Ein Traum, der wahr wird

Gary Wilkerson

Ich weiß, wie es ist, wenn man die Verheißungen Gottes glaubt und doch nicht erlebt, wie sie Wirklichkeit werden. Ich kenne die Verheißung unaussprechlicher Freude, aber ich kenne auch Jahre der Entmutigung und sogar der Depression. Ich weiß, wie es ist, Gottes Verheißung eines siegreichen Überwinder-Lebens zu hören und doch lange Phasen der Niederlage durchzumachen, in denen einem alles über den Kopf wächst. Ich kenne die Verheißung, dass wir seine Liebe – die Höhe, Tiefe und Breite seiner Liebe – erfahren werden, und doch geschieht es, dass ich diese Liebe nicht spüre, sondern mich getrieben fühle, sie mir zu verdienen.

Kurz gesagt: Ich habe von den großartigen Zusagen Gottes gehört – Verheißungen der Freude, der Kraft, des Sieges, des Friedens und der Fülle des Lebens – und doch bedrückt mich das Empfinden, nicht in diesen Verheißungen zu leben. Ich weiß, dass ich mit dieser Erfahrung nicht allein dastehe. Im Lauf der Jahre haben Dutzende Menschen, denen ich begegnete oder als Pastor diente, mir gegenüber laut ausgesprochen: „Warum sind Gottes Verheißungen keine Realität in meinem Leben?“

Wenn Sie Jesus nachfolgen, verstehen Sie jede göttliche Verheißung als ein Ziel, das es zu erreichen gilt. Sie wünschen sich alles, was er für Ihr eigenes Leben, für geliebte Angehörige und Freunde und für eine verzweifelte Welt bereit hält, die sich nach der Erfüllung dieser Verheißungen sehnt. Seine Zusagen inspirieren Ihre Lebens-Träume: Träume von einem gesegneten Familienleben, von einem Dienst für Jesus als Gemeinde, vom Kommen seines Reiches auf der Erde wie im Himmel. Doch die meisten von uns stellen sich die Frage: Was ist, wenn sich diese Träume nicht erfüllen?

Der Schreiber der Sprüche sagt uns: „Hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank“ (Sprüche 13,12)

Manchmal scheinen wir statt Verheißungen nur Probleme zu erleben. Enttäuschungen, zerschlagene Hoffnungen, zerbrochene Träume – wir alle hatten geistliche Ziele, die nie Wirklichkeit wurden. Und mit der Zeit macht uns das sehr zu schaffen. Wie der Verfasser der Sprüche sagt, kann diese Erfahrung unser Herz krank machen. Wir hören auf, uns Ziele zu stecken, geben unsere Träume auf und verlieren damit etwas Kostbares, das Gott für uns vorgesehen hat.

Deshalb ist es wichtig, auch die zweite Hälfte dieses Verses in den Sprüchen zu beachten: „…ein erfüllter Wunsch aber ist ein Baum des Lebens“ (Sprüche 13,12). Eine großartige Wahrheit. Dieses Bild lässt mich sofort an die Genesis denken und an einen göttlich bewässerten Baum im Garten Eden. Ich sehe hoch aufragendes sattgrünes Blätterwerk durchsetzt von köstlichen Früchten, die allen Leben spenden, die davon essen. Es ist eine Metapher für das, was Jesus am Kreuz für uns tat, und für die Verheißung der Fülle des Lebens, die er für uns erwarb.

Im Alter von 17 Jahren ging ich einmal in einer mondhellen Nacht in Ost-Texas durch den Wald, als ich eine hübsche junge Frau in meinem Alter sah. Vom ersten Augenblick an war sie für mich ein Traum. Ich wusste: Wenn ich sie meine Einladung, mit mir auszugehen, ausschlagen würde, würde es mir das Herz brechen. Doch glücklicherweise sagte sie ja. Vierzig Jahre später hat mein Traum sich in meiner Frau Kelly und den Kindern und Enkeln, die unseren Familienstammbaum bilden, völlig erfüllt.

Wie ist es nun mit der Erfüllung unserer von Gott gegebenen Träume? Fallen sie uns vom Himmel in den Schoß? Tauchen sie in einer Mondscheinnacht plötzlich vor uns auf? Oder handelt es sich um einen Prozess? Gibt es etwas, das Gott von uns verlangt und das dann dazu führt, dass unser anfänglicher Traum Wirklichkeit wird?

Wenn ich zurückblicke, ist die Antwort leicht zu erkennen. Die Erfüllung eines kostbaren Traumes – wie eine Ehe oder Familie – verlangt Glauben und Arbeit. Mein Traumleben mit Kelly hätte im Lauf von vier Jahrzehnten oft abflauen oder zerbrechen können, wenn wir nicht bereit gewesen wären, opferbereit zu lieben und schwere Zeiten und Herausforderungen im Glauben durchzustehen. Der Verfasser der Sprüche hat dies im Blick, wenn er warnt: „Es ist schön, wenn Träume wahr werden, aber nicht einmal dafür werden die Narren vom Bösen lassen“ (Vers 19; Neues Leben).

Das Problem ist nicht, dass Gottes Verheißungen fehlerhaft wären. Das Problem ist, dass viele von uns nicht bereit sind, das Nötige zu tun, damit sie sich erfüllen. Deshalb muss ich Sie fragen: Räumen Sie die Dinge aus dem Weg, die Sie daran hindern, Gottes überfließendes Leben zu empfangen?

In vier Jahrzehnten des Dienstes als Pastor habe ich einige Blockaden festgestellt, die Christen davon abhalten, zur Fülle des Lebens zu gelangen

Ein wesentliches Problem für viele Nachfolger Jesu ist die große Kluft zwischen ihren Erwartungen und ihrer realen Situation. Sie erwarten enorm viel von einem Leben in Gott. Doch sie stecken sich nur geringe Ziele, und das bestimmt ihre Lebenswirklichkeit. Ein Grund dafür ist, dass sie ihre von Gott gegebenen Träume für egoistisch halten. In seelsorgerlichen Gesprächen haben viele Christen mir gesagt: „Ich will eigentlich nicht viel.“ Sie bekommen genau das, was sie wollen, und doch sind sie überrascht über die Unzulänglichkeit ihres Lebens.

William Carey, der große Indienmissionar, erlebte, wie Gott Dinge erfüllte, die viele andere Christen für unmöglich hielten. Einer seiner Aussprüche wurde über Generationen hinweg berühmt: „Erwarte Großes von Gott. Unternimm Großes für Gott.“

Manche Christen leben zwar so, doch ihre Erfahrung gleicht einer Achterbahnfahrt. Sie erleben Siege, die ihren Glauben anspornen. Doch dann erleben sie eine Reihe von Niederlagen. Dieser Kreislauf wiederholt sich, und sie werden mit dem Auf und Ab nicht mehr fertig. Sie fangen an zu zweifeln: „Wenn mein Glaube echt ist, warum scheint er dann so oft gar nicht zu existieren?“ Irgendwann ermüden ihre Herzen, und sie hören auf, nach Gottes Verheißungen zu streben.

Vielleicht zweifeln Sie an Ihrem Traum. Sie fragen sich, ob Ihr Wunsch von Gott kommt oder nur eine Fantasievorstellung ist. Sie können das feststellen, indem Sie drei Fragen beantworten: 1) Begeistert der Traum Sie? Wachen Sie morgens mit diesem Gedanken auf? Beflügelt es Sie, wenn Sie daran denken, Schritte zur Verwirklichung Ihres Traumes zu unternehmen? 2) Entspricht der Traum Ihnen als Person? Passt er zu den Gaben und Talenten, die Gott Ihnen gegeben hat? 3) Wenn Sie bei diesem Traum Fehlschläge erleben, würden Sie aufstehen und es wieder versuchen? Weckt der Traum bei Ihnen den Wunsch, gezielter vorzugehen und mehr Disziplin aufzubringen?

Ob ein Traum von Gott kommt, erkennen Sie daran, dass Sie sich nichts anderes so sehr wünschen. Doch wenn Ihr Traum nicht von Gott ist, wird er verblassen. Ist er von Gott, wird er Sie nicht mehr loslassen und Ihnen immer wieder durch den Sinn gehen, bis Sie etwas unternehmen. Gott hat Ihnen eine ganz spezielle DNA gegeben, die Ihnen genau entspricht. Sie können darauf vertrauen, dass seine Führung – und Ihre gezielte Disziplin – Ihnen helfen wird, in die Bestimmung zu kommen, die er für Sie vorgesehen hat.

Ich habe einige typische Blockaden gesehen, die den meisten aufrichtigen Nachfolgern Jesu zum Fallstrick werden.

Verletztheit. Manche Christen wagen im Glauben erste Schritte, um einen von Gott gegebenen Wunsch zu verwirklichen, und resignieren völlig, wenn er sich nicht erfüllt. Es kann eine nicht erwiderte Zuneigung sein. Oder eine schlechte Erfahrung mit der Gemeinde. Ihre Emotionen werden tief verletzt, und sie kommen offenbar nicht darüber hinweg.

Angst. Manche Menschen haben Angst, zu versagen, und fangen deshalb gar nicht erst an. Vielleicht sind sie früher schon einmal öffentlich gescheitert und können die Blamage nicht überwinden.

Anspruchsdenken. Die jetzige junge Generation hat so viel bekommen, dass sie sich nicht viel erarbeiten musste. Warum sollten die jungen Leute sich für irgendetwas anstrengen, wenn ihre Eltern bereit sind, es ihnen zu schenken? Ein solches Umfeld lässt Leidenschaft gar nicht erst aufkommen. Es hält die jungen Menschen von Zielstrebigkeit und Disziplin ab, sodass Enttäuschungen und Fehlschläge nicht ausbleiben.

Was tun Sie also, wenn Gott Sie ruft, seine höchste Bestimmung für Ihr Leben zu erfüllen, und Sie auf die Nase fallen? Sie stehen wieder auf! Wenn Sie meinen, Anspruch darauf zu haben, dass Gott die Arbeit für Sie tut, werden Sie nicht die innere Stärke entwickeln, durchzuhalten. Diesen jungen Leuten habe ich etwas zu sagen: Nicht alles, was Sie tun, wird brillant sein, und das liegt in Gottes Plan.

Vor allem aber: Haben Sie keine Angst vor Ihren Träumen. Gott hat eine Bestimmung, die nur Ihnen allein vorbehalten ist. Aber Sie müssen darum ringen, sie zu finden. „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan!“ (Matthäus 7,7).

Gott hat Anweisungen für alle, die in ihm überfließendes Leben finden wollen

Gottes Wort macht klar, dass Glaube mit Disziplin einhergehen muss. „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege an und werde weise: Obwohl sie keinen Anführer hat, weder Vorsteher noch Herrscher, bereitet sie dennoch im Sommer ihr Brot und sammelt in der Erntezeit ihre Speise. Wie lange willst du liegen bleiben, du Fauler? Wann willst du aufstehen von deinem Schlaf? ‚Ein wenig schlafen, ein wenig schlummern, ein wenig die Hände in den Schoß legen, um zu ruhen‘: so holt dich die Armut ein wie ein Läufer, und der Mangel wie ein bewaffneter Mann!“ (Sprüche 6,6-11). Das Bild, das hier gezeichnet wird, ist für die Faulen ernüchternd. Doch für diejenigen, die Disziplin aufbringen, mangelt es nicht an Mitteln im Reich Gottes.

Neben Disziplin ist Weisheit wichtig. Wahrscheinlich haben Sie schon einmal den Ausdruck gehört: „Arbeite nicht bloß hart; arbeite klug.“ Wenn Gott Sie berufen hat, ein Installateur zu sein, müssen Sie den Wunsch haben, Ihre Arbeit gut zu machen. Ihr Erfolg könnte dazu führen, dass Sie andere einstellen, Zweigstellen gründen und ertragreich expandieren. Ich kenne einen Heroinsüchtigen, der von seiner Sucht frei wurde und einen Friseursalon startete. Er fing an, andere ehemalige Drogensüchtige einzustellen und nun besitzt er vier Friseursalons. Alle seine Läden bieten Arbeitsstellen für Männer und Frauen, die ganzheitlich wiederhergestellt werden, um das überfließende Leben zu erfahren, das Gott für sie bereithält.

Gott hat Anweisungen für jeden von uns, damit wir das Leben finden, das er für uns entworfen hat. Folgen Sie seinen Weisungen, und Sie werden in die Bestimmung kommen, die er für Sie bereithält. Sie brauchen nicht länger das Leben zu führen, das Sie gar nicht wollen, sondern werden das Leben finden, das Gott für Sie hat. Überfließendes Leben versiegt nicht; es wird bleiben und jeden Morgen Hoffnung und Freude in Ihnen wecken. Und Sie werden den Tag damit verbringen, andere Menschen zu lieben, sodass auch sie ihre Bestimmung finden. Das ist in sich schon ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist! Amen.