Er wird ein geknicktes Rohr nicht zerbrechen
„Siehe, das ist mein Knecht, den ich erhalte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt er wird das Recht zu den Heiden hinaustragen.
Er wird nicht schreien und kein Aufhebens machen, noch seine Stimme auf der Gasse hören lassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen; wahrheitsgetreu wird er das Recht hervorbringen.
Er wird nicht ermatten und nicht zusammenbrechen, bis er auf Erden das Recht gegründet hat, und die Inseln werden auf seine Lehre warten“ (Jesaja 42,1-4).
Dieser Abschnitt handelt ausschließlich von Jesus. Der Heilige Geist war auf den Propheten Jesaja gekommen, um eine Offenbarung darüber hervorzubringen, wie Christus sein würde, wenn er kommt. Und Jesajas einleitendes Wort hier, „Siehe“, signalisiert seinen Zuhörern: „Bereitet euch auf eine neue Offenbarung über den Messias vor.“
Das Bild, das bei diesen vier Versen in den Brennpunkt kommt, ist klar: Christus würde nicht kommen, um Menschen zu zwingen, auf ihn zu hören. Er würde nicht mit lautem Geschrei oder Lärm kommen, sondern als zärtlicher, liebender Retter kommen.
Wir finden die Erfüllung der Prophetie Jesajas in Matthäus 12. Die Pharisäer hatten gerade eine Ratsversammlung abgehalten, um zu planen, wie sie Jesus töten könnten, nur weil er einen Mann mit einer verdorrten Hand am Sabbat geheilt hatte. Matthäus berichtet uns: „Jesus aber zog sich von dort zurück, als er es bemerkte“ (Matthäus 12,15).
Christus schlug nicht im Zorn zurück. Wir sehen ihn nicht gegen diejenigen schimpfen, die seinen Tod planten. Er war nicht wie die Jünger, die Feuer auf seine Gegner herabrufen wollten, obwohl Christus dies hätte tun können. Er hätte eine ganze Legion Engel herbeirufen können, um sich mit seinen Feinden zu befassen. Aber Jesus war nicht darauf aus, Rache zu nehmen.
Es war sein zärtlicher Geist, sagt Matthäus, der die Erfüllung der Prophetie Jesajas offenbarte: „Er wird nicht streiten noch schreien, und niemand wird auf den Gassen seine Stimme hören“ (Matthäus 12,19).
Jesaja sagte damit im Wesentlichen: „Der Retter kommt nicht, um irgendjemanden in sein Reich hineinzuzwingen. Er kommt nicht als laute, energische, überwältigende Persönlichkeit. Nein, ihr werdet ihn mit einer ruhigen, sanften Stimme in eurem inneren Menschen hören.“
Also, was tat Jesus, nachdem er sich still aus Jerusalem zurückgezogen hatte? Matthäus sagt, dass er sofort aus der Stadt hinausging und fortfuhr, alle zu heilen, die sich um ihm scharten: „Und es folgte ihm eine große Menge nach, und er heilte sie alle“ (12,15).
Wenn wir die Berichte der vier Evangelien untersuchen, stoßen wir auf die vielen Male, bei denen Jesus Wunder wirkte, aber die Menschen anwies: „Sagt niemandem etwas davon. Lasst diese Neuigkeit sich nicht ausbreiten.“ Nachdem er zwei blinde Männer geheilt hatte, sagte Christus den Männern, dass sie das Wunder für sich behalten sollten: „Jesus ermahnte sie ernstlich und sprach: Seht zu, dass es niemand erfährt!“ (Matthäus 9,30). Nachdem er eine Menge von 5.000 Menschen gesättigt hatte und die Leute ihn zwingen wollte, König zu sein, „zog er sich wiederum auf den Berg zurück, er allein“ (Johannes 6,14-15).
Sie sehen: Jesus wollte nicht, dass die Leute ihm wegen seiner Wunder folgten. Er wollte ihre Hingabe deswegen, weil seine zärtlichen Worte ihre Herzen gefangen genommen hatten. Er wollte, dass die ganze Menschheit, einschließlich jeder zukünftigen Generation, wissen sollte, dass er nicht als Richter, sondern als Retter in die Welt kam: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde“ (Johannes 3,17).
Ich höre eine Frage, die von vielen Christen heute gestellt wird: „Warum hat Gott Amerika nicht dem Gericht übergeben? Warum ist er nicht mit uns gemäß unserer Sünden umgegangen? Er gab der Generation Noahs 120 Jahre der Warnung, aber danach sagte er: ‚Genug’, und brachte eine Flut. Gott hat Amerikas Sünden nun schon eine lange Zeit erduldet. Also, warum haben wir sein gerechtes Gericht über uns noch nicht erlebt?“
Ich liebe dieses Land, und ich für meinen Teil möchte nicht Gottes endgültiges Gericht über Amerika kommen sehen. Ich möchte mich so viel lieber an der Langmut Gottes erfreuen. Ich möchte keine Tränen in den Augen meiner Kinder und Enkel darüber sehen, was über eine Gesellschaft wie die unsere kommt. Doch wie viele andere Christen bin auch ich absolut erstaunt darüber, warum Gottes Gericht hinausgezögert wird.
Ich glaube, wir sehen die Anfänge des Gerichts. Ich sehe die schrecklichen Unglücke, die sich in der Welt als Warnung ereignen. Aber weil Amerikas Wirtschaft nicht zusammengebrochen ist und unsere Nation immer noch fähig ist, so zu funktionieren wie bisher, scheinen wir von einer Krise zur nächsten zu stolpern, wobei uns Chance auf Chance gegeben wird.
Ich bin überzeugt, dass es nur eine Antwort auf diesen verwunderlichen Umstand gibt: die Güte und Geduld unseres Erlösers. Die Bestätigung dafür finden wir in der Prophetie Jesajas: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“ (Jesaja 42,3; Elberfelder Bibel 2006). Amerika ist eine Nation geknickter Schilfrohre geworden!
Ein Schilfrohr ist ein großer Stängel mit einem hohlen Stiel, das man gewöhnlich in sumpfigem Gelände oder in der Nähe von Wasseransammlungen findet. Es ist eine zarte Pflanze, so dass es sich leicht biegt, wenn starke Winde oder schnellfließendes Wasser auf es treffen. Doch das Schilfrohr kann sich nur so weit biegen, bevor es schließlich brechen würde, und von der Flut fortgetragen würde.
Wie ein Schilfrohr bei ruhigem Wetter stand Amerika einmal stolz und groß da, voller Bestimmung und Verheißung. Unsere ganze Gesellschaft ehrte Gott, und die Bibel wurde zum Maßstab unserer Gesetze und unseres Rechtswesens erhoben. Sogar noch zu meiner Zeit enthielten Schulbücher Lektionen und Geschichten aus der Bibel. Jesus wurde als Sohn Gottes anerkannt, der Eine, der unserem Land seine Gunst und eine Fülle des Segens gibt.
Doch in unserem Wohlstand wurden wir wie das antike Israel: stolz und undankbar. Und wir sind in kurzer Zeit tief gefallen. Gott wurde aus unserem Gerichtswesen gedrängt, aus unseren Schulen, wobei sein Name verhöhnt und verspottet wurde. In New York City kann ein Lehrer eine Ausgabe des Koran oder sogar ein Playboy-Magazin auf sein Pult legen, aber wenn er eine Bibel in die Klasse mitbringt, dann könnte er seinen Job verlieren.
Unsere Gesellschaft hat ihren moralischen Kompass völlig verloren. Das Ergebnis ist, dass Amerika, das einst groß dastand, nun verkrüppelt ist, wie ein geknicktes Schilfrohr.
Selbst der härteste und gottloseste Amerikaner weiß heute, dass dieses Land zur Stunde immer mehr verkommt. Jeder weiß, dass unsere Tage gezählt sind. Wie lange kann ein Reich Bestand haben, wenn es seine Ungeborenen tötet ... wenn Väter ihre Töchter vergewaltigen, Mütter ihre Söhne missbrauchen, und Kindesmissbrauch eine nationale Schande geworden ist ... wo Polizisten aus Furcht und Verzweiflung Selbstmord begehen (was kürzlich acht Polizeibeamte allein in New York taten) ... wo so viele Teenager zu Barbaren geworden sind ... wo alles, was Gott und Christus widerspiegelt, nicht nur ignoriert, sondern grausam verspottet wird? Wie lange kann die Gewalt, der Mord, der Missbrauch noch weitergehen?
Wenn wir bekommen hätten, was wir verdienen, müsste Amerika in Trümmern liegen, durch Anarchie verwüstet. Doch Jesaja sagt, dass unser zärtlicher Jesus ein geknicktes Rohr nicht brechen würde. Und selbst wenn Amerika in äußerster Verwirrung daliegt, gebeugt und geknickt durch unsere vielen Sünden, werden wir noch nicht zerbrochen. In seiner Zärtlichkeit hat unser Herr dies nicht geschehen lassen.
Als Christus auf die Erde kam, lebte Israel unter der erdrückenden Herrschaft Roms. Die Juden trugen schwer an den römischen Steuern und Gesetzen. Mittlerweile nutzte eine habgierige Priesterschaft Witwen und Waisen aus. Die Niedergedrückten wurden verhöhnt und verspottet, und die Menschen wurden durch Korruption blind gemacht. Das alles war das, warum so viele Propheten sagten, dass Jesus in einer Stunde der Finsternis kommen und helles Licht bringen würde.
Jesus kam in eine Gesellschaft, die von Heuchelei und zügelloser Sünde geplagt wurde. Als er den Zustand des Volkes sah, weinte er über Jerusalem und prophezeite, dass sein Haus verwüstet werden würde. Doch er gab der Nation noch siebzig weitere Jahre der Verkündigung des Evangeliums. Und diese Jahre würden gefüllt werden mit Geist-gesalbten Zeugen auf den Straßen, die Wunder wirken, Hoffnung und Buße predigen und einen mächtigen Ruf zum Eintritt in das Reich Gottes ergehen lassen würden. Jesus würde das geknickte Rohr, zu dem Israel geworden war, nicht einfach zerbrechen.
Gerade jetzt ist das ein Bild für Amerika: eine Gesellschaft, die in ihrer Moral völlig geknickt ist. Wir sind auch eine Nation, die deprimiert und verstört ist, in der Menschen in Furcht und geistigen Qualen leben. Es gibt heute mehr Psychologen, Psychiater, Sozialarbeiter und Seelsorger als je zuvor in der Geschichte, doch sie können bei all den Menschen, die um eine einzige Stunde der Hilfe bitten, nicht Schritt halten. Das gilt sogar für die Gemeinde: Christliche Seelsorge-Teams überall im Land sind überlastet durch dem Andrang von Menschen, die Hilfe für ihre Probleme suchen.
Unsere Kinder werden durch zerrüttete Familien, Misshandlung und Missbrauch geknickt. Teenager werden durch Unmoral, Materialismus und Gefühllosigkeit geknickt. Satan hat über dem Land eine Flut des Bösen entfesselt, und sie hat in der Folge ein gebeugtes und geknicktes Volk hinterlassen.
Ein großer Teil der Gemeinde selbst ist von demselben geknickten Geist gezeichnet. In Brief nach Brief lese ich von Christen, die in Megagemeinden vertrocknen, in denen nicht mehr von Sünde und Gerechtigkeit gepredigt wird. Sie sind verwirrt und fragen: „Wo kann ich wahre Anbetung finden? Hier ist die Gegenwart Christi nicht zu spüren. Hier gibt es keine Zerbrochenheit.“ Auch Pastoren schreiben und bekennen: „Bruder Dave, ich bin zurückgefallen.“
Die New York Times brachte kürzlich einen Bericht über eine Pfingstgemeinde mit 10.000 Mitgliedern in Umlauf, deren Botschaft ist: „Wir sind hier, um Sie glücklich zu machen.“ Aber diese Botschaft bringt eine falsche Hoffnung und eine nur vorübergehende Erleichterung.
„Den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“ (Jesaja 42,3). Irgendwo in dieser Nation sieht Gott Dochte, die glimmen. Diese Dochte brannten einmal, entflammt vom Brennen für seine Absichten und Anliegen. Doch nun rauchen sie gerade noch.
Ist da noch ein Volk, das sich an den Herrn erinnert und willens ist, für seinen Namen einen Stand einzunehmen? Ist da noch einen kleiner Überrest übrig, der dafür kämpfen wird, die Flamme der Gerechtigkeit Gottes neu anzuzünden?
Der Herr hat gesagt: „Wenn ich einen Docht sehe, der noch glimmt, werde ich ihn nicht auslöschen. Die Flamme mag vergangen sein, und kein Anschein von Feuer ist da, aber wenn ich noch Glut brennen sehe, werde ich nicht erlauben, dass sie aus geht. Solange ich irgendwo auch nur einen schwachen Schrei treuer Diener höre, werde ich nicht erlauben, dass das geknickte Rohr bricht.“
Gott hat uns noch nicht aufgegeben. Aber Tatsache ist: Wir leben von einer Zeit zärtlichen Erbarmens. Das sehe ich überall, wo ich hinreise, besonders in Europa. Dieser Kontinent ist viel säkularer als die Vereinigten Staaten, ein Land, das durch eigene Wahl völlig gottlos geworden ist. Wenn du in einigen Ländern durch die Straßen geht, spürst du einen Geist des Antichristen, eine Arroganz gegen Gott.
Schweden ist heute eines der wohlhabendsten Länder Europas, und je reicher es wird, desto mehr fällt es vom Glauben ab. Gleichzeitig steht die evangelikale Kirche dort in Gefahr, in ihrem Wandel mit Christus apathisch zu werden. Irland, eine Nation, die jahrzehntelang unter erdrückender Armut lebte, wird jetzt wohlhabender. Doch das geistliche Klima dort ist auch eines der Apathie, wobei sich Verweltlichung einschleicht.
In ganze Haltung in Europa scheint zu sein: „Was soll sein, wenn Gericht kommt? Lasst uns ausschweifend leben, essen, trinken und fröhlich sein!“ Es gibt kein Bewusstsein einer Dringlichkeit, kein Bedürfnis nach Gott.
Ich glaube, dass der Herr gerade jetzt der ganzen Welt eine klare Botschaft gibt. Er hat die Macht, jederzeit jeden potenziellen Terroranschlag zu stoppen. Er bräuchte lediglich ein Wort sprechen, und Engel würden jede böse Macht zu Fall bringen. Stattdessen hat er beschlossen, internationale Katastrophen zu senden oder zuzulassen, und alle sind Zeichen dafür, dass wir uns in seiner Zeit zärtlichen Erbarmens befinden.
Wir haben gesehen, was Jesus tat, als er aus Jerusalem hinausging: „Und es folgte ihm eine große Menge nach, und er heilte sie alle“ (Matthäus 12,15). In diesem kurzen Vers sehen wir die Erfüllung der Prophetie Jesajas: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen“ (Jesaja 42,3).
Das Wort „geknickt“ hat mehrere Definitionen. Es bedeutet „verletzt, in Stücke gehauen, verletzte Gefühle haben, durch unerfüllte Erwartungen niedergeschlagen sein“. In meinem Geist spüre ich, dass viele aus dem Volk Gottes heute ein Wort über das zärtliche Erbarmen unseres Retters brauchen, weil sie selbst zu einem geknickten Rohr geworden sind.
Woche für Woche gehen aufrichtige, hingegebene Christen in die Gemeinde, um ihre Stimme und Hände in Anbetung zum Herrn zu erheben. Doch viele dieser Gläubigen sind schwer geknickt worden und sind dem Zeitpunkt des Abbrechens nahe gekommen. Das Feuer in ihren Herzen ist so stark heruntergebrannt, dass alles, was sie in ihrem Leben noch sehen können, ein winziges Bisschen Rauch ist.
Ein hingebungsvolles Ehepaar, das kürzlich vom Missionsfeld zurückkehrte, schrieb mir, wie geknickt es war. Jahre zuvor hatten sie alles verlassen, was sie besaßen, um sieben Jahre in Übersee zu verbringen und alles zu geben. Als sie zurückkehrten, kamen sie mit nichts nach Hause, nachdem sie ihre gesamte Existenzgrundlage in dem Land zurückgelassen hatten, für das sie berufen worden waren.
Jetzt, als sie begannen nach Arbeit zu suchen, war jede Tür vor ihnen verschlossen. Sowohl Mann als auch Frau waren gut ausgebildet, mit einem großartigen Angebot an Fähigkeiten. Wann immer sie Bewerbungen für eine Position einreichten, wanderten ihre ganz nach oben. Trotzdem wurden diese begabten Menschen überall abgewiesen und endeten als zweite oder dritte Wahl.
Schließlich bat ein christliches Unternehmen den Mann zu einem Vorstellungsgespräch für einen Job, für den er gut qualifiziert war. Die Firma verbrachte einen ganzen Tag damit, ihn zu umwerben, und sie alle versicherten ihm, dass es seine Position sein würde. Doch wieder ging der Job an jemand anderen.
Dieses Paar ist jetzt im Herzen und im Geist schwer geknickt. Es blieb ihnen nur noch, zu fragen: „Wir haben unser Leben treu auf dem Missionsfeld eingesetzt. In unserem Wandel ist nichts, das eine Auseinandersetzung mit Gott verursachen könnte. Wir haben gebetet und geglaubt. Also, warum sind wir jetzt an diesem Punkt?“
Wenn Sie ein biblisches Beispiel für jemanden sehen wollen, der in Leib und Geist tief geknickt war, dann betrachten Sie den Propheten Elia. Dieser Mann gelangte an einen absoluten Punkt des Abbrechens.
Elia kannte Gott und hörte seine Stimme, wie es nur wenige Menschen taten. Seine Gebete öffneten und verschlossen den Himmel. Er hatte solche geistliche Autorität, dass er furchtlos 400 götzendienerischen Baalspriestern entgegentrat und sie alle eigenhändig erschlug. Er war so voll vom Geist Gottes, dass er über eine Strecke von zwanzig Meilen schneller war als ein Streitwagen.
Doch nach all diesen Meisterleistungen erhielt Elia die Nachricht, dass die böse Königin Isebel ihm auf den Fersen war, um ihn zu töten. Furcht überkam den mächtigen Propheten, und als wir ihn das nächste Mal sehen, sitzt er erschöpft unter einem Ginsterstrauch, müde und entmutigt.
Gottes mächtiger Diener war geistig und physisch geknickt. Elia muss gedacht haben: „Warum geschieht mir dies? Gottes Hand ist in all diesen Jahren auf mir gewesen, und ich habe ihn ein Wunder nach dem anderen tun sehen. Aber jetzt sehe ich mich einer hoffnungslosen Situation gegenüber, und das versucht mich über mein menschliches Vermögen hinaus.“
Derselbe Mann, der zuvor den Mächten der Hölle entgegenstand und Gottes Feuer herabrief, schrie nun in seiner Erschöpfung: „Es ist genug! So nimm nun, Herr, mein Leben, denn ich bin nicht besser als meine Väter!“ (1. Könige 19,4). Elia brach zusammen und rief: „Herr, ich kann nicht mehr!“
Vielleicht sind Sie an diesem Ort des Geknicktseins, einem absoluten Punkt des Abbrechens. Sie haben als ein treuer Diener gelebt, sie haben eifrig gebetet und Sie kannten Gottes Stimme. Sie haben in der Vergangenheit Siege errungen und Sie lieben den Herrn innig. Aber nun sind Sie schwer geknickt, verletzt wie nie zuvor, und können sich nicht einmal mehr dahin bringen, zu beten.
Sie denken: „Ich habe Gott treu gesucht, ich habe über sein Wort nachgedacht, ich habe eifrig gebetet. Doch diese Prüfung ist aus dem Nichts gekommen, und meine Seele wurde mehr gebeugt, als bei allem, was ich jemals erlebt habe.“ Nun sind alle Ihre Tränen getrocknet. Sie sehen ausgelaugt aus und fühlen sich auch so, sind entmutigt, abgelehnt und allein. Wie Elia sind Sie entmutigt und verzweifelt unter einen Ginsterstrauch gebeugt und halten am bloßen Überleben fest.
Geliebte, dieser christliche Wandel ist Kriegsführung. Er bedeutet Kämpfe, Erschöpfung, Wunden, und einen grimmigen Feind, der darauf aus ist, Sie zu zerstören. Wenn Sie so niedergeschlagen und gebrochen sind, wie es Elia war, werden Sie matt und schläfrig. Und genau dann sind Sie besonders anfällig für verdammende Gedanken. Ihr zartes Gewissen sagt Ihnen:
„Du betest nicht mehr so wie früher. Du studierst Gottes Wort nicht genug. Du bist verdorrt und lauwarm geworden, dein Feuer geht aus und du bist einfach kein gutes Zeugnis mehr. Jetzt hast du Satan erlaubt, dich des Friedens zu berauben, den Gott dir gab. Du hast genau das nicht, was notwendig ist. Deine fleischliche Natur ist eben doch unveränderlich.“
Danach wird Gottes Wort Sie prüfen. Das ist genau das, was bei Joseph geschah: Uns wird erzählt, dass, bis die für ihn bestimmte Zeit gekommen war, das Wort des Herrn ihn prüfte. Und es geschah nun genauso bei Elia. Wenn wir gleichermaßen an unseren eigenen Ort des Geknicktseins kommen, unseren absoluten Punkt des Abbrechens, wird das auch mit uns geschehen. Unser Gewissen wird uns mit dem Wort schlagen, das wir in unseren Herzen verborgen haben.
Denken Sie darüber nach. In der ganzen Schrift lesen wir: „Seid nicht schwerfällig. Betet inbrünstig und ernsthaft, mit allem, was in euch ist, indem ihr ihn sucht, solange er zu finden ist. Übergebt euch dem Gebet und dem Wort. Kauft die Zeit aus. Hütet euch vor der Schwerfälligkeit der törichten Jungfrauen. Gott sagt, dass sein Volk ihn für zahllose Tage vergessen hat.“
Alle diese Abschnitte und Prinzipien bestürmen in der Zeit unseres Geknicktseins unseren Verstand. Und wir denken: „Ich habe meinen Herrn im Stich gelassen. Ich habe sein Wort nicht befolgt.“ Ihr wankender Glaube ist der Docht, der glimmt, und der Teufel ist darauf erpicht, ihn völlig auszulöschen.
Wie Elia sind Sie so ausgelaugt und entmutigt, dass alles, was Sie tun wollen, schlafen ist. Die Schrift sagt, dass es genau das war, was dieser gottesfürchtige Mann tat: „Er legte sich und schlief“ (1. Könige 19,5). Er konnte die Last einfach nicht mehr tragen.
Aber der Herr tadelte Elia deswegen nicht. Gott wusste, dass sein Diener an einen Punkt des Abbrechens gekommen war. Ich stelle mir vor, wie unser lieber Vater über ihn sagt: „Seht diesen treuen Mann an, geknickt und verletzt. Er ist am Ende, unfähig, seinen Schmerz irgendjemandem zu erklären. Ich habe ihm verheißen: ‚Ich werde das geknickte Rohr nicht zerbrechen.’“
Also, was geschah? „Der Engel des Herrn kam … und rührte (Elia) an und sprach: Steh auf und iss, denn der Weg ist sonst zu weit für dich!“ (19,7).
Hier ist ein unfassbares Wort für jedes geknickte Schilfrohr, das diese Botschaft liest. Es kommt nicht darauf an, wie geknickt Sie sind, wie niedergebeugt von Ihrer Flut der Prüfung. Gott hat Ihnen eine Verheißung gegeben: „Du wirst nicht zerbrochen werden. Ich werde deiner Flamme nicht erlauben, aus zu gehen. Dein Glaube wird nicht ausgelöscht werden.“
Lieber Heiliger, diese Botschaft ist vom Himmel für Sie. Sie werden von einem Wort berührt, das Ihnen zuruft: „Steh jetzt auf. Gott ist nicht sauer auf dich. Und er wird dich nicht untergehen lassen. Er weiß, dass diese Situation zu schwer ist, als dass du sie bewältigen könntest. Er wird dich mit übernatürlicher Kraft versorgen. Er wird dir geben, was du brauchst, um weiterzugehen.“
Über vierzig Tage und Nächte lang wurde Elia langsam wiederhergestellt. Tag für Tag trottete er weiter, mit gerade genug Kraft für jeden Tag. Schließlich kam die Zeit, in der der Herr sagte: „Was versteckst du dich hier in dieser Höhle, Elia? Ich kann dich nicht an diese Verzweiflung gewöhnen lassen und zusehen, wie sie dein Leben übernimmt. Ich habe dich mit meiner liebenden Geduld wiederhergestellt. Und nun werde ich dir Wegweisung geben.“
Erwarten Sie ein strenges, knochenhartes Wort mitten in Ihrem geknickten Zustand? Die Schrift sagt, dass während der Zeit Elias in seiner Höhle „ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach … vor dem Herrn her [ging] … der Herr aber war nicht in dem Wind“ (1. Könige 19,11). Gott war nicht in dieser Botschaft.
Erwarten Sie, dass Ihre Seele durch einen lauten Weckruf erschüttert wird? „Nach dem Wind kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht in dem Erdbeben“ (19,11). Erwarten Sie, ein glühendes Wort zu hören? „Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht in dem Feuer“ (19,12).
Gott kennt genau die Art von Wort, die Sie hören müssen, wenn Sie geknickt sind. Und es ist kein Wort des Gerichts, kein strenges Wort, keine rotglühende Predigt. Ich glaube, der Herr sagt uns in diesem Abschnitt: „Wenn du unter deinen Anfechtungen niedergebeugt bist, werde ich dich nicht rücksichtslos behandeln.“ Nein, Elia musste eine weiche, freundliche Stimme hören: „Nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Säuselns“ (19,12). Einige Handschriften übersetzen diese Formulierung als „ein leises Wehen“, was „eine sanfte, erfrischende Brise“ bedeutet.
Dieselbe leise, ruhige, sanfte Stimme kommt heute aus dem Herzen des Vaters zu uns. Und ihre Botschaft ist dieselbe: „Das Ende [Ergebnis] <des> Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“ (Jakobus 5,11; Elberfelder Bibel 2006).
„Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht immerzu rechten und nicht ewig zornig bleiben. Er hat nicht mit uns gehandelt nach unseren Sünden und uns nicht vergolten nach unseren Missetaten. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten … Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, welche ihn fürchten“ (Psalm 103,8-11.13).
Hier ist Ihr Wort der Erlösung: Steh auf und vertraue! Jetzt ist die Zeit für dich gekommen, zu glauben, dass Jesus in deinem Sturm bei dir ist. Er wird dir die Kraft geben, ihn zu ertragen.
Glauben Sie nicht der Lüge, dass Sie zermalmt werden. Der Teufel wird nicht die Oberhand gewinnen. Der Herr hat gesagt: „Egal, wie geknickt du dich fühlst, ich werde nicht erlauben, dass du zerbrochen wirst. Ich werde das Feuer nicht aus gehen lassen. Mein Geist wird in die Glut blasen, und deine Flamme wird wieder zurückkommen.“
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Schlachterübersetzung 2000. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.