Mit Freimut in Gottes Gegenwart treten
„Da wir nun, Brüder, durch das Blut Jesu Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum, den er uns eröffnet hat als einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang ... so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in voller Gewissheit des Glaubens“ (Hebräer 10,19-20.22).
Es gibt zwei Seiten des Werkes Christi auf Golgatha. Eine Seite ist zum Wohl des Menschen, die andere Seite ist zum Wohl Gottes. Die eine nützt dem Sünder, während die andere dem Vater nützt.
Wir sind sehr vertraut mit dem Nutzen auf der Seite des Menschen. Das Kreuz Christi hat uns Vergebung unserer Sünden gebracht. Uns ist Kraft zum Sieg über jede Sklaverei und Herrschaft der Sünde gegeben. Wir sind mit Barmherzigkeit und Gnade versorgt. Und, natürlich, uns ist die Verheißung des ewigen Lebens gegeben. Das Kreuz hat uns die Möglichkeit gegeben, dem Schrecken der Sünde und der Hölle zu entfliehen.
Ich danke Gott für dieses Wohl des Kreuzes für die Menschheit, und für die herrliche Erleichterung, die es bringt. Ich freue mich, dass es Woche für Woche in den Gemeinden überall auf der Erde gepredigt wird.
Doch es gibt noch ein anderes Wohl des Kreuzes, eines, von dem wir nur wenig wissen. Und dieses dient dem Wohl des Vaters. Sehen Sie, wir verstehen sehr wenig von der Freude des Vaters, die durch das Kreuz möglich gemacht wurde. Es ist eine Freude, die ihn überkommt, wann immer er ein verlorenes Kind in sein Haus aufnehmen kann.
Wenn alles, worauf wir uns beim Kreuz konzentrieren, die Vergebung ist – wenn das der Endpunkt unserer Verkündigung ist –, dann verpassen wir eine wichtige Wahrheit über das Kreuz, die Gott für uns bestimmt hat. Es gibt ein besseres Verständnis, das man hier haben sollte, und das hat mit seiner Freude zu tun. Diese Wahrheit versorgt Gottes Volk mit viel mehr als nur Erleichterung. Sie bringt Freiheit, Ruhe, Frieden und Freude.
Meiner Meinung nach haben die meisten Christen gelernt, kühn in Gottes Gegenwart zu kommen für Vergebung, für Versorgung mit dem Nötigen, für Antworten auf Gebet. Aber ihnen fehlt die Kühnheit bei diesem Aspekt des Glaubens – einem Aspekt, der für ihr Leben mit dem Herrn genauso entscheidend ist.
Der Herr hat große Freude daran, dass das Kreuz uns freien Zutritt zu ihm gebracht hat. In der Tat, der herrlichste Augenblick in der Geschichte war, als der Vorhang im Tempel in zwei Teile zerriss, an dem Tag als Christus starb. In diesem Moment bebte die Erde, Felsen zerrissen und Gräber wurden geöffnet.
Genau in diesem Moment war es, dass das Wohl für Gott durchbrach. In dem Augenblick, als der Vorhang im Tempel – der den Menschen von Gottes heiliger Gegenwart trennte – entzweigerissen wurde, geschah etwas Unfassbares. Von da an konnte nicht nur der Mensch in die Gegenwart des Herrn treten, sondern auch Gott zum Menschen herauskommen.
Er, der einst „in dichter Finsternis“ wohnte, wartete nicht darauf, dass wir zu ihm kommen, sondern er kam zu uns heraus. Gott selbst ergriff die Initiative, und das Blut Christi schaffte alle Hindernisse weg. Es war ein einseitiger Schritt von Seiten des Herrn, von der Art, wenn eine Parteien erklärt: „Genug – ich werde Frieden schließen. Ich werde diese Mauer der Teilung niederreißen. Und ich werde es aus eigener Initiative heraus tun.“
Vor dem Kreuz gab es für die Allgemeinheit keinen Zugang zu Gott. Nur der Hohepriester konnte das Allerheiligste betreten. Jetzt hat das Kreuz Jesu für uns einen Pfad in die Gegenwart des Vaters geöffnet. Durch seine Gnade allein riss Gott die Mauer nieder, die uns von seiner Gegenwart trennte. Nun konnte er zum Menschen herauskommen, um seine Verlorenen und Sünder aller Art zu umarmen.
Denken Sie an Israels wundersame Befreiung. Nachdem Gottes Volk auf trockenes Land hinübergegangen war, sah es die Wellen über den Feind hinter ihm hereinbrechen. Es war ein glorreicher Augenblick, und sie veranstalteten ein mächtiges Lobpreistreffen, mit Tanzen, Singen und Danksagen: „Wir sind frei! Gott hat uns aus der Hand der Unterdrücker gerettet!“
Israels Geschichte entspricht unserer eigenen Befreiung aus der Sklaverei und Schuld der Sünde. Wir wissen, dass Satan am Kreuz besiegt wurde, und wir wurden sofort aus seinem eisernen Griff befreit. Doch es liegt noch weiteres in Gottes Absicht, wenn er uns rettet und befreit. Sehen Sie, Gott hatte Israel nicht dazu bestimmt, dort auf der Siegesseite des Roten Meeres zu lagern. Seine größere Absicht dabei, sie aus Ägypten heraus zu bringen, war es, sie hinein nach Kanaan in sein Land der Fülle zu bringen. Kurz, er brachte sie heraus, um sie hinein zu bringen: in sein Herz, in seine Liebe. Er wollte ein Volk, das völlig von seiner Barmherzigkeit, Gnade und Liebe abhängig war. Und dasselbe gilt auch noch für sein Volk heute.
Israels erste Prüfung kam nur wenige Tage später und sie endeten damit, dass sie murrten und klagten, und völlig unzufrieden waren. Warum? Sie hatten Gottes Rettung erfahren, aber seine große Liebe zu ihnen nicht erkannt.
Hier ist der Schlüssel zu meiner Botschaft: Sie können nicht in die Freude und den Frieden hineinkommen – in der Tat, Sie können nicht wissen, wie Sie dem Herrn dienen sollen – bis Sie seine Freude über Ihre Rettung erkennen ... bis Sie sehen, wie sein Herz sich über die Gemeinschaft mit Ihnen freut ... bis Sie sehen, dass am Kreuz jede Mauer entfernt wurde ... bis Sie wissen, dass alles aus Ihrer Vergangenheit gerichtet und weggewischt wurde. Gott sagt: „Ich will, dass du weitergehst, in die Fülle, die dich in meiner Gegenwart erwartet!“
Eine Vielzahl freut sich heute über die herrlichen Segnungen durch das Kreuz. Sie sind aus Ägypten ausgezogen und sie stehen auf der „Siegesseite“ ihrer Prüfung am Roten Meer. Sie genießen Freiheit und danken Gott beständig, dass er ihren Unterdrücker ins Meer gestürzt hat. Aber viele derselben Gläubigen übersehen Gottes größere Absicht und Wohltat für sie. Sie übersehen, warum der Herr sie heraus gebracht hat – nämlich um sie hinein zu bringen zu sich selbst.
Jesus erzählte dieses Gleichnis und verwendete es als Unterrichtswerkzeug, um eine große Wahrheit rüberzubringen. In diesem Gleichnis sehen wir klar den Nutzen für den Menschen – und doch sehen wir auch den Nutzen für Gott. Sehen Sie, das Gleichnis vom verschwenderischen Sohn handelt nicht nur von der Vergebung für den verlorenen Menschen. Noch viel mehr handelt es von der Freude des Vaters, der ihm entgegenläuft.
Sie kennen die Geschichte. Ein junger Mann nahm seinen Anteil vom Erbe seines Vaters und verschleuderte ihn durch einen ausschweifenden Lebensstil. Er endete zerbrochen, ruiniert an Körper und Geist, und er beschloss am tiefsten Punkt, zu seinem Vater zurückzukehren. Die Schrift sagt uns: „Er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um seinen Hals und küsste ihn“ (Lukas 15,20).
Beachten Sie, dass nichts diesen Vater daran hinderte, dem jungen Mann zu vergeben. Da gab es nichts, was der Junge zu tun hatte – nicht einmal seine Sünden zu bekennen –, weil sein Vater schon für die Versöhnung vorgesorgt hatte. In der Tat geschah das alles durch die Initiative des Vaters: Er lief zu seinem Sohn und umarmte ihn, sobald er den Jungen die Straße heraufkommen sah. Die Wahrheit ist, dass Vergebung für einen liebenden Vater nie ein Problem ist. Genauso ist es auch für unseren himmlischen Vater niemals ein Problem, wenn er ein reumütiges Kind sieht.
Also ist Vergebung nicht der Punkt in diesem Gleichnis. Tatsächlich macht Jesus klar, dass es für diesen verlorenen Sohn nicht genügte, lediglich Vergebung zu empfangen. Der Vater umarmte seinen Sohn nicht nur, um ihm zu vergeben und ihn seines Weges ziehen zu lassen. Nein, dieser Vater sehnte sich nach mehr als der Wiederherstellung seines Sohnes. Er wollte die Gesellschaft, die Gegenwart, die Gemeinschaft seines Kindes.
Obwohl dem Verschwender vergeben war und er noch einmal Wohlwollen fand, hatte er sich noch nicht im Haus seines Vaters niedergelassen. Erst dann würde der Vater zufrieden sein, wenn sein Sohn in die Hausgemeinschaft gebracht wäre. Das ist der Punkt in diesem Gleichnis.
Hier wird die Geschichte sehr interessant. Dem Sohn war offensichtlich nicht wohl bei der Vergebung seines Vaters. Deshalb zögerte er, das Haus seines Vaters zu betreten. Er sagte ihm im Wesentlichen: „Wenn du wüsstest, was ich getan habe, all die widerlichen, gottlosen Dinge. Ich habe gegen Gott und gegen deine Liebe und Gnade gesündigt. Ich verdiene deine Liebe nicht. Du hast jedes Recht, mich zu verstoßen.“
Das war die alte Natur des Verschwenders, die da redete. Sie sagte: „Ich kann hier nicht so einfach herein tanzen. Mein Vater umarmt und küsst mich, doch er stellt keine Fragen? Er nimmt mich einfach mit offenen Armen an? Das kann nicht richtig sein. Ich brauche eine Zahlungsverpflichtungsaufstellung. Vielleicht schulde ich ihm mehr, als ich zahlen kann, aber ich kann es versuchen.“
Lieber Heiliger, wie ist das bei Ihnen? Sträuben Sie sich gegen das Drängen Ihres Vaters, in seine Gegenwart zu kommen? Sie wissen vielleicht, dass Ihre Sünden vergeben sind, doch sind Sie bereit, ihn sich Ihrer Gemeinschaft erfreuen zu lassen? Vielleicht sind Sie wie der Verschwender, stehen auf der Straße und weinen und bereuen und sind voller gottgefälligem Kummer. Wie er rufen Sie zum Vater: „Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen“ (Lukas 15,21).
Das ist in der Tat echte Buße. Aber eine solche Buße ist nicht vollständig, wenn Sie nicht willens sind, in das Haus Ihres Vaters einzutreten. Warum das Zögern? Wie der Verschwender konzentrieren Sie sich vielleicht immer noch auf Ihre vergangenen Sünden.
Doch beachten Sie, wie dieser Vater auf seinen Sohn reagiert. Er äußert kein einziges Wort des Tadels. Da ist kein Hinweis auf das, was der verlorene Sohn tat, keine Erwähnung seiner Rebellion, seiner Torheit, seines ausschweifenden Lebensstils, seines geistlichen Bankrotts. Tatsächlich erkannte der Vater nicht einmal die Versuche seines Sohnes an, draußen zu bleiben, als unwert. Er ignorierte sie. Warum?
In den Augen des Vaters war der alte Junge tot. Jener Sohn war völlig aus seinen Gedanken verschwunden. Nun war in den Augen des Vaters dieser Sohn, der nach Hause zurückgekehrt war, ein neuer Mensch. Und seine Vergangenheit würde nie wieder aufgewühlt werden. Der Vater sagte ihm damit im Wesentlichen: „Was mich betrifft, ist dein altes Du tot. Wandle jetzt als ein neuer Mensch mit mir. Das ist meine Sicht von dir. Du brauchst nicht unter Schuldgefühlen zu leben. Sprich nicht mehr von deiner Sünde, deiner Unwürdigkeit. Die Sündenproblematik ist ausgeräumt. Komm jetzt kühn in meine Gegenwart und nimm Teil an meiner Barmherzigkeit und Gnade. Ich freue mich an dir!“
Aber der verlorene Sohn war nicht glücklich in der Gegenwart seines Vaters. Er muss gedacht haben: „Müsste ich nicht streng bestraft werden? Was kann ich tun, um das auszugleichen? Ich muss die Folgen spüren, deine Rute auf meinem Rücken spüren. Ich muss beweisen, dass ich mich verändert habe.“
Er hatte eine Denkart der Verdammnis, und sie wurde von Satan auf ihn gelegt. Heute geschieht dasselbe bei vielen Gotteskindern. Unser Vater freut sich über uns und nimmt uns liebevoll in die Arme. Doch wir meinen, Demut bedeute, Gott zu sagen, wie schlimm wir gewesen sind, und unsere vergangenen Sünden auszugraben, anstatt auf seine Liebeserweise zu trauen. Und die ganze Zeit denken wir schuldbewusst: „Er muss zornig auf mich sein. Ich habe schlimmer gesündigt als andere.“
Der Verschwender brauchte, was Paulus „Erneuerung des Sinnes“ nennt. Ich liebe es, diese Worte aus dem Gleichnis zu lesen: „Der Vater aber sprach zu seinen Sklaven: Bringt schnell das beste Gewand heraus und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße … bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es, und lasst uns essen und fröhlich sein!“ (Lukas 15,22-23).
An diesem Punkt brachten die Knechte des Vaters das beste Gewand im Haus herbei. Als sie es dem Sohn anlegten, entsprach das seiner Einkleidung in die Gerechtigkeit Christi. Dann steckte der Vater einen Ring an den Finger des Jungen, was die Einheit mit Christus ausdrückt. Schließlich zog er den Füßen des Jungen Schuhe an, was dem entsprach, mit dem Evangelium des Friedens Christi beschuht zu werden. Dieser liebende Vater zeigte seinem Kind:
„Weg mit diesen Lumpen des Fleisches, diesen Fetzen der eigenen Anstrengung, mir zu gefallen. Lass mich dir zeigen, wie ich dich sehe, welchen Wert du in meinen Augen hast. Du kommst in mein Haus und in meine Gegenwart als ein neues, geadeltes, königliches Kind. Du kommst nicht als Bettler oder Sklave, sondern als mein Sohn, an dem ich mich freue! Nun, tritt mit Kühnheit und Selbstsicherheit ein.“
Dasselbe gilt auch für uns heute. Wir müssen in unserem Denken darüber erneuert werden, wie Gott uns in seine Gegenwart aufnimmt. Ich kehre noch einmal zu dem Bibelvers vom Anfang der Predigt zurück: „Da wir nun, Brüder, durch das Blut Jesu Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum, den er uns eröffnet hat als einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang ... lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in voller Gewissheit des Glaubens“ (Hebräer 10,19-20.22; Kursiv von mir).
Das Wort für „Freimütigkeit“ ist von einem Wortstamm abgeleitet, der „ein emanzipierter Sklave“ bedeutet. Es bedeutet, dass wir nicht mehr unter dem Gesetz der Sünde und des Todes stehen, sondern unter der Herrschaft der Gnade. Kurz: Durch die Liebe des Vaters – durch seine Barmherzigkeit allein – sind wir qualifiziert, in seine Gegenwart einzugehen. Und hier ist die Qualifikation: „Sagt Dank dem Vater, der euch tüchtig gemacht [qualifiziert] hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes“ (Kolosser 1,12-13; Lutherübersetzung 1984; Kursiv von mir).
Wir können uns einfach nicht selbst dafür qualifizieren, fit für die Gottes Gegenwart zu sein. Wir können beten und die Bibel lesen, bis wir in Ohnmacht fallen, wir können Gott versprechen, dass wir es besser machen werden. Aber kein Werk des Fleisches wird uns je für seine Gegenwart qualifizieren. Wir können Gott absolut nichts bringen, was sein Wohlgefallen verdient. Es geschieht allein durch seine Gnade.
Nun wurde das Fest vorbereitet, um die Rückkehr des Verschwenders in das Haus seines Vaters zu feiern. Und der Vater kündigte an: „Jetzt ist es notwendig, ins Haus zu gehen und zu feiern.“ Geliebte, dasselbe trifft auch auf uns heute zu: Es ist notwendig, dass wir in die Gegenwart des Vaters gehen, ohne Schuld und Verdammung, und uns freuen!“
In der Aussage des Vaters hier offenbart sich seine schiere Freude darüber, dass sein Kind wieder „zuhause“ war, in einem Haus der Liebe, des Friedens und der Freude. Der Vater erklärt im Wesentlichen: „Für mich war es notwendig, dass mein Kind in mein Heim, meine Gegenwart, zu mir kam. Das ist meine Freude.“
Nun stellen Sie sich vor, wie der Sohn über die Schwelle dieses Hauses tritt. Wie ist seine Haltung als er hinein geht? Es kann seinem Vater nicht gefallen, wenn er niedergeschlagen in einer Ecke sitzt, seine Sünden wieder abspulen lässt und all die vergeudeten Jahre bedauert. Er kann nicht in der Gegenwart einer so erstaunlichen Gnade sitzen und immer noch regiert werden von der Angst vor Verurteilung, Bloßstellung, davor, gerichtet zu werden sobald er wieder ausgleitet und sündigt. Eine solche Haltung würde das Herz seines Vaters verwunden.
Die Schrift sagt uns, was als nächstes geschah: „Lasst uns ... fröhlich sein! … Und sie fingen an, fröhlich zu sein“ (Lukas 15,23-24). Ich sage Ihnen, unbändige Freude brach in diesem Haus aus, mit Singen, Tanzen und Feiern. Und alles geschah, weil die Freude des Vaters da war. Dieser Junge konnte ohne Schuldgefühle und schlechtes Gewissen direkt hinein marschieren, weil er wusste, dass der Vater im Frieden mit ihm war.
Ich frage Sie: Was kann mich veranlassen, mich in der Gegenwart des Vaters zu freuen und fröhlich zu sein? Was kann mein Herz zur Gemeinschaft mit ihm befreien? Was kann mich frei machen, mit meinem Vater fröhlich zu sein? Es ist nicht einfach das Wissen, dass ich in Sicherheit bin ... nicht einfach, dass mir das Kreuz Zutritt zum Vater gegeben hat ... nicht einfach, dass es Erleichterung für meine Seele gibt. Vielmehr ist es, im Glauben zu sehen, dass der Herr Freude an mir hat! Es geht darum, zu schauen, wie er sich über mich freut, zu sehen, dass er zufrieden mit mir ist. Es geht darum zu wissen, dass, in seinen Augen, keine Befleckung der Sünde auf mir ist, und dass er mich als würdig und als eine Freude für ihn betrachtet.
Geliebte, das ist der eigentliche Punkt im Herzen dieses Gleichnisses. Er hat weniger mit der Heimkehr des Sohnes zu tun, und mehr mit der Freude des Vaters! Dieser Papa war völlig auf die Begleitung seines Kindes konzentriert, seine Gemeinschaft, seine Einheit mit ihm. Und so ist es auch mit uns: Unsere Anwesenheit im Haus des Vaters ist seine Freude und sein Wohlgefallen. Ich erinnere Sie an die Worte des Vaters bei der Taufe Jesu: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, an dem ich große Freude habe.“ So wie Gott sich an seinem Sohn freut, so freut er sich auch an Ihnen – weil Sie in seinem Sohn sind!
Oft frage ich mich, warum so viele Christen heute – einschließlich derer im geistlichen Dienst – so niedergeschlagen und entmutigt sind. Warum mangelt es so vielen an wahrer Freude und Ruhe? Ich bin überzeugt, dass es bei vielen daran liegt, dass es ihnen schwer fällt, sich so zu sehen wie Gott sie sieht. Anhaltender Friede und anhaltende Freude kommen nur, wenn wir tief im Innern glauben, dass wir sind, was Gott von uns sagt. Und sein Wort sagt: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kolosser 3,3).
Stellen Sie sich vor, wie tragisch es gewesen wäre – wie erniedrigend für die Liebe Gottes –, wenn der Verschwender das Haus des Vaters freudig betreten hätte, um dann wieder von alten Ängsten überwunden zu werden: „Das ist zu schön, um wahr zu sein. Was, wenn mein Vater es sich anders überlegt? Was ist, wenn ich morgen falle?“ Nein! Er musste diesen Gedanken widerstehen. Und stattdessen musste er genau in diesem Moment seine Augen auf die sichtbare Freude richten, die sein Vater an ihm hatte.
Ich kenne einen Pastor, der kürzlich einen Rückfall in eine alte Drogensucht aus seiner Vergangenheit hatte. Dieser Mann war sofort von einer Gruppe aus „Hiobs-Tröstern“ umgeben, von Geistlichen und Ältesten, die von ihm verlangten, die Einzelheiten seiner Sünde noch einmal nachzuerleben, damit sie ihn „wiederherstellen“ könnten. Ich sage Ihnen, dass so etwas nie Gottes Werk der Wiederherstellung vollbringen kann. Schuldgefühle, Verdammung, Werke des Fleisches – nichts von diesen Dingen kann jemals irgendjemanden in die Liebe des Vaters zurückbringen.
Tatsache ist, dass dieser Pastor bereits Buße getan hat. Er hat in Qualen geweint: „Ich habe gegen Gott gesündigt, gegen meine Familie, gegen meine Gemeinde.“ Konsequenzen hat es schon gegeben. Was dieser Mann jetzt sofort braucht, ist, zu wissen, dass der Vater da ist, um ihn in die Arme zu schließen – ihn zu küssen, ihn daheim willkommen zu heißen und zu sagen: „Ich freue mich an dir. Du bist zum Sieg des Kreuzes gekommen. Du bist mein geliebter Sohn und du bist dabei, Christus zu erfahren.“
Als Nachfolger Christi sollen wir Gott bei seinem Wort nehmen und als wahr akzeptieren, was er darüber sagt, wer wir sind. Dies bedeutet, dass unser „alter Mensch“ einen Menschen darstellt, der immer noch versucht, im Fleisch Gott zu gefallen. Ein solcher Mensch hasst die Sünde, er möchte Gott nicht betrüben, doch sein Gewissen bringt ihn ständig unter Schuldgefühle. Deshalb verspricht er, sein Sündenproblem zu überwinden: „Ich werde mich ändern! Ich werde heute anfangen, meine hartnäckige Sünde zu bekämpfen, egal was es kostet. Ich möchte dass Gott sieht, wie sehr ich es versuche.“
Ein solcher Mensch bringt eine Menge Schweiß und Tränen vor den Herrn. Er betet und fastet, um Gott zu beweisen, dass er ein gutes Herz hat. Es ist ihm möglich, tagelang der Sünde zu widerstehen, und so sagt er sich: „Wenn ich das einen Tag lang tun kann, warum nicht zwei? Und wenn ich zwei Tage durchhalte, warum nicht auch vier, warum nicht eine Woche?“ Nach Ablauf eines Monats hat er ein gutes Gefühl über sich selbst, überzeugt davon, sich selbst freischaufeln zu können.
Aber dann taucht seine alte Sünde wieder auf, und mit ihm geht es abwärts, tief in die Verzweiflung. Und das löst den Kreislauf von neuem aus. Ein solcher Mensch lebt in einer Tretmühle, die nie enden wird, aus der er nicht herausgelangen kann.
Möge das nie geschehen! Sein Mann-im-Fleisch wurde mit Christus gekreuzigt, in den Augen Gottes getötet. Paulus sagt uns, dass der alte Mensch am Kreuz für tot erklärt wurde. Jesus nahm diesen alten Menschen mit ins Grab, wo er als tot und vergessen zurückgelassen wurde. So wie der Vater des Verschwenders den „alten Menschen“ in seinem Sohn ignorierte, sagt der Herr über unseren alten Menschen: „So einen will ich nicht kennen und mich auch nicht mit ihm befassen. Es gibt nur einen Menschen, den ich jetzt anerkenne, einen, mit dem ich umgehen will. Das ist mein Sohn Jesus und alle, die durch den Glauben in ihm sind.“
Der neue Mensch ist derjenige, der alle Hoffnung aufgegeben hat, Gott durch irgendeine Anstrengung des Fleisches zu gefallen. Er ist den alten Wegen des Fleisches gestorben. Und er ist durch den Glauben zu der Erkenntnis gelangt, dass es nur einen Weg gibt, um Gott zu gefallen, einen Weg, ihn zu erfreuen: Christus muss alles werden. Er weiß, dass es nur den Einen gibt, den der Vater anerkennt: Christus, und alle, die in ihm sind.
Dieser neue Mensch lebt aus Glauben allein: „Der Gerechte wird durch den Glauben leben.“ Er glaubt Gottes Wort so völlig, dass er sich auf nichts anderes stützt. Er hat die Quelle von allem in Christus gefunden, der vollkommen genügt. Und er glaubt, was Gott über ihn sagt: „Dein alter Mensch ist tot, und dein Leben ist mit Christus in Gott verborgen.“ Er mag es nicht fühlen oder nicht völlig verstehen, aber er wird dem Wort seines liebenden Vaters nicht widersprechen. Er akzeptiert es im Glauben und vertraut, dass der Herr treu zu seinem Wort steht.
Jetzt ist der Vater in vollkommener Freude! Und er erklärt: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Freude habe. Ihr seid sein Leib, und er ist euer Haupt. Also habe ich auch an euch Freude. Alles, was ich meinem Sohn gegeben habe, gebe ich euch. Seine Fülle ist euer.
Das ist ein Bild dafür, wie wir mit Kühnheit in seine Gegenwart treten!
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.