Der Klang seiner Stimme
Jesus lebte auf der Erde völlig abhängig vom Vater. Unser Retter tat nichts und sagte nichts, bevor er sich zuerst mit seinem Vater im Himmel beraten hatte. Und er wirkte keine Wunder außer jenen, die zu tun ihn der Vater angewiesen hatte. Er erklärte: Wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich. Und ... er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue“ (Johannes 8,28-29).
Christus macht es ganz klar: Er wurde täglich von seinem Vater geleitet. Und seine Praxis der totalen Abhängigkeit, immer auf die Stimme des Vaters zu hören, war Teil seines täglichen Wandels. Wir sehen dies in einer Szene aus dem Johannesevangelium. An einem Sabbattag ging Jesus in der Nähe des Teiches Betesda, als er dort einen gelähmten Mann auf einer Matte liegen sah. Christus wandte sich dem Mann zu und befahl ihm, sein Bett aufzunehmen und zu gehen. Augenblicklich war der Mann wiederhergestellt. Er ging geheilt weg.
Die jüdischen Leiter waren deswegen wütend. Ihrer Meinung nach hatte Jesus dadurch, dass er den Mann heilte, den Sabbat gebrochen. Aber Christus antwortete: „Ich habe nur getan, was mein Vater mir gesagt hat, dass ich es tun soll.“ Er erklärte: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke ... Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut“ (Johannes 5,17-20).
Jesus legte ganz klar dar: „Mein Vater hat mich alles gelehrt, was ich tun soll.“ Sie mögen sich fragen: Wann genau zeigte Gott, der Vater, Christus, was zu tun war. Wann sah Jesus Gott Wunder wirken? Wann sprach der Vater zu ihm über alles, was er sagen und tun sollte?
Geschah alles in der Herrlichkeit, bevor Christus Mensch wurde? Setzten die zwei sich vor der Schöpfung zusammen und legten im Einzelnen jeden Tag im Leben Jesu fest? Sagte der Vater seinem Sohn: „Am zweiten Sabbat im sechsten jüdischen Monat wirst du in der Nähe des Teichs Betesda gehen. Du wirst dort einem gelähmten Mann begegnen. Befiehl ihm, sich zu erheben und zu gehen“?
Wenn dem so wäre, könnte keiner von uns eine Beziehung dazu haben. Solch eine Vereinbarung hätte keine Relevanz für unser tägliches Leben und unseren täglichen Wandel mit dem Herrn. Doch wir wissen, dass Jesus kam, um ein Muster vorzugeben, nach dem wir vorgehen sollen. Schließlich kam er kam auf die Erde, um all das zu erleben, was wir erleben, all unsere Gefühle zu fühlen, und von unserem Schmerz und unseren Gebrechen berührt zu werden. Im Gegenzug sollen wir nun so leben, wie er es tat, wandeln, wie er wandelte.
Tatsache ist, dass Jesus in seinem Fleisch sich auf ein tägliches inneres Wirken der Stimme Gottes verlassen musste. Er musste zu jeder Zeit vom Vater abhängig sein, um zu hören, wie seine Stimme ihn leitete. Sonst hätte Christus die Dinge schlicht nicht tun können, die er tat. Jesus musste die Stimme seines Vaters von Stunde zu Stunde, von Wunder zu Wunder, hören, jeden Tag für sich.
Wie war Jesus dazu in der Lage, die leise, sanfte Stimme seines Vaters hören? Die Bibel zeigt uns, dass es durch Gebet geschah. Immer wieder suchte Jesus einen einsamen Ort auf, um zu beten. Er lernte, die Stimme des Vaters zu hören, während er auf den Knien war. Und sein Vater war darin treu, ihm alles zu zeigen, was zu tun und zu sagen war.
Stellen Sie sich Jesus vor, wie er sich einer wichtigen Entscheidung gegenübersah, eine solche wie die Wahl seiner Jünger. Wie wählte der Herr die Zwölf aus der riesigen Menschenmasse aus, die ihm folgte? Es sollte eine Entscheidung von großer Tragweite sein.
Schließlich würden diese Jünger die Säulen seiner neutestamentlichen Gemeinde sein. Gab der Vater ihm die zwölf Namen, als er noch in der Herrlichkeit war? Wenn dem so war, warum verbrachte Jesus dann eine ganze Nacht im Gebet, bevor er die Zwölf ernannte?
Lukas erzählt uns: „Er [ging] auf den Berg hinaus..., um zu beten; und er verbrachte die Nacht im Gebet zu Gott“ (Lukas 6,12). Am nächsten Morgen rief Jesus die Zwölf heraus. Wie konnte er sie kennen? Der Vater hatte sie ihm in der Nacht zuvor offenbart.
Mehr noch: In derselben Nacht gab der Vater seinem Sohn die Seligpreisungen, die Aussprüche der Bergpredigt: „Glückselig die Armen ... Glückselig alle, die weinen ... Wehe euch, wenn ihr richtet ...“ (siehe Matthäus 5-7). Jesus hatte das alles direkt aus dem Herzen des Vaters empfangen.
Es war in diesen Stunden, als Christus, allein mit dem Vater, seine Stimme hörte. In der Tat empfing Jesus jedes ermutigende Wort, jede prophetische Warnung, während er im Gebet war. Er nannte dem Vater seine Anliegen, betete ihn an, und unterwarf sich seinem Willen. Und nach jedem Wunder, jeder Lehre, jeder Konfrontation mit einem Pharisäer eilte Jesus zurück in die Gemeinschaft mit seinem Vater.
Wir sehen diese Art der Hingabe in Matthäus 14. Jesus hatte gerade Nachricht vom Tod Johannes’ des Täufers erhalten. „Als Jesus es hörte, zog er sich von dort in einem Boot abseits an einen öden Ort zurück“ (Matthäus 14,13). (Ich frage mich, ob er in dieselbe Wüste ging, in der Johannes einige Jahre der Meditation und Vorbereitung auf seinen Dienst verbracht hatte.)
Jesus war dort allein, betend und trauernd über Johannes’ Tod. Johannes war ein geliebter Freund gewesen, sowie ein respektierter Prophet Gottes. Nun, als Christus Gemeinschaft mit dem Herrn hatte, erbat Gnade und empfing sie. Und dort in der Wüste, während er mit seinem Vater allein war, erhielt Jesus Anweisung für den unmittelbar nächsten Tag.
Sofort, nachdem er diesen Ort verlassen hatte, begann Christus Wunder zu vollbringen: „Als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge, und er wurde innerlich bewegt über sie und heilte ihre Kranken“ (Matthäus 14,14). An demselben Tag ernährte Jesus eine Menschenmenge von 5.000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen. Versuchen Sie sich vorzustellen, was für ein arbeitsreicher, voller, schwerer Tag das für ihn war. Später an jenem Tag schickte er die Menschenmengen fort.
Also, was tat Jesus an diesem Punkt? Sie würden denken, dass er Ruhe suchte oder eine Mahlzeit im Stillen. Vielleicht würde er einige seiner engsten Jünger versammeln und die Ereignisse des Tages aufzählen. Oder er sehnte sich vielleicht danach, nach Betanien zu gehen, um durch die Gastfreundschaft der Familie von Maria und Marta erquickt zu werden.
Jesus tat nichts von all diesen Dingen. Die Schrift sagt: „Er [stieg] für sich allein auf den Berg, um zu beten. Als es aber Abend geworden, war er dort allein“ (Matthäus 14,23). Wieder eilte Jesus zum Vater zurück. Er wusste, dass der einzige Ort, an dem er sich erholen konnte, die Gegenwart des Vaters war.
Nun, Jesus war sich der Werke völlig bewusst, die zu tun er auf die Erde gekommen war. Sie waren alle in der Schrift umrissen worden: Er würde die Kranken und Geplagten heilen, die Augen der Blinden öffnen, jene mit gebrochenen Herzen trösten, Gefängnistüren öffnen, Gefangene freimachen, den Hunger und Durst von Menschenmengen stillen. Doch in seinem täglichen Wandel tat Jesus nichts von diesen Dingen, ohne sich zuerst dem Vater zu unterwerfen. Obwohl ihm diese Werke zurechtgelegt worden waren, suchte er immer von Augenblick zu Augenblick die Anweisung des Vaters.
Die Schrift erzählt uns, dass Jesus gelegentlich „alle, die ihn anrührten“ heilte. Doch zu anderen Zeiten heilte er wegen des Unglaubens der Menschen nicht. Woher wusste Jesus, wann zu heilen war und wann nicht? Er musste die leise, sanfte Stimme seines Vaters hören, die ihm ein Wort der Wegweisung gab. Und es genoss es, die Stimme seines Vaters zu hören.
Dasselbe gilt für unsere Berufung. Wir kennen all die Dinge, die die Schrift von uns verlangt: Wir sollen einander lieben, ohne Unterlass beten, in alle Welt gehen und zu Jüngern machen, studieren, um uns als bewährt zu erweisen, in Gerechtigkeit wandeln, den Armen, Kranken, Bedürftigen und Gefangenen dienen. Doch wir sollen auch bestimmte andere Dinge tun, die in der Schrift nicht erwähnt sind. Wir sehen uns in unserem täglichen Wandel bestimmten Nöten gegenüber, ob durch Krisen oder anderen drängenden Situationen. In solchen Momenten brauchen wir die Stimme des Vaters, um uns zu führen, die uns Dinge sagt, die in seinen Geboten nicht umrissen sind. Einfach ausgedrückt: Wir müssen dieselbe Stimme des Vaters hören, die Jesus hörte, während er auf der Erde war.
Wir wissen, dass Christus diese Art von Austausch mit dem Vater hatte. Er sagte seinen Jüngern: „Alles, was ich von meinem Vater gehört [habe], (habe ich) euch kundgetan“ (Johannes 15,15). Er sagte auch den jüdischen Leitern: „Ich [habe] euch die Wahrheit gesagt ... die ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan“ (8,40). Was meinte Jesus mit dem letzten Satz? Er sagte den Lehrern Israels damit: „Ich habe euch die Wahrheit direkt aus dem Herzen Gottes gegeben. Das konnte Abraham nicht tun.“
Christus sagte damit: Ihr lebt in einer toten Theologie. Ihr studiert die Vergangenheit, ehrt euren Vater Abraham, lernt Regeln und Bestimmungen für euer Leben. Aber wovon ich zu euch spreche, ist nicht aus einer fernen historischen Zeit. Ich bin gerade beim Vater gewesen. Er gab mir das, was ich euch predige. Er zeigte mir, was ihr hören musstet.“
Johannes der Täufer zeugte gegen diese jüdischen Leiter: „Was er gesehen und gehört hat, das bezeugt er; und sein Zeugnis nimmt niemand an“ (Johannes 3,32). Heute verkündet Jesus uns dieselbe Botschaft: „Ihr begnügt euch damit, auf Predigten zu hören, die ihr einem Nachschlagewerk entnommen habt. Aber das Wort, das ich euch geben will, ist frisch.“
Ich habe den Herrn gefragt, ob es heute, in dieser Zeit der Gnade, möglich ist, so zu leben, wie er es tat. Können wir völlig von der Stimme des Vaters in der Herrlichkeit abhängig sein? Ist es möglich, seine Wegweisung für unser Leben Tag für Tag, von Augenblick zu Augenblick zu hören? Ist uns ein solcher Wandel zurechtgelegt, sodass auch wir sagen können: „Ich sage nur, was ich vom Herrn höre, und ich tue nur, was ich ihn tun sehe?“
Ich kenne die Freude, die davon kommt, mit Christus allein eingeschlossen zu sein. Sie kommt, wenn man ihn anbetet, ihm dient, darauf wartet, dass er sein Herz offenbart. Ich nenne das Jesu Fütterungszeit. Ich sitze in seiner Gegenwart und höre auf seine leise, sanfte Stimme. Und er spricht zu mir, wobei er mich lehrt, mir durch seinen Heiligen Geist dient, mir Dinge zeigt, die ich nie aus einem Buch oder von einer anderen Person lernen könnte. Seine Wahrheit wird in meinem Geist lebendig. Und mein Herz hüpft in mir.
Natürlich bin ich noch nicht am Ziel. Diese Art gelegentlicher Erfahrungen ist für mich noch nicht zum Lebensstil geworden. Also habe ich den Herrn gefragt: „Ist das völlig abhängige Leben für uns möglich? Oder ist das nur Wunschdenken? Träume ich von etwas, das zu verwirklichen unmöglich ist?“
Ich glaube, dass die meisten von uns weit unterhalb der Privilegien leben, die wir als Kinder Gottes haben. Zum Beispiel lese ich, wie Elia vor dem Herrn steht und seine Stimme hört. Ich lese, wie Jeremia in der Gegenwart Gottes steht und seinen Ratschluss hört. Er ruft: „Wer hat im Rat des HERRN gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat auf sein Wort gelauscht und gehört?“ (Jeremia 23,18). Ich lese von einem ähnlichen Ruf Jesajas: „Wenn ihr zur Rechten oder wenn ihr zur Linken abbiegt, werden deine Ohren ein Wort hinter dir her hören: Dies ist der Weg, den geht!“ (Jesaja 30,21).
Warum sollte Gott nicht in unserer Generation sprechen, wo dort so viel Furcht und Ungewissheit ist? Die Welt ist in Aufruhr, sucht nach Antworten. Warum sollte der Herr jetzt stumm sein, wenn wir es mehr als jemals zuvor nötig haben, seine Stimme zu hören? Tragischerweise halten viele Geistliche heute leblose Predigten. Ihre Botschaften können weder von Sünde überführen, noch auf die tiefen Schreie des Herzens antworten. Das ist absolut kriminell. Leere Philosophien, die in einer Zeit großen Hungers heruntergerasselt werden, werden in den Hörern nur noch größeren Kummer verursachen.
Johannes der Täufer lehrte: „Der die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dasteht und ihn hört, ist hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams; diese meine Freude nun ist erfüllt“ (Johannes 3,29). Die wörtliche griechische Bedeutung lässt sich so übersetzen: „Der Freund des Bräutigams, der bei ihm bleibt und mit ihm weitermacht“. Johannes der Täufer sagte seinen Jüngern damit: „Ich habe die Stimme des Bräutigams gehört. Und sie ist meine größte Freude geworden. Ihr Klang erfüllt meine Seele. Wie war ich in der Lage, seine Stimme zu hören? Indem ich nahe bei ihm stand und ihm zuhörte, wie er mir sein Herz mitteilte.“
Sie mögen sich fragen: Wie erkannte Johannes den Klang der Stimme Jesu? Soweit wir wissen hatten beide nur eine einzige Begegnung von Angesicht zu Angesicht, bei der Taufe Christi. Und das war ein sehr kurzer Austausch, der nur aus wenigen Worten bestand.
Johannes lernte genauso wie Jesus, die Stimme des Herrn zu hören: allein in der Wüste. Dieser Mann hatte sich schon von jungen Jahren an in der Wüste selbst isoliert. Er gestattete sich keine Vergnügungen der Welt, einschließlich wohlschmeckender Speisen, eines weichen Bettes, oder bequemer Kleider. Er hatte keine Lehrer, keine Mentoren, keine Bücher. Während dieser Jahre allein hatte Johannes Gemeinschaft mit dem Herrn. Und in dieser ganzen Zeit wurde er vom Geist gelehrt, die leise, sanfte Stimme Gottes zu hören. Ja, Christus sprach zu Johannes, noch bevor er ihm im Fleisch begegnete.
Johannes lernte alles, was er wusste, indem er in ständiger Gemeinschaft mit dem Herrn war. So empfing er die Botschaft der Buße, erkannte er das Kommen des Lammes, bemerkte er, dass er selbst abnehmen musste, während der Messias zunahm. Johannes lernte alle diese Dinge vom Herrn. Und der Klang der Stimme Gottes war seine Freude.
Wir sehen diese Lebensweise in der Schrift umrissen. Ich spreche nicht nur von dem isolierten Leben eines Propheten. Zunächst ist da Jesu Beispiel. Sein Leben war geschäftig, oft war jede Stunde ausgefüllt. Aber Christi Herz war darauf ausgerichtet, täglich den Vater zu suchen. Er gab Gott wertvolle Qualitätszeit, um zu seinen Füßen zu sitzen, ihm zu dienen, und auf seine Stimme zu hören. Und er wurde täglich von seinem Vater gelehrt und gelenkt.
Sie mögen fragen: „Aber was ist mit dem Rest von uns? Jesus war der buchstäbliche Sohn Gottes, der Eingeborene vom Vater. Niemandem ist es möglich, seinem Vorbild zu entsprechen.“
Denken Sie an Kornelius, den Hauptmann. Dieser Mann war kein Prediger oder Laiengeistlicher. Tatsächlich wurde er, da er ein Nichtjude war, nicht einmal zum Volk Gottes gezählt. Doch die Schrift sagt, dass dieser Soldat „fromm und gottesfürchtig (war) mit seinem ganzen Haus, der dem Volk viele Almosen gab und allezeit zu Gott betete“ (Apostelgeschichte 10,2).
Hier war ein beschäftigter Mann. Kornelius hatte 100 Soldaten unter seinem unmittelbaren Befehl. Aber er betete in jedem freien Augenblick. Und eines Tages, während er im Gebet war, sprach der Herr zu ihm. Ein Engel erschien und rief Kornelius beim Namen. Der Hauptmann erkannte es als Stimme Gottes und antwortete: „Was ist, Herr?“ (10,4).
Der Herr sprach direkt zu Kornelius und sagte ihm, dass er den Apostel Petrus aufsuchen sollte. Er gab ihm detaillierte Anweisungen, einschließlich Namen, einer Adresse, selbst der Worte, die zu sagen waren. Inzwischen betete Petrus auf dem Dach eines Hauses und „eine Stimme erging an ihn“ (10,13). Wieder gab der Heilige Geist detaillierte Anweisungen: „Petrus, du wirst gleich einige Männer an der Tür hören. Geh mit ihnen, denn ich habe sie geschickt“ (siehe 10,19-20).
Petrus folgte den Männern zu Kornelius’ Haus zu einem wahrhaft göttlichen Termin. Was dort geschah, erschütterte die gesamte jüdisch-pfingstliche Gemeinde. Der Herr öffnete das Evangelium für die Nichtjuden. Doch die härteste Sache, die die jüdischen Gläubigen akzeptieren mussten, war, dass Gott zu einem gewöhnlichen, nicht geschulten Nichtjuden gesprochen hatte. Sie konnten nicht verstehen, wie Kornelius Gottes Stimme so klar hatte hören können, und mit solcher Macht gesprochen. Es forderte jeden dieser Gläubigen heraus.
Auch Paulus empfing eine Offenbarung von Jesus direkt vom Himmel. Er bezeugte, dass die Dinge, die ihm über Christus gezeigt worden waren, nicht von Menschen gelehrt worden waren. Vielmehr hatte er die Stimme Jesu selbst gehört, während er auf seinen Knien im Gebet war. „Ich tue euch aber kund, Brüder, dass das von mir verkündigte Evangelium nicht von menschlicher Art ist. Ich habe es nämlich weder von einem Menschen empfangen noch erlernt, sondern durch <eine> Offenbarung Jesu Christi“ (Galater 1,11-12). „Als es aber Gott gefiel ... seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn unter den Nationen verkündigte, zog ich nicht Fleisch und Blut zu Rate“ (1,15-16; mit Fußnote).
Nun, es gab in Paulus‘ Tagen bedeutende Lehrer, Leiter, die mächtig im Wort Gottes waren, solche wie Apollos und Gamaliel. Und da waren die Apostel, die mit Jesus gewandelt waren und mit ihm gesprochen hatten. Aber Paulus wusste, dass eine Offenbarung Christi aus zweiter Hand nicht gut genug sein würde. Er musste vom Herrn eine immerwachsende Offenbarung von Jesus empfangen.
Natürlich war Paulus nicht gegen Lehrer. Schließlich war er einer. Er lehrte: „(Gott) hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer“ (Epheser 4,11). Aber Paulus wusste, dass er hinausging, um sich einer gottlosen heidnischen Welt gegenüber zu sehen. Und er brauchte eine persönliche Offenbarung von Jesus, um ihn aufrechtzuerhalten. Tatsächlich sagte Paulus, dass jeder Gläubige vom Herrn gelehrt sein muss: „Ihr habt ihn doch gehört und seid in ihm gelehrt worden, wie es Wahrheit in Jesus ist“ (4,21).
Es gibt heute zig gut ausgebildete geistliche Leiter, hoch angesehene Männer mit fortgeschrittenem Wissensstand. Sie haben Jahre in Seminaren verbracht, in denen sie Theologie, Philosophie und Ethik studierten. Und sie wurden durch begabte Lehrer ausgebildet, geschätzte Männer, die auf ihrem Gebiet Experten sind.
Aber wenn viele dieser geschulten Geistlichen auf der Kanzel stehen, um zu predigen, reden sie nur leere Worte. Sie können Ihnen viele interessante Dinge über das Leben und den Dienst Christi erzählen. Aber das, was sie sagen, lässt Ihren Geist kalt. Warum? Sie haben keine Offenbarung von Jesus, keine persönliche Erfahrung mit ihm. Alles, was sie von Christus wissen, wurde durch den Verstand anderer Menschen gefiltert. Ihre Einsichten sind nur geliehene Lehren.
Paulus fragte die Epheser eigentlich: „Wie habt ihr Christus kennen gelernt?“ Mit anderen Worten: Wer lehrte euch, was ihr von Jesus wisst? Kam es aus den vielen Predigten, die ihr im Gottesdienst oder in euren Sonntagsschulklassen gehört habt? Wenn dem so ist, dann ist das gut. Aber ist das das Limit, was ihr von Christus wisst? Es kommt nicht darauf an, wie kraftvoll euer Pastor predigen mag, oder wie gesalbt eure Lehrer sein mögen. Ihr braucht mehr von Jesus als bloßes Kopfwissen.
Viele Gläubige sind zufrieden mit etwas, was ich als anfängliche Einmal-Offenbarung der rettenden Macht und Gnade Christi bezeichne. Das ist die einzige Offenbarung, von Jesus, die sie jemals hatten. Sie bezeugen: „Jesus ist der Messias, der Retter. Er ist der Herr, der Sohn Gottes.“ Jeder wahre Gläubige erlebt diese wunderbare, lebensverändernde Offenbarung. Doch das ist nur der erste Schritt. Was vor uns liegt, ist ein ganzes Leben mit tieferen, herrlicheren Offenbarungen Christi.
Paulus wusste das. Er empfing auf der Straße nach Damaskus eine unfassbare Offenbarung Jesu. Paulus wurde buchstäblich vom Pferd gestoßen und eine Stimme vom Himmel sprach zu ihm. Kein Mensch hatte jemals eine persönlichere Offenbarung von Christus empfangen als diese. Doch Paulus wusste, dass dies nur der Anfang war. Von diesem Augenblick an hatte er sich „vor[genommen], nichts anderes unter euch zu wissen als nur Jesus Christus, und ihn als gekreuzigt“ (1. Korinther 2,2).
Matthäus liefert ein vielsagendes Beispiel für eine Einmal-Offenbarung Christi. Jesus hatte der Menge gerade eine harte Lehre vorgetragen, und viele Menschen wandten sich ab. Also rief Jesus seine Jünger zusammen und fragte: „Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin? Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Matthäus 16,15-16).
Jesus erklärte: „Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist“ (16,17). Christus sagte damit: „Du hast diese Offenbarung nicht einfach dadurch bekommen, dass du mit mir gewandelt bist.
Mein Vater offenbarte es dir aus dem Himmel.“ Kurz: Petrus erhielt die herrliche, anfängliche Offenbarung, die zu jedem kommt, der glaubt. Die Herrlichkeit der Erlösung durch Christus wurde in ihm offenbart.
Doch als nächstes lesen wir: „Dann gebot er den Jüngern, dass sie niemand sagten, dass er der Christus sei“ (16,20). Warum sagte Jesus das? Hatte nicht schon der Himmel selbst bekannt gegeben, dass er das Lamm Gottes war, das gekommen war, um die Welt zu retten?
Tatsache ist, dass die Jünger noch nicht bereit waren, ihn als den Messias zu bezeugen. Ihre Offenbarung von ihm war unvollständig. Sie wussten nichts vom Kreuz, vom Leidensweg, von den Tiefen des Opfers ihres Meisters. Ja, sie hatten schon die Kranken geheilt, Dämonen ausgetrieben und vielen Jesus bezeugt. Aber obwohl sie in jenen Jahren bei Jesus gewesen waren, hatten sie noch keine tiefe, persönliche Offenbarung darüber, wer er war.
Der nächste Vers bestätigt dies: „Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen ...“ (16,21). Mit anderen Worten: Christus begann, sich ihnen selbst zu offenbaren, ihnen tiefere Dinge über sich selbst zu zeigen. Der Rest des Verses geht so weiter: „... dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse“ (16,21).
Sind Sie in Ihrer verborgenen Gebetskammer von Jesus gelehrt worden? Haben Sie ihn wegen Dingen gesucht, die Sie nicht aus Büchern oder von Lehrern erhalten können? Sind Sie still in seiner Gegenwart gesessen, darauf wartend, seine Stimme zu hören? Die Bibel sagt, dass alle Wahrheit in Christus ist. Und er allein kann sie Ihnen vermitteln, durch seinen gesegneten Heiligen Geist.
Jetzt mag eine Frage in Ihrem Denken aufsteigen: „Ist es nicht gefährlich, mein Denken einer leisen, sanften Stimme zu öffnen? Ist es nicht deswegen, warum so viele Christen in Schwierigkeiten geraten? Der Feind kommt und ahmt Gottes Stimme nach und fordert sie auf, irgendetwas Lächerliches zu tun oder zu glauben. Und sie landen in der Täuschung. Ist die Bibel nicht die einzige Stimme, die wir beachten sollen? Und soll der Heilige Geist nicht unser einziger Lehrer sein?“
Hier ist, was ich in dieser Angelegenheit glaube:
- Wie der Vater und der Sohn ist der Heilige Geist selbst eine zu unterscheidende, lebendige, kraftvolle, intelligente, göttliche Person in sich selbst. Er ist keine Person aus Fleisch, sondern eine aus Geist, eine selbstständige Persönlichkeit. Und er regiert die Kirche. Er bringt göttliche Ordnung, tröstet die Verletzten, stärkt die Schwachen und lehrt uns den Reichtum Christi.
- Die Schrift nennt den Heiligen Geist den Geist des Sohnes: „Gott [sandte] den Geist seines Sohnes in unsere Herzen“ (Galater 4,6). Er ist auch als der Geist Christi bekannt: „Auf was für eine Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete“ (1. Petrus 1,11). „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“ (Römer 8,9). Es ist klar, dass der Geist Gottes und der Geist Christi ein und derselbe sind. Christus ist Gott und derselbe Geist geht von beiden aus. Der Heilige Geist ist das Wesen des Vaters und des Sohnes zugleich und wird durch beide gesandt.
- Es gibt eine Möglichkeit, wie wir durch tiefes, suchendes Gebet vor der Täuschung geschützt werden können. Unser Schutz liegt im Warten. Die Stimme des Fleisches ist immer in Eile. Es will augenblickliche Befriedigung, also hat es keine Geduld. Es konzentriert sich immer auf das Ich anstatt auf den Herrn, immer danach suchend, uns schnell wieder aus der Gegenwart Gottes zu bekommen.
Nun, die Stimme des Feindes ist geduldig, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Sie kann sanft, süß, versichernd und logisch sein. Doch wenn wir sie durch einfaches Warten prüfen – das heißt, nicht geradewegs nach ihr zu handeln, sondern sie prüfen, um zu sehen, ob es die Stimme des Herrn ist –, wird sie ungeduldig werden und sich entlarven. Sie wird plötzlich hässlich und fordernd werden, sie fährt uns an und verurteilt uns. Dann können wir erkennen, dass es nicht die Stimme Gottes ist.
Das ist es, warum die Bibel wieder und wieder sagt: „Warte auf den Herrn ... warte auf ihn ... warte.“ Es geschieht während unseres Wartens, dass diese anderen Stimmen entlarvt werden, oder ermüden und verschwinden. Wir sollen warten, warten, warten, sodass Himmel und Hölle zugleich wissen, dass wir nicht aufgeben werden, bis der Herr übernimmt.
Wir sehen das in Jeremia 42 veranschaulicht. Ein Überrest aus Gottes Volk kam zu Jeremia und suchte nach einer Wegweisung vom Herrn. Also ging der Prophet ins Gebet. Dann „geschah es nach zehn Tagen, dass das Wort des HERRN zu Jeremia kam“ (Jeremia 42,7; a. d. englischen King James Version). Am zehnten Tag sprach Gott schließlich zu Jeremia. Der Prophet hatte geduldig gewartet, bis er wusste, dass er gerade Gottes Stimme hörte.
Wir sind auch noch auf eine andere Weise geschützt: Wir sollen alles, was wir hören, an der Bibel messen. Und wir dürfen nichts akzeptieren, wenn es nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmt.
Also, lieber Heiliger, liebe Heilige, solch ein Wandel ist möglich. Er soll unsere heilige Versessenheit werden.
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.