Mittlerweile solltet ihr Lehrer sein
Der Hebräer-Schreiber richtet seinen Lesern aus: „Mittlerweile solltet ihr Lehrer sein“ (Hebräer 5,12; meine Umschreibung). Dies sind starke, mutige Worte. Wen genau spricht der Schreiber hier an? Kurzum, wen weist er zurecht? Das Hebräerbuch zeigt uns, dass er zu Gläubigen spricht, die in der biblischen Wahrheit gut geschult worden waren. In anderen Worten, jene, die diesen Brief lasen, hatten in mächtigen Predigten vieler gesalbter Diener Gottes gesessen. Bedenkt, was all diesen Christen gelehrt worden war:
- Sie wussten um das Hohepriestertum Jesu und seine Fürbitte für sie beim Thron Gottes. Sie wussten auch um seine Einladung, kühn vor den Thron zu kommen, um in ihrer Zeit der Not Barmherzigkeit und Gnade zu finden. Sie waren gelehrt worden, dass für sie eine übernatürliche Ruhe verfügbar war, wenn sie den Glauben mit dem heiligen Wort verbinden würden, das ihnen gepredigt worden war.
- Sie waren gelehrt worden, dass der Herr berührt ist von den Gefühlen ihrer Schwächen. Und sie wussten, Christus war in allen Punkten versucht worden wie sie, doch er blieb ohne Sünde. Überdies, geradeso wie Gott Engel sandte, um Jesus in seiner Zeit der Not zu dienen, würde der Herr Engel senden, um auch ihnen zu dienen. „Sind sie nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen?” (1,14).
- Sie waren ermahnt worden: „Sein Haus sind wir, wenn wir das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung festhalten” (3,6). Und sie hatten klare Warnungen erhalten, wie Unglaube den Heiligen Geist betrübt: „Seht zu, liebe Brüder, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt von dem lebendigen Gott” (3,12).
All diese gesunde Lehre findet man in den ersten vier Hebräer-Kapiteln. Nun, in Kapitel 5, spricht der Schreiber jene Versammelten an:
„Nach all dieser Lehre seid ihr immer noch träge im Hören. Mittlerweile solltet ihr bei all eurer Bibelkenntnis längst Lehrer sein. Aber ihr benötigt ganz klar jemanden, der euch noch einmal die elementaren Grundsätze Gottes lehrt. Ihr braucht noch Milch, während ihr euch von Fleisch ernähren solltet” (siehe 5,11-12).
Denkt darüber nach, was der Schreiber hier sagt. Kurzum teilt er seinen Lesern mit: „Inzwischen solltet ihr gestandene Vorbilder für eure Kinder sein. Euer Glaube sollte unerschütterlich sein. Ihr solltet nicht länger in euren Trübsalen murren oder jammern, sondern stattdessen willig Teilhaber der Leiden Christi sein. Ihr solltet nicht in einem Augenblick heiß, und dann plötzlich kalt sein, wenn der Feind wie eine Flut hereinbricht.“
Ich frage Dich, trifft dieses Wort auf Dich zu? Denke an all das, was von dieser gegenwärtigen Generation von Christen gelernt wurde. Wie viele Predigten haben wir gehört, die uns herausfordern, dem Herrn in allen Dingen zu vertrauen? Wie viele Male wurden uns Gottes unfassbare Verheißungen gepredigt? Wie viele glaubensweckende Predigten haben wir zu uns genommen? Wie oft wurden wir durch eine Botschaft über Gottes Treue gesegnet? Und doch, wie oft liegen wir am Boden, wenn eine Versuchung kommt?
Scharen von Menschen in der Gemeinde sind heutzutage gut gelehrt, angefüllt von der biblischen Wahrheit, erfahrene Predigtverkoster. Tatsächlich sind wir es, an die der Hebräer-Schreiber sich in diesem Brief richtet. Und er redet zu uns: „Mittlerweile solltet ihr Lehrer sein durch euer Vorbild. Aber stattdessen wankt euer Glaube in Kampfzeiten immer noch.“
In 5. Mose 11 finden wir Israel am Jordan vor, als es sich anschickte, in das Verheißene Land hinüberzuziehen
Bevor Gottes Volk nach Kanaan hineinging, rief Mose sie für eine besondere Botschaft des Herrn zusammen. Erinnert euch, dies war nicht die Generation, die aufgrund ihrer Ungehorsamstaten dem Tode in der Wüste geweiht war. Vielmehr war dies die Generation, die jenen Glaubenslosen folgte. Als ihre Väter das Rote Meer durchquerten, waren diese Leute noch jung, das Alter bewegte sich zwischen der frühen Kindheit und zwanzig Jahren. Nun waren viele von ihnen über fünfzig, und ihre eigenen Kinder bildeten die dritte Generation.
Mose begann seine Ermahnung an diese „mittlere Generation“ mit den folgenden Worten: „Erkennt heute - denn nicht mit euren Kindern <rede ich>, die die Zucht des HERRN, eures Gottes, nicht erfahren und nicht gesehen haben - seine Größe, seine starke Hand und seinen ausgestreckten Arm” (5. Mose 11,2; revidierte Elberfelder Übersetzung 1991).
Mose stellte klar: „Die Botschaft, die ich euch gleich mitteilen werde, ist nicht an eure Kinder gerichtet. Sie ist nicht für jene gedacht, die die Wunder nicht gesehen haben, die ihr gesehen habt. Sie ist nicht für jene, die die Erziehung des Herrn nicht kennengelernt haben. Sie ist nicht für die Unerprobten, jene die nicht Gottes Ehrfurcht gebietende Macht inmitten ihrer Anfechtungen erfahren haben.
Nein, diese Botschaft des Herrn richtet sich an jene von euch, die äußerst angefochten wurden. Ihr habt Gottes Erziehung direkt erfahren. Ihr seid durch viele Anfechtungen gegangen, ihr habt die großartigen Errettungen miterlebt, ihr habt gesehen, wie sich Gottes wunderbare Verheißungen erfüllten.“ „Eure Augen haben die großen Werke des HERRN gesehen, die er getan hat” (11,7).
Warum wollte der Herr jener mittleren Generation von Israeliten diese Botschaft einhämmern? Deshalb, weil ihre Kinder ihn in ihrem ganzen Leben noch nie große Werke hatten tun sehen. Die dritte Generation kannte Gott einfach nicht so wie ihre Eltern. Und im Wesentlichen sagte der Herr nun zu den Eltern:
„Bedenkt, wo ihr jetzt seid: an der Grenze zum Verheißenen Land. Eure Kundschafter haben berichtet, dort im Land seien gigantische Feinde, und ihre Städte mit hohen Mauern umgeben. Begreift ihr das? Eure Kinder stehen vor neuen Schlachten, denen ihr nie begegnet seid. Sie stehen vor Versuchungen, die ihr euch niemals hättet vorstellen können. Sie haben es mit überwältigenden Anfechtungen zu tun. Und sie sind nicht zum Kampf gerüstet, wie ihr es seid.
Eure Kinder werden Lehrer brauchen, weil ihr Glaube nicht durch das Feuer gegangen ist. Ihr müsst ihre Lehrer werden. Kurzum, euer Leben und Glaube soll für ihre Generation vorbildlich sein. Tatsächlich habe ich euch berufen, Lehrer zu werden für jede nachfolgende Generation, für alle, die in ihrem Glauben unsicher oder nicht gegründet sind.”
„So nehmt nun diese Worte zu Herzen und in eure Seele und bindet sie zum Zeichen auf eure Hand und macht sie zum Merkzeichen zwischen euren Augen und lehrt sie eure Kinder, dass du davon redest, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst” (11,18-19).
Gott sagte dieser mittleren Generation mit so vielen Worten: „Als meine Diener ist dies eure vollzeitliche Berufung. Ihr sollt immer standhaft sein, und in eurem Vertrauen zu mir niemals wanken. Auf diese Weise werden eure Kinder meine mächtige Hand in eurem Leben am Werk sehen. Sie werden kühn gemacht werden durch den Frieden, den ihr inmitten eurer Trübsale habt.”
Ich möchte jetzt zu Gottes heutigem Volk reden, einschließlich jedes reifen, bibelgeschulten Dieners des Herrn
Denkt an alles, was unsere Generation gelehrt worden ist. Über die Jahre haben wir, die wir den Herrn sehr genau kennen, viele Wunder erfahren. Wir sind gesegnet worden durch seine Befreiungen von großen Anfechtungen und Versuchungen.
Jahrzehnt um Jahrzehnt haben wir Gott für treu befunden, inmitten von verhängnisvollen Umständen. Wir haben ihn als unsere Kraftquelle kennengelernt. Wir wurden so oft von Christi heilender Hand berührt. Wir haben den Trost und die Führung von Gottes Geist in allen Lebenslagen kennengelernt. Wir haben eine große Kenntnis von den vielen kostbaren Verheißungen des Herrn, weil wir ihn gesehen haben, wie er sie uns die Jahre hinweg treu erfüllt hat.
Merkt ihr, worum es mir geht? Ja, Geliebte, mittlerweile sollten wir Lehrer sein!
Doch Tatsache ist, dass unser Predigen und unsere Erfahrungen die jugendliche Generation nach uns nicht berührt haben. Diese jungen Leute wurden nicht verliebt gemacht durch die Schönheit des Wortes Gottes, weil sie es nicht in Reinheit gepredigt hörten. Stattdessen wurden sie meistens mit dem Köder von fleischzentrierten Aktivitäten und Unterhaltung in die Gemeinde gelockt. Und wenn sie erstmal drinnen sind, ist das einzige Evangelium, das sie hören, eines das leicht und unverbindlich ist. Und jene leichte Botschaft hat sie vollkommen scheitern lassen.
Ich weiß, es gibt ein paar wenige Gemeinden, die junge Leute in beachtlicher Anzahl erreichen. Aber im Großen und Ganzen hat die kommende Generation Gottes wunderwirkende Kraft nicht kennengelernt, nicht gesehen noch erfahren. Sag mir, an wen können sie sich wenden? Für mich lässt sich ihre Notlage anhand einer Schlagzeile des Wall-Street-Journals festmachen: „Die Welt hat alles Vertrauen verloren.“
Der Prophet Jesaja sprach von einem kommenden Tag, an dem die Welt „Brot der Not“ essen würde und „Wasser der Bedrängnis“ trinken (Jesaja 30,20; revidierte Elberfelder Übersetzung 1991). Jesaja sah voraus, dass aus dieser Not und Bedrängnis heraus ein Schrei aufsteigen würde. Und wenn Gott jenen Schrei hört „wird [er] dir gnädig sein, wenn du rufst. Sobald er’s hört, wird er dir antworten“ (30,19).
Was für eine gewaltige Verheißung: Wenn Gott sein Volk aus der Bedrängnis schreien hört, wird er ihm antworten. Wie wird er dies tun?
„Obgleich der Herr euch das Brot der Not gibt und das Wasser der Bedrängnis, werden deine Lehrer doch nicht in eine Ecke entfernt werden, sondern deine Augen werden deine Lehrer sehen: und deine Ohren werden ein Wort hinter dir sagen hören: Dies ist der Weg, geht auf ihm, wenn ihr euch zur Rechten wendet und wenn ihr euch zur Linken wendet“ (30,20–21; a. d. englischen King James Version).
Seht ihr, was Jesaja uns sagt? Inmitten einer unheilvollen Zeit steigt ein Schrei zum Himmel auf. Und wenn jener Schrei Gottes Ohr erreicht, wird er eine nicht gesehene, unbekannte Armee von Lehrern hervorbringen, um uns zu führen. Diese Diener Gottes werden während der härtesten Zeiten aufgestellt, wenn so viel Chaos und Bedrängnis sein wird, so viele Fluten und Ängste, und alles zu schwer zu sein scheint, um es zu ertragen. Das ist der Augenblick, in dem Gottes Volk seine Lehrer am meisten braucht.
Wer sind diese nicht besungenen Diener, die hervorkommen sollen?
Diese sind die Lehrer, von denen Mose spricht, die durch den Hebräer-Schreiber erwähnt werden. Auch Paulus spricht von ihnen und nennt sie „lebendige Briefe“. Genau wie Jesaja verkündet, werden diese Lehrer nicht länger verborgen sein, sondern hervorkommen, um von allen gesehen zu werden.
Solche Lehrer mögen niemals auf einer Kanzel gestanden haben, um zu reden. Sie mögen niemals eine Klasse unterrichtet haben, oder nicht einmal eine häusliche Bibelstudiengruppe. Sie mögen tatsächlich überhaupt keine Sprachbegabungen haben. Was sie haben werden, ist ein im Kampf siegreicher Glaube, der jede Anfechtung und Bedrängnis ausgehalten hat.
Gerade jetzt stehen viele dieser Lehrer knietief in ihren eigenen Leiden. Einige stehen der Not vierundzwanzig Stunden am Tag gegenüber und ertragen entsetzliche Qual und unaufhörliche Anfechtungen. Aber diese Diener sind Überwinder. Aus Situationen heraus, die düster wurden durch Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit, treten sie mit einem kraftvollen Glauben hervor. Wie ist das möglich? Tagtäglich überwinden diese Diener den Feind durch ihren Glauben, den sie mit den Verheißungen im Wort Gottes verbinden.
Diese Leute könnten ein Buch schreiben über das, was sie ausgehalten haben. Und in dem allen haben sie der Panik nicht nachgegeben. Stattdessen bewegen sie sich weiterhin vorwärts, mit einer beständigen Hoffnung, wobei ihr Vertrauen in den Herrn immer stärker wird. Schaut Euch die folgenden kraftvollen Vorbilder an:
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Ein Lehrer ist eine hingegebene Frau Gottes, die eine aufreibende Anfechtung durchmacht. Tagtäglich hat sie die hoffnungslose Aufgabe, sowohl für einen geistig behinderten Sohn, als auch eine ältere Schwiegermutter mit Demenz zu sorgen. Diese Frau muss rund um die Uhr auf der Hut sein, weil entweder einer der beiden weglaufen oder das Haus niederbrennen könnte. Sie erzählt, wie erschöpft sie bisweilen ist, und fragt sich, ob sie es einen weiteren Tag durchhält.
Worauf es bei ihr täglich hinausläuft, ist einfach: Sie betet. Diese Frau weiß aus erster Hand, wie man mit Zuversicht zu Gottes Thron der Gnade geht, um in ihrer Zeit der Not Barmherzigkeit zu finden. Sie schreibt, dass sie große Einflößungen der Kraft und des Trostes vom Heiligen Geist empfängt. Und nun, durch ihr Vorbild, lehrt sie andere, wie man inmitten der Bedrängnis überwindet.
- Ich weiß von einem gottgefälligen Pastor, der auf eine Herztransplantation wartet. Wegen des Zustandes dieses Mannes ist er körperlich nicht mehr in der Lage zu predigen. Er hat keine Arbeitsstelle oder irgendein gesichertes Einkommen, und seine Herzmedizin ist sehr teuer. Hinsichtlich seiner Gesundheit ist er eine laufende Zeitbombe.
Doch ist dieser Pastor einer der verborgenen Lehrer, die der Herr hervorbringt, dass alle es sehen. Einst litt er im Verborgenen, aber jetzt ist er ein Vorbild für alle um ihn herum. Mit der Zeit wurde ihr Glaube entzündet, als besorgte Familienangehörige sahen, wie sein Vertrauen in den Herrn Tag für Tag wuchs. Ich hörte von ihm durch ein Paar im Dienst, das ihn kennt und seinen nicht wankenden Glauben bezeugt hat.Zeitweise empfindet dieser kostbare Mann, keinen Dienst zu haben. Aber in Wahrheit lehrt er unbekannte Menschenmengen, die von Gottes Treue inmitten der Bedrängnis wissen müssen.
Du bist auch einer von Gottes lebendigen Briefen, gekannt und gelesen von denen um Dich herum
Lieber Heiliger, ich habe eine Frage an Dich: Was sagt Dein Leben jenen um Dich herum? Wie liest sich das Buch Deines Lebens?
Ich bin begeistert von den vielen Zeugnissen, die jetzt in unser Büro strömen. Wir lesen Geschichten von Dienern, die mit Hoffnung erfüllt sind trotz Verlust der Arbeit, die Frieden haben trotz körperlicher Krankheit, die Tapferkeit besitzen angesichts eines endlosen Leidens. Und sie haben alle dies gemeinsam: Sie beten.
Diese sind Lehrer, lebendige Briefe, Gottes Liebesbriefe für eine hoffnungslose Welt. Und sie wurden so, indem sie alle Anfechtungen und Kämpfe hindurch in beständiger Gemeinschaft mit dem Herrn waren. Sie vertrauen Jesus gänzlich, dass er ihre Kraft erneuert, um weiterzugehen. Sie verlassen sich vollkommen auf die Führung des Heiligen Geistes. Und sie gehen beständig zu Gottes Thron der Gnade in ihrer Zeit der Not.
Ich frage Dich: Bist Du ein Lehrer in harten Zeiten, indem Du anderen durch Dein Vorbild dienst? Es ist unmöglich den Glauben zu bewahren, ohne mit Zuversicht zum Thron zu gehen, im Gebet für all das, was Du brauchst. Ich bitte Dich dringend: Geh täglich zum Herrn für alles Erbarmen, das Du brauchst. Er beruft Dich hervorzukommen, als einer seiner Lehrer!
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Lutherübersetzung 1984. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.