Der Sichtungsvorgang
Am Abend vor seinem Tod setzte sich Jesus mit seinen Jüngern, um das Passahmahl miteinander zu teilen. Die Gruppe hatte eine intime Zeit der Gemeinschaft miteinander. Dann, als das Mahl endete, sagte Jesus ernst: „Die Hand dessen, der mich überliefert, ist mit mir auf dem Tisch“ (Lukas 22,21). Was für eine grauenhafte Wahrheit in so einem intimen Augenblick zu sehen war. Satan war verwegen in einen der eigenen Jünger Jesu gefahren.
Einen weiteren unfassbaren Augenblick hatte es an diesem Tisch gegeben. Jesus hatte ein Stück Brot genommen, das seinen zerbrochenen Leib repräsentierte, es in Wein getaucht und es Judas hingehalten. Der intrigierende Jünger streckte dann eine von Dämonen besessene Hand aus, um es zu empfangen. Es war, als würde Satan selbst Jesu Leib nehmen, um ihn zu zermalmen.
Sie mögen sich fragen, wie ich es getan habe: Wie war der Teufel dazu in der Lage, Judas zu besitzen? Kein Mensch könnte über Nacht so tief fallen. Niemand könnte plötzlich so von einer Sünde überkommen werden, dass er den Sohn Gottes absichtlich verraten würde, wissend, dass das zu seinem Tod führen würde. Traurigerweise war die Wahrheit, dass Judas für Satan eine leichte Eroberung war. Die Evangelien offenbaren, dass Judas eine Vorgeschichte mit Habgier hatte. Er griff heimlich für sich selbst in das Schatzkästchen der Gruppe. Und weil er diesen Geist der Habgier beherbergte, war Satan in der Lage, ihn mit der Zeit zu täuschen.
Dieselbe Sache ist über Jahrhunderte hinweg wieder und wieder mit Christen geschehen. Satan hat eine Menge von Gläubigen niedergestreckt, die nie erlaubt hatten, dass sie selbst von einer hartnäckigen Sünde befreit wurden. Ich habe eine Anzahl gottesfürchtiger Geistlicher links und rechts fallen sehen, Menschen, die einst mächtig von Gott gebraucht wurden. Über die Jahre hinweg verfingen sich diese Prediger in einer Begierde, bei der sie nicht willens waren, sie loszulassen. Und sie fielen hart, wobei sie alles verloren.
Judas selbst war von Gott mächtig gebraucht worden. Er vollbrachte Wunder an der Seite der anderen Jünger, wobei sie Kranken heilten und Dämonen hinauswarfen. Und wie sie wandelte er eng mit Jesus, dem lebendigen Wort. Die Menschenmengen erkannten Judas als hingegebenen Diener Gottes an.
Doch die Bibel macht klar: Schon von Anfang an war Judas ein Arbeiter der Ungerechtigkeit. Seine verborgene Begierde lauerte knapp unter der Oberfläche. Und nichts, was dieser gesegnete Mann im Leben Jesu sah oder hörte, konnte die Sünde in seinem Herzen anrühren. Judas war seiner Begierde völlig übergeben. Als ein Ergebnis daraus wurde er vom Teufel vollkommen überwältigt.
Ich traf einmal einen Geistlichen, der diese Erfahrung hatte. Er erzählte mir: „Mein Vater war fünfzig Jahre lang Prediger, und er war immer arm. Als er in den Ruhestand ging, lebten er und meine Mama in Armut und konnten sich gerade noch über Wasser halten. Vor einigen Jahren, als ich sie in ihrem Wohnwagen besuchte, erhob sich eine Stimme in mir. Ich sagte zu mir selbst, dass ich nie so arm enden würde wie sie. Ich würde am Rad drehen und Geschäfte machen, wenn ich müsste, was immer dazu notwendig wäre, um abgesichert zu sein.“
Dieser Mann war ein Leiter in seiner Denomination und wachte über viele Pastoren. Doch schon bald investierte er in zwielichtige Immobiliengeschäfte. Er wusste, dass es falsch war, aber er konnte nicht aus diesem Geist ausbrechen, der ihn verfolgte. Er war immer noch von der Furcht gebunden, arm zu enden. Wie Judas war dieser Mann ein leichtes Ziel für Satan, der in sein habgieriges Herz einfiel.
Vor einigen Jahren wurde ein sehr bekannter Evangelist wegen sexueller Sünde entlarvt, und die Welt war schockiert. Eine Menge von Christen fragte sich: „Wie konnte ein so gottgefälliger Mann in diese Art von Sünde fallen?“ Bevor der Geistliche bloßgestellt wurde, rief ich ihn wegen dem an, was kommen würde. Er bekannte, dass er schon als Kind in Pornografie verwickelt war. „Jahrelang wurde ich davon schikaniert“, erzählte er mir. „Und ich habe diese Last in meinem ganzen Dienst herumgetragen.“ Mit anderen Worten: Selbst wenn er so kraftvoll predigte, glitt er in diese Sünde zurück. Es ist offensichtlich, dass die Bindung dieses Mannes nicht über Nacht geschah. Er war schon früh vom Teufel gekennzeichnet worden und hatte nie eine Zeit des vollkommenen Sieges genießen können.
Ich glaube, dass eine Vielzahl von Christen heute wie dieser Mann ist. Sie werden von Gott gebraucht, beten inbrünstig an, und sie dienen dem Herrn aufrichtig. Aber sie haben irgendeine Sünde in ihrem Leben erlaubt, und mit der Zeit hat sie sich tief eingegraben. Nun sind sie für Satan ein leichtes Ziel geworden. Und der Satan ist in ihre Schwäche eingefallen und hat sie überwältigt.
Nun, an Passah, wusste Satan, dass Jesu Königreich bald kommen würde. Also, sobald er Judas besaß, entschloss er sich, einem weiteren Jünger nachzugehen. Ich glaube, dass er seine Anwesenheit an jenem Tisch spüren ließ, als „ein Streit unter ihnen [entstand], wer von ihnen für den Größten zu halten sei“ (Lukas 22,24). Können Sie sich diese Diskussion vorstellen? Die Jünger hatten gerade eine intime Zeit der Gemeinschaft mit ihrem Herrn gehabt, der ihnen sagte, dass er bald sterben würde. Doch offenbar verstanden sie nichts von dem, was Jesus sagte. Stattdessen fingen sie an zu streiten, wer die Verantwortung übernehmen würde, wenn er weg wäre.
Dies musste ein reichhaltiges Büffet für Satan sein. Wahrscheinlich begutachtete er die Jünger, einen nach dem anderen und fragte sich: „Wer könnte der Nächste sein? Nicht Nathanael. Jesus sagte, dass er keine Hinterlist hat. Was ist mit Johannes? Nein, er ist zu nahe am Meister und lehnt sich ständig an seine Brust. Ah, da sitzt Petrus. Jesus nannte ihn einen Felsen. Tatsächlich sagte Christus sogar, er würde seine Gemeinde auf Petrus‘ Verkündigung bauen, dass er der Messias war. Ja, Petrus ist es. Wenn ich zu ihm gelangen kann, dann kann ich das Fundament der Gemeinde schwächen, die kommen soll.“
Sie sind wahrscheinlich mit Hiobs Geschichte aus dem Alten Testament vertraut. Wenn dem so ist, dann erinnern Sie sich, dass Satan diesen gottgefälligen Mann nicht antasten durfte, ohne zuerst vom Himmel die Erlaubnis dazu zu erhalten. Der Herr sagte dem Teufel, dass nur so weit mit Hiob gehen konnte. Er konnte seinen Körper bedrängen, er konnte ihn durch rätselhafte Prüfungen hindurchnehmen, aber er konnte ihn nicht töten.
Nun setzte sich Satan dafür ein, aus Petrus eine Zielscheibe zu machen. Er sagte: „Jesus, du behauptetest, du würdest deine Gemeinde auf das Zeugnis dieses Mannes bauen. Nun, wenn du so sicher bist, dass Petrus ein Fels ist, dann lass mich ihn eine Zeit lang sichten. Du wirst herausfinden, dass er kein Stein ist, für jede Art von Fundament. Tief unten ist er nichts als Sand. Du weißt, dass ich schon zu einem deiner zwölf Gründungsleiter gelangt bin. Nun sage ich dir, dass Petrus zerkrümeln wird, genau wie es Judas tat.“
Wir wissen bereits, dass der Herr es erlaubte, dass Petrus gesichtet wurde. Doch warum war dies notwendig? Ich glaube, die Passahszene gibt uns eine Einsicht. Jesus versprach seinen Jüngern: „Ich verordne euch ... ein Reich, dass ihr esst und trinkt an meinem Tisch in meinem Reich und auf Thronen sitzt, die zwölf Stämme Israels zu richten“ (Lukas 22,29-30). Jesu Nachfolger mussten in Ekstase sein, als sie dies hörten. Ihre Zukunft war völlig gesichert. Der Herr selbst sagte, dass sie auf den Himmel zusteuerten. Er würde ihnen sogar Plätze an seinem Esstisch reservieren. Und sie alle würden Kronen tragen und mit ihm in alle Ewigkeit regieren und herrschen.
Was für ein unfassbares Sicherheitsversprechen. Jesu Worte waren genug, um jemanden durch ein ganzes Leben zu tragen, in äußerstem Glauben und äußerster Zuversicht. Als Petrus zuhörte, muss er sich sicherlich zutiefst geliebt gefühlt haben und gedacht haben: „Ich habe eine eiserne Verheißung von Jesus bekommen. Er wird mich die ganze Ewigkeit hindurch gebrauchen. Und das macht mich absolut frei, ihm jetzt zu dienen, ohne Sorge.“
Doch Petrus’ Freude und Erwägungen wurden abrupt unterbrochen. Jesus richtete plötzlich diese seltsame Warnung an ihn: „Simon! Siehe, der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen“ (22,31). Ich kann mir Petrus’ Erstaunen vorstellen. Er rief wahrscheinlich aus: „Warum sollte Satan mich haben wollen, Herr? Ist mein Herz übel? Was tat ich, um ausgesondert zu werden? Schließlich bin ich derjenige, der deine Göttlichkeit als Erster anerkannt hat. Als die anderen hier zweifelten, tat ich es nicht. Ich ging sogar mit dir auf dem Wasser. Also, was meinst du damit, dass ich gesichtet werde? Sagst du, dass Satan fragte, dass er mir dies tun dürfte, und dass du ja sagtest? Wo bleibt dein Schutz über mir, Jesus? Was geht hier vor?“
Zu der Zeit war Israel eine Agrargesellschaft, also war jeder mit dem Getreidesichtungsvorgang vertraut. Landarbeiter schaufelten Getreidehaufen auf einen Sichter, oder ein Sieb, gewöhnlich ein vier-mal-vier-Fuß-Holzrahmen mit einem Gitterboden. Die Arbeiter schüttelten das Sieb kräftig, was bewirkte, dass aller Schmutz und alle Spreu durch das Gitter auf den Boden fielen. Nur die reinen Getreidekörner blieben übrig.
Sichten ist offensichtlich ein Reinigungsvorgang, der das Schlechte und Nutzlose vom Guten und Fruchtbaren trennt. Sie mögen fragen: „Warum sollte Satan Petrus sichten wollen, wenn daraus nur gute Frucht kommen würde?“ Meiner Meinung nach dachte Satan, dass Petrus’ Glaube in der Erschütterung versagen würde. Er wollte Petrus so gewalttätig sichten, dass er nachweisen konnte, dass die Saat seines Glaubens nur Spreu war.
Petrus antwortete Jesus: „Herr, ich bin bereit für alles. Ich bin willens, dir ins Gefängnis zu folgen, mit dir gekreuzigt zu werden, an deiner Seite zu sterben. Du hast mir schon gesagt, was in der Ewigkeit für mich auf Lager ist. Welchen Schaden kann mir ein wenig Sichten zufügen?“ (siehe Lukas 22,33). Doch die Wahrheit ist, dass niemand jemals für das Sichten bereit ist. Da ist nichts, was wir aus unserem Fleisch heraus tun könnten, um uns auf diese Art einer schrecklichen Erschütterung vorzubereiten, der sich Petrus bald gegenübersah.
Ich glaube, dass der Herr Satan erlaubt, insbesondere die überzuversichtlichen, selbstbezogenen Christen zu sichten. Solche guttrainierten Christen sind überzeugt, dass sie mit allem fertigwerden können, was Satan gegen sie schleudert. Sie prahlen: „Wenn der Feind jemals versucht, mich zu Fall zu bringen, werde ich ihn in Gottes Kraft zertreten. Ich werde ihn mit dem Wort aus meinem Leben jagen. Der Teufel kann mich nicht antasten.“
Ich höre diese Art des Prahlens von vielen Kanzeln in ganz Amerika. Natürlich, ich stimme zu, dass wir durch den Glauben an Jesu Werk am Kreuz den Sieg über Satan haben. Doch zu dieser oder jener Zeit sieht sich jeder Christ plötzlichem, überraschendem Sichten gegenüber und realisiert niemals, dass der Teufel dahintersteht. In der geistlichen Welt finden ständige Bewegungen statt, über die wir nur sehr wenig wissen. Wir sollen über die Listen des Feindes nicht unwissend sein, aber, wie Paulus sagt: „Wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich“ (1. Korinther 13,12).
Vielleicht sehen Sie sich gerade jetzt einer schweren Prüfung gegenüber, einer unerklärlichen Erschütterung. Sie werden auf den Kopf gestellt, von innen nach außen gekehrt, und Sie denken, es könnte wegen irgendetwas Üblem in Ihnen sein. Doch die ganze Zeit ist es Satan, der Sie wie Weizen sichtet, mit Gottes Erlaubnis.
Bitte missverstehen Sie nicht: Der Teufel kann nicht zu irgendeiner Zeit, die er wählt, zu Gottes Volk gelangen. Er kann uns nicht einfach nach Belieben zu Fall bringen. Mehr noch, wir haben diese Zusicherung: Die einzigen Menschen, bei denen der Herr erlaubt, dass sie gesichtet werden, sind jene, die er auswählt, um seine gefallene Gemeinde wieder aufzubauen. Unsere Zeiten des Sichtens sollen unser Glauben unversehrt und rein hervorbringen. Dann kann Jesus uns in dem letzte-Tage-Werk des Wiederherstellens seiner Gemeinde gebrauchen: „Wie geschrieben steht: »Nach diesem will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die verfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten«“ (Apostelgeschichte 15,15-16).
Jesus wies seine Jünger auf den Unterschied zwischen dem Sichten und dem geistlichen Krieg hin. Er sagte ihnen: „Der, der kein Schwert hat, lass ihn sein Gewand verkaufen, und eines kaufen“ (Lukas 22,36; a. d. englischen King James Version). Christus sagte damit im Wesentlichen: „Ich werde euch bald verlassen. Und ihr werdet euch einem heftigen geistlichen Krieg gegenübersehen. Die ganze Zeit war ich mit euch, habe ich euch beschützt. Aber jetzt werdet ihr aus Glauben leben müssen. Ihr werdet ein geistliches Schwert aufnehmen und den guten Kampf des Glaubens kämpfen müssen.
Doch es gibt sogar etwas weit Schwierigeres als den geistlichen Krieg. Es ist der Sichtungsvorgang. Sichten ist ein Nahkampf mit Satan selbst, eine Schlacht, die nur wenige Menschen jemals erleben. Petrus, du wirst für eine gewisse Zeit in die Hände des Feindes gegeben werden. Und ein Schwert wird dir nichts nützen. Der Teufel ist gerade dabei, einen Angriff zu senden, der deinen Glauben zerstören soll. Er will dich der ganzen Hoffnung berauben, die ich dir gegeben habe.“
Wenn wir gesichtet werden, injiziert Satan in unser Denken jede üble Sache aus seinem dämonischen Arsenal. Und er macht uns glauben, dass diese furchtbaren Gedanken ihren Ursprung eher in unseren eigenen Herzen haben als in der Hölle. Es ist eine so höllische und zur Verzweiflung bringende Prüfung, dass Christus uns nie in sie eintreten lassen würde, ohne uns seinen Eid zu geben, uns hindurchzubeten. Er versicherte Petrus: „Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre“ (Lukas 22,32). Er sagte damit: „Petrus, ich weiß sehr wohl, dass dies eine hochriskante Schlacht um deinen Glauben ist. Und ich werde in jedem Augenblick, in dem du einem Sturmangriff ausgesetzt bist, für dich beten. Ich sage dir im Voraus, dass dein Glaube nicht versagen wird.“
Jesus warnte davor, dass Petrus so heftig versucht werden würde: „Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst“ (22,34). Doch Petrus glaubte, dass er bereit war. Wenige Stunden später, als eine Menschenmenge kam, um Jesus zu verhaften, stand der Jünger auf, um für seinen Meister zu kämpfen. Kühn zog er sein Schwert und hieb einem Mann ein Ohr ab.
Aber Petrus‘ Sichtung fing erst später an. Sie begann, während Jesus vor seinen Anklägern im Gerichtssaal stand. Petrus war draußen und wärmte sich an einem Feuer, als ihn eine junge Frau erkannte: „Es sah ihn aber eine Magd bei dem Feuer sitzen und blickte ihn scharf an und sprach: Auch dieser war mit ihm“ (Lukas 22,56). Als die Frau ihn anstarrte, begann Petrus zu zittern. Er antwortete schnell: „Frau, ich kenne ihn nicht“ (22,57).
Jetzt hatte Satan Petrus im Sieb. Und er begann, ihn zu worfeln. Die Bibel sagt: „Kurz danach sah ihn ein anderer und sprach: Auch du bist <einer> von ihnen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin es nicht“ (22,58). Schon jetzt war Petrus erschüttert und wusste nicht, woher seine Worte kamen. Schließlich, eine Stunde später, erkannte ihn eine dritte Person und sagte: „In Wahrheit, auch dieser war mit ihm ... Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst“ (22,59-60). An diesem Punkt begann Petrus, gemäß einem anderen Evangelium, zu fluchen.
Versuchen Sie, sich diese Szene vorzustellen. Nur Stunden zuvor war dieser treue Jünger Jesu kühnster Verteidiger gewesen und hatte allen Widrigkeiten zum Trotz das Schwert geschwungen. Doch nun war Petrus völlig zusammengebrochen und leugnete sogar, dass er Jesus kannte. Satan muss sich daran ergötzt haben und gedacht haben: „Ich habe Petrus. Er ist am Ende, wie Judas. Jetzt auf zum nächsten Jünger.“
In genau dem Augenblick der dritten Verleugnung durch Petrus, sagt die Schrift, „krähte ein Hahn. Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an“ (22,60-61). Stellen Sie sich vor, wie Petrus sich gefühlt haben muss, als sein Meister ihn anblickte. Doch ich kann Ihnen versichern, dass der Blick, den Jesus im zuwarf, nicht einer der Anklage war. Christus sagte damit nicht: „Wie konntest du mir das antun, Petrus? Du hast mich gelästert, mich verleugnet, obwohl diese Menschen wussten, dass du mein bist. Wie konntest du so tief fallen, nach allem, was ich für dich getan habe?“
Im Gegenteil. Jesus hatte diese Ereignisse um Petrus‘ willen vorausgesagt. Und nun sah er ihn, um ihm zu beruhigen, an, als wollte er sagen: „Bleib standhaft, Freund. Ich habe dich davor gewarnt, dass Satan dich sichten würde. Erinnerst du dich? Er möchte dich zu Fall bringen und meine Gemeinde zerstören. Aber ich erinnere dich jetzt daran, Petrus, dass du wiederhergestellt werden wirst. Du bist mir wichtig. Also, laufe nicht von mir weg. Diese Schlacht wird enden. Und es liegt noch ein großes Werk vor dir.“
In der Tat hatte Jesus zu Petrus gesagt: „Wenn du bekehrt bist, stärke deine Brüder“ (22,32; a. d. englischen King James Version). Die wörtliche griechische Formulierung ist hier: „Wenn du zurückkehrst, sei eine Stärke für deine Brüder und Schwestern.“ Christus sagte damit, mit anderen Worten: „Du wirst mich verleugnen, Petrus. Doch ich sage dir, dass du wiederhergestellt werden wirst. Und danach wirst du etwas Lebenswichtiges an andere weiterzugeben haben. Du wirst ein Segen sein durch das, was du gelernt hast.“
Dies ist genau der Grund, aus dem Gott unsere Sichtung erlaubt. Der Apostel Paulus schreibt: „Gepriesen sei ... der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden ... Sei es aber, dass wir bedrängt werden, so ist es zu eurem Trost und Heil; sei es, dass wir getröstet werden, so ist es zu eurem Trost, der wirksam wird im <geduldigen> Ertragen derselben Leiden, die auch wir leiden. Und unsere Hoffnung für euch steht fest, da wir wissen, dass, wie ihr der Leiden teilhaftig seid, so auch des Trostes“ (2. Korinther 1,3-7).
Klar, Gott erlaubt, dass seine Diener durch tiefe Wasser gehen, wobei sie unbegreifliche Krisen ertragen, so dass sie für andere ein Zeugnis und ein Trost sein werden. Auf diese Weise helfen gesichtete Christen, jene Teile von Gottes Haus wieder aufzubauen, die herabgefallen sind.
Denken Sie darüber nach: Petrus‘ Sichtung hatte nichts zu tun mit fleischlichen Versuchungen, solchen wie Lust, Gier oder Habsucht. Nein, Satans Angriff sollte Gottes Verheißungen an diesen Mann unterminieren. Er wollte, dass Petrus davon überzeugt war, dass er Jesu Versprechen vom Himmel an ihn nicht würdig sei. Und für eine Weile gelang dies dem Teufel. Nachdem Jesus Petrus angesehen hatte, ging der Jünger hinaus und weinte bitterlich. Stellen Sie sich die Lügen vor, die Satan diesem gebrochenen Mann zurief:
„Also du bist Jesu Fels, hä? Du bist der Eine, der eine ruinierte Gemeinde aufrichten sollte? Sieh dich an, Petrus. Du bist ein Schwächling, eine Heulsuse, ein Lästerer. Du hast genau den Einen verleugnet, der dich berufen und geliebt hat. Wenn du glaubst, du wirst im Paradies an Jesu Tisch sitzen, dann vergiss es. Du hast gegen das Licht der Welt gesündigt. Du bist seiner Verheißungen nicht würdig. Du bist übel, mit allen Wassern gewaschen. Dein Leben ist vorbei.“
Doch Petrus wusste kaum, dass er gerade mit einer lebenswichtigen Botschaft für die neue Gemeinde ausgerüstet wurde: „Ich bin tiefer in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gewesen, als ihr es jemals kennenlernen werdet. Und mein Herr hat mich herausgeholt, um euch Trost zu bringen.“
In Johannes 21 war Jesus bereits von den Toten auferstanden und seinen Jüngern mehrmals erschienen. Als Christus durch die Wände des Obersaals ging, schaute er sicherlich auf jeden Einzelnen, einschließlich Petrus, mit der zärtlichen Liebe des Vaters.
Dennoch taumelte Petrus offensichtlich immer noch unter seiner Erfahrung. Eines Tages erklärte er den anderen: „Ich gehe hin fischen“ (Johannes 21,3). Mit anderen Worten: Er kehrte in seinen Beruf als Fischer zurück. Petrus sah sich nicht länger als geeignet für geistliche Leiterschaft an. Er dachte wahrscheinlich: „Gott kann einen Mann wie mich nicht gebrauchen. Ich habe gesündigt, wie kein anderer in der Geschichte es getan hat. Da ist nichts mehr übrig für mich.“
Sie mögen sich an die Geschichte ab diesem Punkt erinnern. Petrus überredete einige der anderen Jünger, mit ihm zu gehen. Sie fischten die ganze Nacht, aber endeten dabei, nichts zu fangen. Dann, in den frühen Morgenstunden, rief ihnen eine Gestalt vom Ufer aus zu. Er sagte ihnen, sie sollten ihre Netze auf der anderen Seite des Bootes auswerfen. Als sie dies taten, brachten sie einen so schweren Fischfang ein, dass die Netze zu zerreißen begannen.
Petrus wusste, dass diese Gestalt Jesus sein musste. Und sofort sprang er ins Wasser und schwamm ans Ufer. Er fand Christus dabei vor, ihnen allen ein Frühstück vorzubereiten. Sobald die anderen ankamen, lud Jesus sie ein: „Kommt her, frühstückt!“ (21,12). Der Herr streckte seine Hände seinen Auserwählten entgegen, denn er sehnte sich danach, sie wieder in die volle Gemeinschaft mit ihm zurückzuholen. Und er hatte dabei besonders Petrus im Sinn.
Während des Mahles fragte Jesus den Jünger drei Mal: „Petrus, liebst du mich?“ Jedes Mal antwortete Petrus: „Herr, du weißt, dass ich dich liebe“ (siehe Johannes 21,15-16). Sie müssen verstehen, dass Jesus ihn nicht fragte, um sich von der Ergebenheit seines Jüngers überzeugen zu lassen. Und er stellte diese Frage auch nicht um der anderen willen. Es geschah alles nur um Petrus‘ willen. Christus sagte damit zu Petrus im Wesentlichen: „Ich weiß, dass du dir meiner Liebe zu dir sicher bist. Du bist überzeugt, dass ich dich vollständig und bedingungslos liebe, trotz deiner Versagen. Aber ich möchte, dass du auch von etwas anderem überzeugt bist. Und das ist: ICH WEISS, DASS DU MICH LIEBST.
Du bist ganz zu mir zurückgekehrt, Petrus. Und ich weiß, dass du mich nicht noch einmal verraten wirst. Ich kenne dein Herz, und ich bin überzeugt, dass du mich mit all deinem Sein liebst. Also, lass Satan dich nicht dessen berauben. Du bist dir offensichtlich meiner Liebe zu dir sicher. Nun sei dir auch deiner Liebe zu mir sicher. Dies wird dich für das Werk vorbereiten, dass ich für deine Zukunft zurechtgelegt habe. Und das ist, meine Schafe zu füttern“ (siehe Johannes 21,17).
Geliebte, unser eigenes Sichten endet, wenn wir zum Teufel sagen können: „Mein Erlöser liebt mich bedingungslos, durch alle meine Sünden hindurch, weil ich zu seiner Liebe zurückgekehrt bin. Mehr noch: Er hat mich davon überzeugt, dass, obwohl ich ihm gegenüber versagt habe, er weiß, dass ich ihn immer noch von ganzem Herzen liebe. Also, du kannst mich dessen nicht weiter berauben, Teufel. Ich werde dir nicht erlauben, mir etwas anderes zu erzählen. Ich liebe Jesus, und er weiß das.“
Wie Petrus habe auch ich in meinem Leben Jesu besondere Berührung gefühlt. Ich habe mich an eine kostbare Verheißung geklammert, die er mir gab, dass meine letzten Tage die fruchtbarsten sein würden. Ich habe von ihm auch das Brot des Lebens in süßer Gemeinschaft empfangen. Und ich habe seiner Verheißung geglaubt, dass mich eine Krone in der Herrlichkeit erwartet.
Doch, wie Petrus, habe auch ich mich in plötzlichen geistlichen Schlachten wiedergefunden, die jenseits meines Verständnisses waren. Ich habe teuflische Schikanen und lügenhafte Anschuldigungen ertragen. Und in jeder Prüfung habe ich nicht gewusst, ob die Ursache mein eigenes Fleisch, der Teufel, oder Gottes Züchtigung war, um mich von einer unerkannten Ungerechtigkeit zu reinigen. Ich habe mich mit Hiob identifiziert, der Gott fragte: „Warum ziehst du mich vor Gericht?“ (Hiob 10,2). Hiob sagte damit: „Herr, ich weiß nicht, was geschieht. Worum geht es bei dieser schweren Prüfung?“
Ich glaube, dass unsere Sichtungserfahrungen zwischen Zeiten machtvoller Offenbarung und Perioden noch größerer Brauchbarkeit für das Königreich eingeschoben sind. Bedenken Sie, was Paulus durch seine Prüfungen lernte: „Wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als Herrn, uns aber als eure Sklaven um Jesu willen. Denn Gott, der gesagt hat: »Aus Finsternis wird Licht leuchten!«, er <ist es>, der in unseren Herzen aufgeleuchtet ist zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ (2. Korinther 4,5-6).
Paulus sagt damit, dass er durch seine Bedrängnisse gelernt hatte, nicht sich selbst, sondern Christus allein zu predigen. An diesem Punkt in seinem Leben hatte er aufgehört, sich auf sich selbst zu fokussieren. Nun war all sein Lehren, Zeugnis und Leben vollkommen dem Erhöhen von Jesus gewidmet. Mehr noch: Paulus empfing dabei vermehrte Offenbarung. Er sagt uns, dass der Heilige Geist in sein Herz geleuchtet hatte und noch mehr Licht brachte, durch das er anderen Christus offenbaren konnte. Was für ein wunderbarer Ort, an dem man sein soll: total erniedrigt, doch voll von Offenbarung, Licht, und einer Vision von der Herrlichkeit Gottes!
Schließlich erklärt Paulus, was auf alle seine Offenbarungen folgte: „Wir sind von allen Seiten in Schwierigkeiten, doch nicht erschöpft; wir sind ratlos, aber nicht in Verzweiflung; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht vernichtet; allezeit das Sterben Jesu im Leib umhertragend, dass auch das Leben Jesu in unserem Leibe manifest sein möge. Denn wir, die leben, werden ständig dem Tod überliefert um Jesu willen, dass auch das Leben Jesu in unserem sterblichen Fleisch manifest gemacht werden möge. Also wirkt dann Tod in uns, aber Leben in euch“ (4,8-12; a. d. englischen King James Version).
Beachten Sie all die schwerwiegenden Worte, die Paulus hier benutzt: Schwierigkeit, Ratlosigkeit, Verfolgung, niedergeworfen sein, das Sterben Jesu in seinem Leib umhertragen. Einfach gesagt: Paulus beschreibt hier den Sichtungsvorgang. Zunächst konnte er nicht verstehen, warum jedem wunderbaren Wirken Gottes in seinem Leben eine turbulente Zeit der Erschütterung folgte. Dann offenbarte ihm der Heilige Geist den Grund: Er war nicht, Sünde in ihm aufzudecken, ihn zu disziplinieren oder zu korrigieren. Vielmehr, sagt Paulus, war es um anderer willen: „Alles <geschieht> um euretwillen, damit die Gnade zunehme und durch eine immer größere Zahl die Danksagung zur Ehre Gottes überreich mache ... (und zum ewigen) Gewicht von Herrlichkeit“ (4,15-17).
Paulus wusste ganz klar, warum einige Gläubige mehr unter Prüfungen leiden, mehr Erschütterungen erdulden, sich größeren Erprobungen gegenübersehen: „Es ist um des Leibes Christi willen. Und, letztendlich, ist es zur Verherrlichung Gottes. Sehen Sie: Wenn andere beobachten, wie Sie im heißesten der Feuer reagieren, werden sie erkennen, dass Gott auch sie in ihren Erprobungszeiten nicht verlassen wird.“
Lieber Heiliger, liebe Heilige, das Sichten, durch das Sie gerade gehen, geschieht für Ihre Familie, Ihre Arbeitskollegen, jene um sie herum, die Jesus lieben. Also, haben Sie keine Angst vor Ihrer Prüfung. Jesus kennt den Ausgang. Und er sagt Ihnen, wie er Petrus sagte: „Halte stand, Freund. Ich bete für dich. Wenn der Staub sich legt, wirst du wiederhergestellt werden. Und ich werde dich gebrauchen, um meine Gemeinde wieder aufzubauen. Ich habe eine ewige Absicht hinter deiner Sichtung stehen. Es geht um das Gewicht meiner Herrlichkeit.“
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.