Erweisung des Geistes und der Kraft

David Wilkerson

Als ich Pauls Brief lieste für die Kirche von Korinth, ich hielte darüber an und dachte darüber nach: “Mein Wort und meine Predigt war nicht in vernünftigen Reden menschlicher Weisheit, sondern in Beweisung des Geistes und der Kraft” (1. Korinther 2,4).

Als junger Pastor bat ich den Herrn um klare Manifestationen seines Geistes. Ich betete: „O Gott, erfülle mich mit der Kraft deines Geistes und gib mir eine Botschaft, die das Herz überführt. Erweise deine Kraft. Erschüttere das ganze Haus, wie du es an Pfingsten getan hast, damit Menschen zum Altar strömen und in Ehrfurcht vor dir niederknien.“

Doch als ich Paulus‘ Brief an die Korinther las, fand ich nichts von solchen Erfahrungen. Da war keiner, der „unter der Kraft des Geistes zu Boden fiel“, und auch von bebenden Häusern war nicht die Rede. Stattdessen sehen wir, wie Paulus über alltägliche Dinge predigte: fleischliche Gesinnung, Streit, Ehe, Scheidung, angemessene Kleidung, Geben, Versorgung von Witwen, die rechte Ordnung in den Versammlungen der Gemeinde, und so weiter.

Paulus selbst bekennt, dass er kein charismatischer Prediger war. Seine Stimme war nicht überzeugend und er gestand, dass er beim Predigen zitterte: „Ich war bei euch in Schwachheit und mit Furcht und in vielem Zittern“ (1. Korinther 2,3). Wo war also die Erweisung des Geistes und der Kraft in Paulus‘ Leben?“

Paulus erklärte im Grunde: „Mein Leben ist ein Erweis dessen, was der Herr tun kann. Er kann einen Menschen ohne Charisma, ohne überzeugende Stimme und sogar den übelsten Sünder nehmen und etwas Mächtiges durch ihn tun.“ Das war kein Ausdruck von Stolz. Paulus wusste einfach, wer er in Christus war. Er wusste, dass seine Kämpfe und Schwierigkeiten nicht vorüber waren; aber er wusste auch, dass sein Leben ein Bild für das war, was Gott mit jedem Menschen tun kann, der ihm hingegeben ist.

Er erklärte: „Ich kam nicht mit einer Strategie oder mit menschlichen Methoden zu euch. Ich kam zu euch mit dem Sinn Gottes und predigte euch eine einfache, direkte Botschaft, die euch direkt ins Herz ging. Wenn ich über Ehe lehrte, bewegte es euch. Wenn ich über das Geben sprach, wurde euer Herz berührt, weil ihr wusstet, dass meine Worte vom Herrn kamen.“

Schauen Sie sich in der Gesellschaft um. Menschen sind sündenkrank, gestresst, verzweifelt, und viele haben ihr absolutes Limit erreicht und suchen verzweifelt nach Antworten. Sie wollen keine philosophischen Argumente und nicht noch einen Rat aus irgendeinem Selbsthilfe-Buch hören. Das Einzige, was diese Welt berühren wird, ist, wenn sie mit eigenen Augen ein Leben sieht, das die Kraft des Heiligen Geistes beweist.

Paul sagt uns: „Wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als Menschen“ (1. Korinther 4,9).

Das griechische Wort für „Schauspiel“ in diesem Vers bedeutet „Theater“. In der Übertragung bedeutet dies: „Gott wird dein Leben zu einem Theaterstück machen. Er hat dich auf eine Bühne gestellt und das Publikum ist die ganze Welt.“ Und die Rolle, die er uns auf den Leib geschrieben hat, ist: „Wir sind Narren um Christi willen“ (Vers 10). Wer außer einem Narren würde schließlich in den Augen der Welt den schwierigen Weg wählen, den Paulus hier aufzeigt? Denn im vorherigen Vers erklärt Paulus: „Mir scheint, dass Gott uns, die Apostel, als die Letzten hingestellt hat, wie zum Tod bestimmt“ (Vers 9).

Paulus spricht von großen Anfechtungen, Bedrängnissen, Verfolgung und sogar Tod – Nöte, die einige auserwählte Nachfolger Christi ertragen, weil sie dazu berufen sind. Er sagt: „Ihr habt mein Zeugnis gehört. Ihr wisst, dass ich Gebrechen, Bedrängnisse, Verfolgungen ertragen habe. Ich wurde der ganzen Welt zu einem Schauspiel, Engel, Mächte und Fürsten eingeschlossen. Alle Augen beobachten mich, um den Kampf und seinen Ausgang zu sehen. Nun beruft Gott andere Gläubige zu demselben Dienst.“

Alle, die Gott angehören, werden eine gewisse Verfolgung um des Herrn willen erleiden. Aber einige sind wie Paulus berufen, viele Leiden und Krankheiten für die Sache Christi zu erdulden – auf die „Bühne“ zu gehen, um enorme Kämpfe und Nöte durchzumachen. „In allem waren wir bedrängt; von außen Kämpfe, von innen Ängste“ (2. Korinther 7,5).

Manche Christen sind mit einer quälenden Krise nach der anderen konfrontiert. Denken Sie an Hiob, der  von seinen Freunden wegen seiner Leiden verachtet wurde. Sie sagten zu ihm: „Es ist doch klar, dass du Gottes Zorn erregt hast. Offensichtlich gibt es verborgene Sünde in deinem Leben.“ Gott scheut sich nicht, seine Diener vor der Hölle, vor Engeln und vor der ganzen Welt ins Rampenlicht zu stellen, weil er ihnen vertraut. Sie haben geduldig ihre Anfechtungen im Verborgenen ertragen und in allen Feuern, Fluten und Stürmen am Glauben festgehalten.

Auch heute zieht Satan gegen solche Heiligen ins Feld, wie er es bei Hiob machte, und sagt zu Gott: „Nimm die schützende Mauer weg und lass mich sie angreifen. Dann werden sie aufgeben.“ Oft nimmt Gott für eine gewisse Zeit seine schützende Mauer weg, und seine Engel sehen erstaunt, welches Schauspiel sich vor ihnen abspielt. Feurige Pfeile werden abgeschossen, schreckliche Lügen, gefolgt von übermächtigen Versuchungen, schweren Anklagen, körperlichen Gebrechen. Zweifel stellen sich ein, und Gottes Kind steht im Begriff aufzugeben.

Dann, ganz plötzlich, ist das Spektakel vorüber. Nun tritt der kampferprobte Diener mitten auf die Bühne, wo alle Blicke auf ihn fallen, und ruft: „Auch wenn er mich tötet, ich vertraue meinem Gott. Was immer auch geschehen mag, ob ich lebe oder sterbe, ich gehöre dem Herrn.“

Uns wurde ein Skript für unsere Rolle in dem Schauspiel gegeben.

Für alle, die wir auf der Bühne stehen, beschreibt Paulus unsere Rolle: „Alle anderen auf der Bühne werden stark sein, aber ihr werdet die Schwachen sein. Alle anderen werden geehrt werden, euch aber wird man verachten. Ihr werdet Hunger, Durst und Blöße erleiden und man wird euch herumstoßen und ins Gesicht schlagen. Und doch werdet ihr andere segnen, während sie euch übel mitspielen. Ihr werdet Verfolgung ertragen und verleumdet werden. Ihr werdet als Abschaum der Welt gelten, als der letzte Müll und Schutt“ (siehe 1. Korinther 4,10-13).

Viele Gläubige haben das Skript gelesen, das in der Bibel aufgezeichnet ist, und sehnen sich danach, diese wirkliche Demonstration der Kraft des Heiligen Geistes zu erfahren. Deshalb beziehen sie Stellung wie Paulus und sagen: „Ich habe genug von der Lethargie. Ich werde den ganzen Weg gehen, um in die Fülle der Kraft Christi zu gelangen, der in mir ist.“

Das ist der Moment, in dem der Vorhang aufgeht. Sie stehen auf der Bühne, und plötzlich ist Ihr Leben ein Schauspiel für alle. Wie reagieren Sie, wenn die harten Erfahrungen, die Paulus beschreibt, in Ihrer Rolle auftauchen? Wird in Ihnen die Liebe Christi sichtbar, während Sie Bedrängnisse, Feindseligkeiten und Anfechtungen durchmachen? Oder wenden Sie sich besorgt und ängstlich ab?

Paulus versicherte den Korinthern: „Ich schreibe das nicht, um euch zu ängstigen“ (siehe 1. Korinther 4,14). Der Apostel wusste, dass der Heilige Geist uns zur Seite steht, sobald wir die Bühne betreten, und uns nicht verlassen wird, sondern mit einer Kraft auf uns kommt, wie wir sie nie gekannt haben. In unserer Rolle der Schwachheit gibt der Herr uns Stärke, und mit Gottes Hand auf uns und mit der Gegenwart Christi in uns sind wir fähig, auszuharren, bis wir den vor uns liegenden Preis erlangen.

Natürlich gibt es auch Christen, die das Skript gelesen und verworfen haben. Sie haben der Bühne den Rücken gekehrt und sagen: „Das ist nicht die Rolle, die ich wollte.“ Solche Christen suchen ein bequemes Leben. Und wenn Sie „sorglos in Zion“ leben (Amos 6,1), dann brauchen Sie die Kraft des Heiligen Geistes nicht. Deshalb gähnt die Welt über jeden Christen, der in solcher Bequemlichkeit lebt. Die Menschen der Welt hören nicht auf leere Worte, denen es an geistlicher Autorität fehlt. Es ist, wie Paulus sagte: „Denn das Reich Gottes besteht nicht im Wort, sondern in Kraft“ (1. Korinther 4,20).

Befinden Sie jetzt auf der Bühne, wo Ihr Leben ein großes Schauspiel ist? Werden Ihre Schwächen sichtbar? Werden Sie umhergestoßen? Ist Ihnen manchmal danach zumute, von der Bühne abzutreten und zu sagen: „Ich halte das nicht mehr aus. Ich würde am liebsten aufgeben“? Selbst David ging es in seinem Leben so und er rief: „Ich wünschte, ich hätte Flügel wie ein Vogel und könnte wegfliegen und Ruhe finden“ (siehe Psalm 55,7).

In solchen Zeiten macht Gott Sie zu einer Demonstration seines Heiligen Geistes und seiner Kraft. Ihr Leben wird beobachtet – von Ihrer Familie, von Ihren Nachbarn, von den Menschen an Ihrem Arbeitsplatz – und sie alle fragen sich: „Wie wird es ausgehen? Wird er/sie es schaffen?“ „Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf“ (Hebräer 12,1).

Und die beste Ermutigung in alledem ist, dass wir den Regisseur dieses Schauspiels kennen: „...indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Vers 2a). Er hat uns durch sein eigenes dramatisches Beispiel auf der Weltbühne gelehrt, wie wir unsere Rolle spielen können: „...der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes“ (Vers 2b).

Christus weiß, dass unsere Rolle in diesem Spektakel nicht leicht ist. Aber er ist uns auf diesem Weg vorausgegangen, und wir sollen auf sein Beispiel schauen, um ermutigt zu werden: „Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet und in euren Seelen ermattet“ (Vers 3).

Liebe Heilige, jedesmal, wenn Sie Ihre Bibel aufschlagen, halten Sie das Skript in Händen, das Gott für Ihr Leben geschrieben hat. Und er sorgt für die dringend nötigen Auszeiten in diesem Drama – hinter dem Vorhang und hinter den Kulissen, wenn Sie im Gebet mit dem Regisseur allein sind. In diesen Zeiten legt er seinen Arm um Sie und flüstert Ihnen zu: „Du machst deine Sache gut.“

Dies mag Sie überraschen. Vielleicht denken Sie: „Was soll das heißen: ‚gut‘? Ich würde am liebsten aufgeben!“ Aber der Regisseur versichert Ihnen: „Du hast noch nicht das ganze Skript gelesen, wie ich es dir gesagt hatte. Da steht alles drin. Gerade jetzt, mitten in deinem Leid, tue ich ein großes Werk in dir. Ich mache dich zu einer Demonstration meines Heiligen Geistes und meiner Kraft. Ja, es wird schwierig sein, und es wird weitere Anfechtungen geben. Aber du wirst es schaffen.

Geh nun zurück auf die Bühne, und ich werde dir Leben einhauchen. Ich bin immer bei dir. Und wenn der letzte Vorhang fällt – wenn alles vorüber ist –, wirst du zu einem großen Fest in mein Haus kommen. Auf alle, die seit dem ersten Moment – vom Kreuz angefangen durch die Jahrhunderte der Geschichte – in diesem Schauspiel waren, wartet ein Fest.“

Geliebte, deshalb harren wir aus: für die unbeschreibliche Freude, die vor uns liegt!

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