Die himmlische Berufung
In den großen Absichten Gottes für Ihr Leben steht das Beste noch aus
„Und siehe, eine Hand rührte mich an und rüttelte mich auf, so dass ich wieder auf meine Knie und Handflächen kam“.
Ich stellte einmal Nachforschungen in der Bibel darüber an, warum und wie Gott bestimmten Menschen seine Hand auflegte. Warum salbt der Herr bestimmte Männer und Frauen durch seine Berührung? Warum haben manche Menschen einen enormen Drang, zu beten und Gott zu suchen, während andere in derselben geistlichen Umgebung ihre eigenen Wege gehen und ein bequemes Leben in Selbstgefälligkeit oder sogar Unlauterkeit führen?
In dem Kontext dieses Verses ist Daniel kein junger Mann mehr. Er ist ein bewährter Mann Gottes, der nicht mehr die ehrgeizigen Ziele der Jugendlichen verfolgt. Seit Jahren betet er dreimal am Tag und lebt getrennt von der korrupten Kultur der Babylonier.
Daniel hatte tatsächlich einen Punkt in seinem Leben erreicht, wo nur Eines wichtig war: Bekanntheit oder Ruhm bedeuteten ihm nichts. Er hatte Autorität und Macht besessen, da ihm eine sehr hohe Position in der babylonischen Regierung anvertraut worden war. Doch diese Art von Position war nicht das, was er wollte.
Für Daniel gab es letztlich nur einen Wunsch im Leben: für Gott zu sprechen.
Die eine, große Sehnsucht Daniels war es, das Wort des Herrn zu hören, auf die Knie zu gehen und von Gottes Hand berührt zu werden. Er wollte ein Ohr haben, das hören konnte, was der Geist Gottes seiner Generation zu sagen hatte.
Man muss bedenken, was für ein Opfer dies für Daniel bedeutete, weil er so beschäftigt war. Er war der drittmächtigste Mann im Babylonischen Reich, und die Bibel sagt, dass er die Geschäfte dieses Königreiches führte. Doch trotz all dieser Pflichten war Daniel ein Mann, der sich ganz dem Wort Gottes weihte.
Ich habe so manche Ehre erlebt, die ein Mensch erfahren kann. Ich habe auch viele Nöte, Schwierigkeiten, Prüfungen, Anfechtungen, Versuchungen und tiefen Schmerz erlebt. Und ich kann bezeugen, dass nach alledem ein Punkt in unserem Leben kommt, an dem Gott die „Frucht“ unseres gereiften und bewährten Charakters gebrauchen will. Er sucht nach einer Stimme, um zu der Generation unserer konkreten Zeit zu sprechen. Und ich glaube, genau das tat er hier mit Daniel.
Daniel forschte gerade im Buch Jeremia, als der Heilige Geist ihm zeigte, dass die Zeit der Befreiung seines Volkes gekommen war. Die siebzigjährige Periode, die prophezeit worden war, ging zu Ende. Doch obwohl die vorherbestimmte Zeit der Befreiung Israels gekommen war, würde diese Befreiung nicht geschehen, bis Gott nicht einen Mann gefunden hatte, durch den er sprechen konnte.
Und so kam der Herr zu diesem gebrochenen Mann Daniel, der sich dem Gebet gewidmet hatte, und teilte ihm mit: „Ich bin gekommen, um dich um etwas zu bitten, Daniel. Ich möchte dich neu berühren. Ich möchte eine Stimme haben, die zu dieser Generation spricht, um meine Absichten zu erfüllen. Mein Volk hat der Verlockung Babylons nachgegeben, aber es gibt noch einen Überrest, der mir treu ist. Doch selbst dieser Überrest kann sich nicht regen. Ich kann meine Absichten erst erfüllen, wenn ich eine Stimme habe, die mein Volk wachruft.“
Übersehen wir nicht: Daniel hatte jahrelang auf Knien gebetet, als Gott ihn neu berührte.
Daniel erklärte: „Und siehe, eine Hand rührte mich an und rüttelte mich auf, so dass ich wieder auf meine Knie und Handflächen kam“ (Daniel 10,10).
Er spricht davon, dass er vom Geist Gottes ergriffen wurde. Und hier ist die Antwort, die Daniel gab:
„In jenen Tagen trauerte ich, Daniel, drei volle Wochen. Köstliche Speise aß ich nicht, und weder Fleisch noch Wein kamen in meinen Mund; und ich salbte mich nicht, bis drei volle Wochen um waren. Und am 24. Tag des ersten Monats … erhob [ich] meine Augen und sah: und siehe, da war ein Mann, in Leinen gekleidet, und seine Hüften waren umgürtet mit Gold von Ufas!
“Und sein Leib war wie ein Türkis und sein Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes. Und seine Augen waren wie Feuerfackeln und seine Arme und seine Füße wie der Anblick von glatter Bronze. Und der Klang seiner Worte war wie der Klang einer Volksmeng ... Und es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe veränderte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft. Und ich hörte den Klang seiner Worte. Und als ich den Klang seiner Worte hörte, lag ich betäubt auf meinem Gesicht, mit meinem Gesicht zur Erde“ (Daniel 10,2-6.8-9).
Dieselbe Vision wurde Johannes auf der Insel Patmos gegeben. Es ist eine Vision Christi selbst, der in einem Licht erscheint, das einem Blitz gleicht, und mit einer Stimme spricht, die wie Donner klingt. Und diese Vision löst Ehrfurcht aus und bewirkt eine neue geistliche Erweckung in dem Menschen, der sie empfängt.
Als Gott mich erstmals berief, nach New York City zu gehen, erlebte ich eine Erweckung in meinem Geist, die mich vor dem Herrn aufs Angesicht fallen ließ. Damals hatten Gwen und ich gerade einige Freunde zu Gast und aßen draußen im Garten vor unserem Haus in einer ländlichen Kleinstadt in Pennsylvanien. Ich hatte monatelang gebetet und den Herrn gesucht. Und plötzlich, mitten in dieser kleinen Zusammenkunft, spürte ich, wie der Geist Gottes auf mich kam.
Ich fiel dort in unserem Garten auf mein Angesicht, und die Stimme des Herrn begann, zu meinem Herzen zu sprechen. Meine Frau und unsere Freunde schauten einfach zu, während ich dort lag, und nach einer Weile stand einer nach dem anderen auf und ging ins Haus. Sie alle waren treu gläubige Menschen, aber sie wussten einfach nicht, was Gott in meinem Herzen tat.
Eine ähnliche Erfahrung machte Nehemia im Alten Testament. Er war ein treu gläubiger Mann und bat seinen Bruder, ihm zu berichten, was in Jerusalem geschah. Der Bericht des Bruders lautete: „Die Stadt liegt in Trümmern. Die Tore sind gefallen, die Mauern sind eingerissen und das Volk ist im Glauben lau geworden.“ Die Bibel sagt, dass Nehemia tagelang weinte, nachdem er gehört hatte, dass Gottes Haus in Trümmern lag. Er war überwältigt, so wie ich es damals in unserem Garten war – zerbrochen vor anderen Menschen, die es nicht verstehen konnten.
Es ist Ehrfurcht erweckend, wenn Gott einen im Glauben gereiften Menschen ergreift, zu diesem Mann oder dieser Frau Gottes spricht und ihr Leben berührt.
Ich war ein junger Mann von gerade achtundzwanzig Jahren, als Gott mich berührte. Doch ich war schon Jahre zuvor vom Herrn berührt und berufen worden, als ich gerade das Teenager-Alter erreichte. Und nun erweckte diese zweite Berührung des Herrn meinen Geist ganz neu für die Dinge Gottes.
Das alles geschah zu einer Zeit, als ich es satt hatte, nur noch den Status quo aufrechtzuerhalten. Ich hatte eine kleine Pfingstgemeinde als Pastor betreut und war an einen Punkt der Frustration gelangt. Ich betete: „Herr, wenn von Pfingsten nicht mehr übrig ist als das – wenn es nicht mehr von deinem Geist gibt, als dass die Leute einfach zur Gemeinde kommen und wieder nach Hause gehen, ohne von dir verändert zu werden –, dann muss sich etwas ändern. Bitte, Herr, zeige mir, was du von mir möchtest. Ergreife mein Leben und gebrauche es zu deinen Absichten.“
Ich habe diese Erfahrung in meinem Buch „Das Kreuz und die Messerhelden“ beschrieben. Jeden Tag forschte ich in der Bibel und verbrachte dann eine ganze Stunde im Gebet. Doch es gab in mir keinen Zerbruch, kein Feuer. Irgendwann schließlich sprach der Heilige Geist zu mir und sagte: „Ich habe dir etwas zu sagen, David. Aber du must eifrig beten und mein Angesicht suchen. Wenn du wirklich von mir hören willst, wird es dich etwas kosten.“
Vielleicht kennen Sie die Geschichte, die dann folgte. Gott berief mich, nach New York City zu gehen und einigen Teenagern das Evangelium zu bringen, die an der Ermordung eines jungen Polio-Gelähmten beteiligt waren. Dies war der Beginn eines Glaubenswerks, das bis heute wächst. Es fing mit einem Gang-Mitglied an, der mich zu einem anderen Mitglied und dann zu anderen Gangs führte. Das wiederum führte zur Begegnung mit drogen- und alkoholabhängigen jungen Menschen, die alle desillusioniert und verzweifelt und ohne Lebenssinn waren. Das Evangelium von Jesus Christus veränderte unzählige dieser jungen Menschen, und heute umfasst Teen Challenge, das aus diesem Dienst entstanden ist, über 1.400 Drogenrehabilitationszentren in aller Welt.
Ich war ein reifer Evangelist, als der Herr mich erneut erweckte, ihn neu zu suchen.
Mitte der 1980er Jahre lebte ich in Texas als Reise-Evangelist, als ich neu dazu bewegt wurde, den Herrn im Gebet zu suchen. Zu welchem Zweck der Geist Gottes mich bewegte, davon ahnte ich nichts. Nachdem ich einige Wochen im Gebet verbracht hatte, sprach der Heilige Geist zu mir: „Ich habe ein neues Werk für dich, David. Du bist für dieses Werk, zu dem ich berufe, gut vorbereitet und reif. Aber du musst mich mit einem Eifer suchen, wie nie zuvor.“
Einige Monate später ging ich eines späten Abends durch die Straßen von New York City und gelangte an die berühmte Kreuzung der 42. Straße mit dem Broadway. Der Platz war übersät mit Drogendealern, und gerade in dieser Woche war der vielversprechende junge Baskettballspieler Len Bias an einer Überdosis Kokain gestorben. Einige der Dealer riefen an diesem Abend: „Ich habe den Stoff, der Len Bias umgebracht hat!“
Ich war schockiert. Sie verkauften den Tod als ultimativen Drogentrip. Ich fing an zu weinen und betete: „Oh Herr, diese Gesellschaft ist völlig heruntergekommen. Errichte eine Gemeinde hier am Times Square, mitten in dieser Hölle. Wenn du einen jungen Prediger berufst, hierher zu kommen, werde ich Geld sammeln, um ihn zu unterstützen.“
In diesem Moment sprach der Heilige Geist zu meinem Herzen: „Du kennst diese Stadt, David. Mache du es. Errichte du hier eine Gemeinde.“ Ich war damals achtundfünfzig und sagte mir im Gebet immer wieder: „Herr, ich bin zu alt dazu.“ Doch der Heilige Geist fuhr fort, mein Herz für diese Stadt zu brechen. Bei einer anderen Reise nach New York flüsterte der Heilige Geist mir zu:
„David, ich werde dir ein Theater direkt an diesem Kreuzungspunkt der Welt geben und es mit Menschen füllen. Ich habe einen Überrest hier in New York, und diese Menschen hungern nach der Botschaft, die du predigen sollst, weil ich dich dazu gesalbt habe. Wenn du mich weiter eifrig suchst, wirst du sehen, wie ich ein Werk tue, das dir den Atem raubt.“
Ob Sie ein vollzeitiger Pastor sind oder im Alltag als Christ dienen und ganz gleich, wie lange Sie dem Herrn schon folgen: Ihre beste Zeit liegt vielleicht noch vor Ihnen.
Als ich über siebzig Jahre alt war, berief der Herr mich nach einer neuen Phase des inständigen Gebets zu einem weiteren Werk. Ich fing, zusammen mit meinem ältesten Sohn Gary in alle Welt zu reisen, um Pastoren vor allem in armen Nationen oder Entwicklungsländern zu dienen.
Lassen Sie es sich sagen: Ihre besten Tage als Diener oder Dienerin des Herrn können noch vor Ihnen liegen. Sie wurden geprüft und sind gereift, und Gott hört Ihre Gebete so klar, wie er es tat, als Sie ihn zuerst anriefen und erlöst wurden. Doch wenn Sie möchten, dass er Ihre Tage mit seiner frischen Berührung erfüllt, können Sie davon ausgehen, dass es Sie etwas kosten wird. Gott verteilt seine Salbung nicht achtlos. Und er wird sie Ihnen nicht geben, wenn Sie nicht bereit sind, intensiv in seine Gegenwart zu kommen.
Nie in unserer Geschichte hatte unsere Nation es dringender nötig, Gottes Stimme zu hören, als jetzt. Nie brauchte der Herr dringender hingegebene Männer und Frauen, die nach ihm suchen, als heute. Ich bitte Sie inständig, ganz gleich wie alt Sie sind oder wie lange Sie Jesus schon dienen: Widmen Sie sich dem Gebet, suchen Sie den Herrn, um seine Absichten für diese gegenwärtige Zeit zu erfahren. Beten Sie, wie ich es tat: „Herr, gebrauche mich neu. Berühre mich, bringe mich auf mein Angesicht, dass ich auf die Knie falle, und lass mich deine Stimme hören, die mich unterweist. Dann gebrauche mich, wie es dir gefällt. Ich bin bereit, Herr.“ Amen.