ist, wo ist er jetzt? Wir sehen kein Zeichen seiner Gegenwart oder Macht. Ist der Herr tot oder lebendig? Wie können wir an einen Gott glauben, der so viele furchtbare Dinge zulässt?“
Sie mögen denken: „Armes Israel. Alles, was sie wollten, war Wasser für ihre schreienden Kinder. Jeder würde austrocknen, falls sie ohne Wasser blieben. Wer würde sich nicht beschweren?“ Aber der Punkt hier war nicht ein Mangel an Wasser. Auch nicht, dass Gott seinem Volk Segen vorenthielt. Er hatte Israel gerade aus dem Felsen all das Wasser, das sie brauchten, gegeben.
Nein, Gott war aus sehr gutem Grund verärgert. Wir finden den Grund später in der Schrift, als Mose an die Episode bei Massa erinnerte. Er sagte: „Ihr [wart] widerspenstig gegen den Befehl des HERRN, eures Gottes, und ihr glaubtet ihm nicht und gehorchtet seiner Stimme nicht. Widerspenstige seid ihr gegen den HERRN gewesen von dem Tag an, da ich euch kenne“ (5. Mose 9,23-24). Mose sagte den Israeliten damit: „Ihr seid immer rebellisch gewesen, seit ich euch kenne. Nie habt ihr Gottes Wort gehorcht oder geglaubt.“
Also, was war der wahre Punkt? Nach Mose ging es darum, dass Israel nie wirklich Glauben hatte. Sie hatten sich nie völlig darauf festgelegt, dem Herrn zu vertrauen. Tatsächlich verbargen diese Israeliten die ganze Zeit Götzen. Sie bewahrten kleine Götter in ihren Zelten versteckt auf, um auf sie für den Fall zurückzugreifen, dass Gott sie verlassen würde. Der Herr sagte: „Ihr [habt] mir ... in der Wüste Opfertiere und Schlachtopfer dargebracht ... (aber) ihr nahmt das Zelt des Moloch mit und das Sternbild des Gottes Räfan, die Bilder, die ihr gemacht hattet, sie anzubeten“ (Apostelgeschichte 7,42-43).
Können Sie sich jetzt Gottes Verärgerung über diese Menschen vorstellen? Sie gaben ihm die Schuld für ihren Wassermangel und fragten: „Warum hat der Herr unsere Gebete nicht erhört?“ Doch die ganze Zeit über wandten sie sich an fremde Götter, damit sie sie versorgten. Gottes Zorn hier war nicht irgendein Test für Israels Glauben; es war ein donnernder Aufruf zur Umkehr. Er hatte ihnen seine Gunst überhaupt nicht vorenthalten.
Ein Jugendpastor schrieb mir kürzlich von einer Erfahrung wie die Israels. Er sagte: „Als ich zum Herrn kam, gab ich meine weltliche Musik nicht auf. Es war mir egal, wie böse die Musiker sein mochten. Es war meine Musik, und kein Prediger konnte mich dazu überreden, sie aufzugeben.
Ich führte sie sogar in die Jugendgruppen ein, die ich leitete. Ich wollte Kids in Scharen anziehen, indem ich ihnen die Musik gab, die ihnen gefiel. Wir benutzten Hardrock, Punk, Rap und Moshpits. Aber dann begann die Jugendgruppe geistlich abzusterben. Sie hörten nicht mehr auf Gottes Wort und meine Lehre, und alle möglichen Arten von Unmoral breiteten sich aus. Es war absoluter Tod.
Ich betete und betete, dass Gott sie irgendwie aufwecken würde, aber nie geschah etwas. Eines Tages antwortete der Heilige Geist mir direkt: ‚Du hast deinen fremden Götzen in mein Haus gebracht. Es ist deine gottlose Musik, von der du weißt, dass ich sie verabscheue. Und jetzt hast du deine ganze Herde damit verdorben. Beseitige diesen Götzen aus deinem Herzen und entferne ihn von diesen jungen Menschen. Dann werde ich mich in eurer Mitte bewegen.’
Sofort schaffte ich diese Musik fort. Und stattdessen brachte ich Lobpreismusik ein. Ich gestaltete meine Botschaften einfach und direkt, direkt aus der Bibel. Und schon bald bewegte sich der Heilige Geist wieder. Jetzt blühen meine jungen Leute geistlich auf.“
Das ist genau das, was Gott auch in Israel tun wollte. Er sagte dem Volk: „Ich enthalte euch nichts Gutes vor. Als ihr mich batet, euren Durst zu stillen, handelte ich sofort, indem ich Wasser aus dem Felsen fließen ließ. Jetzt versuche ich nur, eure Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich möchte mit euch über die verborgenen Dinge in eurem Leben reden.“
Glauben Sie, dass der Herr Christen segnet, die ihm zu dienen versuchen, während sie an einer Lieblingsbegierde festhalten? Das ist das eigentliche Verbrechen des Unglaubens: heimlich etwas zu beherbergen und es nicht zwecks Befreiung in Gottes Licht zu bringen.
Es ist eine Sache, an eine gewohnheitsmäßige Begierde gebunden zu sein und sie zu hassen. Ein solcher Mensch verachtet seine heimliche Sünde und kämpft mächtig gegen sie an. Er schreit zu Gott wegen Befreiung und sucht den gottgefälligen Rat anderer. Ein solcher Diener kann sicher sein, dass der Herr während seines Kampfes Geduld mit ihm haben wird.
Denken Sie daran: Die Israeliten trugen bei Massa immer noch ihre Götzen. Das bedeutet, dass sie sich durch die geteilten Wasser des Roten Meeres hindurch an sie geklammert hatten. Sie hatten an ihnen festgehalten, als die Armee des Pharaos auf sie zusteuerte. Und sie hatten sie sogar noch versteckt, nachdem Gott das bittere Wasser von Mara süß gemacht hatte. Jetzt, bei Massa, rettete Gott sie erneut ohne Gericht und füllte ihre Bäuche mit kühlem Wasser. In der Tat, die ganze Zeit hindurch hatte Gott die Israeliten, trotz ihres Götzendienstes gesegnet.
Doch die Menschen fuhren fort, ihre heimliche Sünde zu verstecken. Sie priesen den Herrn und genossen seinen Schutz unter der Wolkensäule bei Tag und der Feuersäule bei Nacht. Warum machten sie auf diese Weise weiter? „Weil der Urteilsspruch über die böse Tat nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder davon erfüllt, Böses zu tun“ (Prediger 8,11).
Israels Unglaube hatte nichts mit Gottes Macht zu tun, sie zu retten. Sie hatten ihn immer wieder Wunder für sie wirken sehen. Nein, diese Leute nahmen Gottes Gebote einfach nicht ernst. Sie hatten es sich in ihrer Sünde bequem gemacht, weil der Herr sie wegen ihr nicht umgehend gerichtet hatte. Sie hatten keine Furcht vor Konsequenzen; schließlich war keines ihrer Kinder gestorben, und sie hatten noch immer Manna und Fleisch vom Himmel.
Kurz: Die Israeliten hatten ihre Gottesfurcht verloren. Insgeheim dachten sie: „Wir hätten inzwischen durch heiliges Feuer verzehrt sein müssen, weil wir nicht an Gottes Zorn glauben. Aber er hat nie Gericht über unsere Sünde gebracht. Also, wir können genauso gut an unseren Weihen festhalten. Sie nahmen Jeremias Erklärung für selbstverständlich: „Die Gnadenerweise des HERRN <sind es>, dass wir nicht zu Ende sind“ (Klagelieder 3,22; mit Fußnote).
Ich bin überzeugt, dass jede unbesiegte Sünde durch Unglauben verursacht wird. Und gerade jetzt führt eine Vielzahl von Christen einen aussichtslosen Kampf gegen ihre Sünde. Tatsächlich haben viele diesen Kampf schon aufgegeben. Sie sind überzeugt, dass irgendein mächtiger dämonischer Geist eine Festung in ihnen errichtet hat und nicht ausgetrieben werden kann. Also leben sie im Elend, durch eine bedrängende Sünde gebunden. Paulus drückt den Schrei ihres Herzens aus: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?“ (Römer 7,24).
Aber Paulus beantwortet seine eigene Frage im nächsten Vers: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ (7,25). Mit anderen Worten: „Jesus Christus macht mich frei von der Macht und Herrschaft der Sünde.“ Wie kann das sein? Ist das lediglich eine theologische Wahrheit, die wir akzeptieren müssen? Oder sollte es eine praktische Auswirkung auf unser Leben haben? Wie befreit Christus uns wirklich?
Die Antwort ist so einfach, dass wir sie oft nicht mitbekommen. Sie ist zu einfach für Hindus, die sie zugunsten von Werken ablehnen. Sie würden lieber meilenweit kriechen, um zu versuchen, Gott wegen ihrer Sünden zu besänftigen. Juden lehnen diese Wahrheit auch ab und ziehen es vor, über 630 Regeln und Vorschriften einzuhalten, wobei sie hoffen, die Bücher über ihre Sünden auszugleichen. Muslime würden sich lieber zu Boden werfen und gute Taten tun, um zu versuchen, Allah wegen ihrer Unzulänglichkeiten zu beschwichtigen. Selbst viele Christen würden lieber eine Regel des Selbstvertrauens für ihre Befreiung hinzufügen. Sie machen Gott Versprechungen und versuchen, alle Begierden ihres Fleisches aus eigener Kraft zu bezwingen.
Aber hier ist das einfache, unkomplizierte Evangelium: Wann immer echte Buße da ist, ist augenblickliche Vergebung da. Und es ist sowohl augenblickliche Reinigung da wie auch ständiger Zutritt zum Thron Gottes. Wenn wir diese Wahrheiten glauben, sind wir frei gemacht.
Hier ist das Wesentliche des Unglaubens unter Christen: Wenn wir sündigen und Gott gegenüber versagen, tendieren wir dazu, aus seiner Gegenwart wegzulaufen. Wir denken, dass er zu wütend ist, um mit uns Zwiesprache halten zu wollen. Wie könnte er Vertrautheit mit uns haben, wenn wir so schwer gesündigt haben?
Also hören wir auf zu beten. In unserer Beschämung denken wir: „In diesem Zustand kann ich nicht zu Gott kommen.“ Und wir beginnen damit, uns selbst einen Weg zurück zu seiner gütigen Gnade zu erarbeiten. Wir sind überzeugt, dass wir nur etwas Zeit brauchen, um uns selbst sauber zu machen. Wenn wir einige Wochen rein bleiben können, indem wir unsere sündige Gewohnheit meiden, meinen wir, dass wir uns als würdig erwiesen hätten, uns wieder seinem Thron zu nähern.
Das ist böser Unglaube, und es ist ein Verbrechen in Gottes Augen. Wenn wir unsere Sünde bekennen, einschließlich unserer hartnäckigen Gewohnheiten, verhört uns Gott nicht. Er verlangt keinen Bußbeweis und fragt: „Tut es dir auch wirklich leid? Ich sehe keine Tränen. Versprichst du, diese Sünde nie wieder zu begehen? Geh nun und faste zwei Tage in der Woche und bete jeden Tag eine Stunde lang. Wenn du das in dieser Länge tust, ohne zu fallen, werden wir wieder Zwiegespräch halten.“
Möge es nie so sein. Als Jesus uns am Kreuz mit dem Vater versöhnte, war das für alle Zeit. Das bedeutet, dass, wenn ich sündige, ich nicht jedes Mal von neuem mit Gott versöhnt werden muss. Ich bin nicht vom Herrn abgeschnitten, plötzlich unversöhnt. Nein, der Vorhang der Trennung wurde am Kreuz dauerhaft zerrissen, und ich habe für immer Zugang zu Gottes Thron, durch Christi Blut. Die Tür ist für mich niemals verschlossen: „In ihm haben wir Freimütigkeit und Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn“ (Epheser 3,12).
Die Bibel erklärt klar, dass, wenn irgendjemand von uns sündigt, wir in Jesus Christus einen Fürsprecher beim Vater haben. Wir mögen draußen vor der Tür zu seinem Thronsaal stehen und uns verdorben und unrein fühlen. Aber wenn wir dort bleiben und uns weigern, hineinzugehen, sind wir nicht demütig; wir handeln im Unglauben. „Lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben!“ (Hebräer 4,16; Lutherübersetzung 1984).
Wann ist unsere „Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben“? Sie ist dann, wenn wir gegenüber unserem geliebten Herrn versagt haben. In dem Moment, in dem wir sündigen, haben wir Gnade und Barmherzigkeit nötig. Und Gott lädt uns ein, kühn zu seinem Thron zu kommen, mit Zuversicht, um alles, was wir brauchen, zu empfangen. Wir sollen nicht nur dann zu ihm kommen, wenn wir uns aufgerichtet oder heilig fühlen; wir sollen jedes Mal kommen, wenn wir in Not sind.
Mehr noch! Wir brauchen nicht zu warten, um unsere Seelen gereinigt zu bekommen. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit“ (1. Johannes 1,9). Johannes sagt, dass wir nicht versuchen sollen, daran zu arbeiten, über Stunden, Tage oder Wochen gereinigt zu werden. Es geschieht augenblicklich, sobald wir zum Herrn kommen.
Also, haben Sie den Glauben, auf Gottes augenblickliche Vergebung zu vertrauen? Können Sie sofortiges, ununterbrochenes Zwiegespräch mit dem Vater akzeptieren? Das ist genau das, wozu die Schrift uns drängt. Sehen Sie, derselbe Glaube, der uns rettet und uns vergibt, ist auch der Glaube, der uns bewahrt. Petrus sagt, dass wir „in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt (werden) zur Rettung, <die> bereit <steht>, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden“ (1. Petrus 1,5). Was für eine unfassbare Zusage!
Doch unser Unglaube hindert uns am Zutritt zu Gottes bewahrender Kraft. Und mit der Zeit, wenn wir uns dem ständigen Anrennen der Sünde gegenübersehen, fangen wir vielleicht an, zu verzweifeln. Geliebte, das sollte einfach nicht sein. Gott hat uns wunderbare Verheißungen des Neuen Bundes gegeben. Aber sie sind nutzlos, wenn wir nicht an sie glauben und sie uns aneignen. Unser Herr hat versprochen, sein Gesetz in unsere Herzen zu legen, für uns Gott zu sein, uns vor dem Fallen zu bewahren, seine Furcht in uns hinein zu pflanzen, uns Kraft zu geben, zu gehorchen und uns zu veranlassen, auf seinen Wegen zu gehen. Aber wir müssen das voll und ganz glauben.
Sie erinnern sich an die Geschichte des gottesfürchtigen Zacharias, des Vaters von Johannes, dem Täufer. Zacharias war ein ergebener Priester, der wegen einer einzelnen Episode des Unglaubens litt. Seine Geschichte veranschaulicht, wie ernst Gott diese Sünde nimmt.
Die Schrift sagt, Zacharias war „gerecht vor Gott und untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn“ (Lukas 1,6). Hier war ein frommer Mann, der die Robe seiner angesehenen Stellung trug. Er diente am Räucheraltar, der Gebet und Fürbitte repräsentierte, Akte reiner Anbetung. Kurz: Zacharias war treu und gehorsam, ein Diener, der sich nach dem Kommen des Messias sehnte.
Eines Tages, als Zacharias gerade diente, sandte Gott den Engel Gabriel zu ihm, um ihm mitzuteilen, dass seine Frau einen Sohn bekommen würde. Gabriel sagte, die Geburt des Sohnes würde für viele in Israel ein Grund zur Freude sein, und er gab Zacharias detaillierte Anweisungen, wie der Junge aufgezogen werden sollte. Doch als der Engel sprach, zitterte Zacharias vor Furcht. Plötzlich wurde das Denken dieses Mannes von Zweifel erfüllt, und er gab dem schrecklichen Unglauben nach. Er fragte den Engel: „Woher soll ich wissen, dass du mir die Wahrheit sagst? Schließlich sind meine Frau und ich alt“ (siehe Lukas 1,18).
Gott nahm Zacharias’ Zweifel nicht wohlwollend auf, und er verhängte diese Strafe über ihn: „Siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen können bis zu dem Tag, da dies geschehen wird, dafür, dass du meinen Worten nicht geglaubt hast“ (1,20; Kursiv von mir).
Was sagt uns diese Episode? Sie sagt, dass Unglaube unsere Ohren gegenüber Gott taub macht, selbst wenn er klar zu uns spricht. Er verschließt uns gegenüber frischer Offenbarung. Und hält uns vom vertraulichen Zwiegespräch mit dem Herrn ab. Plötzlich, weil wir nicht mehr von Gott hören, haben wir nichts zu predigen oder zu bezeugen. Es ist egal, wie treu oder eifrig wir sein mögen. Wie Zacharias bringen wir eine Lähmung sowohl unserer Ohren als auch unserer Zunge über uns selbst.
Schließlich werden wir mit folgendem Vers im Hebräerbrief konfrontiert: „Wir sehen, dass sie wegen des Unglaubens nicht hineingehen konnten“ (Hebräer 3,19). Nur eine Sünde hielt Israel vom Verheißenen Land ab: Unglaube.
Kanaan stellt einen Ort der Ruhe dar, des Friedens, der Fruchtbarkeit, der Gewissheit, der Fülle, der Befriedigung, all dessen, wonach ein wahrer Gläubiger sich sehnt. Es ist auch ein Ort, an dem der Herr klar zu seinem Volk spricht und es lenkt: „Das ist der Weg. Geht auf ihm!“ Aber Israel konnte aufgrund einer einzigen Sünde nicht in das Verheißene Land einziehen.
Diese Sünde war nicht Ehebruch (und die Schrift nennt diese Israeliten eine ehebrecherische Generation). Sie war nicht ihr zunehmendes Sich-scheiden-lassen. (Jesus sagte, dass Mose dieser Generation Scheidungen zugestand, weil sie so hartherzig waren). Es war nicht Wut, Eifersucht, Trägheit oder üble Nachrede. Es war nicht einmal ihr heimlicher Götzendienst. Diese Sünden waren alle die Folge des Unglaubens.
Nein, es war diese Sünde, Unglaube, der Gottes Volk daran hinderte, Kanaan zu betreten. Deshalb drängt uns der Hebräerbrief heute: „Lasst uns nun eifrig sein, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehorsams falle!“ (Hebräer 4,11).
Ich habe viele Christen kennen gelernt, die den Entschluss fassten, in ihrem Wandel mit dem Herrn ernst zu machen. Sie beschlossen, in seinem Wort gelehrter zu werden, und sie fasteten und beteten mit erneuerter Überzeugung. Sie richteten ihr Herz darauf, sich in jeder Lebenssituation an Gott zu klammern. Als ich ihr Leben betrachtete, dachte ich: „Bestimmt wird ihre große Hingabe ein Freudenstrahlen bringen. Sie können gar nicht anders, als Gottes Frieden und Ruhe widerzuspiegeln.“
Aber allzu oft geschah das Gegenteil. Viele traten nie in die von Gott verheißenen Ruhe ein. Sie waren immer noch unsicher, ruhelos, zweifelten an Gottes Führung, machten sich Sorgen über ihre Zukunft. Warum? Sie trugen einen ständigen Sauerteig des Unglaubens in sich. All ihre Hingabe und Aktivität hatte sich wegen ihm als unwirksam erwiesen.
Der glaubende Diener klammert sich an Gottes Verheißung des Neuen Bundes: „Ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut“ (Hesekiel 36,27). Er hält sich auch an dieses Wort: „Ich will ihm Zutritt gewähren, und er wird mir nahen … Ich bringe sie zu Wasserbächen auf einem ebenen Weg, auf dem sie nicht stürzen“(Jeremia 30,21; 31,9).
Und der Hebräerbrief erklärt schließlich: „Einige müssen dort hineingehen“ (Hebräer 4,6; a. d. englischen King James Version). Der Schreiber sagt damit im Wesentlichen: „Jemand muss in diese unfassbare Verheißung hineingehen.“ Ich frage Sie: Warum nicht Sie, Glaubender? Warum nicht ich? Wenn unser Unglaube uns draußen hält, sollten wir beten: „Herr, hilf meinem Unglauben. Heile meinen Unglauben. Gib mir eine Fülle von Glauben.“
Unser Gott hat uns unfassbare Verheißungen gegeben. Und er wünscht, dass wir ihm gegenüber auf diese Verheißungen bestehen. Also, lassen Sie uns sein herrliches Wort ergreifen. Möge jeder von uns in seine verheißene Ruhe eintreten. Dann wird unser Leben für die heutige Generation ein leuchtendes Zeugnis sein.
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.