In der Kammer beten
Ich habe eine Frage an Sie: „Was kann Gottes Volk in Zeiten des drohenden Gerichts tun, um das Herz des Herrn zu bewegen?“
Wir sehen ein Ausmaß an Naturkatastrophen wie nie zuvor: Flutwellen, Hurrikans, Feuer, Überflutungen, Dürren. Ich denke an die welterschütternde Verwüstung, die vom Tsunami bewirkt wurde, an Hurrikan Katrina, an Erdbeben in Indien und Pakistan.
Ich denke auch an die Angst und Verzweiflung, die durch menschengemachtes Unheil hervorgerufen wird: die Ereignisse vom 11. September 2001, den Konflikt zwischen Israel und Libanon, Nuklearwaffen in den Händen Wahnsinniger. Selbst die skeptischsten Kommentatoren sagen, dass wir schon die Anfänge des Dritten Weltkriegs sehen.
Gerade jetzt drohen Islamisten von Nationen zu Nation, das sie das Christentum vernichten werden. Als ich kürzlich in London war, hörte ich zwei junge islamische Männer in einem Radio-Interview sagen: „Unsere Religion ist nicht wie das Christentum. Wir werden nicht die andere Wange hinhalten. Wir werden euch den Kopf abschneiden.“
Ich frage Sie: Ist die Gemeinde in gefahrvollen Zeiten wie diese machtlos? Sollen wir einfach da sitzen und warten, bis Christus wiederkommt? Oder haben wir die Aufgabe, irgendwelche drastischen Maßnahmen zu ergreifen? Wenn überall um uns her die Welt zittert und die Herzen der Menschen vor Angst versagen, sind wir dann aufgerufen, geistliche Waffen zu ergreifen und gegen den Widersacher zu kämpfen?
Überall auf dem Globus besteht ein Gefühl, dass es vergeblich ist, zu versuchen, die wachsenden Probleme zu lösen. Viele haben den Eindruck, dass die Welt einen Zenit der Hoffnungslosigkeit erreicht hat. Alkoholismus ist weltweit am zunehmen, und immer mehr junge Menschen trinken exzessiv. Ich sehe einen ähnlich beunruhigenden Trend in der Gemeinde, da Christen sich dem Materialismus zuwenden. Die Botschaft, die ihr Leben predigt, ist: „Es ist keine Hoffnung übrig geblieben. Gott hat aufgegeben.“
Sagen Sie mir: Sollte das die Rolle des Volkes Gottes in düsteren Zeiten sein? Sollen die Nachfolger Christi auf einer Linie mit der übrigen Welt sein, nach einem Stück vom Kuchen schnappen? Nein, niemals!
Nach Joel würde der Tag der Finsternis, der Israel nahte, einer sein wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Der Prophet rief aus: „Wehe über den Tag! Denn nahe ist der Tag des HERRN, und er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen“ (Joel 1,15).
Welchen Rat hatte Joel für Israel in dieser düsteren Stunde? Er brachte dieses Wort: Doch ... spricht der HERR, kehrt um zu mir mit eurem ganzen Herzen und mit Fasten und mit Weinen und mit Klagen! Und zerreißt euer Herz und nicht eure Kleider und kehrt um zum HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Gnade, und lässt sich das Unheil gereuen. Wer weiß, <vielleicht> wird er umkehren und es sich gereuen lassen und Segen hinter sich zurücklassen ...“ (2,12-14).
Wenn ich diesen Abschnitt lese, werde ich am meisten von zwei Wörtern getroffen: „auch jetzt“. Als große Finsternis über Israel hereinbrach, appellierte Gott an sein Volk: „Auch jetzt, in der Stunde meiner Vergeltung – nachdem ihr mich aus eurer Gesellschaft verdrängt habt, nachdem Barmherzigkeit unmöglich scheint, nachdem die Menschheit meine Warnungen verspottet hat, nachdem Angst und Dunkelheit das Land bedecken –, auch jetzt dränge ich euch, zu mir zurück zu kommen. Ich bin langsam zum Zorn, und ich bin bekannt dafür, mein Gericht eine Zeit lang zurückzuhalten, wie ich es für Josia tat. Mein Volk kann beten und meine Barmherzigkeit zurückgewinnen. Aber die Welt wird nicht umkehren, wenn ihr sagt, dass es keine Barmherzigkeit gibt.“
Erkennen Sie darin Gottes Botschaft an uns? Als sein Volk können wir im Gebet flehen, und er wird uns erhören. Wir können ihn zurückgewinnen und wissen, dass er die aufrichtigen, wirksamen, inständigen Gebete seiner Heiligen erhört.
Ich habe in diesem Moment für die Gemeinde ein Wort der Warnung: Seid wachsam! Satan kommt genau in einer solchen düsteren Stunde, wenn sich eine Atomkatastrophe auf der Erde abzeichnet, wenn die Heiden toben und die Nationen terrorisieren. Der Teufel weiß, dass wir angreifbar sind, und streut diese Lüge aus:„Was könnt ihr schon Gutes tun? Warum wollt ihr versuchen, Islamisten zu evangelisieren, wenn sie euch töten wollen? Ihr könnt nicht das Geringste ändern. Ihr könnt auch die von Sünde durchtränkte Welt aufgeben. Es bringt keinen Nutzen, für eine Ausgießung des Heiligen Geistes zu beten. Eure ganze Buße ist vergeblich.“
Aber Gott kommt zu uns mit diesem Wort von Joel: „Es gibt Hoffnung und Barmherzigkeit, auch jetzt. Ich bin von großer Güte und langsam zum Zorn. Und jetzt ist die Zeit für euch da, sich mir im Gebet zuzuwenden. Ich halte vielleicht meine Gerichte zurück und bringe euch sogar Segen.“
Auch jetzt – in einer Zeit des mörderischen islamischen Extremismus, der militanten Homosexualität, in der unsere Nation ihren moralischen Kompass verloren hat, wenn Gerichtshöfe Gott aus der Gesellschaft hinauswerfen, wenn Furcht die ganze Erde ergreift – ist es Zeit, sich im Gebet dem Herrn zuzuwenden. Auch wenn seine Gerichte schon überall eintreffen und Schalen des Zorns ausgeschüttet werden, umwirbt der Heilige Geist immer noch die Menschheit und ruft sie, bis hin zur letzten Minute des allerletzten Tages.
Hier war Joels Rezept für Israel an jenem Tag der Dunkelheit und Finsternis: „Blast das Horn auf Zion, heiligt ein Fasten, ruft einen Feiertag aus! Versammelt das Volk, heiligt eine Versammlung, bringt die Ältesten zusammen, versammelt die Kinder ... Die Priester, die Diener des HERRN, sollen weinen zwischen Vorhalle und Altar und sagen: HERR, blicke mitleidig auf dein Volk und gib nicht dein Erbteil der Verhöhnung preis, so dass die Nationen über sie spotten! Wozu soll man unter den Völkern sagen: Wo ist ihr Gott?“ (2,15-17).
Das war der Ruf an die Gemeinde: „Seid nicht entmutigt und gebt nicht der Verzweiflung nach. Ihr sollt nicht den Lügen des Teufels glauben, dass es gebe keine Hoffnung auf Erweckung gibt.“ Stattdessen sollte nach Joel der Schrei des Volkes sein: „Herr, mache dieser Schande deines Namens ein Ende. Lass deine Gemeinde nicht länger verhöhnt werden. Lass die Heiden nicht mehr den großen Herrn bei uns spielen, indem sie spotten und höhnisch fragen: ‚Wo ist denn euer Gott?’“
Sie mögen denken: „Was Gott hier verspricht, ist nur eine Möglichkeit. Da steht, er hält vielleicht sein Gericht zurück. Das ist nicht mehr als ein „Vielleicht“, ein „Kann-sein“. Alles, wozu er sein Volk aufruft, könnte vergebens sein.“
Ich glaube nicht, dass Gott seine Gemeinde zappeln lässt. Und er sendet seine Leute nicht zum Narrenumzug aus. Als Abraham Gott bat, Sodom zu verschonen (wo sein Neffe Lot lebte), wurde das Herz des Herrn bewegt, diese Stadt selbst dann zu verschonen, wenn nur zehn gerechte Leute dort lebten. Und Abraham betete dies, als schon Engel der Zerstörung zur Stadt gingen. Ich bin überzeugt, dass Gottes Volk den Herrn heute genauso besänftigen soll.
Nach Sacharja gibt es drei Orte, an denen Gebet stattfinden soll: 1.) Gottes Haus (in der Gemeinde), 2.) jedes Zuhause und 3.) die verborgene Kammer. Der Herr sagte zu Sacharja: „Über das Haus David … will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets … Und das Land wird klagen, ein jedes Geschlecht besonders: das Geschlecht des Hauses David besonders [bedeutet: die Gemeinde] und … das Geschlecht des Hauses Levi besonders [die Familie oder das Zuhause] und die Frauen besonders [jeder Einzelne]“ (Sacharja 12,10.12-13; Lutherübersetzung 1984; Kursiv von mir).
Als Sacharja dies sagte, war Israel von Feinden umgeben, die darauf aus waren, es zu vernichten. Da gab es großes Zittern und Furchtsamkeit, aber mitten in dem kam dieses wunderbare Wort: „Gott kommt, um sich mit diesen bösen Mächten zu befassen, die gegen euch sind. Also fangt an, ernsthaft im Heiligtum zu beten. Fangt an, zuhause zu beten. Und betet in eurer verborgenen Kammer. Der Heilige Geist kommt, und er wird euch den Geist des Flehens und der Gnade bringen, der euch zum Gebet befähigt.“
Sehen Sie in diesem Abschnitt Gottes Botschaft an uns? Er sagt seiner Gemeinde in jedem Zeitalter: „In Zeiten des Schreckens und des Zitterns möchte ich meinen Geist auf euch ausgießen. Aber ich muss ein betendes Volk haben, auf das ich ihn ausgießen kann.“
All die alttestamentlichen Propheten riefen Gottes Volk zum gemeinschaftlichen Gebet auf. Jesus selbst erklärte: „Es steht geschrieben: »Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden«“ (Matthäus 21,13). Tatsache ist, die Weltgeschichte ist durch die Gebete der Gemeinde Christi geprägt worden.
Denken Sie darüber nach: Der Heilige Geist wurde zuerst in Gottes Haus, im Obersaal, gegeben. Dort hatten die Gläubigen „einmütig im Gebet (verharrt)“ (Apostelgeschichte 1,14). Wir erfahren, dass Petrus durch einen Engel aus dem Gefängnis befreit wurde, während „viele versammelt waren und beteten“ (12,12). Gemeinschaftliches Gebet war fortwährend für seine Freilassung verrichtet worden.
Eindeutig, Gott setzt große Kraft frei, aufgrund der Gebete seiner Gemeinde. Deshalb darf der Aufruf zu solchem Gebet nicht unterschätzt werden. Wir wissen, dass die Gemeinde beauftragt wurde, Seelen zu gewinnen, Wohltätigkeit zu üben, als Versammlungsort zu dienen, wo das Wort Gottes gepredigt wird. Doch zuerst und zuvorderst soll die Gemeinde ein Haus des Gebets sein. Das ist ihre primäre Berufung, weil alle anderen Aspekte des Gemeindelebens im Gebet geboren werden.
Doch gemeinschaftliches Gebet ist begrenzt. Es ist abhängig von Zeitplänen und von den Arten des Gebets, zu dem Gott uns ruft. Zum Beispiel ist die Gemeinde nicht der Ort, an dem wir unsere Gebete des Versagens und der Not herausschreien, wo wir unsere Begierden vor dem Herrn benennen und über sie Buße tun. Manchmal kann das gemeinschaftliche Gebet zu einer Entschuldigung dafür werden, diese Art des persönlichen Gebets zu meiden, bei der Herzenserforschung stattfindet. Manche mögen für sich beanspruchen: „Ich komme gerade von einer zweistündigen Gebetsversammlung“ oder: „Ich habe drei Tage mit meiner Gemeinde gefastet.“ Aber das ist nicht die einzige Art des Gebets, die sich der Herr von uns wünscht.
„Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen, irgendeine Sache zu erbitten, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist“ (Matthäus 18,19). Manche Christen nennen das „Übereinstimmungs-Beten“. Sie sind äußerst gesegnet, wenn Sie einen hingegebenen Bruder oder eine hingegebene Schwester zum gemeinsamen Beten haben. In der Tat sind die kraftvollsten Fürbitter, die ich kennengelernt habe, zu zweit oder zu dritt gekommen. Wenn Gott mich überhaupt in diesem Leben gesegnet hat – wenn er mich zu seiner Ehre gebraucht hat –, dann weiß ich, dass es wegen einiger mächtiger Fürbitter war, die täglich für mich beten.
Der Ort, wo diese Art des Gebets am kraftvollsten geschieht, ist das Zuhause. Meine Frau Gwen und ich beten täglich gemeinsam, und ich glaube das hält unsere Familie zusammen. Wir beteten für jedes unserer Kinder während ihrer Entwicklungsjahre, dass keines verloren gehen würde. Wir beteten für ihre Freundschaften und Beziehungen, dass Gott Freunde oder Freundinnen wegschicken würde, wenn sie als Fallen gesandt waren. Wir beteten auch für ihre zukünftigen Partner, und jetzt machen wir es bei unseren Enkeln genauso.
Leider nehmen sich nur sehr wenige christliche Familien Zeit für das Gebet zuhause. Ich persönlich kann bezeugen, dass ich heute wegen der Kraft des Familiengebets im Dienst stehe. Jeden Tag, ganz gleich wo meine Geschwister und ich gerade spielten, im Vorgarten oder auf der Straße, meine Mutter würde uns von der Haustür aus rufen: „David, Jerry, Juanita, Ruth – es ist Gebetszeit!“ (Mein Brüderchen Don war noch nicht geboren.)
Die ganze Nachbarschaft wusste von unserer familiären Gebetszeit. Manchmal hasste ich es, diesen Ruf zu hören, und ich meckerte und stöhnte darüber. Aber es geschah ganz klar etwas in diesen Zeiten des Gebets, wobei der Heilige Geist sich inmitten meiner Familie bewegte und unsere Seelen berührte.
Vielleicht können Sie für sich Familiengebet nicht sehen. Vielleicht haben sie einen Ehepartner, der nicht dazu bereit ist oder ein Kind, das rebellisch ist. Geliebte, es kommt nicht darauf an, wer sich entscheidet, nicht mitzumachen. Sie können sich trotzdem an den Küchentisch setzen, den Kopf senken und beten. Das wird als Gebetszeit Ihres Hauses dienen, und jedes Familienmitglied wird es wissen.
Verborgenes Gebet geschieht, wenn wir allein sind, im Verborgenen. „Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten“ (Matthäus 6,6).
In der letzten Zeit hat der Heilige Geist über diese Art des Gebets zu mir gesprochen. In der Vergangenheit habe ich gelehrt, dass wir wegen der Anforderungen daran, den Lebensunterhalt zu verdienen, überall eine „verborgene Gebetskammer“ haben können: im Auto, im Bus, während einer Pause bei der Arbeit. In gewissem Maß stimmt das auch.
Aber es gibt mehr darüber. Das griechische Wort für „Kammer“ in diesem Vers bedeutet „ein persönlicher Raum, ein verborgener Ort“. Das war den Zuhörern Jesu klar, weil die Häuser in ihrer Kultur einen Innenraum hatten, der als Vorratskammer diente. Jesu Befehl war, in diese verborgene Kammer zu gehen und die Tür hinter sich zu schließen. Und es ist ein Befehl an Einzelne, nicht wie es in der Gemeinde oder mit einem Gebetspartner geschehen kann.
Jesus gab ein Beispiel, als er an persönliche Orte ging, um zu beten. Wieder und wieder sagt uns die Schrift, dass er „beiseite ging“, um Zeit im Gebet zu verbringen. Niemand hatte ein geschäftigeres Leben, mit so wenig Zeit für sich selbst, da er ständig durch die Nöte derer um ihn herum bedrängt wurde. Doch es wird uns gesagt: „Frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus und ging fort an einen einsamen Ort und betete dort“ (Markus 1,35). „Als er die Volksmengen entlassen hatte, stieg er für sich allein auf den Berg, um zu beten. Als es aber Abend geworden, war er dort allein“ (Matthäus 14,23).
Denken Sie an den Befehl, der Saulus in der Apostelgeschichte erteilt wurde. Als Christus diesen Verfolger der Gemeinde fasste, wurde Saulus nicht zu einer Gemeindeversammlung oder zu Hananias, dem großen Gebetskämpfer, gesandt. Nein, Paulus sollte drei Tage allein und abgeschieden verbringen, um zu beten und Jesus kennen zu lernen.
Wir alle haben Entschuldigungen, warum wir nicht im Verborgenen, an einem besonderen Ort alleine beten. Wir sagen, dass wir keinen solchen persönlichen Ort haben oder nicht die Zeit, es zu tun. Thomas Manton, ein gottergebener puritanischer Schreiber, sagt zu diesem Thema: „Wir sagen, wir haben keine Zeit, verborgen zu beten. Wir haben doch Zeit für alles andere: Zeit, zu essen, zu trinken, für Kinder, aber keine Zeit für das, was alles andere trägt. Wir sagen, wir haben keinen persönlichen Ort, aber Jesus fand einen Berg, Petrus ein Hausdach, die Propheten eine Wildnis. Wenn du jemanden liebst, findest du einen Ort, um allein zu sein.“
David bezeugt: „Bevor ich gedemütigt wurde, irrte ich. Jetzt aber halte ich dein Wort“ (Psalm 119,67). Er anerkannte, dass, wenn alles ruhig und klar verläuft und wir mit wenigen Problemen konfrontiert werden, wir dazu neigen, dem Gebet gegenüber kalt oder lau zu werden. Wir sagen, dass wir Gott lieben, aber in unseren guten Zeiten können wir praktisch abfallen, indem wir die Gemeinschaft mit dem Herrn versäumen. Also erlaubt Gott manchmal scharfen Pfeilen der Bedrängnis, uns aufzuwecken.
Viele gottgefällige Kirchenväter haben dieses Thema angesprochen. Johannes Calvin sagte, dass wir Gott niemals Gehorsam leisten, bis wir durch seine Züchtigung dazu gezwungen werden. Und C. S. Lewis schrieb: „Gott flüstert zu uns in unseren Freude, aber schreit in unserem Schmerz. Es ist sein Megafon, eine taube Welt aufzuwecken. Schmerz entfernt den Schleier.“
Manchmal nehmen wir das Gebet zu locker. Aber in Zeiten der Unruhe sehen wir uns täglich im Gebet mit dem Herrn ringen, bis wir in unserem Geist sicher sind, dass er alles unter Kontrolle hat. Je mehr wir an diese Gewissheit erinnert werden wollen, desto mehr gehen wir in unsere Gebetskammer.
Die Wahrheit ist, dass Gott in unserem Leben niemals Bedrängnis zulässt, außer als einen Akt der Liebe. Wir sehen das im Stamm Efraim in Israel veranschaulicht. Die Menschen waren in große Bedrängnis geraten und schrien in ihrem Kummer zu Gott. Er antwortete: „Deutlich habe ich Ephraim wehklagen hören“ (Jeremia 31,18).
Wie David bezeugte auch Efraim: „Du hast mich gezüchtigt ... wie ein nicht <ans Joch> gewöhntes Kalb. Lass mich umkehren ... denn du, HERR, bist mein Gott“ (31,18). Mit anderen Worten: „Herr, du hast uns aus einem bestimmten Grund gezüchtigt. Wir waren wie ein junger, ungezähmter Stier, voller Energie; aber du hast uns gezüchtigt, um uns für deinen Dienst zu zähmen. Du hast unsere Wildheit unter Kontrolle gebracht.“
Sehen Sie, Gott hatte große Pläne für Efraim, fruchtbare und erfüllende Pläne. Aber zuerst mussten sie unterwiesen und geschult werden. Deshalb erklärte Efraim: „Ich kehrte um; und nach diesem wurde ich unterwiesen“ (31,19; a. d. englischen King James Version). Sie sagten praktisch: „In der Vergangenheit, als Gott uns in die Schule nahm, um uns für seinen Dienst vorzubereiten, konnten wir keine Korrektur annehmen. Wir liefen weg und schrien: ‚Das ist zu schwer.’ Wir waren hartnäckig und schlüpften ständig aus dem Joch, das er auf uns legte. Dann legte Gott uns ein engeres Joch auf und benutzte seine liebevolle Rute, um unseren hartnäckigen Willen zu brechen. Jetzt unterwerfen wir uns seinem Joch.“
Wir sind auch wie Efraim: junge, selbstbezogene Stiere, die nicht unter ein Joch gebracht werden wollen. Wir meiden die Disziplin des Pflügens, Schmerz zu erfahren, unter der Rute zu sein. Und wir erwarten, alles jetzt sofort zu haben – Sieg, Segen, Fruchtbarkeit – indem wir lediglich Gottes Verheißungen beanspruchen oder „sie im Glauben ergreifen“. Wir scheuern uns daran, im verborgenen Gebet geschult zu werden, daran, mit Gott ringen zu müssen, bis seine Verheißungen in unserem Leben erfüllt sind. Dann, wenn die Bedrängnis kommt, denken wir: „Wir sind Gottes auserwähltes Volk. Warum geschieht das?“
Die Gebetskammer ist unser Schulzimmer. Und wenn wir diese „allein-Zeit“ mit Jesus nicht haben – wenn wir uns von der Vertrautheit mit ihm zurückgelehnt haben –, werden wir nicht bereit sein, wenn die Flut kommt.
Es gibt andere Gründe für unsere Bedrängnisse, die weit jenseits unseres Verständnisses liegen. Doch wir wissen, dass in unseren Bedrängnissen immer seine Liebe am Werk ist. Gott sagt zu uns: „Während all deines Leidens habe ich dich im Sinn. Du bist mein kostbares Kind. Ich fühle deinen Schmerz, und ich werde mit dir gewiss Erbarmen haben.“
Am wichtigsten ist, dass er uns in unseren schlimmsten Bedrängnissen den Tröster sendet: „Der Beistand ... der Heilige Geist ... der wird euch ... an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“ (Johannes 14,26-27).
Wie bringt der Herr uns Trost und Frieden in unserer Bedrängnis? Er führt uns zur verborgenen Kammer der Vertrautheit mit ihm. Es ist dort, wo Jesus uns erinnert, der Vater uns persönlich berührt: „Wenn du betest, gehe in deine Kammer und schließe die Tür. Bete zu deinem Vater, der dich im Verborgenen sieht. Und er wird dich öffentlich belohnen“ (Matthäus 6,6; meine Umschreibung).
Kürzlich kam ein lieber Freund von mir – der Bischof über die Pfingstbewegung in Ungarn – bei einem ungewöhnlichen Unglücksfall ums Leben. Sein Ofengrill fing Feuer und er erlitt schwere Verbrennungen. Er wurde behandelt und dachte, in Ordnung zu sein, aber wenige Tage später starb er plötzlich durch Blutgerinnsel, die sich gebildet hatten.
Freunde rund um die Welt stehen seiner Witwe im Gebet zur Seite und unterstützten sie. Doch wahrer Trost für sie wird von oben kommen. Kein Psychologe kann ihr durch ihren tiefsten Schmerz hindurch helfen. Der Tröster ist treu, sie an ihrem verborgenen Platz mit ihm zu treffen.
Ich kenne einen kostbaren Pastor und seine Frau, die in Mittelamerika ein Waisenhaus betreiben. Vor einigen Jahren nahmen sie einen kleinen Jungen auf, der praktisch halb tot war. Dieser kostbare Junge wurde der geliebte „kleine Prinz“ des Waisenhauses. Dann, kürzlich, bei einem ungewöhnlichen Unglücksfall, löste sich bei einem geparkten Transporter die Gangschaltung und der kleine Junge wurde überfahren und starb.
Das Ehepaar ist verzweifelt über den Verlust. Auch die anderen Kinder, die den Unfall gesehen hatten, waren untröstlich. Was kann man ihnen in diesem tiefen Schmerz sagen? Nichts aus meinen fünfzig Jahren des Dienstes kann einen so tiefen Punkt in diesen lieben Menschen berühren. Es gibt liebevolle Arme, die sie halten, aber der wahre Trost wird von dem Vater im Himmel kommen, der im Verborgenen ihren Schmerz sieht.
Mir ist bewusst, dass ich die tausenden verletzten Gläubigen nicht erreichen kann, die uns schreiben. Wir erhielten den Brief einer schwangeren Frau, die mit einem Pastor verheiratet ist. Sie hat gerade entdeckt, dass ihr Mann ein Pädophiler ist. Sie schreibt: „Ich weiß nicht, was zu tun ist. Ich glaube, ich muss mich von meinem Mann scheiden lassen. Ich möchte nicht, dass er unser Kind missbraucht.“
Es gibt eine Sache, die jeder leidende Gläubige tun kann: Alles zu Jesus bringen, sich mit ihm einschließen und in seiner Gegenwart Trost finden. Der Herr sagt: „Ich habe die erschöpfte Seele reichlich getränkt und jede schmachtende Seele gefüllt“ (Jeremia 31,25). Wie tut Gott das? Er begegnet ihnen dort am verborgenen Ort: „Wer im Versteck des Höchsten wohnt, bleibt im Schatten des Allmächtigen“ (Psalm 91,1; mit Fußnote).
Sehen Sie die Wichtigkeit, Ihr Herz darauf zu richten, an einem verborgenen Ort zu beten? Es geht nicht um Gesetzlichkeit oder Sklaverei, sondern um Liebe. Es geht um Gottes Güte zu uns. Er sieht, was bevorsteht, und weiß, dass wir enorme Quellen brauchen, tägliches Auffüllen. All das findet sich am verborgenen Ort mit ihm.
Sie mögen denken, dass Sie nicht wissen, wie Sie beten sollen. Aber Sie können dadurch anfangen, dass Sie ihn einfach preisen. Worum es geht ist, dass Sie dort im Glauben sind, aus gehorsamer Liebe, und Ihr Vater wird Ihnen dort begegnen. Er wird Ihnen im Verborgenen seine Liebe offenbaren, und er wird Sie öffentlich mit der Frucht seines Reiches belohnen. Der Heilige Geist wird durch Sie beten und Ihnen die rechten Worte geben.
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.