Die Versuchungen der Gerechten

„Dann wurde Jesus von dem Geist in die Wildnis hinaufgeführt, um von dem Teufel versucht zu werden“ (Matthäus 4,1; a. d. englischen King James Version). Was für ein unfassbarer Vers! Matthäus erklärt ausdrücklich, dass Gottes Geist Christus in eine Wüstenerfahrung führte, wo er sich würde starken Versuchungen aussetzen müssen.

Sogar noch erstaunlicher ist, dass dieser Vers direkt auf eine Szene großer Herrlichkeit folgt. Jesus war gerade im Jordan getauft worden. Als er aus dem Wasser heraufkam, öffneten sich die Himmel und der Geist stieg wie eine Taube herab und ruhte auf seiner Schulter. Dann erklärte eine Stimme vom Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Matthäus 3,17).

Vielleicht fragen Sie sich: „Wenn Gott solches Gefallen an Jesus hatte, wobei er der ganzen Welt sagte, dass dies sein geliebter Sohn war, warum führte er Christus dann in eine Wildniserfahrung?

Lassen Sie mich Sie daran erinnern, dass Jesus das Vorbild für unser Leben als Gläubige ist. Johannes schreibt: „Wie er ist, sind auch wir in dieser Welt“ (1. Johannes 4,17). Mehr noch: Christus ist „in allem in gleicher Weise <wie wir> versucht worden“ (Hebräer 4,15). Diese Botschaft aus der Schrift ist klar: Alle, die in Christus sind – Gottes „Geliebte“, auf denen sein Geist ruht – werden sich einer schwierigen Wildniserfahrung unterziehen, genau wie es Jesus tat. Und diese Erfahrung wird von satanischen Versuchungen begleitet sein.

Beachten Sie: Dieses Prinzip lässt sich nicht auf lauwarme oder kaltherzige Gläubige anwenden. Solche Prüfungen kommen nur zu jenen, die im Geist wandeln und mit dem Herrn Gemeinschaft haben. Tatsächlich, je größer die Leidenschaft eines Menschen für Jesus ist, umso intensiver wird diese Wildnisprüfung sein.

Doch wenn der Heilige Geist uns in die Wildnis führt, hat Gott eine ewige Absicht für uns im Sinn. Aber täuschen Sie sich nicht: Gott versucht uns nicht. Es ist der Teufel, der die Versuchung bringt: „Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand“ (Jakobus 1,13).

Um Gottes Absicht für uns in unseren Wildnisprüfungen zu entdecken, müssen wir Christi Erfahrungen untersuchen. Außerhalb der Wildnis sahen sich Menschenmengen ihren eigenen Versuchungen gegenüber. Diese Versuchungen waren grundlegend, hatten mit Habgier, Ehebruch, Gewalt, Stehlen, Trinken, Wetten zu tun. Jene Leute lebten in jeder Hinsicht auf einer niedrigeren Ebene.

Und Jesus stand über dem allen. Er würde nicht durch solche grobe Sünde versucht werden. Weil er gerecht, geliebt, auserwählt war, würden seine Versuchungen auf einer höheren Ebene kommen. Sie würden viel tiefgründiger, geheimnisvoller und intensiver sein, als die grundlegenden Sünden des Lebens. Seine Versuchungen würden im geistlichen Bereich sein – und sie würden ewige Konsequenzen haben.

Dasselbe gilt auch für uns heute. Ein wahrhaft geistlicher Mensch wird nicht in einer Reihe mit dem groben Fleisch versucht. Zum Beispiel würde er kaum versucht werden, sich in eine Bar zu schleichen, um zu trinken, oder ein Hotelzimmer zu mieten, um mit einer Prostituierten Unzucht zu treiben, oder lüstern nach der Ehefrau eines anderen Mannes zu sein. Auch würde er niemals daran denken, zu Wetten, Drogen zu nehmen oder zu fluchen.

Im Gegenteil, seine tägliche Sehnsucht ist es, dem Herrn näher zu kommen. Er macht Jesus zum Herrn über sein ganzes Leben – wobei er täglich Gottes Wort verschlingt, ihn sucht im Gebet, seine Seele schreit: „Herr, ich möchte tiefer gehen mit dir. Ich möchte enger mit dir wandeln als jemals zuvor.“

Beschreibt dies Sie? Wenn dem so ist, werden Ihre Versuchungen eher wie die sein, die Christus durchstand. Sie werden mit Ihrem Gehorsam Gott gegenüber zu tun haben, und mit Abhängigkeit von seinem Wort. Und Satan wird alles tun, was in seiner Macht steht, um Sie zu versuchen. Er möchte Sie von Gottes Bestimmung für Ihr Leben abwenden. Er wird versuchen, Ihre Berufung zu unterminieren, Sie Ihrer Salbung zu berauben, und Sie zu überzeugen, dass Gottes Anerkennung und Segen auf Ihrem Leben eine Lüge ist.

In einem Augenblick, in dem Jesus physisch verwundbar war, brachte der Teufel seine erste Versuchung an. Die Schrift sagt über Christus: „Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn schließlich. Und der Versucher trat zu ihm hin und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brote werden!“ (Matthäus 4,2-3).

Da ist keine Sünde am Hungrigsein. Also, was ist hier das Thema? Satan forderte Jesus heraus: „Wenn du vollkommen Gott bist, dann hast du Gottes Kraft in dir. Und gerade jetzt bist du an einem sehr harten Ort. Warum benutzt du nicht die Kraft, die Gott dir gab, um dich selbst zu erlösen? Hat er dir nicht diese Kraft gegeben, um zu sehen, ob du sie auch gebührend anwendest?

Du hast nichts dazu getan, um in diesen schwierigen Umständen zu sein. Und du weißt, dass Gott es nicht mag, seine Kinder leiden zu sehen. Also, da ist keine Notwendigkeit, dass du dies eine weitere Stunde erduldest. Und es ist nichts Falsches daran, deiner eigenen Not zu begegnen. Sprich nur das Wort aus, und befehle dich aus dem heraus.

Hier ist eine der tückischsten Versuchungen, der sich wahrhaft gottgefällige Menschen gegenübersehen. Wie Ihr Vorbild, Jesus, haben Sie eine Leidenschaft für Gott. Sie haben Ihr Herz darauf ausgerichtet, ihm gänzlich hingegeben zu sein. Dann führt der Herr Sie in eine Wildniserfahrung – und Sie stehen eine lange Zeit der Erprobung und Trockenheit durch. Nach einer Weile kommen Fragen auf. Sie fangen an, die Orientierung zu verlieren, sich nach Gottes ewigen Absichten in Ihrem Leben zu fragen. Und während Sie versuchen, zu beten und den Sieg zu erringen, scheinen Satans Versuchungen erbitterter zu werden als jemals zuvor.

Dies war die Erfahrung Davids. Der Heilige Geist führte diesen gottgefälligen Mann in eine verlängerte Wildniserfahrung. Mit der Zeit wurde David so entmutigt, dass er dachte, die ganze Welt sei verrückt geworden. Er schrie heraus: „Der Fromme ist dahin ... die Treuen sind verschwunden unter den Menschenkindern“ (Psalm 12,2). „Sie reden Lüge, ein jeder mit seinem Nächsten ... mit doppeltem Herzen reden sie“ (12,3).

David war so lange im Elend, dass er in Verzweiflung zu trudeln begann. Er sagte: „In meinem Herzen habe ich mich täglich gesorgt“ (siehe Psalm 13,3). Und er fragte sich, wann es zum Ende kommen würde: „Wie lange willst du mich vergessen, O HERR? Für immer? Wie lange willst du dein Angesicht vor mir verbergen? Wie lange soll ich Beratschlagung haben in meiner Seele, dabei Kummer haben in meinem Herzen täglich? Wie lange soll mein Feind über mich erhoben sein?“ (Psalm 13,1-2; a. d. englischen King James Version). Er fragte Gott damit: „Warum muss ich ständig versuchen, dies selbst herauszufinden. Ich kann die Ursache nicht finden.

In Psalm 35 spricht David von einer Falle, die seine Feinde für ihn ausgelegt hatten: „Es sollen sich schämen und zuschanden werden, die nach meinem Leben trachten ... Denn ohne Ursache haben sie mir ihr Netz heimlich gelegt, ohne Ursache meiner Seele <eine Grube> gegraben“ (Psalm 35,4.7). Was ist diese versteckte Falle?

Es ist dieselbe Versuchung, die Satan nach Jesus warf. Der Feind möchte, dass Sie unabhängig vom Vater handeln. Wenn Sie inmitten ihrer Prüfung sind, sagt der Teufel: „Dein Leiden ist nicht von Gott. Du musst durch dies nicht gehen. Du hast Gottes Kraft in dir, durch den Heiligen Geist. Also musst du dich keinen weiteren Tag damit abfinden. Sprich das Wort – befreie dich selbst von deinen inneren Aufregungen. Stille deinen eigenen Hunger.“

Satans erste List war, ein Kräfteversagen zu schaffen. Er hoffte, dass Gott das Verlangen Jesu nach Brot nicht honorieren würde, sollte er darum bitten. Wenn die Kraft des Himmels versagte, könnte Christus seine Gottheit bezweifeln und sich von seiner ewigen Bestimmung auf Erden abwenden.

Zweitens, Satan wusste, dass Jesus gesandt wurde, nur das zu tun, was der Vater ihm sagte. Also zielte er darauf ab, Christus zu überreden, hier für sein eigenes Wohl ungehorsam zu sein. Auf diesem Weg, falls Jesus seine Kraft benutzte, um Leiden zu meiden, könnte er dasselbe später tun, um das Kreuz zu meiden.

Der Teufel hat dieselbe Versuchung bei einer Vielzahl von Christi Nachfolgern benutzt. Solche Gläubige waren zu einer bestimmten Zeit wirklich hungrig nach Gott. Sie waren gesalbt, gebetsvoll, erfüllt von der Kraft des Heiligen Geistes. Doch dann wurden sie in eine Wildnis des Leidens, des Mangels und der Verzweiflung geführt. Und Satan versuchte sie, daran zu zweifeln, dass ihre Erprobung aus Gottes Führung kam; und Gottes Kraft zu benutzen, um sich selbst zu retten.

Der Feind flüsterte: „Du bist müde von all diesen ständigen finanziellen Problemen. Und Gott beantwortet keine deiner Gebete. Jeden Tag verzweifelst du darüber, was diese Prüfung über dich und deine Familie gebracht hat. Und jetzt kannst du das nicht länger ertragen.

Du hast Gottes Wort in deinem Herzen. Und er hat dir Kraft gegeben durch den Heiligen Geist. Warum nicht diese Kraft aufbieten, um dieses Leiden zu beenden? Ergreife Gottes Verheißung, und sprich deinen Weg aus dieser Prüfung heraus aus, gerade jetzt. Es dient einer guten Sache.“

Sie glaubten Satans Lüge. Und sie trachteten danach, eine einzelne Verheißung der Erlösung zu ergreifen, um zu versuchen, ihr Leiden zu beenden. Sie hörten auf zu vertrauen, und begannen stattdessen den Finanzen zu „befehlen“, auf ihre Art zu kommen. Doch ihre Befehle wurden nicht durch den Heiligen Geist bestätigt – und ihre Pläne scheiterten.

Also nahmen sie die Angelegenheiten in die eigenen Hände. Sie schöpften ihre Kreditkarten aus und nahmen Darlehen auf. Sie gingen tief in die Verschuldung, und prahlten dabei die ganze Zeit: „Gott segnet mich.“ Doch schließlich brach das alles zusammen. Das war der Zeitpunkt, als sie verbitterten. Zuletzt gaben sie Gottes Wort auf und wurden abtrünnig. Ich habe das von Zeit zu Zeit beobachtet.

Diese Leute endeten damit, Gottes Entwurf mit ihrer Prüfung abzubrechen. Der Herr hatte sich danach gesehnt, sie in völlige Abhängigkeit und völliges Vertrauen zu ihm zu bringen. Er wollte, dass ihre Prüfung sie jedes Vertrauens auf Menschen und ihre eigenen Fähigkeiten entkleiden sollte. Er wollte auch ein Christusähnliches Mitgefühl in ihnen für andere in ähnlichen Prüfungen erzeugen. Die Schrift sagt, dass dies sogar Gottes Absichten für seinen eigenen Sohn waren: „Obwohl er ein Sohn war, lernte er doch Gehorsam durch die Dinge, die er litt“ (Hebräer 5,8; a. d. englischen King James Version). „Denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht worden ist, kann er denen helfen, die versucht werden“ (2,18).

Also, wie beantwortete Jesus die Versuchung des Teufels? „Es steht geschrieben: »Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht«“ (Matthäus 4,4). Christus sagte im Wesentlichen: „Bei meinem Kommen auf die Erde geht es nicht um meine Bedürfnisse, Verletzungen oder meinen physischen Komfort. Ich kam, um der Menschheit zu geben – nicht, um mich selbst zu retten.“

Selbst auf dem Höhepunkt seines Leidens verlor Jesus seine ewige Absicht nicht aus dem Blick. Und wenn unser Herr Abhängigkeit und Mitgefühl durch eine Wildniserfahrung lernte, so werden auch wir das tun. In der Tat, die Gläubigen, von denen ich weiß, dass sie das wirkliche Mitgefühl Christi haben, sind jene, die Leid durchgestanden haben und mit einem Zeugnis von Gottes Treue daraus hervorgegangen sind. Sie können mit Paulus sagen: „Ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leib“ (Galater 6,17).

Als Jesus auf dem höchsten Punkt des Tempels stand, flüsterte Satan ihm zu: „Auf geht‘s, spring! Wenn du wirklich Gottes Sohn bist, wird er dich retten. Sein Wort sagt, dass Engel um dich herum lagern, um dich zu beschützen, sodass du niemals eine Verletzung erleidest“ (siehe Matthäus 4,5-6).

Sehen Sie Satans Verschlagenheit in dem? Er isolierte eine einzelne Verheißung aus der Schrift – und er versuchte Jesus, sein ganzes Leben auf sie zu werfen. Er suggerierte: „Du sagst, Gott ist mit dir. Gut, zeige mir den Beweis. Dein Vater hat mir schon erlaubt, dich zu schikanieren. Wo war seine Gegenwart darin? Du kannst durch Springen beweisen, dass er gerade jetzt mit dir ist. Wenn Gott mit dir ist, wird er für eine weiche Landung sorgen. Dann kannst du darauf dein Vertrauen gründen. Wenn nicht, dann könntest du genauso gut sterben, anstatt dich weiter zu fragen, ob du auf dich selbst gestellt bist. Du brauchst ein Wunder, um zu beweisen, dass der Vater mit dir ist.“

Noch einmal: David erlebte eine ähnliche Prüfung. Er hatte der Welt Gottes Treue zu ihm bezeugt. Doch jetzt fand David sich in einem Loch der Verzweiflung wieder. Und Satan setzte ihm mit anklagenden Spottbemerkungen zu: „Sieh dich an! Du bist niedergeschlagen und weißt nicht einmal, warum. Du sagst, Gott ist treu, aber du bist geistlich trocken. Du betest morgens, mittags und abends. Aber jeden Tag wachst du mit einem unerklärlichen, unerfüllten Verlangen auf. Wo ist Gott in all dem?“

David klagte: „Meine Bedränger [höhnen mich], indem sie den ganzen Tag zu mir sagen: Wo ist dein Gott?“ (Psalm 42,11). Dann fügte er diese Worte seinem Schrei hinzu: „Mach hell meine Augen, dass ich nicht zum Tod entschlafe! Dass mein Feind nicht sage: »Ich habe ihn überwältigt!«, meine Bedränger nicht jauchzen, wenn ich wanke“ (Psalm 13,4-5).

Die Schlacht, die in Davids Gedanken tobte, ist allen gottgefälligen Leuten gemein. Manchmal scheint Gott zu schweigen. Wir mögen uns in Nöten wiederfinden, die wir nicht verstehen. Wie David schreien wir: „Wie lange, Herr? Wann wirst du mir den Beweis zeigen, dass du mit mir bist? Bitte gib mir ein Zeichen, irgendein Anzeichen des Guten.“

An diesem Punkt mögen Sie sich fragen: „Was ist falsch daran, uns auf Gottes Verheißungen zu werfen? Die Bibel sagt, dass alle Verheißungen Gottes „Ja und Amen“ sind für jene, die glauben (siehe 2. Korinther 1,20). In der Tat, wir werden durch die treuen Verheißungen unseres Herrn erlöst.

Aber es besteht eine ernste Gefahr für jeden, der einen Vers aus dem Rest der Schrift isoliert und seinen ganzen Glauben darauf setzt. Lassen Sie mich ihnen ein Beispiel nennen. Ich kenne eine Frau, die in äußerster Verzweiflung wegen ihrer Finanzen war. Sie brauchte eine ganze Reihe von Wundern, nur um zu überleben. Also setzte sie ihren ganzen Glauben auf eine einzige biblische Verheißung: „Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Nahrung in meinem Haus ist! Und prüft mich doch darin, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß!“ (Maleachi 3,10).

Diese Frau warf sich vom Tempel und entdeckte, dass da kein Netz war. Der Teufel war erfolgreich damit, ihren Glauben zu zerstören. Wie? Er brachte sie dazu, den ganzen Ratschluss der Schrift zu ignorieren.

Ja, Gott verheißt tatsächlich, Gebern den Himmel zu öffnen. Aber er verlangt auch einen bestimmten Herzenszustand von denen, die verzehnten: „Der Himmel [bleibt] verschlossen, so dass es keinen Regen gibt, weil sie gegen dich gesündigt haben“ (2. Chronik 6,26). Diese Frau hatte sich niemals mit anderen Passagen befasst, die von ihr notwendigerweise verlangten, zu vergeben. Sie hegte Neid und Eifersucht in ihrem Herzen.

Die meisten Irrlehren, Irrtümer und religiösen Sekten entspringen aus solchen fehlgeleiteten Versuchen. Wenn Menschen versuchen, eine einzelne Verheißung aus der Schrift zu isolieren, möchten sie Gott zwingen, sich zu beweisen, indem er dieser einen Verheißung treu ist. Aber sie ignorieren den Rest davon, was Schrift in Bezug auf die erforderlichen Bedingungen verlangt. Dies ist der Grund für Jesu vorausgegangene Antwort an Satan: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht“ (Matthäus 4,4).

Jetzt, auf dem Dach des Tempels, finde ich es tiefgründig, dass Gott erlaubte, dass sein Sohn an solch einen gefahrvollen Entscheidungspunkt geführt wurde. Und, weil Jesus ganz Mensch wie auch ganz Gott war, muss er Fragen gehabt haben. Fragte er sich: „Vater, ich weiß, dass du mich berufen hast, mein Leben niederzulegen. Und ich akzeptiere das freudig. Aber wo bist du in hierin? Warum hast du zugelassen, dass ich solche einer Prüfung ausgesetzt werde?“?

Was antwortete Jesus? Er erklärte: „Es ist geschrieben, Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“ (Matthäus 4,7; a. d. englischen King James Version). Was genau meint Jesus mit „Gott versuchen“?

Das antike Israel ist ein Beispiel dafür. Zehnmal bewies sich der Herr den Israeliten als treu in ihren Bedrängnissen, Gottes Volk erhielt einen sichtbaren Beweis, dass der Herr mit ihm war. Doch, jedes Mal, stellte das Volk dieselbe Frage: „Ist Gott unter uns oder nicht?“ Gott nennt das „ihn versuchen“. Hätte Gott es zugelassen, hätte ihr „Beweis“-Suchen kein Ende genommen.

Jetzt benutzt Jesus denselben Ausdruck – „Gott versuchen“ – in seiner Antwort an Satan. Was sagt uns dies? Es zeigt uns, dass es eine gravierende Sünde ist, Gottes Gegenwart zu bezweifeln, wir sollen nicht hinterfragen, ob er mit uns ist.

Allzu oft stellen Christen in ihrer Wildniserfahrung Gott auf die Probe. Sie sagen: „Herr, ich kann nicht weitergehen, bis du mir nicht einen Beweis zeigst, dass du mit mir bist. Satan klagt mich an, und ich kann nicht umhin, zu fühlen, dass er die Oberhand hat. Bist du mit mir oder nicht? Wenn du mich nicht bald erlöst oder mir ein Zeichen deines Segens gibst, werde ich den Kampf aufgeben.“

Doch, wie bei Israel, hat Gott auch uns ein ganzes Paket an Beweisen gegeben. Zuerst haben wir in seinem Wort zahlreiche Verheißungen seiner Nähe zu uns. Zweitens haben wir unsere eigene Geschichte mit Gott – ein Zeugnis über seine vielen Erlösungen in unserem Leben in der Vergangenheit. Drittens haben wir eine Bibel voller Zeugen für die Gegenwart Gottes in vergangenen Jahrhunderten der Prüfungen und Härten. Ohne Frage, unser Herr hat sich uns wieder und wieder als treu bewiesen. Aber wir verlangen immer noch physischen Beweis – oder sonst ...

Die Bibel ist deutlich: Wir sollen durch Glauben mit Gott wandeln und nicht durch Schauen. Sonst werden wir enden wie das ungläubige Israel.

Auf dem Berg versuchte Satan Jesus mit diesem Angebot: „Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfallen und mich anbeten willst“ (Matthäus 4,9). Dies klingt so exotisch, so lächerlich; wie könnte dies jemals als eine Versuchung betrachtet werden? Glaubte Satan wirklich, dass Jesus dadurch versucht werden würde?

Glauben Sie es oder nicht: Dies war ein kraftvolles, verlockendes Angebot. Satan forderte Jesus heraus, indem er sagte: „Gott hat dich berufen, dein Leben für eine verlorene Welt niederzulegen. Und jetzt bist du gekommen, die Gefangenen aus meinen Händen zu erlösen. Jesus, ich sage dir: Du kannst gerade jetzt das alles verwirklichen, in einem einzigen Augenblick.

Ich verspreche, dass, wenn du dich lediglich zu meinen Füßen niederbeugst, in einem einfachen Akt der Anbetung, ich den Kampf aufgeben werde. Ich werde meine ganze Macht über diese Reiche aufgeben. Ich werde niemand anderen mehr in Besitz nehmen oder versklaven. Keine dämonische Bindung mehr, kein Schikanieren mehr durch meine Fürstentümer und Kräfte. Ich weiß, dass du die Menschheit genug liebst, um ihretwillen von Gott verflucht zu sein. Also, warum warten? Du kannst dich gerade jetzt opfern, und die Welt von diesem Augenblick an befreien.“

Das ist ein Echo der Worte des Apostels Paulus: „Ich habe gewünscht, verflucht zu sein von Christus weg für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch“ (Römer 9,3). Satan spielte hier auf die menschliche Barmherzigkeit Christi an. Er versuchte Jesus mit einer Vision von einer Welt, in der der Teufel von seiner Regentschaft über böse Menschen zurücktrat – alles im Tausch gegen einen Akt.

Warum war der Teufel willens, seine ganze Macht dafür aufzugeben? Wieder versuchte er, seine eigene Haut zu retten. Satan wusste, sein ewiges Schicksal würde auf Golgatha besiegelt werden. Also, wenn er Jesus nur davon abhalten konnte, ans Kreuz zu gehen, könnte er sich jenes Schicksal ersparen. Und wenn er Christus überzeugen konnte, sein Leben jetzt zu geben, würde sich das Kreuz vielleicht niemals ereignen. Der Teufel sagte damit im Wesentlichen: „Sei verflucht, Jesus, um die Welt jetzt zu retten.“

Sie mögen sich fragen: Wie könnte das möglicherweise mich betreffen? Satan versucht die Gerechten noch immer mit einem ähnlichen Angebot. Lassen Sie mich erklären.

Zunächst, Satan weiß, dass ergebene Gläubige sich niemals vor ihm niederbeugen würden, in irgendeinem Akt der Anbetung. Also kommt er stattdessen mit Drohungen und Anschuldigungen zu uns. Er erzählt uns: „Du brauchst mich nicht anzubeten – weil ich schon Zugang zu deinem Fleisch habe. Ich kenne alle deine Schwächen und Neigungen. Ich habe sie seit deiner Kindheit genährt. Und ich kann dich wie ich will damit plagen.

Es gibt keinen Sieg am Kreuz für dich. Die Bundesverheißungen sind alles Lügen. Ich habe die totale Kontrolle über deine Adamsnatur, deine innewohnende Sünde. Ich habe dir das von Zeit zu Zeit bewiesen. Du weißt, dass ich dich jederzeit wie es mir beliebt überwältigen kann, wenn du es am wenigsten erwartest.

Also geh nur voran und bezeuge deine Freiheit in Christus. In dem Moment, wenn du deinen lautesten Lobpreis singst, werde ich deine Gedanken mit Bösem überwältigen. Ich werde deine Sünde so mächtig über dich bringen, dass du die Hoffnung aufgeben wirst, jemals frei zu sein. Du bist kraftlos. Schon jetzt gibst du meiner schwächsten Versuchung nach.“

Ich kenne Geistliche, die für Jahrzehnte aus sündhafter Sklaverei befreit wurden. Dann, später in ihrem Leben, in einem Moment großer Salbung und Segnung, tauchte ihre alte Lust auf. Der Feind brachte sie wieder hervor in ihnen, um zu versuchen, sie zu erschrecken und Gedanken der Verdammnis hervorzubringen. Das ist mir in meinem Dienst manchmal passiert. Der Feind hat mir mit bösen Gedanken nachgejagt und mir gesagt, dass der Bund eine Lüge wäre – dass ich machtlos wäre gegen die Herrschaft der Sünde, und dass meine Sünde sich immer in mir erheben würde.

Wie antworten wir auf Satans Anklagen? „Widersteht aber dem Teufel! Und er wird von euch fliehen“ (Jakobus 4,7). Es spielt keine Rolle, wie viele Versuchungen Satan nach Ihnen wirft: Sie brauchen keine Sünde der Vergangenheit zu fürchten. Wenn das Blut Christi sie bedeckt hat, dann kann der Teufel gar nichts tun, um Sie vom Vater zu trennen.

Natürlich, Sie werden sich immer plötzlichen Überraschungen der Sünde gegenübersehen. Aber der Heilige Geist ist treu darin, diese alten Lüste abzutöten, wenn wir nach ihm rufen, um sie sterben zu lassen. Er wird nicht erlauben, dass sie uns zerstören. Gottes Bundesverheißungen machen uns frei von der Kraft und Herrschaft der Sünde.

Nehmen Sie an, Sie würden Jesus am Tag einundvierzig begegnen – dem Tag, der unmittelbar auf seine Versuchung in der Wildnis folgte. Sein Gesicht strahlt, weil Engel seinen Geist erfrischt haben. Er jubelt, preist den Vater, weil er einen großen Sieg errungen hat. Er hat die Versuchungen des Feindes überwunden. Sie sehen, wie Jesus Leben und Zuversicht ausstrahlt. Nun ist er bereit, den Kräften der Hölle gegenüberzutreten. So bricht er mutig zu den großen Städten auf, die in Finsternis liegen. Er predigt das Evangelium, ist sich des Wortes Gottes sicher. Und er heilt die Kranken, wobei er weiß, dass sein Vater mit ihm ist.

Jetzt, wenn Sie Ihr eigenes Leben untersuchen, sehen Sie genau das Gegenteil. Sie sehen sich immer noch mit Ihrer trockenen Wildniserfahrung gegenüber. Sie haben heftige Angriffe Satans durchgestanden, und Ihre Seele ist niedergeschlagen. Sie können nicht umhin, zu denken: „Jesus ging niemals durch solche Prüfungen wie die meinen. Er stand über all dem.“

Sie gehen mit diesem gedanklichen Rahmen zur Kirche – versucht, erprobt, verzweifelnd. Und nun steht vor Ihnen Ihr Pastor– ein Mann, der als im Glauben stark auftritt. Er hört sich so gewiss bezüglich der Gegenwart Gottes an, als wäre er gerade von Engeln besucht worden. Sie denken: „Er hat niemals solche Probleme wie die meinen gehabt.“

Wenn Sie nur wüssten. Sie waren nicht da, als Gott diesen Mann berief, zu predigen. Der Heilige Geist gab ihm eine herrliche Berufung – und führte ihn unverzüglich in eine Wildnis, um stark versucht zu werden. Sie wissen nichts von den Tagen, Wochen und Monaten, in denen er von einem tiefen Hunger nach Gott geplagt wurde, der ungestillt blieb. Sie haben nicht die Lügen erlebt, die Satan ihm in den Kopf gesetzt hat, die bösen Gedanken, die ihm manchmal aufgedrängt wurden. Sie waren nicht da an den Tagen, an denen er auf ein Nichts reduziert wurde, niedergeworfen in Verzweiflung. Und Sie realisieren nicht, dass seine besten Predigten oft aus den Erprobungen in seinem eigenen Leben hervorgegangen sind.

Paulus warnt uns, unsere Gerechtigkeit nicht an der zu messen, die wir bei jemand anderem vermuten. „Denn wir wagen nicht, uns gewissen Leuten von denen, die sich selbst empfehlen, beizuzählen oder gleichzustellen; aber da sie sich an sich selbst messen und sich mit sich selbst vergleichen, sind sie unverständig“ (2. Korinther 10,12).

Wir können die Herzen anderer Menschen nicht lesen. Wer hätte am Tag einundvierzig gewusst, dass Jesus gerade aus einer langen grauenvollen Versuchung hervorgegangen war? Wer hätte gewusst, dass die Herrlichkeit, die sie an ihm sahen, einem heftigeren Ringen entsprang, als sie es jemals würden ertragen müssen?

Wir sollen allein auf Jesus schauen. Und wir sollen uns nur auf seine Gerechtigkeit, auf seine Heiligkeit verlassen. Er hat uns allen den gleichen Zugang dazu gegeben.

Gott liebt Sie in Ihren Zeiten der Erprobung. Sein eigener Geist hat Sie in die Wildnis geführt. Doch sein eigener Sohn ist schon dort gewesen – und er weiß genau, durch was Sie gehen. Lassen Sie ihn sein Werk vollenden, in Ihnen äußerste Abhängigkeit von ihm und äußerstes Vertrauen zu ihm aufzubauen. Sie werden mit Zuversicht daraus hervorgehen – und göttlicher Barmherzigkeit und Stärke, um anderen zu helfen.

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.

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