Der ultimative Glaubenstest
„Die Söhne Israel aber waren auf trockenem <Land> mitten durch das Meer gegangen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken gewesen … Beim Schnauben deiner Nase türmte sich das Wasser, die Strömungen standen wie ein Damm, die Fluten gerannen im Herzen des Meeres“ (2. Mose 14,29; 15,8).
Was für ein Ehrfurcht gebietendes Zeugnis Israel hatte. Gott hatte sein auserwähltes Volk erlöst, indem er die Wasser des Roten Meeres auf beiden Seiten auftürmte. Die Israeliten gingen sicher hindurch, aber die mächtige ägyptische Armee wurde vernichtet, als die Wogen zurückstürzten.
Es gab großen Jubel bei Israel über das, was der Herr getan hatte. Das Volk tanzte, sang und rief: „Der HERR ist (unsere) Stärke … Der HERR ist ... Kriegsmann… mit deiner großen Herrlichkeit hast du deine Widersacher gestürzt … HERR, wer ist dir gleich unter den Göttern ... so mächtig, heilig, schrecklich, löblich und wundertätig? … Du wirst (dein Volk) bringen und pflanzen auf den Berg deines Erbteils … Der HERR wird König sein immer und ewig“ (2. Mose 15,1-18; Lutherübersetzung 1984; Vers 17 Elberfelder Bibel 2006).
Aber drei Tage später sehen wir dieselben Israeliten gegen den Herrn murren, der sie erlöst hatte. Als sie in der Wüste „kein Wasser [fanden]“, murrten sie: „Was sollen wir trinken?“ Lediglich zweiundsiebzig Stunden nach diesem großen Wunder hinterfragten sie allein schon die Gegenwart Gottes in ihrer Mitte.
Der Psalmist schreibt: „Unsere Väter in Ägypten begriffen nicht deine Wunder, sie gedachten nicht der Menge deiner Gnadenerweise, sie waren widerspenstig am Meer“ (Psalm 106,7). Im Wesentlichen sagt er damit: „Kannst du dir solchen Unglauben vorstellen? Sie hinterfragten Gott genau am Ort ihrer Erlösung, am Roten Meer. Sie waren gerade erst Zeuge eines der erstaunlichsten Wunder in der Geschichte geworden. Und sie hatten Gott Loblieder gesungen. Doch drei Tage später, als ihr Glaube getestet wurde, riefen sie: ‚Wo ist unser Gott? Ist er mit uns oder ist er es nicht?’“
„Die Wasser bedeckten ihre Bedränger, nicht einer von ihnen blieb übrig. Da glaubten sie seinen Worten, sie sangen sein Lob. Schnell vergaßen sie seine Taten, warteten nicht auf seinen Rat. Sie gierten voller Begierde in der Wüste, versuchten Gott in der Einöde. Da erfüllte er ihnen ihre Bitte, und er sandte Schwindsucht in ihre Seele“ (Psalm 106,11-15).
Trotz all ihres Murrens gab der Herr ihnen auf wunderbare Weise Manna zu essen. Und er ließ Wachteln vom Himmel regnen, um sie mit Fleisch zu versorgen. Jetzt hatten die Israeliten so viel Nahrung, dass sie nicht wussten, was sie damit tun sollten. Die Schrift sagt, dass sie aßen, bis es ihnen zu den Nasenlöchern herauskam.
Doch als sie in Refidim ankamen, war da wieder kein Wasser. Noch einmal verlangten sie von Mose: „Gib uns Wasser“, und drohten, ihn zu steinigen. Da schlug Mose auf einen Felsen, und Gott ließ einen Strom von Wasser sich daraus ergießen: „Er öffnete den Felsen, und es flossen Wasser heraus. Sie liefen in die Wüste wie ein Strom“ (Psalm 105,41).
Beachten Sie den unmittelbar nächsten Vers: „Denn (Gott) gedachte seines heiligen Wortes“ (105,42). Der Herr war seinem Wort treu. Er hatte sein Volk erneut wunderbar versorgt. Doch es war dort in Refidim, wo Israel seine infame Anklage zum Ausdruck brachte: „Ist Gott unter uns oder nicht?“
Die Bibel macht klar, dass all diese Prüfungen von Gott zusammengefügt waren. Er war es, der es erlaubte, dass die Israeliten hungerten und dürsteten. Und er führte sie mit einer speziellen Absicht in entsetzliche Prüfungen: um sie darauf vorzubereiten, auf sein Wort zu vertrauen. Warum? Er stand im Begriff, sie in ein Land zu führen, in dem sie sich völlig auf seine Verheißungen verlassen mussten.
Wenn ich diesen Abschnitt lese, frage ich mich, wie viele Christen Gottes Erlösung erlebt haben, nur um kurz darauf an einen Ort schwerer Prüfung gebracht zu werden. Tatsache ist: Jeder wahre Glaube wird in der Bedrängnis geboren. Er kann nicht auf irgendeine andere Weise aus uns hervorgebracht werden. Wenn wir inmitten einer Prüfung sind und wir uns Gottes Wort zuwenden – uns entscheiden, durch seine Verheißungen zu leben oder zu sterben – ist das Ergebnis Glaube.
In der Tat ist es das, wie unser Glaube wächst: von Prüfung zu Prüfung, bis der Herr ein Volk hat, dessen Zeugnis ist: „Unser Gott ist treu.“ Doch wenn wir in Prüfung auf Prüfung unseren Glauben verlieren – wenn wir fortfahren zu murren und uns über unsere Umstände zu beklagen –, verlieren wir unser Zeugnis. Wir verpassen genau die Bestimmung, zu der Gott uns berufen, erwählt und verändert hat.
Später, als Israel nach Kadesch, am Fluss Jordan, kam, lag das Verheißene Land in Sichtweite. Gott sagte ihnen, dass es jetzt an der Zeit war, hineinzugehen und das Land zu besitzen. Sie beschlossen, zwölf Späher nach Kanaan hinein zu schicken, um es zuerst auszukundschaften.
Die Menschen wussten es nicht, aber Gottes Geduld mit ihnen ging zu Ende. Er hatte schon verheißen, dass er ihnen vorangehen würde. Er hatte erklärt, dass kein Feind ihnen widerstehen könnte, und dass er in ihren Schlachten kämpfen würde. Er hatte versprochen, jede Festung zu bezwingen, sie in das Land hineinzubringen und sie zu Überwindern gegenüber all ihren Feinden zu machen.
Bei zehn Gelegenheiten hatte der Herr Israel an einen Ort der Prüfung gebracht. Und bei allen zehn Gelegenheiten hatte er sie auf übernatürliche Weise erlöst. Doch Israel versagte jedes Mal im Glauben. Nun standen sie im Begriff, sich einer letzten Prüfung gegenüberzusehen.
Zehn von zwölf Spähern kamen mit einer entmutigenden Botschaft zurück, die die ganze Versammlung infizierte. Diese Männer berichteten: „Ja, Kanaan ist ein wunderbares Land. Es ist alles, wie Gott sagte, wie es sein würde. Aber das Land ist angefüllt mit Riesen, die fähig sind, uns zu zerschmettern. Wir sahen in ihren Augen wie Heuschrecken aus. Und die Städte sind uneinnehmbar, wie Festungen. Ihre Mauern reichen überall zum Himmel. Wir sind nicht stark genug, um uns diesen Feinden zu stellen. Wir können einfach nicht hineingehen“ (siehe 4. Mose 13).
Behalten Sie in Erinnerung, dass Gott schon den Befehl gegeben hatte, vorwärts zu gehen und das Land zu besitzen. Doch was war die Wirkung des Berichts der Späher? „Da erhob die ganze Gemeinde ihre Stimme und schrie, und das Volk weinte in jener Nacht“ (4. Mose 14,1). Die Menschen hörten auf die üblen Späher, statt vielmehr auf das Wort, das Gott gesagt hatte, zu vertrauen. Und sie verbrachten die ganze Nacht damit, die Hände zu ringen, wobei sie wünschten, sie wären tot. Noch einmal riefen sie: „Warum sollten wir weitergehen? Gott hat uns getäuscht.“
Josua und Kaleb waren unter dieser Gruppe von Spähern gewesen, und sie protestierten gegen den Bericht. Sie sprachen laut im Glauben: „Der Herr sagt, er hat uns das Land gegeben. Wir dürfen nicht in Furcht verfallen und gegen sein Wort rebellieren. Wir können siegen! Der Schutz unserer Feinde ist weg. Der Herr hat sie demontiert, und seine Gegenwart ist mit uns. Lasst uns vorwärts gehen!
Was war die Reaktion der Menschen? „Lasst sie uns steinigen!“ An diesem Punkt hatte Gott genug gehabt: „Der HERR sprach zu Mose: Wie lange will mich dieses Volk verachten, und wie lange wollen sie mir nicht glauben bei all den Zeichen, die ich in ihrer Mitte getan habe?“ (14,11). Gott fragte damit: „Wie viele weitere Wunder braucht es, bis sie mir glauben? Was brauchen sie noch, um mein Wort anzunehmen?“
Tragischerweise gilt dies auch für viele in Gottes Volk heute. Wir leben in einer Zeit, in der das Wort mehr Menschen zugänglich ist als jemals zuvor, in der das Evangelium jederzeit über die Massenmedien gehört werden kann. Doch bei wie vielen Christen leert sich das Gedächtnis bezüglich Gottes Wort, wenn sie inmitten einer Krise sind? Wie oft wenden sie sich dem Arm des Fleisches zu, wobei sie versuchen, sich selbst aus einer Krise zu erlösen, die Gott selbst zusammengefügt hat?
Israels Unglaube brach Gottes ewige Absicht für seine Zukunft ab. Mose sagte über sie: „[Sie sind] Kinder, in denen keine Treue ist“ (5. Mose 32,20). Jetzt war der Herr bereit, sie zu enterben und zu zerstören. Als Mose intervenierte, erklärte Gott: „Ich habe vergeben nach deinem Wort. Jedoch … alle die Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich in Ägypten und in der Wüste getan habe ... und nicht gehört haben auf meine Stimme, werden das Land nicht sehen, das ich ihren Vätern zugeschworen habe! Alle, die mich verachtet haben, sollen es nicht sehen“ (4. Mose 14,20-23).
Verstehen Sie, was Gott hier sagte? Jeder Israelit im Alter von zwanzig Jahren und darüber würde in der Wüste sterben: „In dieser Wüste sollen eure Leichen fallen … Und eure Kinder sollen vierzig Jahre lang in der Wüste Hirten sein … bis eure Leiber in der Wüste umkommen“ (14,29.33).
Gott setzte seine ewigen Absichten für Israel um weitere achtunddreißig Jahre aus. Und in jenen vier Jahrzehnten bestand die Gemeinde aus zwei unterschiedlichen Generationen: jenen ab zwanzig, die keine Vision hatten, und den Jüngeren, die auf den Herrn hofften.
Denken Sie an den Schrecken und die Endgültigkeit in den Worten Gottes für diese ungläubige Generation. Er sagte ihnen damit praktisch: „Ihr werdet nicht in das Land hineinkommen. Ich kann euch nicht mehr gebrauchen. Ich habe euch wieder und wieder geprüft, und ihr habt euch in jeder Situation als äußerst glaubenslos erwiesen. Ich könnte euch noch hundertmal prüfen, ihr würdet mir jedes Mal immer noch nicht glauben.
Ihr habt mich ans Ende meines Tuns mit euch gebracht. Euch ist vergeben, aber ihr habt keine Zukunft in meinem Werk und in meinen Absichten. Ihr lebt jetzt nur noch, um zu sterben. Ihr werdet alle eure übrigen Jahre immer mehr abnehmen.“
Ich bin selber Zeuge solch vergeudeter Menschenleben bei einst treuen Christen geworden. Die kostbare Frau eines Missionars in Afrika starb während sie dem Herrn diente und hinterließ einen trauernden Ehemann und ihr Baby, eine Tochter. Der Ehemann konnte damit nicht umgehen. Er sagte: „Gott, wenn das die Art und Weise ist, wie du deine Kinder behandelst, dann kann ich dir nicht dienen.“ Dieser Mann ließ seine Tochter bei Freunden in Afrika und kehrte in sein Heimatland zurück. Er starb als Alkoholiker.
Ohne Glauben ist es einfach unmöglich, Gott zu gefallen. Sie mögen einwenden: „Aber alles, worüber Sie bisher gesprochen haben, ist Altes Testament. Wir leben doch in einer Zeit der Gnade.“
Erinnern Sie sich an Gottes Wort im Hebräerbrief: „Welchen aber schwor er, dass sie nicht in seine Ruhe eingehen sollten, wenn nicht denen, die ungehorsam gewesen waren? Und wir sehen, dass sie wegen des Unglaubens nicht hineingehen konnten … Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei im Abfall vom lebendigen Gott“ (Hebräer 3,18-19.12).
Der Hebräerbrief warnt die neutestamentliche Gemeinde: „Achtet auf das Beispiel Israels. Wenn nicht, dann könnt ihr auf dieselbe Weise fallen wie sie es taten. Ihr werdet in schlimmen Unglauben abgleiten. Und er wird euer Leben in eine lange, anhaltende Wüste verwandeln.“
Denken Sie daran, was mit der ungläubigen Generation geschah, die zur Wüste zurückgewendet wurde. Gott sagte Ihnen demonstrativ, dass von den Führern über die Richter bis zu den Leviten und abwärts seine Hand gegen sie sein würde. Von da an würden sie nur Elend und Dürre in ihrer Seele erfahren. Sie würden seine Herrlichkeit nicht sehen. Stattdessen würden sie nur auf ihre eigenen Probleme konzentriert sein und von ihren eigenen Begierden verzehrt werden.
Das ist genau das, was mit allen ungläubigen Menschen geschieht: Sie werden letztendlich verzehrt von ihrem eigenen Wohlergehen. Sie haben keine Vision, kein Gespür für Gottes Gegenwart, und kein Gebetsleben. Sie kümmern sich nicht mehr um ihre Nächsten, oder um eine verlorene Welt, oder schließlich sogar um ihre Freunde. Stattdessen liegt der ganze Fokus ihres Lebens auf ihren Problemen, ihren Schwierigkeiten, ihren Krankheiten. Sie gehen von einer Krise zur nächsten, eingeschlossen in ihrem eigenen Schmerz und Leiden. Und ihre Tage sind erfüllt von Verwirrung, Streit, Neid und Spaltung.
Achtunddreißig Jahre lang sah Mose zu, wie einer nach dem anderen, jeder Israelit in dieser ungläubigen Generation starb. Als er auf diejenigen zurückblickte, die ihr Leben in der Wüste aufgezehrt hatten, sah er, das alles in Erfüllung gegangen war, worauf Gott hingewiesen hatte: „Die Hand des Herrn [war] gegen sie, um sie aus dem Lager vollständig auszutilgen“ (siehe 5. Mose 2).
Heute geben sich manche Christen ebenso damit zufrieden, lediglich zu existieren, bis sie sterben. Sie sind nicht bereit, irgendetwas zu riskieren, Gott zu glauben, zu wachsen und zu reifen. Sie weigern sich, seinem Wort zu glauben, und sind in ihrem Unglauben verhärtet worden. Jetzt leben sie nur noch, um zu sterben.
Lassen Sie mich aufzeigen, wo der Unglaube Israels zu einer Feuersbrunst wurde. Es geschah unmittelbar nachdem jene zehn glaubenslosen Späher ihren üblen Bericht mitgebracht hatten. Die Menschen fürchteten sich, Gott die Schuld zu geben, also gaben sie sich selbst die Schuld: „Wir sind schwach, hilflos. Wir haben einfach nicht das Zeug dazu. Diese riesigen Feinde sind zu mächtig für uns. Sie werden uns in Stücke reißen.“
Sie weinten die ganze Nacht. Und als sie am nächsten Tag aus ihren Zelten kamen, war ihre Haltung: „Wir geben auf. Bis hierher und nicht weiter! Gott hat unsere Gebete nicht erhört. Es muss etwas Böses in uns sein. Der Weg ist zu schwer.“
Wir alle sind gelegentlich eines solchen Unglaubens schuldig. Oft, wenn wir uns gerade einer weiteren Herausforderung gegenübersehen, lassen wir den Feind uns entmutigen. Wir werden von einer unerklärlichen Einsamkeit überkommen und empfinden ein Gefühl völliger Unzulänglichkeit. Wir gelangen zu der Überzeugung, dass der Herr uns nicht hört. Und ein Schrei bricht sich in unseren Herzen Bahn: „Gott, wo bist du? Ich bete, ich faste, ich studiere dein Wort. Alles, was ich möchte, ist ein engerer Wandel mit dir. Warum erlöst du mich nicht hieraus?“
Wir gehen zwar weiterhin in unsere verborgene Gebetskammer, aber uns ist nicht nach Beten zumute. Unsere Seele ist trocken, leer, erschöpft von unseren Kämpfen. Doch wir wagen nicht, dem Herrn vorzuwerfen, dass er uns in unserem Umstand vernachlässigt. Also nähern wir uns ihm mit gesenktem Kopf, niedergeschlagen und schwach. Wir beten: „Herr, ich gebe nicht dir die Schuld. Du bist gut und freundlich zu mir. Ich weiß, dass ich das Problem bin. Ich habe vor dir so sehr versagt.“
Alles, was Gott in solchen Zeiten von uns hört, ist, wie unrentabel wir in seinen Augen sind. Doch das ist nicht Demut. Ganz im Gegenteil, es ist eine glatte Beleidigung für einen Vater, der uns mit der Bundesverheißung angenommen hat, uns unser ganzes Leben lang zu lieben und zu unterstützen. Wenn wir ihm sagen, wie schlecht wir sind – wie schwach, leer und nutzlos für ihn –, dann verachten wir alles, was er in uns vollbracht hat.
Wir sagen zu Gott im Wesentlichen: „Vater, alle deine vergangenen Handlungen an mir – all die Offenbarungen, die du mir gegeben hast, die süße Gemeinschaft, die wir hatten, all das, wo du mich geleitet hast, zu anderen zu sprechen und zu bezeugen –, waren vergebens. All deine Segnungen und Wunder in meinem Leben hatten keine Wirkung auf mich.“ Wie beschwerlich für Gott! Und alles nur, weil wir uns nicht in Ordnung fühlen. Wir erlauben unserer Entmutigung, uns zu überzeugen, dass alle Liebesmühe Gottes, all sein unfassbares Arbeiten in unserem Leben, für uns so viel wie nichts gilt.
Ich erinnere mich an eine solche Zeit der Entmutigung in meinem eigenen Leben. Ich fühlte mich unten wegen meinem Predigen, weil ich dachte, dass ich so wenig davon in meinem eigenen Leben angewendet hatte. Ich betete: „Herr, ich habe tausende Predigten gehalten, doch ich habe nicht viel davon behalten. Ich fühle mich so unzulänglich. Ich klage dich in keiner Weise an, Herr. Ich weiß, dass ich das Problem bin.“
Aber der Heilige Geist antwortete mir klipp und klar: „Schluss mit diesem Selbstmitleid. Steh auf! Du bist geliebt, berufen und auserwählt. Und ich habe dich mit meinem Wort gesegnet. Nun geh und predige es. Du hast nichts von den Dingen vergessen, die du gepredigt hast. Wenn du irgendetwas brauchst, werde ich dich daran erinnern.“
Der Herr hat mich buchstäblich, aber liebevoll, aus meiner Gebetskammer gejagt. Und er tat es, weil mit Unglauben schnell umgegangen werden muss. Wann immer wir in unserem Glauben entmutigt werden, müssen wir uns selbst disziplinieren, uns an all das zu erinnern, durch das Gott uns hindurch gebracht hat. Wir müssen uns an seine Wunder, für die er in unseren harten Zeiten gesorgt hat, erinnern. Und wir sollen uns freuen, wissend, dass er damit zufrieden ist, was er in uns getan hat.
Während eine Generation von Israeliten nach und nach ausstarb, freudlos und elend, richtete Gott eine neue „Glaubensgeneration“ auf. Diese jüngere Generation sah, was mit ihren Vätern und Müttern passierte, und beschloss: „Auf diese Weise wollen wir nicht leben – grummelnd, leer, nur auf sich selbst bezogen. Sie haben keinen Glauben, keine Vision. Sie haben ihren eigentlichen Lebenszweck eingebüßt.“
Bedenken Sie, was Mose von dieser neuen Generation sagte: „Der Herr, dein Gott, hat dich in allem Tun deiner Hand gesegnet. Er gab acht auf deine Wanderung durch diese große Wüste: diese vierzig Jahre ist der Herr, dein Gott, mit dir gewesen; es hat dir an nichts gemangelt“ (5. Mose 2,7).
Es gibt einen Grund, warum ich Ihnen diese Hintergrundinformationen gegeben habe. Sie sollen Sie zum Kern meiner Botschaft hinführen. Der ist: Ich glaube, dass die Gemeinde Jesu Christi heute sich ihrem eigenen „Jordan“ gegenübersieht. Tatsächlich treten die Fluten mit sogar noch größerer Macht über die Ufer.
Sehen Sie, es kommt eine Zeit im Leben jedes Gläubigen – wie auch in der Gemeinde –, in der Gott uns vor unseren ultimativen Glaubenstest stellt. Es ist derselbe Test, dem sich Israel am Ufer des Jordans gegenübersah. Was ist dieser Test?
Er ist, auf alle die Gefahren vor uns zu sehen – die riesigen Herausforderungen, die uns gegenüberstehen, die hohen Mauern der Bedrängnis, die Fürsten und Mächte, die danach trachten, uns zu zerstören – und uns total auf Gottes Verheißungen zu stellen. Der Test ist, uns lebenslang der Zuversicht und des Vertrauens in sein Wort zu übergeben. Er ist die Verpflichtung, zu glauben, dass Gott größer ist als alle unsere Probleme und Feinde.
Unser himmlischer Vater sucht nicht nach einem Glauben, der sich nur mit einem Problem auf einmal befasst. Er sucht nach einem lebenslangen Glauben, einer lebenslangen Verpflichtung, ihm auch bezüglich des Unmöglichen zu glauben. Diese Art von Glauben bringt eine Ruhe und Erholung in unsere Seele, egal wie unsere Situation gerade ist. Und wir haben diese Ruhe, weil wir uns ein für allemal festgelegt haben: „Mein Gott ist größer. Er ist fähig, mich aus aller und jeder Bedrängnis zu befreien.“
Gott hat eine Linie gezogen, und jeder Christ steht vor ihr. Unser Herr ist liebevoll und geduldig, aber er wird seinem Volk nicht erlauben, im Unglauben zu verharren. Er wird nicht einfach danebenstehen und zuschauen, wie seine Gemeinde ihr Zeugnis verliert, wobei sie die Hände ringt und schreit: „Ist Gott mit uns oder nicht? Warum erlöst er uns nicht aus dieser Prüfung?“
Sie mögen wieder und wieder getestet worden sein. Jetzt ist die Zeit für Sie gekommen, eine Entscheidung zu treffen. Gott möchte Glauben, der den ultimativen Test erträgt. Das ist ein Glaube, der es nichts und niemandem erlauben wird, sein Vertrauen und seine Zuversicht auf Gottes Treue zu erschüttern.
Als Moses Zeit mit Israel endet, gelangen wir zum Buch Josua. Nun ist alles von der alten, ungläubigen Generation vergangen. Und die neue Generation des Glaubens steht am selben Ort der Entscheidung, an dem ihre Väter standen, dem Jordan. Was geschah? Der Fluss öffnete sich vor ihnen, genauso wie es das Rote Meer getan hatte. Und sie gingen hindurch auf die andere Seite.
Doch unmittelbar nach ihrer Ankunft sah sich diese neue Generation einem mächtigen Feind gegenüber. Emporblickend fanden sie sich vor dem mächtigen Jericho wieder, einer Stadt mit dicken, undurchdringlichen Mauern. Sie kennen den Rest der Geschichte: Jene Mauern kamen zum Einsturz, durch Glauben!
Da gibt es viel Theologie rund um das Thema des Glaubens. Einfach ausgedrückt: Wir wissen, dass wir ihn nicht einfach hervorzaubern können. Wir können ihn nicht erzeugen, indem wir ständig wiederholen: „Ich glaube, ich glaube wirklich ...“ Nein, Glaube ist eine Verpflichtung, die wir eingehen, Gott zu gehorchen. Gehorsam spiegelt Glauben wider.
Als Israel sich Jericho gegenübersah, wurde das Volk angewiesen, kein Wort zu sagen, sondern einfach zu marschieren. Diese treuen Gläubigen flüsterten nicht bei sich: „Hilf mir, zu glauben, Herr. Ich möchte so gerne glauben.“ Nein, sie waren auf die eine Sache konzentriert, die Gott von ihnen verlangte: seinem Wort zu gehorchen und vorwärts zu gehen. „Also ist der Glaube aus dem Hören, das Hören aber durch das Wort Gottes“ (Römer 10,17; mit Fußnote). Das Wort zu hören schließt mit ein, es zu tun, ihm zu gehorchen.
Sie wurden angewiesen, in einer bestimmten Ordnung zu marschieren und in einer bestimmten Anzahl mehrmals in ihre Instrumente zu blasen. Was sagt uns das alles? In Gottes Augen war Glaube eine Angelegenheit, einfach seinem Wort zu gehorchen.
Denken Sie darüber nach. Als Josua gesagt wurde: „Diesen Weg bist du noch nie gegangen“, sagte Gott ihm damit: „Dies ist eine Zeit, sich dem totalen Vertrauen zu übergeben. Bis zu diesem Punkt hast du von Brot allein gelebt. Jetzt aber brauchst es Glauben. Du kannst dich nicht auf deine Gefühle oder auf deine Fähigkeiten verlassen. Du wirst auf jedes Wort vertrauen müssen, das ich dir sage.“
Als das Wort kam, war hier die Botschaft: „Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn mit dir ist der Herr, dein Gott, wo immer du gehst“ (Josua 1,9).
Geliebte, das ist Glaube. Es bedeutet, dass wir unser Herz darauf ausrichten, all dem zu gehorchen, was in Gottes Wort geschrieben ist, ohne es zu hinterfragen oder es leicht zu nehmen. Und wir wissen, dass, wenn unsere Herzen entschlossen sind zu gehorchen, Gott sicherstellen wird, dass sein Wort zu uns klar ist, nicht verwirrend. Mehr noch, wenn er uns befiehlt, etwas zu tun, wird er uns mit der nötigen Macht und Stärke ausstatten, zu gehorchen: „Der Schwache spreche: Ich bin stark!“ (Joel 4,10; Lutherübersetzung 1984). „Schließlich, meine Brüder, seid stark im Herrn und in der Stärke seiner Macht!“ (Epheser 6,10; a. d. englischen King James Version).
Es kommt eine Zeit, in der jeder von uns sagen muss: „Jesus, ich möchte mit dir im Glauben gehen. Ich bin es leid, mal oben mal unten zu sein, dich jedes Mal zu hinterfragen, wenn sich Kampf erhebt. Und ich überschreite diese Linie, im Glauben. Du hast versprochen, den Kampf für mich auszufechten. Und ich vertraue dir.“
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.