Gott weiß
Diese Predigt ist für alle, die Schmerz, Not oder Anfechtung erleiden. Sie ist für die Arbeitslosen und für andere Menschen in finanziellen Nöten. Sie ist für Menschen, die jeden Tag mit ängstlichen Vorahnungen im Blick auf ihre Zukunft leben. Ich möchte jedem von Ihnen gerade jetzt sagen: GOTT WEISS DAS ALLES GENAU.
Der Psalmist bezeugt: „Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken“ (Psalm 139,1-2). Er zeigt uns: „Mein Gott sieht mich, wenn ich mich hinsetze und wenn ich aufstehe. Er hört und beachtet jeden Gedanken, den ich hege. Er weiß alles über mich.“ Und wenn wir in Bedrängnis geraten, weiß Gott, was wir durchmachen.
Wenn ich Kummer habe und eine Ermutigung brauche, dann möchte ich mit einem Menschen sprechen, der die Dinge versteht. Ich will keinen, der mir einfach Bibelverse aufsagt. Ich muss mit jemandem sprechen, der selbst durchs Feuer gegangen ist – einer, der die Tiefen des Leids erfahren hat und selbst an diesem Punkt war.
Meist haben nur Menschen, die selbst tiefen Schmerz erlebt haben, ein echtes Mitgefühl mit anderen, die verletzt sind. Das habe ich im Lauf der Jahre festgestellt, als meine Frau und ich in Florida Urlaub machten. In den Restaurants bekamen wir immer wieder mit, wie ältere Menschen über ihre Ärzte sprachen und über die Operationen, die sie über sich ergehen lassen mussten. Einer ihrer Zuhörer, der dassselbe erlebt hatte, reagierte dann mitfühlend. Sogar aus dem Tonfall und aus dem Klang ihrer Stimme konnte ich die Qualen der langen Nächte heraushören, die sie durchgemacht hatten. Eine tiefe Verbundenheit entstand, ein Band des Verstehens und des Mitgefühls.
Viele Christen heute sind so mutlos über ihren Schmerz, dass sie nicht mehr glauben, dass Gott ihre Situation ernst nimmt. Sie fragen sich: „Hört Gott meine Gebete? Warum lässt er zu, dass dieses Leid weitergeht?“ Andere Christen werden im Lauf ihrer Not immer verbitterter. Sie denken: „Ich habe Gott so viele Jahr treu und gehorsam gedient. Ich habe nach seinem Wort das Rechte getan.
Aber nun habe ich meine Arbeitsstelle verloren und wir stehen kurz davor, unser haus zu verlieren. Die Arztrechnungen stapeln sich und unsere Finanzen laufen aus dem Ruder. Wenn es so weiter geht, gehen wir bankrott. Warum lässt Gott das alles zu? Warum hört er mein Flehen nicht, wenn ich ihn am meisten brauche?“
Gott kennt unser Leid – und es berührt ihn.
Auch unser Vater im Himmel hat Leid erfahren – in Jesus, seinem eingeborenen Sohn. Der Verfasser des Hebräerbriefs sagt uns, dass Christus selbst von Mitleid über unsere Gebrechlichkeit bewegt ist. Tatsache ist, dass unsere Nöte uns entweder näher zu Jesus ziehen oder uns in tiefere Verzweiflung stürzen werden. Nöte können uns von Gottes Wort abhängig machen oder uns in eine Spirale des Unglaubens trudeln lassen. Wenn wir weiter Bitterkeit hegen, kann das unser Herz so weit verhärten, dass wir in einer Sackgasse der Hoffnungslosigkeit landen.
Den inneren „Kampf der Seele“, den Leid auslöst, kenne ich aus eigener Erfahrung. Meine Frau Gwen kämpfte sich durch achtundzwanzig Operationen in einem Leben, das immer wieder von körperlichen Leiden geprägt war. Nacht für Nacht saß ich auf unserer Bettkante und flehte unter der Last des Kummers: „Herr, ich liebe dich; ich vertraue dir. Aber wir leiden so sehr. Warum geht diese Not weiter? Wird sie nie enden?“
In solchen Zeiten hörte ich ihn liebevoll flüstern: „David, ich weiß. Und ich fühle mit. Ich bin bei dir.“ Oh, wie heilsam diese Worte sind: „Ich weiß“ – und wie groß die Barmherzigkeit unseres kostbaren liebenden Heilands ist!
In den Zeiten unserer größten Not stehen wir vor einer Entscheidung. Wir müssen Gott entweder mit unserem ganzen Leben und unserer Zukunft vertrauen oder wir müssen ihm absichtliche Vernachlässigung vorwerfen. Vor dieser Entscheidung hat Gottes Volk immer gestanden. Im Alten Testament trafen die Nachkommen Israels die falsche Entscheidung. Der Herr hatte sie erwählt, ein „lehrendes Volk“ zu sein – der Welt ein Beispiel des Glaubens und des Vertrauens auf Gott zu geben. Und Gott hatte Israel große Verheißungen für ihr Leben gegeben. Der Plan war einfach: Israel sollte als „Licht für die Völker“ lernen, von jedem Wort zu leben, das aus Gottes Mund ausging (siehe 5. Mose 8,2-3).
Große Schwierigkeiten standen Israel bevor, aber Gott versprach, sein Volk nie zu verlassen oder es aufzugeben. Er sagte den Israeliten zu, sie mit seiner eigenen Hand durch alles hindurchzuführen. Er verlangte nur, dass sie ihm vertrauten und nach jedem Wort handelten, das er zu ihnen sprach.
Israels Schwierigkeit bestand nie darin, keine ausreichende Versorgung zu haben. Nie fehlte es ihnen an Nahrung, Wasser oder Zuflucht. Kein Einziger verhungerte in vierzig Jahren. Selbst in ihrem Unglauben versorgte Gott sie in jeder Notlage und Schwierigkeit mit allem, was sie brauchten. Unser Herr schneidet seine Kinder nicht von der Versorgung ab, wenn ihr Glaube versagt.
Die Nöte der Israeliten waren erforderlich, um der Welt ein bleibendes Zeugnis zu geben
Welches Zeugnis sollte Israel nach Gottes Absicht sein? Es war ein Beispiel dafür, dass sein Volk in jeder Krise überleben und den inneren Frieden bewahren kann. Die Israeliten befanden sich auf dem Weg nach Kanaan, in das Verheißene Land, das von einem nie versiegenden Vorrat an Milch und Honig erfüllt war. Doch der „Ort der Ruhe,“ die Gott für Israel vorgesehen hatte, war mehr als ein äußerer Aufenthaltsort. Es war ein Ort, wo sein Volk ganz aus Glauben leben würde, indem es auf jedes Wort vertraute, das aus seinem Mund kam.
Dies ist noch immer Gottes Plan für sein Volk – einen Ort der Ruhe zu geben. Die Seinen finden diesen Ort, indem sie ganz nach jedem einzelnen Wort Gottes leben. Der Verfasser des Hebräerbriefs zeigt uns, dass Gottes Volk diesen Ort der Ruhe noch nicht eingenommen hat. Kurz gesagt: Der Herr sucht noch immer ein Volk, das „aus Glauben in seine Ruhe eingehen“ wird.
In dieser Hinsicht ist Israel nie ein Zeugnis für den Herrn geworden. Stattdessen murrte das Volk und beklagte sich, indem es in jeder Krise an Gottes Treue zweifelte. Und so starben die Israeliten im Elend. Sie führten ein Leben voller Angst und Selbstbezogenheit, völlig vereinnahmt von ihren eigenen Bedürfnissen. Doch die ganze Zeit über hatte der Herr sie treu geleitet und bekleidet und ihnen Schutz geboten. Innerlich waren sie einfach geistlich tot.
Der Herr weiß genau, wie es im Herzen jedes seiner Diener aussieht. Und er kennt jeden Grund, den diejenigen anführen, die ihm einst freudig nachfolgten, sich dann aber verbittert abwendeten. Er sieht diesen inneren Ort in uns ganz klar, auch wenn wir ihn nicht wahrnehmen.
Darüber sprach Jesus, als eine Gruppe neidischer Pharisäer zu ihm kam, um ihn lehren zu hören. Als sie ihn schikanierten und verspotteten, entgegnete Christus: „Ihr redet den Leuten ein, dass ihr gerecht seid; aber Gott kennt euer Herz. Denn was die Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel“ (Lukas 16,15).
Diese Worte Christi sind in unserer Zeit relevanter denn je. Man will heute in den Augen der Welt nicht als einer von den „Jesus-Leuten“ erkannt werden. Viele Christen, die Jesus einmal leidenschaftlich nachfolgten, haben inzwischen eine Religion der Respektabilität angenommen und betonen gute Werke und Wohltätigkeit. An erster Stelle in ihrem Denken steht die Anerkennung der Menschen. Deshalb versuchen sie, ihre Ablehnung gegen jede Form von Eifer für Christus zu rechtfertigen. Jesus sagt, dass diese Einstellung in Gottes Augen abscheulich ist.
Auf die Frage, warum selbst die heiligsten Gläubigen so tief und so häufig leiden, habe ich einfach keine Antwort. Ich kann nicht einmal anfangen zu beantworten, warum Gottes Geliebte solche schweren Zeiten durchmachen. Aber ich weiß etwas über diejenigen, die sich verbittert vom Herrn abgewandt haben.
Alle lau Gewordenen muss ich fragen: Ist Ihr Herz weicher geworden, seit Sie den Herrn verlassen haben? Oder hat es sich verhärtet? Begegnen Sie den Menschen in Ihrem Leben warmherziger oder kühler? Jesus sagte, dass wir einen Baum nach seinen Früchten beurteilen sollen.
Als treuer Hirte muss ich Ihnen eine Warnung aussprechen: Der Teufel wartet nur darauf, Ihre Gedanken mit endlosen Fragen zu füllen. Er will jedes restliche Aufflackern des Glaubens in Ihnen unter einem Berg von Zweifeln ersticken. Sie können sicher sein, dass solche Gedanken sich weiter aufstauen werden. Hören Sie auf mich, wenn ich sage, dass Sie den falschen Moment gewählt haben, sich von Jesus abzuwenden.
Die Wahrheit ist: Gott weiß alles. Er kennt Ihr Sitzen und Ihr Aufstehen. Er weiß alles über Ihren Schmerz, alles über Ihre Situation, alles über Ihre Zukunft. David schreibt: „Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge – du, Herr, kennst es bereits. Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich“ (Psalm 139,4-5).
David drückt damit im Grunde aus: „Weil ich ihm vertraue, hat er mich von allen Seiten umschlossen. Mitten in der Bedrängnis kann ich sagen: ‚Gott weiß es. Er fühlt mit. Er ist bei mir!‘“
In Psalm 139 erinnert Gott sein Volk daran, wo er in unserer Bedrängnis ist und was er versprochen hat, für uns zu tun.
Vielleicht spüren Sie, wie der Heilige Geist mitten in Ihrem Schmerz liebevoll um Ihr Herz wirbt. Doch Sie hören nicht auf zu fragen: „Aber was ist mit meiner äußeren Situation, mit meinen Lebensumständen? Wo ist Gott in meiner Not? Wird diese Anfechtung nie zu Ende gehen?“
Ich weiß nicht, warum der Herr zulässt, dass die Gerechten leiden. Ich weiß nicht, warum er zulässt, dass Kinder leiden müssen. Ich weiß nicht, warum er das Leid meiner eigenen Kinder, meiner Frau, meiner Familie zugelassen hat. Und was ich selbst nicht weiß, kann ich Ihnen nun einmal nicht sagen. Aber ich kann Ihnen sagen, was Gott Ihnen in seinem Wort verheißt.
Denken Sie noch einmal über den Anfang von Psalm 139 nach. Gott verspricht allen, die seinen Namen anrufen: „Ich kenne dich! Du gehst mir nie aus dem Sinn“ (Vers 1). „Ich beobachte jeden deiner Schritte. Ich kenne jeden deiner Gedanken“ (Vers 2). „Ich habe dich immer bewahrt“ (Vers 3). „Meine göttliche Hand liegt auf dir“ (Vers 5). „Es gibt keinen Ort im Himmel oder auf der Erde, wo du meinem Geist entfliehen könntest“ (Vers 7). „Du denkst vielleicht, dass mein Geist nicht mit dir ist, aber er ist immer da“ (Vers 8). „Wenn Dunkelheit mich vor deinen Augen zu verbergen versucht, werde ich diese Finsternis durchbrechen“ (Vers 12). „Ich liebte und bewahrte dich schon im Leib deiner Mutter“ (Vers 13). „Ich sah die Gestalt deines Seins schon, bevor du geboren wurdest“ (Vers 15). „Und ich habe schon damals und bis heute kostbare Gedanken über dich“ (Vers 17).
Geliebte, Sie können nicht einmal anfangen zu ermessen, welche guten Gedanken Gott über Sie hat, sogar in diesem Moment. Seien Sie ermutigt: Er ist in Ihrer Situation bei Ihnen, ganz gleich wie heftig es noch werden mag. Sie haben einen treuen, wissenden Begleiter in Ihrem Schmerz. Ja, Gott weiß!