Die heilende Kraft der Bedrängnis
Wir alle wissen, was Bedrängnisse sind. Es sind jene Zeiten der Schwierigkeiten und des Stresses, die uns nachts wach halten. Sie können so schmerzlich und entkräftend sein, dass wir wegen der Qualen und der Angst den Schlaf einbüßen.
Doch so schmerzlich Bedrängnisse sind, Gott benutzt sie, um seine Absichten in unserem Leben zu erreichen. David schreibt: „Vielfältig ist das Unglück des Gerechten“ (Psalm 34,20). Außerdem macht die Schrift deutlich, dass Gott Bedrängnisse dazu benutzen kann, Sünder ebenso wie Heilige zu heilen.
Ich denke an Manasse, den bösartigsten König in Israels Geschichte. Manasse wandte sich vom Herrn ab und wurde ein abscheulicher, mordender Mann. Bedenken Sie all das Böse, das dieser Mann tat: Er stellte Götzenbilder des heidnischen Gottes Baal auf, sogar im Vorhof des Tempels. Er errichtete Altäre zur Anbetung der Sonne, des Mondes und der Sterne. Er opferte seine eigenen Kinder, indem er sie in Feuerbecken dämonischer Baalsgötzen warf. Er verachtete die Worte der wahren Propheten und suchte stattdessen den Rat von Wahrsagern. Er billigte Zauberei, Geisterbeschwörung und Teufelsanbetung. Er war ein brutaler, blutrünstiger Tyrann, der Freude daran hatte, Unschuldige zu ermorden. Die Schrift sagt, dass Manasse schlimmer sündigte als alle Heiden, die Israel umgaben.
Was geschah mit diesem bösen König? Gott brachte eine große Bedrängnis über Manasse, durch das Heer der Assyrer. Die gefürchteten Assyrer fielen in Jerusalem ein und nahmen das Volk gefangen, darunter auch Manasse, den sie in Ketten legten und dessen Körper sie mit Schmerz verursachenden Dornen umwickelten. Sie zwangen die Israeliten zu tödlich langen Märschen, bei denen sie ihnen wenig zu essen und zu trinken gaben. Nach Aussage der Historiker waren diese Märsche grauenhaft.
Während dieser Zeit der furchtbaren Bedrängnis begann Manasse zu beten: „Und als er lt;sogt; bedrängt war, flehte er den HERRN, seinen Gott, an und demütigte sich sehr“ (2. Chronik 33,12). Wie reagierte Gott auf Manasses Gebet? Er erhörte das Flehen des Königs und setzte ihn wieder auf seinen Thron. Daraufhin wurde Manasse ein Kämpfer für die Gerechtigkeit und riss die Götzenbilder und Altäre nieder, die er im Land hatte errichten lassen.
Die Lehren, die wir aus der Geschichte Manasses ziehen können, sind klar. Erstens: Wie wurde dieser Mann wiederhergestellt? Es geschah durch Bedrängnisse. Der böse Manasse hatte den Mund aller Propheten des Landes verschlossen und damit Gott nur eine Möglichkeit gelassen, zu ihm durchzudringen: Bedrängnis. Jetzt erhob der Herr die Assyrer und benutzte sie als seine Rute der Korrektur. Eine zweite Lehre ist, wir dürfen niemals jemanden aufgeben, und sei es die widerwärtigste, böseste Person. Gott hat Wege, selbst die bösartigsten Sünder zu sich zu bringen: durch Bedrängnis.
David schrieb: „Bevor ich gedemütigt wurde, irrte ich. Jetzt aber halte ich dein Wort … Es war gut für mich, dass ich gedemütigt wurde, damit ich deine Ordnungen lernte“ (Psalm 119,67.71). Diese beiden Verse erklären uns, wie Gottes Wort ein Leuchte für Davids Füße wurde ... wie David dazu kam, der Welt zu bezeugen: „Dein Wort ist meine Freude; dein Wort liebe ich“ ... wie er ein solch inniges Gebetsleben entwickelte ... wie er ein Mann nach Gottes Herz wurde. Gemäß seines eigenen Zeugnisses kam es durch Bedrängnisse zustande.
Bedenken Sie: „Wäre nicht dein Gesetz meine Lust gewesen, dann wäre ich verloren gegangen in meinem Elend“ (119,92). Diese unfassbare Offenbarung bekam David durch seine Leiden. Er erklärt: „Es war der Herr selbst, der mich bedrängte. Und in seiner Treue benutzte er meine Bedrängnisse, um mir alle meine Kompromisse zu zeigen. Während ich Schmerzen hatte, öffnete er mir sein Wort und ich fing an, klar zu sehen.“
Mit vielen Worten sagt David: „Ich weiß jetzt, dass der Herr es zugelassen hat, um mich von all der Schlacke, Torheit und Fleischlichkeit in mir zu befreien. Hätte er nicht seine Furcht in mein Herz gelegt – wenn ich mich diesen Problemen nicht hätte stellen müssen –, dann würde ich heute nicht hier sein. Ich wäre in die Irre gegangen. Gott wusste, was in meinem Herzen war, und er wusste genau, wie er meine Aufmerksamkeit wecken konnte.“
Sie mögen denken: „Das ist schwer zu akzeptieren. Wie konnte ein liebender Gott Davids schreckliche Schwierigkeiten zulassen? Und, wenn der Herr mich liebt, wie könnte er die schlimmen Bedrängnisse zulassen, denen ich gegenüberstehe?“ In Wirklichkeit ist das, was David hier sagt, Leben spendende Wahrheit. Er sagt uns damit im Wesentlichen: „Wenn wir in unseren Umständen nicht den Herrn wirken sehen – wenn wir nicht glauben, dass die Schritte des Gerechten durch seine Hand gelenkt werden, was unsere düsteren Situationen einschließt –, dann wird unser Glaube schließlich zusammenbrechen. Wir werden totalen Schiffbruch erleiden.“
Hier ist Gottes Wort über dieses Thema: „Denn du hast uns geprüft, Gott, du hast uns geläutert, wie man Silber läutert. Du hast uns ins Netz gehen lassen, hast eine drückende Last auf unsere Hüften gelegt. Du hast Menschen über unseren Kopf reiten lassen; wir sind ins Feuer und ins Wasser gekommen, aber du hast uns herausgeführt zum Überfluss“ (Psalm 66,10-12; Kursiv von mir). „Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie“ (Psalm 34,8).
Sobald David seine Bedrängnisse überstanden hatte, schrie er nicht länger mit quälenden Fragen auf: „Gott, warum hast du mich durch so harte Zeiten gehen lassen? Warum hast du solch tiefen Schmerz zugelassen?“ Stattdessen sah er die Hand des Herrn in allen seinen Umständen, besonders in den schmerzlichen. Er wusste, dass Gott etwas Ewiges in ihm tat. In der Tat, er erkannte, dass die Bedrängnisse, denen wir gegenüberstehen, dazu bestimmt sind, uns zu heilen und zu läutern. Sie sind dazu da, die bleibende Frucht des Geistes in uns hervorzubringen: Geduld, Freundlichkeit, Langmut, Sanftmut.
„Wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Fülle seiner Gnadenerweise. Denn nicht von Herzen demütigt und betrübt er die Menschenkinder“ (Klagelieder 3,32-33). Gott hat keine Freude daran, irgendjemanden zu bedrängen, Heilige oder Sünder. Jeremia sagt uns: „Vielleicht züchtigt Gott uns, und das macht uns zu schaffen. Aber er fügt uns nicht gern Leid zu. Er tut es mit schmerzendem Herzen.“ Der hebräische Text hier bedeutet wörtlich: „Sein Herz ist nicht darin.“ Sein Herz ist nicht in der Züchtigung, sondern in der Heilung, die sie bringt.
Stellen Sie sich einen Chirurgen und sein Operationsteam vor, wie sie sich darauf vorbereiten, ein Kind zu operieren, das Krebs hat. Dieser Chirurg weiß, wenn das Krebsgeschwür nicht entfernt wird, wird das Kind sterben. Deshalb wird er jede Maßnahme ergreifen, um den Krebs aus dem Körper des Kindes zu beseitigen, egal, welchen Schmerz es verursacht. Er weiß, dass sein chirurgischer Eingriff tiefe Verwundung mit sich bringt. Und jetzt, während er sich vorbereitet zu schneiden, bildet sich eine Träne in seinem Auge. Es ist ein besonders schmerzlicher Moment für ihn, weil das Kind seines ist.
Das ist die barmherzige Liebe hinter jeder Züchtigung unseres Vaters. Als ich ein Junge war, nahmen meine Eltern Gottes Wort wörtlich, und wenn ich Unrecht tat, wurde ich versohlt (heute nennt man das Kindesmisshandlung.) Jedes Mal, wenn mein Vater mir mit dem Gürtel eins auf den Hintern gab, war das schlimm für mich, obwohl er es nie stark oder aus Zorn tat. Wenn er sich darauf vorbereitete, mich zu versohlen, sagte er immer: „Das tut mir mehr weh als dir.“ Ich glaubte es ihm nie. Dann, anschließend, würde er sagen: „Komm David, lass dich umarmen.“
Ich bin überzeugt, dass die liebevolle, beständige Disziplinierung durch meinen Vater einer der Gründe ist, warum ich sechzig Jahre später das Evangelium predige. Ebenso kennt unser himmlischer Vater alles in unserem Herzen, was uns zerstören kann. Und wenn er Bedrängnisse in unserem Leben zulässt, soll es den tödlichen Krebs entfernen. Er möchte uns keinen Schmerz zufügen; das ist das Letzte, was er will. Er möchte nur die Krankheit beseitigen, die seine geliebten Kinder bedroht.
Viele Gläubige, die sich Bedrängnissen gegenübersehen, denken sofort, dass sie unter unerlaubtem satanischem Angriff stehen. Ihre Gedanken gehen zu Hiob, der brutal vom Teufel angegriffen wurde. Oder sie denken an Paulus, der von einem „Boten Satans“ sprach, gesandt, um ihn zu schlagen. Sie erinnern sich an die Abschnitte, in denen Paulus davon sprach, dass er durch den Teufel „gehindert“ wurde.
Und so, wenn wir uns Bedrängnissen gegenübersehen, sprechen wir von Satan, der „wie eine Flut“ über uns kommt. Wir stellen uns vor, dass er uns wie ein brüllender Löwe angreift und sucht, wen er verschlingen kann. Wir können uns nicht vorstellen, dass Gott beteiligt sein könnte.
Doch Tatsache ist, dass Satan keinen Finger gegen irgendein Kind Gottes erheben kann, es sei denn der Herr erlaubt es. Ja, es ist Gott, der unsre Bedrängnisse erlauben muss. Wenn Satan uns angreifen will, muss Gott zuerst seine Schutzmauer um uns abbauen. Denken Sie daran, was der Herr über David sagte: „Ich habe David gefunden, meinen Knecht. Mit meinem heiligen Öl habe ich ihn gesalbt. Meine Hand soll beständig mit ihm sein, und mein Arm soll ihn stärken. Kein Feind soll ihn bedrängen und kein Sohn der Ungerechtigkeit ihn bedrücken“ (Psalm 89,21-23; Kursiv von mir).
Gott sagt uns damit eigentlich: „Es kommt nicht darauf an, welche Anfechtungen sich David gegenübersieht. Wenn er sie alle durchgemacht hat, wird er zu Gottes Zeitpunkt davon erlöst werden. Ich erkläre der Welt, dass der Teufel niemanden ohne meine Erlaubnis bedrängen kann.“ Die Assyrer mögen Gottes Rute der Korrektur bei Manasse gewesen sein – satanische Mächte können die Rute sein –, aber Gott hat es unter Kontrolle.
Die Schrift sagt uns: „Jerusalem – Berge sind rings um es her. So ist der HERR rings um sein Volk, von nun an bis in Ewigkeit. Denn das Zepter der Gottlosigkeit wird nicht mehr ruhen auf dem Erbe der Gerechten, damit nicht auch die Gerechten ihre Hände nach Unrecht ausstrecken“ (Psalm 125,2-3). Wir brauchen niemals Schaden durch den Teufel zu befürchten. Er hat nur über die Gottlosen Macht. Gott setzt ihm Grenzen, nur so weit mit seinen Bedrängnissen gehen, wie er es bei Hiob tat.
Der Teufel durfte nur so weit gehen, als er den Apostel Paulus schlug. Als Volk Gottes wird jeder von uns Angriffe des Feindes erleiden. Aber unser Herr hat uns Verteidigungswaffen verheißen, was den Schild des Glaubens mit einschließt, mit dem „ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt“ (Epheser 6,16).
Paulus erkannte, dass obwohl er von Satan angegriffen wurde, der Herr es zugelassen hatte. Er betete dreimal darum, von dieser Bedrängnis befreit zu werden, aber Gott wollte es nicht zulassen. Paulus sah, dass er ohne die Schläge des Feindes durch Stolz durchaus hätte zerstört werden können. Schließlich hatte dieser Mann himmlische Offenbarungen erhalten wie sie keinem anderen Menschen gegeben wurden. Ohne Gottes abhaltende Bedrängnisse wäre er vielleicht wegen Eitelkeit zusammengebrochen.
Wenn unsere Bedrängnis nicht nachlässt, sind wir versucht, zu denken: „Gott muss zornig auf mich sein. Ich leide jetzt wegen der Sünden, die ich in der Vergangenheit begangen habe.“ Wir beginnen, alle unsere vergangenen Sünden erneut durchzuspielen und werden davon überzeugt: „Ich muss da eine bestimmte Grenze überschritten haben. Warum sonst hört meine Bedrängnis nicht auf? Warum erhört Gott mein Gebet um Erlösung nicht? Ich dachte, alle Sünden waren unter Christi Blut. Was ich getan habe, muss so schlimm sein, dass ich jetzt dafür bezahlen muss.“
Das ist die Art, wie der Psalmist Asaph auf eine große Bedrängnis in seinem Leben reagierte. Dieser gottesfürchtige Mann war der Tempelmusikleiter unter den Königen David und Salomo. In Psalm 77 beschreibt Asaph die schweren Folgen seiner Bedrängnis: „Du hieltest lt;offengt; die Lider meiner Augen; ich war voll Unruhe und redete nicht“ (Psalm 77,5). Wir wissen nicht genau, was Asaph zu schaffen machte, aber es war so überwältigend, dass er nachts nicht schlafen konnte. Obwohl er eifrig betete, kam keine Antwort. Der Himmel schien für ihn verschlossen.
In seiner Bedrängnis sagte Asaph: „Fürwahr, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind. Ich aber – fast wären meine Füße ausgeglitten, beinahe hätten gewankt meine Schritte“ (Psalm 73,1-2). Er sagte damit im Wesentlichen: „Du musst gut sein, um Bedrängnisse zu vermeiden.“ Was für eine falsche Lehre, die ein Diener Gottes hier ausspricht! Wie konnte Asaph das sagen?
Es geschah durch eine schmerzliche Verwirrung, die er durchmachte. Wissen Sie, inmitten seiner Bedrängnis sah Asaph, dass die Gottlosen nicht litten wie er, sondern dass sie Erfolg hatten. Er sagte: „Sie höhnen und reden in Bosheit Bedrückendes, von oben herab reden sie ... Es tritt aus dem Fett heraus ihr Auge; sie fahren daher in den Einbildungen des Herzens“ (Psalm 73,8.7).
Asaph sagte damit eigentlich: „Ich habe mein Herz und meine Hände rein gehalten. Aber ich leide, während die Gottlosen umhergehen und gesegnet sind.“ Er schloss daraus: „Umsonst habe ich mein Herz rein gehalten und in Unschuld gewaschen meine Hände; doch ich wurde geplagt den ganzen Tag, meine Züchtigung ist jeden Morgen da“ (73,13-14). Mit anderen Worten: „Es spielt keine Rolle, dass ich so fromm war. Das war alles vergeblich.“ Er konzentrierte sich offensichtlich auf vergangene Sünden.
Nun kommen wir zur Quelle von Asaphs Problems. Er offenbart: „Da dachte ich nach, um dies zu begreifen. Eine Mühe war es in meinen Augen“ (73,16). Er erklärte: „Ich kann es nicht verstehen. Die Gottlosen gedeihen, während die Gottesfürchtigen leiden. Wie kann das sein? Es schmerzt mich, darüber nachzudenken.“
Dieser liebe Mann war Gottes Werk nachgegangen – durch anbeten, Lieder komponieren, Chöre im Lob Gottes leiten –, aber sein Herz war voll von Neid. Als Asaph sagte: „Fast wären meine Füße ausgeglitten“ (73,2), drückte er damit aus: „Ich habe mich abgemüht, in Reinheit vor dem Herrn zu wandeln. Aber alles, was ich dafür zurückbekam, war Bedrängnis. Ich war so neidisch auf die Gottlosen, die gediehen, dass mein Glaube fast zusammenbrach.“
Asaph erlebte etwas, was „Prüfung durch das Wort“ genannt wird. Als er auf die Wunder zurücksah, die Gott für sein Volk getan hatte – die Teilung des Roten Meeres, das Manna vom Himmel, das Wasser aus einem Felsen –, wurde er durch Gottes Treue „geprüft“. Einfach ausgedrückt: Als er sein eigenes Leben und die mangelnde Befreiung betrachtete, wurde er beunruhigt.
Wenn Davids Bekenntnis vertrauenswürdig ist – dass Gott die Bedrängnisse der Gerechten zulässt –, dann können wir erkennen, dass es der Herr war, der Asaphs Geist beunruhigte. In seiner großen, liebevollen Güte und Treue wollte er Asaph nicht in seiner lähmenden Sünde des Neids verharren lassen. Er wollte ihn nicht weiter denken lassen: „Gott zahlt mir alle meine Sünden heim.“
Der Herr brachte Asaph schließlich durch diese düstere Nacht hindurch. Aber die Bedrängnis dieses Mannes war nie auch nur für einen Augenblick eine Strafe für irgendeine vergangene Sünde. Asaphs Erlösung war nie in Frage gestellt. Genauer gesagt, wie uns der Verfasser des Hebräerbriefs sagt: „Wen der Herr liebt, den züchtigt er“ (Hebräer 12,6).
Asaph zeigt, wie wir auf unsere Bedrängnisse reagieren, ist eine Sache von Leben und Tod. Wenn wir in unseren Bedrängnissen nicht den Herrn am Werk sehen, können wir unsere Herzen verhärten und erleiden schließlich Schiffbruch. Unser Glaube kann nicht auf den guten Dingen beruhen, die Gott in der Vergangenheit getan hat, sondern darauf, dass wir ihn kennen, der diese Taten in Treue vollbracht hat. Er ist mit seinen Leuten in allen ihren Bedrängnissen, und er wird sie nicht loslassen.
Die richtige Reaktion in jeder Bedrängnis ist ein forschendes Herz. Das ist ein Herz, das fragt: „Herr, sagst du mir damit etwas? War ich blind für etwas, was du mir sagen willst?“ Mit den Jahren habe ich gelernt, dass wenn Bedrängnisse kommen, ich mit offenem Herzen zum Herrn laufen und fragen soll: „Worum geht es hier, Herr? Was möchtest du mir zeigen? Ich werde tun, was immer du mir sagst.“
Der Heilige Geist versagt nie darin, es mir zu zeigen. Manchmal wird er sagen: „Das ist eine List Satans, David. Hüte dich.“ Oder er deckt – ohne Verdammnis – einen Bereich des Kompromisses auf und sagt: „Gehorche, und der Himmel wird sich dir öffnen. Alles wird klar werden.“
Unsere Erlösung ist nicht gefährdet. Doch, obwohl wir errettet sind, sind wir immer noch nicht vollkommen geheiligt. Wir haben viele Probleme, die Gottes Fülle in uns behindern, Dinge des Herzens, für die wir blind sind: heimliche Begierden, Habgier, Trägheit in den Dingen Gottes. Wenn wir bereit sind, auf ihn zu hören, wird der Herr sie uns immer offenbaren. Das Wichtigste von allem: Wenn wir die Feuer der Bedrängnis erdulden, wird Gott uns seine gütige, liebevolle Gnadenerweise und Barmherzigkeit offenbaren.
Wenn Gott uns zeigt, was in unseren Herzen ist – die Ungeduld, die hartnäckige Sünde, die „kleinen“, aber abstumpfenden Kompromisse –, werden diese Dinge uns in unserer Zeit der Bedrängnis schmerzen. Das ist es, warum David betete: „Lass doch deine Gnade mir zum Trost sein nach deiner Zusage an deinen Knecht! Lass deine Erbarmungen über mich kommen, dass ich lebe. Denn dein Gesetz ist meine Lust“ (Psalm 119, 76-77).
Aus seiner Bedrängnis heraus rief David aus: „Sende mir dein tröstendes Wort, Herr. Zeige mir deine Zärtlichkeit. Erweise mir deine liebende, immerwährende Barmherzigkeit.“ Tatsächlich nahm David hier eigentlich eine Verheißung in Anspruch, die Gott ihm früher gegeben hatte: „Gnädig und barmherzig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Gnade. Der HERR ist gut gegen alle, sein Erbarmen ist über alle seine Werke“ (Psalm 145,8-9; Kursiv von mir).
Egal, was wir durchmachen, Gottes Barmherzigkeit ist da für uns. Wie David sagt: Sein Erbarmen ist „über allen seiner Werke“, in seinem ganzen Volk. Gott ist nicht darauf aus, uns zu verdammen oder zu bestrafen. Wie jeder liebende Vater sagt er zu seinen Kindern: „Lass mich dich in alledem lieben. Ich möchte, dass du mich in allem erkennst. Ich benutze es, um dir die Tiefe meiner Liebe zu zeigen.“
Ich muss etwas gestehen. Die Botschaft, die ich hier schreibe, wurde aus tiefen Wunden durch Freunde geboren, die sich plötzlich gegen mich wandten. Manchmal kommen die schlimmsten Bedrängnisse durch Personen, die Ihnen am nächsten stehen. Ihre Worte und Anklagen schneiden am tiefsten ein, weil diese Menschen Sie am besten zu kennen scheinen.
Ich denke besonders an einen bestimmten Freund, dessen Mentor ich war. Er kam zu mir und machte furchtbare falsche Anschuldigungen, mit einer Flut verletzender Worte, die mich tief verwundeten. Nach unserer Begegnung ging ich niedergeschlagen nach Hause. Ich fiel auf mein Angesicht und flehte zum Herrn: „Wie konnte mein Freund solche verletzenden Dinge zu mir sagen? Nie habe ich mich so verletzt gefühlt. Das ist ein Angriff des Feindes. Ich weiß in meinem Herzen, dass die Dinge, die er sagte, nicht wahr sind.“
Ich vergab meinem Freund, dass er mich verletzt hatte, und betete für ihn. Aber irgendetwas nagte immer noch an mir. Etwas aufwühlendes war in meinem Geist und hörte einfach nicht auf. Ich ging wieder ins Gebet und fragte diesmal: „Herr, bist du irgendwo in dieser Sache dabei? Hast du das zugelassen? Versuchst du, mir etwas zu sagen?“
Der Herr antwortete mir mit einer sehr notwendigen Korrektur in einem bestimmten Bereich meines Lebens. Das Aufgewühltsein in mir über die Anklagen meines Freundes war in Wirklichkeit ein Weckruf wegen eines Problems, das mich hätte zerstören können. Er veranlasste mich, innezuhalten, einen Blick in das Innere meines Herzens zu werfen, und Jesus zu bitten, mir alles zu offenbaren, was mich davon abhielt, in ihm weiterzugehen.
Wenn wir uns mitten in der Bedrängnis demütigen, ist Gott treu darin, uns wunderbare Offenbarungen seiner Barmherzigkeit geben. Genau das tat er bei mir. Als ich seine liebevolle Korrektur annahm, flüsterte der Heilige Geist mir zu: „David, geh in mein Wort. Starte eine Suche nach meiner Barmherzigkeit, meiner Güte, meiner Bereitschaft, zu vergeben.“
Die Wahrheit ist, wann immer Gott ein wichtiges Werk in meinem Leben getan hat, dann war das immer während meiner dunkelsten Stunden. Ich habe die nachhaltigsten Lektionen für mein Leben in Zeiten des tiefsten Schmerzes gelernt. Das war der Augenblick, in dem seine Barmherzigkeit kam – als ich endlich aufhörte, zu versuchen, die Dinge zu lösen, und stattdessen einfach ausharrte und darauf vertraute, dass er mich erlösen und sein Werk in mir tun würde.
Ich habe zahlreiche Bücher über Apologetik von großartigen Männern Gottes gelesen. Sie versuchen, die Leiden der Heiligen zu erklären, deren Anfechtungen Tag für Tag, Jahr für Jahr und manchmal ein Leben lang weitergehen. Aber die meisten Antworten befriedigen mich nicht. Ich kann einfach nicht theologisch erklären, warum einige der gottesfürchtigsten Menschen am meisten und am längsten leiden.
Stattdessen habe ich Glauben aus dem Beispiel demütiger Menschen geschöpft, die Gottes Treue mitten in ihren unvorstellbaren Bedrängnissen bezeugt haben. Ich denke an Sam, einen Ältesten unserer Gemeinde, der seit fünfzehn Jahren unter unerträglichen Schmerzen leidet. Er hat sich einer Operation nach der anderen unterzogen und geht immer noch an einer Krücke. Jedes Mal, wenn ich Sam treffe, hat er Gottes Wort auf den Lippen und Christi Süße auf seinem Gesicht. Er betet täglich für mich und für unser pastorales Team. Für mich ist Sam ein Glaubensheld, der zu denen gehört, die in Hebräer 11 aufgezählt sind.
Ich denke auch an Jimmie, den Ehemann meiner langjährigen Sekretärin. Seit der Kindheit leidet Jimmie an einer Migräne, die selbst durch die stärksten Medikamente nicht gelindert werden kann. Im Lauf der Jahre hat er sein Seh- und Hörvermögen fast völlig verloren. Aber ich kenne nur wenige Menschen, die so freundlich und hilfsbereit sind wie Jimmie. Ich nenne ihn „Mr. Fantastisch“. Dieser Mann lebt mit unerträglichen Schmerzen, doch wann immer ich ihn frage, wie es ihm geht, sagt er: „Fantastisch“.
Schließlich denke ich an meine Frau Gwen, die über fünfundzwanzig Operationen durchgemacht hat, einige davon, um Krebs zu entfernen. Sie hat einen großen Teil ihres Sehvermögens durch eine Makula-Degeneration verloren. Im Verlauf von fünfzig Jahren hat Gwen starke körperliche Schmerzen erlebt, und nur wenige dieser Jahre waren schmerzfrei. Aber sie beklagt sich nicht. Wenn ich sie anschaue, und Sam und Jimmie, dann sehe ich Zeugen, über die ich sagen kann: „Gott ist treu.“
Viele sind die Bedrängnisse des Gerechten, wie David sagt, aber Gott erlöst uns zu seiner Zeit und auf seine Weise aus allen. Und seine Erlösung ist eine bleibende, eine, die der Teufel nicht verhindern kann. Warum? Er lässt uns nicht nur aus dem Leiden wieder aufstehen, sondern auch aus Zweifel und Angst. Wir werden befähigt, uns jedem Schmerz, jedem Problem zu stellen, weil wir wissen, dass er inmitten dessen bei uns ist.
Hier sind weitere Verheißungen Gottes für die Bedrängten:
„Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis bewirkt uns ein über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit“ (2. Korinther 4,17).
„Barmherzig und gnädig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Gnade. Er wird nicht immer rechten, nicht ewig zürnen. Er hat uns nicht getan nach unseren Vergehen, nach unseren Sünden uns nicht vergolten. Denn so hoch die Himmel über der Erde sind, so übermächtig ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten. So fern der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Vergehen. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. Denn er kennt unser Gebilde, gedenkt, dass wir Staub sind“ (Psalm 103,8-14).
--- Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der revidierten Elberfelder Übersetzung 1991. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.