Gott an sein eigenes Wort binden
Der Herr herrscht in Majestät und Macht über die ganze Schöpfung. Seine Gesetze regieren das gesamte Universum – die ganze Natur, jede Nation und sämtliche Angelegenheiten der Menschen. Er herrscht über die Meere, die Planeten, die Himmelskörper und alle ihre Bewegungen. Die Bibel sagt uns:
„Durch seine Macht herrscht er auf ewig; seine Augen beobachten die Nationen“ (Psalm 66,7). „Der HERR ist König! Er hat sich bekleidet mit Hoheit! Der HERR hat sich bekleidet, mit Stärke … Dein Thron steht fest von alters her, von Ewigkeit her bist du … Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig“ (93,1-2.5).
Diese Psalmen wurden von David geschrieben, der in diesen Versen im Wesentlichen bezeugt: „Herr, deine Zeugnisse – deine Gesetze, Bestimmungen und Worte – sind unwiderruflich. Sie sind äußerst zuverlässig.“ Der Verfasser des Hebräerbriefs wiederholt dies, indem er erklärt, dass Gottes Lebendiges Wort ewig und unveränderlich ist: derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“ (Hebräer 13,8).
Denken Sie darüber nach: Da wirken im Universum Gesetze, die steuern, wie die Dinge funktionieren, ohne Ausnahme. Betrachten Sie die Gesetze, die die Bewegungen von Sonne, Mond, Sternen und Erde regeln. Diese Himmelskörper wurden alle an ihren Ort gesetzt, als Gott ein Wort sprach, und seit diesem Moment werden sie von Gesetzen gesteuert, die Gott ebenfalls ins Dasein gesprochen hat.
Uns wird durch das ganze neue Testament hindurch gesagt, dass dieser große Gott unser Vater ist und dass er Erbarmen mit seinen Kindern hat. Der Hebräerbrief sagt, dass der Herr von den Gefühlen unserer Schwachheiten berührt wird, und dass er jeden Schrei hört und jede Träne sammelt. Doch uns wird auch gesagt, dass er der gerechte König ist, der nach seinem Gesetz urteilt. Und sein Wort ist seine Verfassung, die alle seine Rechtsbestimmungen enthält, nach denen er gerecht regiert. Alles, was existiert, wird nach seinem unwandelbaren Wort beurteilt.
Einfach ausgedrückt, wir können die Bibel in die Hand nehmen und wissen: „Dieses Buch sagt mir, wer Gott ist. Es beschreibt seine Eigenschaften, seine Natur, seine Verheißungen und Urteile. Es ist sein Regelwerk des Gesetzes, aus seinem eigenen Mund, nach dem er herrscht und regiert. Und es ist ein Wort, an das er sich selbst gebunden hat.
Jeder irdische Richter schwört, über einen ihm vorliegenden Fall nach dem geltenden Gesetz zu beschließen. Er darf sich nicht auf eigene Gefühle oder Urteile verlassen, sondern muss Entscheidungen fällen, die von der Verfassung des Landes bestimmt werden.
Ebenso regelt und richtet Gott alles vor ihm gemäß dem ewigen Gesetz – das ist sein eigenes geltendes Wort. Wenn der Herr eine Entscheidung trifft, spricht er durch sein lebendiges Wort, ein Wort, an das er sich selbst gebunden hat.
Wir wissen, dass unser Vater auch König und Richter ist und uns uneingeschränkten Zugang zu seinem Gerichtshof gegeben hat. Und er hat uns eingeladen, in seine Nähe zu kommen, was wir durch das Gebet tun sollen. Es gibt viele Definitionen für das Gebet, und viele Bücher und Leitfäden darüber, wie man beten soll, aber im einfachsten Sinn bedeutet Gebet, in Gottes Gegenwart zu kommen, wo er ist.
Kurz: Durch Gebet gehen wir zu Gottes Gnadenthron, auf dem er sitzt. Und dort, in seiner Gegenwart, sollen wir ihm unsere Bitten bekannt machen. Paulus drängt uns: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen [Anträge] vor Gott kundwerden!“ (Philipper 4,6).
Oft höre ich Christen sagen: „Ich bitte Gott wirklich nicht um viel. Ich bete nur für seinen Willen in meinem Leben, dass sein Plan auf der Erde zustande kommt. Ich bitte ihn nicht um etwas, was er mir geben kann. Ich suche ihn nur um seiner selbst willen, nicht wegen seiner Gaben.“
Dasselbe habe auch ich manchmal gesagt, weil ich dachte, dass eine solche Haltung heilig sei, aber in Wahrheit ist sie das nicht. Denken Sie daran: Der allwissende, allmächtige Gott der Schöpfung hat uns seine persönliche Einladung gegeben, „kühn zu seinem Thron zu kommen“. Und sobald wir dort sind, lädt er uns ein, von ihm zu verlangen, Bitten an ihn zu richten, ihm unsere Bedürfnisse kund zu tun. Betrachten Sie diese Verse:
„Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe!“ (Hebräer 4,16). „In ihm haben wir Freimütigkeit und Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn“ (Epheser 3,12). Diese Verse sprechen davon, dass wir kühn mit unseren dringenden Anliegen zu Gott kommen, was ihm gefällt.
Missverstehen Sie nicht: Ich genieße meine Gebetsspaziergänge mit dem Herrn, bei denen ich einfach anbete. Dies sind stille Zeiten, in denen ich mit ihm allein sein kann und der Heilige Geist in mir seufzt und stöhnt. In solchen Zeiten bin ich fähig, aus meinem innersten Sein mit dem Vater Gemeinschaft zu haben.
Doch es kommt eine Zeit, in der unsere Lebensumstände so kritisch werden, dass eine andere Art von Gebet notwendig ist. Wenn Situationen uns überwältigen – wenn es unmöglich scheint, unseren Nöten zu begegnen, wenn Entmutigung uns niederdrückt, wenn Krankheit, finanzielle Schwierigkeiten, Ängste oder Familienprobleme auf uns lasten – müssen wir kühn zum Vater kommen.
In solchen Zeiten werden unsere Bedürfnisse nicht durch blutleeres, halbherziges Gebet gestillt, das nach einem Tag oder nach zweien aufgibt. In solchen Zeiten ermahnt uns Gottes wahres, unwandelbares Wort: „Kommt zum Thron des Vaters und tut es freimütig. Die Tür steht euch offen. Kommt mit der Zuversicht, dass er sein Wort halten wird.“
Wenn Gott uns auffordert, freimütig, mit Zuversicht, zu seinem Thron zu kommen, ist das kein Vorschlag. Es ist Vorzugsbehandlung und das muss beherzigt werden. Also, woher nehmen wir diese Freimütigkeit, diesen Zutritt-mit-Zuversicht, zum Gebet?
„Das wirksame, inbrünstige Gebet eines Gerechten nützt viel“ (Jakobus 5,16; a. d. englischen King James Version). Die Wurzel des griechischen Stammwortes für „wirksam“ bedeutet „eine feste Position“. Es lässt auf eine unwandelbare, unerschütterliche Haltung schließen. Ebenso spricht „Inbrunst“ von einer Kühnheit, die auf soliden Aussagen, absoluten Beweisen beruht, die Ihren Antrag belegen. Zusammen bedeuten diese beiden Worte – „wirksam, inbrünstig“ –, mit der vollen Überzeugung in Gottes Gerichtssaal zu kommen, dass Sie einen gut vorbereiteten Fall haben. Das ist jenseits von Gefühlen, Lautstärke und aufgepumptem Enthusiasmus.
Ein solches Gebet kann nur von einem Diener kommen, der in Gottes Wort forscht und völlig überzeugt ist, dass der Herr daran gebunden ist, es zu würdigen. In der Tat ist es ganz wichtig, dass keiner von uns in Gottes Gegenwart kommt, ohne sein Wort mitzubringen. Der Herr möchte, dass wir seine Verheißungen bringen, ihn daran erinnern, ihn an sie binden – und uns auf sie stellen.
Wir sehen das in Apostelgeschichte 10 veranschaulicht, als Petrus eine Vision gegeben wurde. Gott sagte dem Apostel: „Einige Männer werden an deine Tür kommen und sie werden dich bitten, mit ihnen zu gehen. Ich habe diese Männer gesandt, Petrus, also möchte ich, dass du mit ihnen gehst und an nichts zweifelst.“
Was sagt uns dieser Abschnitt? Er sagt, dass, wenn Gott etwas für wahr erklärt hat, wir es glauben und dabei bleiben sollen, ohne unser Fleisch zurate zu ziehen. Wir können die Zuverlässigkeit des Wortes Gottes nicht einfach durch Untersuchen unserer Situation oder unseres Würdigseins messen. Wenn wir das tun, werden wir dabei enden, dass wir unwürdig sind. Und wir werden uns selbst ausreden, sein Wort zu beanspruchen und es uns anzueignen.
Vielmehr wurde uns eine Hilfe gegeben, um uns dem Gnadenthron Gottes zu nahen. Die Bibel sagt, dass wir Bittsteller vor seinem Thron sind und dass Christus als unser Fürsprecher oder Anwalt dort ist. Durch sein am Kreuz vergossenes Blut hat Jesus uns die Tür zum Thron des Vaters geöffnet. Es kommt durch ihn, dass wir Zugang haben, um unsere Anliegen persönlich vor Gott zu bringen.
Wir haben auch den Heiligen Geist, der uns im Gerichtssaal des Vaters zur Seite steht. Der Heilige Geist ist unser „Paraklet“, einer, der als unser Berater dient. Er steht uns bei, um uns an die ewigen Urteile und die göttliche Verfassung zu erinnern, die Gottes Wort ausmachen.
Und so haben wir diese unfassbaren Verheißungen – von einem Anwalt und einem Berater, die uns zur Seite stehen–, um uns Freimut und Zuversicht dafür zu geben, vor Gottes Thron zu treten.
Wenn Sie diese Wahrheit ergreifen können, wird sie für immer Ihre Art, zu beten, verändern.
Ein Präzedenzfall ist ein „vorausgegangener Fall“, der als Modell für nachfolgende Fälle dient. Und ein „bindender Präzedenzfall“ ist eine juristische Entscheidung, die in der Vergangenheit gefällt wurde, die zur maßgebenden Regel für zukünftige Fälle wird. Für Richter bedeutet das, bei einer Entscheidung zu bleiben, die bereits getroffenen wurde.
Gute Rechtsanwälte stützen sich bei ihren Fällen regelmäßig auf „bindende Präzedenzfälle“, weil sie wissen, dass ein Präzedenzfall bei Gericht gelten wird. Also forschen sie in ihren Gesetzesbüchern nach günstigen Fällen aus der Vergangenheit, die ihre Argumentation vor Gericht verstärken können. Sie suchen auch ausgebildete Rechtsberater auf, die auf Präzedenzentscheidungen hinweisen, die mit ihrem eigenen Fall zu tun haben.
Überall in der Bibel finden wir Männer und Frauen, die nach solchen „bindenden Präzedenzfällen“ suchen. Sie kommen in die Gegenwart des Herrn, um eine Bitte vorzubringen, und sie binden ihn an sein Wort. Diese kühnen Heiligen tauchen nicht einfach unvorbereitet auf. Sie kommen, eine Art „geistliche Aktentasche“ tragend, beladen mit Präzedenzfällen, wie Gott in der Vergangenheit die Gebete seines Volkes erhört hat. Sie erinnern ihn an alle seine Verheißungen, die er gemacht hat, und weisen Fall für Fall darauf hin, wie er bei denjenigen mit ähnlichen Nöten sein Wort erfüllt hat.
Ich frage Sie: Wie erlangt jemand die Zuversicht, kühn in Gottes Gegenwart zu treten und eine solche Bitte vorzutragen? Er tut es durch Vorbereiten, indem er zu Gottes Wort geht, um Präzedenzfälle zu finden. Ein solcher Diener betritt Gottes Thronsaal nicht unbekümmert, sondern mit einer lückenlosen Vorgeschichte, bei der Beispiel auf Beispiel folgt, in denen der Herr sich selbst an sein Wort band.
Nun lassen Sie mich Sie fragen: Wer kennt Gottes Urteile und unabänderliche Gesetze besser als der Heilige Geist? Es ist der Heilige Geist, der jeden von uns in Gottes Wort führt, uns das Handeln des Herrn in der Geschichte zeigt, und uns mit Fallbeispielen vorbereitet, die unsere Zuversicht stärken. So gewinnen wir in der Tat Freimut zum Gebet: indem wir Gottes Verheißungen und Barmherzigkeit aus der Vergangenheit kennen und uns darauf stellen, und sie in unserem gegenwärtigen Fall in Anspruch nehmen.
1. Denken Sie an das Beispiel von Mose
Ich nehme Sie mit zu 2. Mose 32, als Gott Mose sagte, dass er die Israeliten wegen ihrer schamlosen Anbetung des goldenen Kalbs verzehren würde. Mose reagierte, indem er sofort fastete, auf sein Angesicht fiel und wegen seines Falls flehte. Aber es gab noch mehr, das er tun konnte. Er würde Gott an die Verheißungen binden, die er Abraham, Isaak und Jakob gegeben hatte.
Mose stellte sich auf Versprechen, die Gott Jahre zuvor gegeben hatte – Bundesverheißungen, unverbrüchliche Versprechen, zu segnen, zu schützen und Israels Gebete zu beantworten „für euch, eure Kinder und die Kinder eurer Kinder“. Jetzt erinnerte Mose ihn: „Warte eine Minute, Herr, du hast Israel eine Verheißung gegeben. Du hast gesagt, dass diese Menschen dein Same sind und dass dein Same ewig bleiben würde. Wenn du Israel verzehrst, handelst du gegen dein eigenes Wort.“
Gott erwiderte Mose: „Lass mich. Ich werde eine neue Generation für dich aufbauen.“ Aber Mose berief sich auf Gottes Präzedenz-Versprechen: „Nein, Herr, das ist dein eigenes Wort, das du deinem Volk verkündet hast. Das ist es, was du versprochen hast.“ An diesem Punkt „gereute den HERRN das Unheil, von dem er gesagt hatte, er werde es seinem Volk antun“ (2. Mose 32,14). Mose hatte fest auf einem „bindenden Präzedenzfall“ beharrt, und Gott würdigte ihn.
2. Denken Sie an das Beispiel von König Joschafat
Als Joschafat über Juda herrschte, sah er sich der Invasion einer starken Armee gegenüber. Die Nation zitterte hilflos vor dieser gewaltigen Streitmacht. Also richtete Joschafat „sein Angesicht darauf, den HERRN zu suchen. Und er rief ein Fasten aus in ganz Juda“ (2. Chronik 20,3). Das Volk betete, fastete, tat Fürbitte und Buße – doch es gab noch mehr, das zu tun war. Der König erinnerte sich an Gottes „Präzedenz-Barmherzigkeit “ und trug sie dem Herrn vor:
„HERR, Gott unserer Väter, bist du es nicht, der da Gott im Himmel ist, und <bist nicht> du Herrscher über alle Königreiche der Nationen? Und in deiner Hand ist Kraft und Macht; und niemand kann gegen dich bestehen“ (2. Chronik 20,6). Joschafat band Gott an seine Barmherzigkeit in der Vergangenheit: „Hast du, unser Gott, nicht die Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben und es den Nachkommen Abrahams, deines Freundes, gegeben für ewig?“(20, 7).
Joschafat erinnerte nun Gott: „Herr, wir sind diese Nachkommen! Du hast deinem Volk ein ewiges Wort gegeben, und jetzt bringe ich es vor dich. Die Verheißungen, die du Abraham und unseren Vätern gegeben hast, binden dich immer noch daran, sie an uns, den verheißenen Nachkommen, zu erfüllen.“ Natürlich antwortete Gott Joschafat, und Judas Feind wurde besiegt. Gott war an sein eigenes Wort gebunden.
3. Denken Sie an das Beispiel von König David
David hätte in jedem Gerichtshof einen fähigen Anwalt abgegeben. Regelmäßig kam er mit Anträgen vor Gottes Thron und band den Herrn an sein Wort, mit Präzedenzfällen der Barmherzigkeit, die er erwiesen hatte. David schrieb zum Beispiel:
„Gott, mit unseren Ohren haben wir gehört, unsere Väter haben uns erzählt die Großtat, die du gewirkt hast in ihren Tagen, in den Tagen der Vorzeit. Du, du hast mit deiner Hand Nationen ausgetrieben, aber sie hast du eingepflanzt“ (Psalm 44,2-3). David argumentierte: „Diese Rettung in der Vergangenheit wurde nicht durch Israels Stärke erreicht. Du brachtest es zustande, Herr, durch deine mächtige Hand. Es wurde durch dein Wort vollbracht, weil du deinem Volk Gunst gabst.“
Die Überlieferung zeigte klar, was Gott in ähnlichen Fällen für sein Volk getan hatte, in ihren Zeiten furchtbarer Not. Also brachte David seinen Antrag mit Zuversicht vor, die auf diese vergangenen Gnadenerweise basierte. Freimütig sagte er: „Herr, so hast du damals entschieden. Nun bitte ich dich, wieder deine Befreiung für uns zu anzuordnen. Tue es für uns heute, Gott! Es ist an der Zeit, dass dein Volk über seine Feinde siegt.“
Psalm 74 fasst jedes dieser Beispiele zusammen und lehrt uns heute: „Schaue hin auf den Bund! … Stehe auf, Gott, führe deinen Rechtsstreit! ... Vergiss nicht die Stimme deiner Widersacher“ (74,20-23).
Das Beispiel in Nehemia 9 zu lesen, ist, als würde man die Seiten des göttlichen Gesetzbuchs aufschlagen und lesen: „Der Fall des Nehemia und der Ältesten Israels“. Sogar das Datum wird uns genannt – der vierundzwanzigste Tag des Monats Tischri – und nach der Geschichtswissenschaft geschah dies um 445 vor Christus.
Zu Beginn der Szene ist Israel versammelt, um zu fasten, zu beten und seine Sünden zu bekennen. Die Nation war in Schwierigkeiten und brauchte dringend Gottes Barmherzigkeit, Schutz und Vergebung. Also führten die priesterlichen Leviten das Volk im Gebet und „schrien mit lauter Stimme um Hilfe zu dem HERRN, ihrem Gott“(Nehemia 9,4). Das war keine unbekümmerte Versammlung mit ziellosem, unkonzentriertem Gebet. Diese gottesfürchtigen, bereuenden Leviten hatten mehr als einen Tag lang gefastet und gebetet. Doch wieder gab es da mehr zu tun als Beten und Fasten. Sie mussten Gott an sein Wort binden, indem sie sein vergangenes Handeln an Israel vorbrachten. Sie plädierten für ihren Präzedenzfall folgendermaßen:
„Herr, du hörtest die Schreie unserer Väter in Ägypten. Du öffnetest das Rote Meer für sie und führtest sie sicher hindurch. Dann führtest du sie wundersam durch die Wüste, mit einer Wolke am Tag und mit einer Feuersäule nachts. Du speistest sie mit Brot vom Himmel und gabst ihnen Wasser aus einem Felsen. In der Tat hattest du mit unseren Vorfahren großes Erbarmen. Aber sie handelten stolz, verhärteten sich und waren deinem Wort ungehorsam. Doch du bist ein Gott, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und von großer Freundlichkeit und du verließt sie nicht“ (siehe Nehemia 9,9-17).
Dann begannen die Leviten mit einer langen Litanei der Sündhaftigkeit Israels und der Barmherzigkeit, die Gott ihnen bei jedem Fall erwiesen hatte:
„Unsere Vorfahren machten ein goldenes Kalb und beteten es an. Doch in deiner großen Barmherzigkeit hast du sie nicht verlassen. Stattdessen hast du ihnen vergeben und deinen Geist gesandt, um sie zu leiten. Du hast sie erhalten, und sie aßen, wurden satt und wurden fett. Aber sie wurden noch einmal rückfällig. Sie töteten die Propheten, die du ihnen sandtest, um das Volk zu dir zurückzubringen. Schließlich musstest du sie in die Hand ihrer Feinde ausliefern, wo sie ein beunruhigtes Volk wurden.
Noch einmal flehten sie um Gnade. Und nach deiner mannigfaltigen Barmherzigkeit befreitest und rettetest du sie noch einmal. Doch nachdem du ihnen Ruhe gabst, taten sie wieder Böses. Wieder litten Sie und schrien zu dir – und wieder erhörtest du ihren Schrei. Von Mal zu Mal befreitest du sie nach deiner Barmherzigkeit. Trotz all ihres Versagens, all ihrer andauernden Rückfälle, hörtest du jeden Schrei ihres Herzens. Und nie hast du ihnen deine Gnade vorenthalten.“
Als die Leviten diese längere Aufzählung von „Präzedenz-Handlungen“ durch Gott beendet hatten, beteten sie freimütig: „Und nun, unser Gott, du großer, starker und furchtbarer ... der den Bund und die Gnade bewahrt, lass nicht gering vor dir sein all die Mühsal, die uns getroffen hat ... Denn ein gnädiger und barmherziger Gott bist du!“ (Nehemia 9,32.31). Die Leviten banden Gott an sein Wort. Sie waren zuversichtlich darin, ihn um Barmherzigkeit zu bitten, weil sie eine historische Kenntnis seiner Vergebung und Barmherzigkeit hatten: „Du hörtest vom Himmel her und rettetest sie nach deinen Erbarmungen viele Male“ (9, 28).
Ein Pastor bekannte mir kürzlich: „Bruder David, ich bin tief in Sünde gefallen. Ich sehe nicht, wie ich je zurückkommen kann. Ich habe gegen so großes Licht gesündigt. Wie könnte mir Gott jemals barmherzig sein?“
Die Bibel sagt uns, dass der Herr die Person nicht ansieht. Und weil er keine Bevorzugung kennt – weil sich seine Verheißungen von Generation zu Generation niemals ändern –, können wir ihn bitten, uns dieselbe Barmherzigkeit zu erweisen, die er seinem Volk in der Geschichte erwiesen hat. Ein guter Präzedenzfall war Gottes Barmherzigkeit gegenüber Manasse, der schlimmer gesündigt hatte als jeder König vor ihm, der aber Buße tat und wiederhergestellt wurde.
Die Barmherzigkeit des Herrn lässt niemals nach und seine Präzedenz-Beispiele der Barmherzigkeit in der Vergangenheit statten jeden von uns mit zuversichtlicher Gewissheit aus, um unsere Anliegen vor ihn zu bringen. Also, lieber Heiliger: Wenn Sie befürchten, zu oft gegen die Gnade des Herrn gesündigt zu haben ... wenn Sie denken, dass Sie eine Linie überschritten haben und Gott Sie aufgegeben hat ... wenn Sie entmutigt sind, niedergeschlagen durch Versagen oder nicht-Christus-ähnlichem Verhalten ... wenn Sie sich fragen, ob Gott Sie auf ein Abstellgleis geschoben hat, oder Ihnen seine Liebe vorenthält wegen vergangener Sünden – wenn Sie ein aufrichtig bereuendes Herz haben, dann ergreifen Sie diese Wahrheit: GOTT ÄNDERT SICH NICHT.
Binden Sie Gott an sein Wort. Schreiben Sie jede Erinnerung auf, die sie daran haben, was er in vergangenen Jahren für Sie getan hat. Nehmen Sie dann die Schrift und finden Sie weitere Beispiele seiner „Präzedenz-Barmherzigkeit“ mit seinem Volk. Bringen Sie diese Liste vor den Herrn und erinnern Sie ihn: „Gott, du kannst dein eigenes Wort nicht verleugnen. Du bist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.“
Ich bitte Sie inständig: Versäumen Sie nicht, das zu tun. Oft eilen wir in Gottes Gegenwart, um leidenschaftlich und eifrig unsere Bitten vorzutragen. Aber wir werden in unserer Zeit des Gebets schlapp, weil wir unvorbereitet zu seinem Thron kommen. Wir müssen eine feste Position haben, wenn wir zu Gott kommen. Wahre Kühnheit beginnt nicht mit Emotionen; sie beginnt, wenn wir völlig überzeugt sind. Und so müssen wir im Voraus einen Fall vorbereiten, nicht nur, um ihn Gott vorzutragen, sondern um unseren eigenen Glauben zu stärken.
Heute haben wir etwas, von dem die alttestamentlichen Heiligen nur träumen konnten. Und das ist Gottes eigener Sohn, sitzend zur Rechten unseres Vater-Richters. Wir kennen den Sohn, weil er unser Blutsbundbruder ist, durch Adoption. Und wir sind fähig, unsere Blutsverwandtschaft mit ihm in Anspruch zu nehmen, wenn wir vor dem Richter stehen und ihn an seine eigenen Argumente binden:
„Vater, ich habe dir nichts zu bringen außer deinem eigenen Wort. Du verfügtest vor Grundlegung der Welt, dass dein Sohn Jesus sterben würde. Und du versprachst, dass ich durch sein Blut gereinigt und durch seine Striemen geheilt werden würde.
Du versprachst auch, dass ich in Christus vollkommen sein würde. Du sagtest, dass du mich vor dem Fall bewahren würdest und dass Jesus mein Fürbitter sein würde. Du versprachst, dass ich durch den Glauben an ihn durch dich vollkommen akzeptiert und adoptiert werden würde.
Dann versprachst du, dass du deine Ohren für meine Bitten öffnen würdest. Du versprachst, alle meine Bedürfnisse zu stillen. Und du sagtest mir, dass ich deinen Propheten glauben soll, die in den Schriften deine Verheißungen aufzeichneten, mir barmherzig zu sein, immer bereit zu sein, mir zu vergeben.
Du versprachst, dass du nicht zulassen würdest, dass ich irgendeine Last trage, die ich nicht aushalten kann. Und du sagtest mir: ‚Denen, die mich lieben und die von mir gerufen sind, dienen alle Dinge zum Besten.‘
Vater, das alles sind deine Ratschlüsse. Es sind deine eigenen Verheißungen. Und du kannst deine eigenen Worte nicht verleugnen. Du bist der Gott Abrahams, Isaaks, Jakobs, und du bist auch mein Gott. O Herr, habe jetzt Erbarmen und Gnade, in der Stunde meiner Not. Amen!“
Ich glaube tatsächlich, dass Gott wunderbar gepriesen wird, wenn wir mit dieser Art von Freimütigkeit zu seinem Thron kommen und ihn an sein eigenes Wort binden. Es ist, als würde er zu uns sagen: „Endlich hast du es erfasst. Du preist mich!“
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.