Die Schafe hüten
Als Paulus in Apostelgeschichte 20 auf den Weg nach Jerusalem war, machte er in Ephesus halt. Dort berief er ein spezielles Treffen aller Leiter der Gemeinde ein. Er sagte diesen ephesischen Gläubigen feierlich: „Das ist das letzte Mal, dass ich euch sehe. Und dies wird meine letzte Botschaft an euch sein. Nach diesem werdet ihr mein Angesicht nicht mehr sehen“ (siehe Apostelgeschichte 20,25).
Dann teilte Paulus den Ephesern seine letzte Botschaft mit. Er sagte ihnen im Wesentlichen: „Ich bin früher bei euch gewesen und ihr wisst, wofür ich stehe. Ich habe euch in Demut und unter Tränen gedient. Ich habe in eurer Gemeinde und von Haus zu Haus gepredigt. Ich habe das alles unter großen Prüfungen und Verfolgung getan. Und ich habe vor euch nichts zurückgehalten.“
Dann, unter Tränen, sprach er diese nüchterne Warnung aus: „Seit nunmehr drei Jahren habe ich euch Tag und Nacht unter Tränen vor dem gewarnt, was ich auf die Gemeinde zukommen sehe, nachdem ich gegangen sein werde. Jetzt möchte ich, dass ihr diese Warnung noch einmal hört“ (siehe 20,31).
Was sah Paulus kommen? Was betrübte ihn so sehr, dass er drei Jahre damit zubrachte, über diese Gemeinde zu weinen? Vor welcher bevorstehenden Tragödie hatte er sie so oft gewarnt – sowohl öffentlich als auch privat, in ihrer Gemeinde und in ihren Häusern? Welches Problem konnte diesen betenden, heiligen Mann so tief erschüttern?
Paulus Sorge war keine über einen Ausbruch von Begierde oder Ehebruch oder Scheidung oder Trunkenheit. In seinen Warnungen ging es nicht über eine bevorstehende Verfolgung durch die Gesellschaft oder staatliche Einschränkungen für sie. Er warnte sie nicht vor einem Ausbruch der Verdorbenheit oder Homosexualität auf der Kanzel, oder vor Zeichen des moralischen Verfalls, oder vor Arbeitslosigkeit und Armut, oder vor Terrorismus und Kriegen.
Kurz: In Paulus’ Warnungen ging es nicht um das Chaos außerhalb der Türen der Gemeinde. Nein, Paulus war betrübt über das, was er innerhalb der Mauern des Hauses Gottes kommen sah. Er warnte die Epheser vor dem, was er vorhersah, dass es über den Dienst kommen würde, speziell über Hirten. Und in jenen Warnungen ging es um Zerstörung, die aus den Händen von Betrügern kommen musste, die in die Gemeinde herein fluten würden.
In seiner letzten Botschaft war Paulus’ Denken nicht auf Gemeindewachstum gerichtet, oder persönliche Kämpfe der Pastoren, oder die Prüfungen und Versuchungen der Gläubigen. Nein, Paulus’ tiefer Herzensschrei war: „Ihr Pastoren, ihr Hirten, hütet euch. Seid auf der Hut, für euch selbst und für eure Leute.“
„Der Heilige Geist [hat] euch als Aufseher eingesetzt … zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat“ (20,28; mit Fußnote). Mit anderen Worten: „Ihr Aufseher, ihr Bischöfe, ihr Leiter – weidet eure Herden, um sie vorzubereiten. Erfüllt sie mit Gottes reinem Wort. Wilde Wölfe und Betrüger kommen und sie werden die schwachen Schafe aufs Korn nehmen.“
„Ich weiß, dass nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Darum wacht!“ (20,29-31).
An diesem Punkt wies Paulus darauf hin: „Jetzt gerade seid ihr eine gesegnete Gemeinde. Ihr seid treue Menschen, ein kräftiger Leib von Gläubigen. Ihr habt eine starke Grundlage.“ Auch Christus würde dies später in der Offenbarung über die Epheser sagen: „Ihr seid geduldig und fruchtbar. Ihr duldet das Böse nicht und ihr deckt alle falschen Prediger auf.“
Doch, gemäß Paulus: „So gesegnet ihr auch seid, eure Gemeinde wird nicht verschont bleiben, wenn ihr meine Warnungen nicht beachtet. Ihr werdet einen nichtgöttlichen, verdrehten Dienst entstehen und ihn Handelsware aus dieser Herde machen sehen.“ Christus gab den Ephesern dieselbe Warnung in Offenbarung 2: „Ihr habt eure erste Liebe verlassen. Tut Buße, damit ich nicht euren Leuchter, euer glühendes Zeugnis der Welt gegenüber, wegnehme.“
Wie verloren diese ephesischen Gläubigen ihre erste Liebe zu Gott? Wie wird irgendeine Gemeinde tot? Klar, deshalb, weil ihre Pastoren und Leiter die Schafe nicht hüteten. Sie waren nicht wachsam, und ließen Wölfe Zugang zu den Schafen haben. Als jene Wölfe hereinkamen, verschlangen sie die Schafe und verschonten sie nicht.
Kurz: Ein verdrehtes Evangelium infiltrierte die Gemeinde und Irrtum wurde gelehrt. Bald wurden herzensreine Gläubige durch diese grauenhafte Täuschung in die Irre geführt. Jahrelang war diese treue Gemeinde sorgfältig darin, zu prüfen, was aus dem Evangelium und was aus dem Fleisch war. Aber nun wurden dieselben Christen in ein seichtes Evangelium geführt, das dem Fleisch schmeichelte. Und sie wurden weg von Christus gezogen.
Diese Wölfe und die Verdrehten sind in Gottes Haus eingefallen. Und sie täuschen Pastoren und Gemeinden auf der ganzen Welt. Überall, wohin ich reise, sehe ich verdrehte Prediger die Herden spalten und die Schafe zerstreuen.
Jesus warnte auch vor ihrem Kommen: „Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe!“ (Matthäus 7,15). Gemäß Christus werden habgierige Prediger und Lehrer als Gottes Schafe gekleidet kommen. Sie werden als Engel des Lichts erscheinen, sind aber gekommen, um, wenn möglich, sogar die Auserwählten zu täuschen. Neunzig Prozent von dem, was sie sagen, klingt wie das wahre Evangelium, aber sie benutzen Gottes Wort als einen Deckmantel für ihre Täuschung.
Der Prophet Hesekiel spricht von diesen Wölfen: „Verschwörung seiner Propheten ist in seiner Mitte wie ein brüllender Löwe, der Beute reißt. Seelen fressen sie, Reichtum und Kostbarkeiten nehmen sie … (Sie) sind ... wie Wölfe, die Beute reißen, um Blut zu vergießen, Seelen zugrunde zu richten, damit sie unrechten Gewinn erlangen … den Elenden und Armen unterdrücken sie“ (Hesekiel 22,25.27.29; Vers 25 mit Fußnote).
Zeigen Sie mir einen Prediger, der nie Sünde aufdeckt – der den Menschen nicht den Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Profanen zeigt, der nicht von Buße oder Gericht spricht, sondern stattdessen erklärt, dass Gott Sie reich und erfolgreich machen will – und ich bezeichne ihn als das, was er ist. Er ist ein Wolf. Und er hat das Kreuz durch Bares ersetzt.
Lassen Sie mich einen solchen Wolf der Moderne beschreiben. Der Mann, an den ich denke, ist einer der bekannteren Wohlstandsprediger in Amerika. Vor einigen Wochen war dies seine Botschaft: „Ihr habt von dem Kommen Jesu gehört. Ihr habt gehört, dass er jederzeit wiederkommen kann. Ich sage Euch: Das ist unmöglich. Er kann nicht kommen, bis ihr eine Blütezeit erlebt – bis Ihr ein schönes Auto bekommt, bis ihr euer Traumhaus habt. Bis dahin kann er einfach nicht wiederkommen.“
Ich sah mir kürzlich ein Video an, das mir von einer Konferenz zugesandt wurde. Hier war die Theologie, die auf dieser Konferenz dargelegt wurde: „Sucht den wohlhabendsten Prediger auf, den ihr kennt, und gebt ihm Geld. Der Segen auf ihm wird in dich hineinfließen.“
Ein Wohlstandspastor stand auf der Bühne und beschrieb seine Autos, sein Flugzeug, sein Haus, seine Diamanten, einen Hund, den er für 15.000 Dollar kaufte. Er erklärte: „Ich werde ein Haus bauen, auf das sogar Salomo stolz wäre. Dann, wenn die Leute in meiner Stadt mein Haus und meinen Rolls Royce sehen, werden sie wissen, dass es einen Gott im Himmel gibt.“
Während er redete, standen Menschen auf und stopften ihm Geld in die Tasche. Andere gingen in einer Reihe nach vorne und legten Geld auf die Bühne. Wieder andere bewarfen ihn mit Geld. Dann begann ein Lied mit dem Titel: „Laufe für das Geld“. Einige warfen sich nieder, während andere durch das Publikum liefen und sangen: „Laufe für das Geld.“
Geliebte, es schockiert und erstaunt mich, wie bibelgläubige Pastoren und Christen so getäuscht werden können. Selbst in unserer Gemeinde geben einige Mitglieder Kassettenbotschaften von dem Wolf aus, der lehrt: „Jesus kann nicht kommen, bis du eine Blütezeit erlebst.“ Was für eine furchtbare Gotteslästerung! Jesus selbst sagte, dass wir seine Ankunft erwarten sollen, dass er in einem Augenblick kommen wird, in dem wir ihn am wenigsten erwarten.
Oh, wie blind die Gemeinde geworden ist. Und wie blind so viele Hirten jetzt sind. Gemeinden, die einmal an Opfer, Selbstverleugnung und das Tragen des Kreuzes glaubten, sind durch das Fleisch verdorben worden. Ihr Fokus ist jetzt nur noch auf sich selbst gerichtet, auf materielle Dinge, auf ein gutes Leben und nicht auf das heilige Leben.
Der Prophet Jeremia beschrieb die Wölfe, die kommen und diese Täuschung aufweisen: „Ihre Häuser [sind] voll Betrug; darum sind sie groß und reich geworden. Sie sind fett, sie sind glatt [vor Geschmeidigkeit] ... Das Recht führen sie nicht aus, das Recht der Waise, dass sie es zum Erfolg führten; und den Rechtsanspruch der Armen setzen sie nicht durch.
Sollte ich sie dafür nicht zur Rechenschaft ziehen? spricht der HERR. Oder sollte meine Seele sich nicht an einer Nation wie dieser rächen? – Entsetzliches und Abscheuliches ist im Land geschehen: die Propheten weissagen falsch ... und mein Volk liebt es so. Was werdet ihr aber am Ende von <all> dem tun?“ (Jeremia 5,27-31).
Gemäß Jeremia bauen diese Wölfe ihr Vermögen auf dem Rücken der Armen und Bedürftigen auf. Ein prominenter Evangelist verkauft „Heilung von Krebs“ für 1.000 Dollar. Für 500 Dollar kann eine Person nach vorn kommen und um Heilung von irgendeiner Art Krankheit beten lassen. Aber Gebet wegen Krebs kostet 1.000 Dollar.
Das alles ist ein Gestank in Gottes Nase. Und lassen Sie mich sagen, wo das endet: Wir dienen einem geduldigen Gott, der niemanden vernichten oder richten wird, der unwissend in Fallstricke geraten ist. Er wird seine Schafe warnen und korrigieren. Aber der Tag kommt, an dem er zu diesen Wölfen sagen wird: „Genug! Ihr werdet nicht länger Witwen berauben. Ihr werdet das Blut meines Sohnes nicht in eine Kreditkarte verwandeln, um eure Begierden zu befriedigen. Es wird euch nicht länger erlaubt werden, in alle Welt zu gehen und einen materialistischen Christus zu predigen. Ich werde jeden Wolf im Schafspelz bankrott machen und entlarven. Sehr bald wird das Geld, des euch zufließt, komplett versiegen.“
Wem stellen die Wölfe nach? Sie nutzen die schwachen, unterernährten Schafe aus. Sie suchen sich jene aus, die ihre Bibel nicht kennen und die in einem selbstzentrierten Evangelium gefangen sind. Deshalb ist Paulus’ Warnung glasklar: „Pastoren und Leiter, hütet euch. Und hütet die Herde, für die ihr als Aufseher berufen seid. Weidet die Gemeinde Gottes.“ Uns Hirten ist befohlen, die Herde mit dem reinen Wort Gottes zu erfüllen. Nur dann wird sie fähig sein, zu unterscheiden, was vom Heiligen Geist und was vom Wolf ist.
Ich frage Sie: Was sollte die Angelegenheit jedes wahren Hirten in dieser Nation sein? Sie sollte nicht eine neue Methode sein, um Menschen in die Gemeinden zu locken. Nein! Pastoren sollten von der Sorge umgetrieben sein, die dem Apostel Paulus das Herz brach. Gott legte dieselbe Sorge dem Propheten Amos aufs Herz: die Gefahr einer Hungersnot bezüglich des Wortes Gottes.
In den Tagen Amos’ wurde Israel vom Schekel, oder von Geld und Materialismus besessen. Mittlerweile wurden die Armen verachtet. Jeder, der nicht erfolgreich war, wurde verspottet. Deshalb rief Amos aus: „Ihr ... verschlingt den Bedürftigen ... und macht ... den Schekel groß und fälscht die Waage durch Betrug ... (Ihr) kauft die Armen für Silber und den Bedürftigen für ein Paar Schuhe ... Der Herr hat geschworen ... Mit Sicherheit werde ich keines ihrer Werke jemals vergessen!“ (Amos 8,4-7; a. d. englischen King James Version).
Amos sah Wölfe die Witwen und die Armen reißen, indem sie ihnen ihr Silber oder ihren Lebensunterhalt nahmen. Und er rief aus: „Ihr zieht den Witwen die Schuhe von den Füßen. Ihr raubt die Armen aus.“
Ich sehe dasselbe heute geschehen. Ein Wolf – ein Dienste-Berater – sagte zu unserem Finanzmanager: „Wenn jemand Eurem Dienst eine Spende schickt, sendet ihm geradewegs einen weiteren Aufruf.“ Mit anderen Worten: „Es ist egal, wer das Geld einsendet. Lasst die Witwen und die älteren, die euch unterstützen, noch mehr geben, wenn sie sich dafür entscheiden. Nehmt einfach die größten Gaben, die ihr erhalten könnt, ein!“ Nein, so wird das niemals sein! Inzwischen steht dieser Beratungsdienst vor dem Zusammenbruch.
Wie reagierte der Herr auf solch eine Habgier in Israel? Er sagte zu Amos: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, HERR, da sende ich Hunger ins Land, nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern <danach>, die Worte des HERRN zu hören. Und sie werden wanken von Meer zu Meer ... Sie werden umherschweifen, um das Wort des HERRN zu suchen, und werden es nicht finden. An jenem Tag sinken die schönen Jungfrauen und die jungen Männer vor Durst ohnmächtig hin“ (8,11-13).
Gott sagte damit im Wesentlichen: „Geht weiter; geht den Schekeln nach. Verachtet den Armen, den Bedürftigen, die Witwe, den Gottesfürchtigen. Aber ich werde eine Hungersnot über euch und eure Herde kommen lassen. Und ihr werdet nach einem Wort vom Himmel hungern. Ihr werdet nach Osten und Westen laufen, und versuchen ein Wort von mir zu finden, aber es wird kein Wort kommen.“
Auch heute wird der Herr jedem Hirten des Schekels den Himmel verschließen. Jeder Segen, der fließt, wird schon bald versiegen. Und in harten Zeiten werden die durstigen Herden, die diesen Wölfen folgen, sich zerstreuen, wenn sie suchend nach einem Wort von Gott umherlaufen.
Geliebte, das eine große Anliegen unseres himmlischen Vaters ist, dass kein „anderes Evangelium“ uns vom Kreuz abbringt. Ich kenne viele Christen, die im Glauben Schiffbruch erlitten haben, weil ihnen vor Jahren ein schmeichelndes Wort gegeben worden war: Du wirst einen großen Dienst haben. Du wirst Tausende Seelen für den Herrn gewinnen.“ Nicht ein Wort davon kam zustande. Und nun sind jene Schafe total entmutigt und ihr Glaube ist ein Haufen Asche.
Wenn Sie darangehen, ein Wort vom Herrn zu empfangen, dann lassen Sie es aus der Bibel sein. Lassen Sie es aus der kostbaren Zeit in der Gebetskammer mit Jesus stammen. Lassen Sie Ihre engsten, gottesfürchtigen Freunde dieses Wort mit ihnen zusammen prüfen, um es zu bestätigen. Andernfalls, wenn Sie irgendetwas sich in den Weg des wahren Evangeliums stellen lassen, werden Sie in einer Hungersnot enden.
Paulus sagte den Ephesern: „Aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her“ (Apostelgeschichte 20,30). Das griechische Wort hier für „verkehrt“ bedeutet „starrsinnige Beharrlichkeit, einen Irrtum zu fördern“.
Paulus warnte damit: „Einige von euch in Verantwortung werden sich erheben und ein verzerrtes Evangelium bringen. Ihr werdet eine Entstellung des reinen Evangeliums einführen.“ Was könnte Paulus damit gemeint haben? Wie könnte so etwas möglicherweise unter den Leitern dieser Gemeinde geschehen?
Beachten Sie, dass Paulus nicht von Wölfen oder Witwen-Beraubenden sprach. Er zielte nicht auf die Armen-Verächter ab. Nein, Paulus sprach von Geistlichen, die sich ducken und davor zurückschrecken, den ganzen Ratschluss Gottes zu predigen. Er sprach von denen, die ein verwässertes Evangelium predigen, ein Halb-Evangelium, nur einen Teil von Gottes Wort.
Paulus erklärte diesen Männern: „Ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen“ (Apostelgeschichte 20,27). Deshalb sagt er ihnen: „[Ich] bezeuge … euch am heutigen Tag, dass ich rein bin vom Blut aller“ (20,26). Mit anderen Worten: „Ich bin unschuldig vor dem Herrn, denn ich habe nichts zurückgehalten, als ich euch die ganze Wahrheit Gottes predigte.“
Also, was ist dieser „ganze Ratschluss Gottes“, auf den sich Paulus hier bezieht? Kurz: Der ganze Ratschluss Gottes schließt auch die harten Themen der Schrift ein, nicht nur die Segnungen. Er schließt ein, über die außerordentliche Sündhaftigkeit der Sünde zu predigen. Er bedeutet, über die Hölle zu predigen, über das Kommen Christi, über das Gericht, das kommen muss. Er bedeutet, die Botschaft von der gottgefälligen Traurigkeit über Sünde einzuschließen, von Buße und dem Entsagen von Sünde. Er ist die Predigt eines offensiven Evangeliums vom Blut Christi. Er ist eine Botschaft des Kreuzaufnehmens, der Selbstverleugnung, des Opfers, des Sterbens mit Christus. Er ist ein Evangelium der Heiligkeit und der Trennung von der Welt.
Bestimmte christliche Werke konzentrieren sich heute darauf, etwas zu fördern, was sie ein so genanntes „freundliches“ Evangelium nennen, womit ein nicht-offensives Evangelium gemeint ist. Im Wörterbuch wird „freundlich“ als „warm, wohlig, nicht aufgeregt“ definiert. Natürlich glaube ich, dass das Evangelium von Jesus Christus tröstend und heilsam ist. Es ist eine gute Nachricht – in der Tat die großartigste Nachricht, die ein Mensch je hören kann. Und als Boten des Evangeliums sollen wir Ermutigung, Hoffnung und Glauben predigen.
Aber wenn wir Paulus’ Warnung beachten, sind wir aufgerufen, das volle Evangelium zu predigen. Und „volles Evangelium“ schließt eine offensive Botschaft ein, ein Wort, das herausfordernd und überführend für jedes sündige Herz ist – bei Gläubigen wie bei Nichtgläubigen. Nach Petrus ist das Evangelium von Jesus Christus ein „Stolperstein und ein Fels des Ärgernisses, gerade für diejenigen, die sich am Wort stoßen und ungehorsam sind“ (1. Petrus 2,8; a. d. englischen King James Version).
Aber das „freundliche“ Evangelium, das heute präsentiert wird, weigert sich, das zu tun. Solche Prediger führen die Gläubigen selten an einen Punkt, an dem der Heilige Geist sie von Sünde überführt. Können Sie sich Paulus vorstellen, wie er eine Botschaft predigt, die den Ruf, sich selbst zu verleugnen, ausklammert? Niemals!
Das „freundliche“ Evangelium ist nichts als eine verwässerte, flauschig-warme Botschaft, die die größtmögliche Menschenmenge anziehen soll. Doch tragischerweise konfrontiert sie nie mit dem Thema, das alle Menschen zum Kreuz treibt: Sünde. Stattdessen verbirgt sie die Wahrheit, genau die Wahrheit, die dazu bestimmt ist, Menschen frei zu machen.
Ich habe beschlossen, den ganzen Ratschluss Gottes zu predigen, bis zu dem Tag, an dem ich zum Herrn heimgehe. Und ich werde es so machen wegen Gottes Warnung in Hesekiel 33 an alle Prediger:
„[Wenn] (der Wächter) das Schwert über das Land kommen [sieht] und stößt ins Horn und warnt das Volk, wenn <dann> einer den Schall des Horns hört, sich aber nicht warnen lässt, und das Schwert kommt und rafft ihn weg: so wird sein Blut auf seinem Kopf bleiben. Er hat den Schall des Horns gehört, hat sich aber nicht warnen lassen; sein Blut wird auf ihm bleiben. Doch hat er sich warnen lassen, so hat er seine Seele gerettet.
Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht, und er stößt nicht ins Horn, und das Volk wird nicht gewarnt, und das Schwert kommt und rafft von ihnen eine Seele weg: so wird dieser um seiner Schuld willen weggerafft; aber sein Blut werde ich von der Hand des Wächters fordern.
Dich nun, Menschensohn, habe ich als Wächter für das Haus Israel eingesetzt. Du sollst das Wort aus meinem Mund hören und sie vor mir warnen. Wenn ich zu dem Gottlosen sage: »Du Gottloser, du musst sterben!«, du aber redest nicht, um den Gottlosen vor seinem Weg zu warnen, so wird er, der Gottlose, um seiner Schuld willen sterben; aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern.
Wenn du jedoch den Gottlosen vor seinem Weg warnst, damit er von ihm umkehrt, er aber von seinem Weg nicht umkehrt, so wird er um seiner Schuld willen sterben; du aber hast deine Seele gerettet“ (Hesekiel 33,3-9).
Als ein Prediger des Wortes Gottes soll ich die Bösen warnen, sonst wird der Herr mich für ihr Blut verantwortlich machen. Es ist kein Wunder, dass Paulus den Ephesern sagte: „Ich bin unschuldig am Blut all dieser Menschen.“ Er kannte Gottes Warnung an Prediger in Hesekiel 33.
Ich predige in einer Gemeinde, in der die Menschen aus allen möglichen Lebenslagen kommen: Transvestiten, die in einer persönlichen Hölle leben, Schauspieler und Schauspielerinnen, die ihre Verzweiflung in Alkohol und Drogen ertränken, verzweifelte Geschäftsleute am Rande des Selbstmords. Wenn ich in die Gesichter dieser leidenden Sünder blicke, wie kann ich Angst davor haben, ihnen die Wahrheit zu geben? Wie könnte ich ihnen möglicherweise irgendeinen Teil des Wortes Gottes vorenthalten, wenn ich weiß, dass die einzige Wahrheit, die zu ihnen sprechen wird, das Blut Jesu und das Kreuz Christi ist?
Meine Botschaft mag manchmal Sündern und Kompromisse machenden ein Ärgernis sein. Aber ich will am Tag des Gerichts kein Blut an den Händen haben. Sie mögen denken: „Alles, was Sie darlegen, ist aus dem Alten Testament. Es lässt sich nicht auf diese Tage der Gnade anwenden.“ Wenn das wahr ist, dann täuschte sich Jesus, als er Jesaja und die anderen Propheten zitierte. Und dasselbe gilt für Johannes den Täufer und den Apostel Paulus. Petrus schreibt: „Diesem [Jesus] geben alle Propheten Zeugnis“ (Apostelgeschichte 10,43).
Hier sind Jesu eigene Worte zu diesem Thema: „Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Wer Mietling und nicht Hirte ist, wer die Schafe nicht zu eigen hat, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf raubt und zerstreut sie“ (Johannes 10,11-12).
Jesus sagt, dass der gute Hirte sein Leben für die Schafe niederlegt. Was bedeutet das genau für einen Diener Gottes heute? Es schließt ein, allen Stolz, alle Menschenfurcht und alle Feigheit nieder zu legen, wenn es darum geht, den ganzen Ratschluss Gottes zu predigen. Das ist eine Anforderung an jeden Hirten, der berufen ist, die Herde zu weiden.
Nun lassen Sie mich ich Ihnen etwas gute Nachricht mitteilen.
Diese Hirten suchen Gott mit frischem Eifer. Sie sind hingegebene Geistliche, jung und alt, die keinem Wolf erlauben, ihre Herde anzutasten. Wenn diese Hirten sich in der heutigen Gemeinde umschauen, haben sie den Etikettenschwindel, den sie überall sehen, endgültig satt und genug davon. Sie weinen, wenn sie sehen, wie links und rechts die Schafe zerstreut werden, weil sie keinen wahren Hirten haben.
Diese gottesfürchtigen Hirten haben ein Anliegen: Sie sind entschlossen, ihre Herde mit dem reinen Wort Gottes zu nähren. Sie weigern sich, ihre eigenen Träume auf dem Rücken der armen oder schwachen Schafe zu verwirklichen. Stattdessen kommen sie mit einem frischen, vom Heiligen Geist brennenden Wort auf die Kanzel. Sie wissen, dass es das Einzige ist, was ihre Herden in den bevorstehenden schwierigen Tagen bewahren wird.
Mein Sohn Gary und ich treffen diese hingegebenen Hirten überall auf der Welt, wenn wir Pastorenversammlungen abhalten. Sie sind der menschengemachten Konzepte und Werbegags für den Dienst müde geworden. Alles, was sie wollen, ist, von Gott zu hören. Sie wissen, dass diese Welt auf das Gericht zurast, also predigen sie mit dem Feuer des Heiligen Geistes. Sie konkurrieren nicht miteinander, indem sie versuchen, religiöse Stars zu werden. Sie wollen nicht dabei vorgefunden werden, törichten Träumen nachzujagen, während Gott alles erschüttert, was erschüttert werden kann.
Ich glaube, dass bald, an einem einzigen Tag – einem Tag des Schreckens und der Panik – Gott jedes falsche, verdrehte Evangelium zu Fall bringen wird. Er wird alle Gemeinden schließen, die dem Fleisch entgegenkommen. Die Offenbarung sagt, dass Babylon in einer einzigen Stunde fallen wird. Das ist dann, wenn ich Gott jeden “Wolfs-Dienst“ bankrott machen sehe.
An ihrer Stelle wird ein Leib von Überwindern entstehen. Diese Diener Gottes werden furchtlos, heilig und vollständig vorbereitet sein, weil sie vollständig gewarnt wurden. Dann werden wir Gottes Herrlichkeit in seine Gemeinde zurückkehren sehen. Halleluja!
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.