Gott wird dich nicht im Stich lassen
Psalm 107 wurde als „das alttestamentliche Fest der Liebe“ bezeichnet. Es gehört zu den ermutigendsten Abschnitten in Gottes Wort und richtet sich besonders an diejenigen, die Vergebung, Befreiung oder Wiederherstellung brauchen. Der abschließende Vers verspricht dem Leser eine Erkenntnis darüber, wer Gott wirklich ist. „Wer klug ist, achtet darauf und wird erkennen, wie gütig der Herr ist“ (Psalm 107,43; GN).
Wenn Sie diesen Psalm aufmerksam lesen und betrachten, finden Sie darin eine Offenbarung der Langmut und Güte Gottes selbst gegenüber rebellischen und ungehorsamen Menschen. Sie bestätigt, dass Gott keines seiner Kinder je im Stich lassen wird, wie tief sie auch gesunken sein mögen.
Dieser Psalm unterscheidet vier Beispiele von Personen im Volk Gottes, die durch ihr eigenes Handeln in Schwierigkeiten geraten sind. Der Herr lässt keine einzige von ihnen im Stich. Schauen Sie einmal, ob Sie sich in einer dieser Situationen wiederfinden.
Das erste Beispiel sind Christen, die Hunger leiden
„Sie, die umherirrten in der Wüste, im Ödland, und den Weg zur bewohnten Stadt nicht fanden, die Hunger litten und Durst, denen das Leben dahinschwand“ (Psalm 107,4-5). Diese Menschen hatten einmal in der Fülle gelebt, die der Herr für sie bereithielt, doch nun irrten sie allein durch eine einsame Wüste und konnten die Stadt nicht finden.
Die „Stadt“ steht im Alten Testament immer für Zion, die wahre Gemeinde Gottes. Heute ist die Stadt natürlich die wahre Gemeinde Christi, die Gott im Geist und in der Wahrheit anbetet. Scharen solcher Christen hungern nach einem echten Wort vom Herrn und gehen von Gemeinde zu Gemeinde, um ihren Platz zu finden.
Am Ende geben sie auf, weil sie glauben, dass es keine Gemeinde für sie gibt.
Einige Pastoren und Gemeinden legen tatsächlich keinen Wert auf Gottes Gerechtigkeit. Es geht ihnen nur darum, ihre „Bedürfnisse zu stillen“; deshalb konzentriert ihre Gemeinde sich auf Aktivitäten wie Vater- Tochter-Tanzabende oder Familienausflüge zu Profi- sport-Events. Lassen solche Aktivitäten die Hölle zittern? Nein, viele solche Gemeinden sind eine Verhöhnung Gottes.
Auf der anderen Seite haben einige kritisch eingestellte Christen so hohe Ansprüche, dass keine Gemeinde ihren Maßstäben je genügen könnte. Die kleinste Unvollkommenheit vertreibt sie. Ich kannte einen Pastor, der einen wütenden Brief erhielt, weil in seinem Gemeindebrief ein „SinglesAbend“ angekündigt wurde. Der Briefschreiber warf der Gemeinde vor, sie würde versuchen, Pärchen zu verkuppeln. Der Pastor erwiderte, dass er einfach einen Abend anbot, an dem alleinstehende Christen gemeinsam Gott anbeten konnten.
Ohne regelmäßige Gemeinschaft mit einer gläubigen Gemeinde laufen Christen immer Gefahr, am Ende kalt zu werden, ihre erste Liebe zu Gott zu verlassen, ziellos umherzulaufen und ständig geistlich zu dürsten. Manche eignen sich irgendwann ungesunde Lehren an, während andere sich immer mehr isolieren und verbittern.
In seiner Barmherzigkeit hat Gott für eine Lösung gesorgt. „Sie schrien zum Herrn in ihrer Not, der rettete sie aus der Todesangst. Er brachte sie auf den richtigen Weg und ließ sie zu menschlichen Siedlungen finden“ (Psalm 107,6-7). Gott sagt: „Ich werde dir meine Gemeinde zeigen. Ich werde dich direkt zu ihr führen.“ Er hat überall in der Welt seine Gemeinden, und wenn Sie ihn anrufen, wird er auf wunderbare Weise dafür sorgen, dass Sie mit gleichgesinnten Christen in Kontakt kommen. Bis es soweit ist, wird er Sie nicht alleinlassen. Er verspricht seine Gegenwart, wo auchnur Zwei oder Drei in seinem Namen versammelt sind.
Das zweite Beispiel sind Gläubige, die in Sünde gefallen sind, weil sie Gottes Wort nicht mehr gehorchen
„Sie, die saßen in Dunkel und Finsternis, gefangen in Elend und Eisen, denn sie hatten sich widersetzt den Worten Gottes und verachtet den Ratschluss des Höchsten, da beugte er ihr Herz durch Mühsal, sie stürzten und es gab keinen Helfer“ (Psalm 107,10-12).
Könnte das Ihre Situation sein? Sie haben geistliche, überführende Predigten gehört. Der Heilige Geist hat Sie immer wieder angesprochen, aber Sie haben trotzdem wissentlich gesündigt. Nun stecken Sie wieder in den Fängen einer alten Gewohnheit. Es geht Ihnen schlecht; Ihr Herz ist „durch Mühsal gebeugt“.
Wenn wir wissentlich sündigen, indem wir das Wort Gottes missachten, neigen wir dazu, uns zu verstecken, uns ängstlich zurückzuziehen und fühlen uns elend. Wir meinen, es sei alles aus und Gott könne uns nicht mehr gebrauchen. Wenn Sie gerade in einer solchen Lage sind, wird der Teufel Ihnen zuflüstern: „Für dich gibt es keine Hoffnung. Du gehörst zu den Leuten, die sich nie ändern. Deine Sünde lässt Gott keine Wahl, als sein Angesicht vor dir zu verbergen.“
Hier ist Gottes Antwort:
„Sie schrien zum Herrn in ihrer Bedrängnis und er rettete sie aus ihren Nöten, er führte sie heraus aus Dunkel und Finsternis und ihre Fesseln zerriss er. Sie sollen dem Herrn danken für seine Huld, für seine Wundertaten an den Menschen, denn er hat zerbrochen die Tore aus Bronze und die Riegel aus Eisen hat er zerschlagen“ (Psalm 107,13-16).
Hören Sie gut zu: Gott hat nie – und wird es auch nie – sein Angesicht von einem seiner weinenden Kinder verborgen. Es spielt keine Rolle, wie tief Sie gefallen sind und wie viele Versprechungen Sie Gott gemacht und dann gebrochen haben. Wenn Ihre Sünden auch scharlachrot sind, wird er sie rein wie Schnee machen, wenn Sie nur zu ihm rufen und ihn um Hilfe bitten. Nur Gott kann die Riegel zerschlagen. Nur er kann Sie aus Ihrer Dunkelheit befreien. Das ist unsere Stärke und unsere Hoffnung.
„Sie schrien zum Herrn in ihrer Bedrängnis und er rettete sie“ (Psalm 107,13). Die Bedrängten in diesem Psalm schrien nicht zum Herrn, als ihre Misere vorüber war; sie riefen zu ihm, als sie mittendrin steckten! Was tat Gott? Er rettete sie.
Das dritte Beispiel sind Gläubige, die sich selbst in Schwierigkeiten gebracht haben
„Wieder andere waren so töricht und vermessen, ihr Weg voller Unrecht, ihr Tun voller Schuld, dass sie dadurch Leid und Elend über sich brachten. Jede Speise war ihnen nun zuwider, sie waren dem Tod schon nahe“ (Psalm 107,17- 18; NGÜ).
Töricht zu sein bedeutet, dass man wenig Urteilsvermögen oder Vernunft hat, dass man unüberlegt handelt und dumme Fehler macht. Man zieht seine Sache durch, ohne an die Folgen zu denken.
Viele Christen zahlen einen hohen Preis für ihr törichtes Handeln in der Vergangenheit. Manche haben nur eine Nacht im Ehebruch verbracht und sich eine HIV- Infektion zugezogen. Manche sind durch leichtsinnige Ausgaben finanziell abgestürzt. Andere stecken in einer schrecklichen Ehe fest, weil sie so unvernünftig waren, überstürzt zu heiraten.
Die Verzweiflung vieler solcher Christen ist unbeschreiblich. Sie fühlen sich hilflos und stehen kurz davor, aufzugeben. Ein Mann schrieb mir einmal: „Ich habe das Gefühl, dass es aus ist mit meinem Leben. Es gibt nichts, was ich tun könnte. Ich kann nur noch auf den Tod warten.“ Diese tragischen Worte gleichen der Verzweiflung, die der Psalmist beschrieb: „Sie waren dem Tod schon nahe“ (Vers 18; NGÜ).
Sie brauchen nicht ohne Hoffnung zu leben. Gott hat Ihnen seine Zusage gegeben, dass er uns nicht den Rücken kehren wird, wenn wir unvernünftig gehandelt haben.
„Sie schrien zum Herrn in ihrer Bedrängnis und er rettete sie aus ihren Nöten, er sandte sein Wort, um sie zu heilen und sie zu befreien aus ihren Gruben“ (Verse 19-20).
Es macht mich so froh, wenn ich diese Verse lese, weil ich die vielen dummen Fehler kenne, die ich in meinem Leben gemacht habe. Der Herr weiß, dass es Dinge gibt, die wir nicht ändern können, und Worte, die wir ausgesprochen haben und nicht wieder ungeschehen machen können. Doch er fordert uns nicht auf, zuerst irgendeine Buße abzuleisten oder irgendwelche Versprechungen zu machen. Er will, dass wir in unserer Verzweiflung zuerst zu ihm rufen. Er kann uns heilen, unser Leben verlängern und uns übernatürliche Gnade schenken. „Er sandte sein Wort, um sie zu heilen und sie zu befreien aus ihren Grube“ (Vers 20).
Gott wird Ihnen jemanden schicken und Sie an sein Wort erinnern. Alles, was Sie tun müssen, ist, auf seine Zusage zu hören und ihn anzurufen.
Das vierte Beispiel sind Gläubige, die in ihrem Leben von einem unerwarteten Sturm überrollt wurden
Wenn ich die folgenden Verse lese, denke ich an Menschen, die in ihrem Unternehmen oder Beruf vor Problemen stehen.
„Andere wieder fuhren übers Meer und trieben Handel an vielen Küsten. Sie erlebten voll Staunen, was der Herr kann und wie er die Elemente beherrscht. Auf seinen Befehl erhob sich ein Sturm und haushoch türmten sich die Wellen. Ihr Schiff wurde zum Himmel hinaufgeschleudert und stürzte hinab in den gähnenden Abgrund. Sie vergingen vor Angst und Elend. Wie Betrunkene schwankten und taumelten sie, sie waren mit ihrer Weisheit am Ende“ (Psalm 107,23-27; GN).
Geschäftsleute und Manager sind wie die Seeleute auf einem Schiff. Das weite Meer steht für die große Welt des Wettbewerbs, für einen Ozean an Aktivitäten. Plötzich bricht ein Sturm los, den sie nicht beherrschen können; hohe Problemwellen drohen ihr Boot zu verschlingen. „Ihre Seele [verzagt] vor Not“ (Vers 26).
In der Vergangenheit hatten sie ihre Probleme lösen können und hatten eine Krise nach der anderen überwunden, doch nun scheint es keinen Ausweg aus ihrer Notlage zu geben. Sie sind „mit ihrer Weisheit am Ende“ (Vers 27; GN). Nachts können sie vor lauter Sorge nicht schlafen und grübeln, wie sie aus ihrer schlimmen Lage wieder herauskommen könnten.
Gott allein kann ihren Sturm stillen. Nur er kann diese drohenden Wellen beschwichtigen. Nur er kann Freude und Frieden bringen und sie in den sicheren Hafen führen. „Sie schrien zum Herrn in ihrer Bedrängnis und er führte sie heraus aus ihren Nöten, er machte aus dem Sturm ein Säuseln und es schwiegen die Wogen des Meeres“ (Verse 28-30).
Lesern, die in dieser Situation sind, möchte ich sagen: „Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Krise Sie geistlich lähmt. Breiten Sie alles vor Gott aus. Gehen Sie an einen Ort, wo Sie mit Gott allein sind, und rufen Sie in ihrer Not zu ihm. Er kann tun, wozu Sie selbst nie in der Lage sein werden.“
Gott steht nicht im Begriff, Ihnen den Rücken zu kehren. Er weicht in diesem Kampf nicht von Ihrer Seite, ganz gleich, was zu dieser Krise geführt hat. „Gott sah ihre Not und hörte ihr Schreien“ (Psalm 106,44; NGÜ). Halleluja.