Gedeihen, während die Feinde toben
Die Verheißung der ersten beiden Psalmen
Paulus erklärte Timotheus, dass in den letzten Tagen gefährliche Zeiten über die Erde kommen würden. Dies beschreibt sicherlich unsere Zeit mit einer weltweiten Pandemie und politischen Umwälzungen in so vielen Ländern. Paulus fügte hinzu, dass die Herzen der Menschen erkalten würden, sodass sie vom Glauben abfallen würden. Jede Untersuchung zeigt, dass in der westlichen Welt Christen vom Glauben abfallen und die Gemeinde schrumpft.
Was bedeutet das für jeden, der Jesus weiter nachfolgen will? Der Psalmist gibt darauf eine kühne Antwort: „Alles, was er tut, es wird ihm gelingen“ (Psalm 1,3). Wie ist das möglich? Sind Christen blind für alles, was um sie herum geschieht? Dürfen wir die Welt ignorieren, während sie zusammenbricht?
Ganz und gar nicht. In den sechs kurzen Versen des ersten Psalms steckt so viel mehr, das der Verfasser uns wissen lassen möchte. Historiker sagen übrigens, dass die ersten beiden Psalmen eine Einführung in den gesamten Psalter von 150 Psalmen bilden, der dem Volk Gottes seit Jahrtausenden als Andachts- und Gesangbuch dient.
Psalm 1 spricht über den einzelnen Gläubigen, während Psalm 2 einen Schritt zurücktritt und eine globale Sicht einnimmt. Psalm 2 beginnt mit den Worten: „Warum toben die Völker, warum ersinnen die Nationen nichtige Pläne? Die Könige der Erde stehen auf, die Großen tun sich zusammen gegen den Herrn und seinen Gesalbten: Lasst uns ihre Fesseln zerreißen und von uns werfen ihre Stricke!“ (Psalm 2,1-3).
Ganze Kulturen erklären dreist: „Ich brauche die Bibel nicht. Ich weiß selbst, was richtig und falsch ist und was für mich am besten ist. Werft diese jahrhundertealte Fessel ab.“ Der Psalmist sah diese Einstellung und fragte: „Warum toben die Völker?“ Psalm 1 betrachtet dies auf einer persönlicheren Ebene und fragt: „Wie soll ich in all diesem Chaos überleben, von Gelingen und Wohlergehen ganz zu schweigen?“
Es ist nicht nur möglich, in einer Welt des Umbruchs und des Chaos zu gedeihen; uns wird sogar ein konkreter Weg gezeigt, wie uns dies gelingen kann.
Mitten in Chaos und Bedrängnis werden wir als solche bezeichnet, die gesegnet sind.
Der Verfasser leitet den Psalm ein, indem er erklärt: „Selig der Mann…“ (Psalm 1,1). Mit anderen Worten führt Gottes Volk selbst inmitten einer zerrütteten Kultur und krisengeschüttelten Zeiten ein gesegnetes Leben. Wie kann das sein?
Der Psalmist nennt dazu genaue Einzelheiten. Gesegnet ist der Mensch, „der nicht nach dem Rat der Frevler geht, nicht auf dem Weg der Sünder steht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern sein Gefallen hat an der Weisung des Herrn, bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt“ (Verse 1-2).
Zuerst weist der Psalmist auf drei Dinge hin, die wir meiden sollen. Er sagt kurz zusammengefasst: „Um gesegnet zu sein, gibt es bestimmte Dinge, mit denen du nichts zu tun haben sollst.“
Ich möchte unterstreichen, dass dieser Psalm keine Liste von Geboten oder Verboten oder gesetzlichen Bestimmungen ist. Er handelt vielmehr von Gottes Weisheit, wie unser Leben gelingen kann, ganz gleich, wie die Umstände sein mögen.
Heute hat das Wort „gesegnet“ eine weit geringere Bedeutung als in der biblischen Definition. Wenn wir es heute hören, denken wir an sorgenfreie Tage und materielles Wohlergehen. In der hebräischen Bedeutung hat es eine andere Dimension. Die Grundbedeutung des hebräischen Wortes ist „glücklich“ im Sinne eines vollkommenen menschlichen Gedeihens; der Psalm weist darauf hin, dass es letztlich von der Nähe Gottes abhängt, ob ein Mensch gedeiht. Gesegnet zu sein bedeutet kurz gesagt, mit der Erfahrung zu leben, dass Gott in unserem Leben präsent ist und handelt.
Wie können wir unter einem solchen Segen leben? Der Psalmist gibt uns den Rat: „Folgt nicht dem Rat der Gottlosen. Betretet nicht den Weg der Sünder. Sitzt nicht im Kreis der Spötter.“
Das hört sich nach eindeutigen Verboten bestimmter Verhaltensweisen an, aber diese Ratschläge gehen viel tiefer. Manchmal sollten wir sozusagen geistliche Scheuklappen aufsetzen, um uns ganz auf Jesus zu konzentrieren und Reinheit an Geist und Herz zu bewahren. Das ist eine geistliche Disziplin.
Beachten Sie, wie der Psalmist den langsam fortschreitenden Niedergang einer Seele beschreibt. Zuerst kommt man an etwas offenbar Bösem vorbei; dann bleibt man stehen, um sich die Sache anzuschauen; und am Ende setzt man sich dazu und macht selbst mit.
Schlicht und einfach zeigt der Psalmist uns hier, dass es eine geistliche Voraussetzung gibt, um gesegnet zu sein. Wir brauchen eine Entschlossenheit und Sorgfalt, die zu aktivem Handeln führen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, bloße Willenskraft aufzubieten, sondern wir sollen aus der Gnade Gottes schöpfen, die durch unseren Gehorsam wirkt, sodass unsere Herzen und Sinne von jedem Hindernis frei werden, dass einem gesegneten Leben im Wege steht.
Es genügt nicht, nur das Böse zu meiden, sondern wir müssen aktiv den Weg des Lebens gehen.
Der Psalmist fährt fort und sagt über den Gerechten, dass er „Gefallen hat an der Weisung des Herrn, bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt“ (Psalm 1,2). Für gesegnete Männer und Frauen ist es keine mühsame Last, Gottes Wege zu erlernen. Der Psalmist zeigt uns, dass es mit Freude verbunden ist. Es bedeutet, in Gottes Strom des Lebens zu stehen und von seinem Segen getränkt zu werden.“
An dieser Stelle benutzt der Psalmist interessanterweise ein anderes Wort, wenn er fragt: „Warum sind die Nationen in Aufruhr und sinnen die Völker Nichtiges?“ (Psalm 2,1; ZB; Hervorhebung des Autors). Das Wort für „sinnen“ in diesem Vers hat denselben Wortstamm wie das Wort, das in Psalm 1,2 für das Nachsinnen über Gottes Weisung gebraucht wird. Beide beschreiben ein leidenschaftliches, intensives, tief schürfendes Bemühen. Tag und Nacht über Gottes Wort nachzusinnen ist mehr als ein oberflächliches Durchlesen; es geht vielmehr darum, Gottes Wort durchzukauen, es von allen Seiten zu betrachten und es zu verinnerlichen. Eine solche Einstellung lässt uns ernsthaft fragen: „Herr, was ist die Wahrheit, die du mir hier zeigen willst?“
Diese Art von Eifer lässt auf ein Vergnügen an der Beschäftigung mit Gottes Wort schließen. Wir haben „Gefallen an der Weisung des Herrn, bei Tag und bei Nacht [sinnen wir] über seine Weisung nach“ (Psalm 1,2).
Gott schafft die Voraussetzungen für unseren Segen, indem er uns an den Strom seines lebendigen Wassers stellt. Dort sind wir „wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was [wir tun], es wird [uns] gelingen“ (Psalm 1,3). Mit dem Leben, das der Strom hervorbringt, entsteht Freude.
Bereitet Ihnen diese chaotische Welt eher Kummer als Freude? Wenn ja, beachten Sie, was einen gut gepflanzten Baum kennzeichnet: Es ist ein Baum, „der zur rechten Zeit seine Frucht bringt“ (Psalm 1,3). Mit anderen Worten: Gott lässt die Früchte, die er von uns haben will, zu seiner Zeit wachsen. Vielleicht leben wir in der stürmischsten Zeit der Geschichte, aber wir können damit rechnen, dass Gott große Früchte aus unserem Leben hervorbringt.
„Alles, was er tut, es wird ihm gelingen“ (Psalm 1,3). Steht Ihr Arbeitsplatz auf der Kippe? Ist Ihre finanzielle Situation ungewiss? Steht Ihre Ehe unter Stress? Ich kann Ihnen mit Gewissheit sagen, dass Sie ein gesegnetes Leben führen werden, wenn Sie Jesus von ganzem Herzen nachfolgen. Sie haben sich Jesus hingegeben und sind rechtschaffen und heilig, weil Sie an einen mächtigen Strom gepflanzt wurden. In diesem Augenblick bringt Christus in Ihnen Früchte hervor, die zur rechten Zeit sichtbar werden.
Ist es ein Widerspruch, wenn die Bibel sagt, dass die Übeltäter ein gutes, gesegnetes Leben führen, während die Gerechten leiden?
Der Prophet Maleachi erklärte: „Darum preisen wir die Überheblichen glücklich, denn die Frevler haben Erfolg; sie stellen Gott auf die Probe und kommen doch straflos davon“ (Maleachi 3,15). In Psalm 44,8 wird ein Mensch beschrieben, „dessen Weg gelingt … der böse Pläne ausführt!“ (Psalm 37,7; ELB). In Psalm 44,23 wird dies dem Leben der Gerechten gegenübergestellt: „Ja, um deinetwillen wurden wir den ganzen Tag getötet, wir galten als Schafe, zum Schlachten bestimmt“ (Psalm 44,23).
Wir sehen hier einen deutlichen Gegensatz in Bezug auf die Lebenssituation der Gottlosen und der Gerechten. Können wir auf diesem Hintergrund wirklich auf Gottes Zusage vertrauen, das uns tatsächlich alles gelingen wird und es uns wohlergehen wird?
Paulus antwortet mit einem Zitat des Psalmisten, als er an die Gemeinde in Rom schreibt.
„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: Um deinetwillen sind wir den ganzen Tag dem Tod ausgesetzt; wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat. Doch in alldem tragen wir einen glänzenden Sieg davon durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Römer 8,35-39).
Mit diesen starken Worten beschreibt Paulus, was mit dem Wohlergehen und Gelingen der Gerechten gemeint ist. Es bedeutet nicht, dass unsere Gesundheit sich immer gut entwickeln oder unser Leben ohne Probleme verlaufen wird. Nein, in allen Dingen sind wir mehr als Überwinder, weil wir – ganz gleich, mit welchen üblen Machenschaften wir konfrontiert sein mögen – nie von unserem Platz an dem mächtigen Strom weichen, der Christus ist.
Das ist der wahre Gegensatz zwischen unseren Leiden und dem Wohlergehen der Gottlosen.
„Alles, was [wir tun], es wird [uns] gelingen. Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht!“ (Psalm 1,3-4).
Auf meinen Reisen für World Challenge habe ich die Armen der Welt kennengelernt, und sie sind in einer Weise gesegnet, die sowohl Paulus als auch der Psalmist beschreiben. Im Gegensatz dazu sehe ich, dass sich eine Korruption in der wohlhabenden Gemeinde des globalen Westens ausbreitet. Viele haben das gesegnete Leben mit weltlichem Gewinn in Verbindung gebracht.
Freunde, die Wege der Gottlosen werden nicht gelingen, und diejenigen, die den Leib Christi verderben, indem sie weltlichen Besitz als Segen Gottes bezeichnen, werden nicht bestehen. Der Psalmist sagt, dass Gott darauf antworten wird. „Darum werden die Frevler im Gericht nicht bestehen noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten“ (Psalm 1,5).
Es wird ein gerechtes Gericht kommen. An diesem Tag wird Jesus in seinem Haus die Schafe von den Böcken trennen. „Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber verliert sich“ (Psalm 1,6). Doch alle Völker, die gegen Gott wüten, werden wie Spreu im Wind verweht werden. Jesus rät ihnen allen: „Nun denn, ihr Könige, kommt zur Einsicht, lasst euch warnen, ihr Richter der Erde! Mit Furcht dient dem Herrn, jubelt ihm zu mit Beben, küsst den Sohn, damit er nicht zürnt und euer Weg sich nicht verliert, denn wenig nur und sein Zorn ist entbrannt. Selig alle, die bei ihm sich bergen!“ (Psalm 2,10-12).
Stellen Sie sich den Tag vor, wenn die vollendete Frucht der Gerechtigkeit in Gottes Gegenwart sichtbar wird. Wir werden sehen, auf wie vielfältige Weise Jesus uns Gelingen und Gedeihen geschenkt hat. „Errege dich nicht über die Bösen, ereifere dich nicht über jene, die Schlechtes tun! Denn sie verwelken schnell wie das Gras, wie frisches Grün verdorren sie. Vertrau auf den Herrn und tue das Gute, wohne im Land und hüte die Treue! Habe deine Lust am Herrn! So wird er dir geben, was dein Herz begehrt“ (Psalm 37,1-4).
Freunde, wir sind nicht gebrochen oder besiegt. Wir leiden und harren aus, aber wir gedeihen. Wir sind fest an dem großen Strom des Lebens verwurzelt und gegründet, welcher Christus ist. Das ist ein gesegnetes, seliges Leben, das uns durch jede Anfechtung durchtragen wird. Amen.