Uneingeschränkter Zugang zum Vater
„Nach dem ewigen Vorsatz, den er verwirklicht hat in Christus Jesus, unserem Herrn. In ihm haben wir Freimütigkeit und Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn“ (Epheser 3,11-12).
Gottes Kinder haben eines der größten Privilegien, die der Menschheit jemals verliehen wurden: Wir haben das Recht, die Kühnheit und die Freiheit, jederzeit zu unserem Herrn durchzubrechen.
Unser himmlischer Vater sitzt auf einem Thron in der Ewigkeit. Und zu seiner Rechten sitzt sein Sohn, unser gepriesener Herr und Retter Jesus. Außerhalb dieses Thronsaals sind Tore, die sich für alle öffnen, die in Christus sind. Jederzeit – Tag oder Nacht, rund um die Uhr – können wir an Schutzengeln, Seraphinen und all den himmlischen Heerscharen vorbeigehen, um kühn diese Tore zu betreten und uns dem Thron unseres Vaters zu nähern. Christus hat für direkten Zugang zum Vater für uns gesorgt, damit wir Barmherzigkeit und Gnade empfangen können, die wir brauchen, egal was unsere Umstände sind.
Dies war nicht immer der Fall. Im Alten Testament hatte kein Mensch Zugang zum Vater, mit wenigen Ausnahmen. Zum Beispiel wissen wir, dass Abraham ein gewisses Maß an Zutritt zum Herrn genoss. Dieser ergebene Mann wurde ein Freund Gottes genannt. Er hörte vom Herrn, er sprach zu ihm, er hatte Gemeinschaft mit ihm.
Doch sogar Abraham blieb „außerhalb des Vorhangs.“ Obwohl er ein Freund Gottes war, hatte er niemals Zutritt zum Allerheiligsten, wo Gott residierte. Der geistliche Vorhang der Trennung war noch nicht entzweigerissen worden.
An einem Punkt in der Geschichte Israels erklärte Gott, dass er durch Visionen und Träume zu den Propheten sprechen würde: „Wenn ein Prophet des HERRN unter euch ist, dem will ich mich in einer Erscheinung zu erkennen geben, im Traum will ich mit ihm reden“ (4. Mose 12,6).
Dies war ein sehr eingeschränkter Zugang zu Gott. Doch, wiederum, gab es da eine Ausnahme: Moses, den Leiter Israels. Gott sagte von ihm: „So steht <es> nicht <mit> meinem Knecht Mose. Er ist treu in meinem ganzen Haus; mit ihm rede ich von Mund zu Mund, <im> Sehen und nicht in Rätselworten, und die Gestalt des HERRN schaut er“ (12,7-8). Wie Abraham sprach Moses zu Gott, und Gott sprach zu ihm. Er verbrachte vierzig Tage und Nächte in der Gegenwart des Herrn, bis sein Gesicht leuchtete. Klar, Moses hatte ein großes Maß an Zugang.
Aber der Rest Israels wusste nichts von dieser Art des Zugangs. Der Herr sagte zu ihnen: „Ein regelmäßiges Brandopfer für <all> eure Generationen (soll sein) am Eingang des Zeltes der Begegnung vor dem HERRN, wo ich euch begegnen werde, um dort zu dir zu reden. Und ich werde dort den Söhnen Israel begegnen“ (2.Mose 29,42-43).
Niemandem wurde erlaubt, das Allerheiligste zu betreten, wo Gottes Gegenwart wohnte. Nur dem Hohepriester wurde an einem Tag des Jahres, dem Versöhnungstag, erlaubt, hineinzugehen. Deshalb mussten die Menschen ihre Opfer vor das Tor der Wohnung bringen. Sie konnten einen kurzen Blick durch das Tor werfen, aber sie konnten nichts vollständig sehen. Sie konnten sich nur über die Majestät Gottes wundern, die im Inneren wohnte.
Nochmals, dies war nur ein sehr eingeschränkter Zugang. Es war, als würde Gott zu ihnen sagen: „Kommt zu meiner Haustür, und ich werde euch dort begegnen. Dann können wir reden. Sie wurden nicht ins Innere eingeladen. Der Herr sprach von der anderen Seite der Tür der Wohnung zu ihnen. Können Sie sich vorstellen, zu versuchen, auf diese Weise mit einem engen Freund zu reden?
Im Innern der Wohnung trennte ein Vorhang den heiligen Ort vom Allerheiligsten. Wenn der Hohe Priester sich dem Vorhang näherte, musste er gezittert haben. Es war eine eindrucksvolle, furchterregende Sache, Zugang zur Herrlichkeit Gottes zu haben. Wenn du in seiner Gegenwart nur eine einzige Unreinheit begehen würdest, würdest du totgeschlagen. Gottes heilige Gegenwart konnte keine Sünde irgendwelcher Art ausstehen.
Was für ein eindrucksvolles Ereignis der Versöhnungstag gewesen sein muss. Am Tag versammelten sich die Kinder Israel um das Tor der Wohnung herum. Dies war dasselbe Tor, wo Gott Gericht an Miriam geübt hatte, weil sie Moses‘ Leiterschaft in Frage gestellt hatte, und an Datan und Abiram, weil sie sich gegen Moses erhoben hatten.
Nun stand die Menge in Ehrfurcht da, während Aaron, der Hohepriester, den mystischen Raum betrat, um sich mit dem allmächtigen Gott zu treffen. Ihnen waren anschauliche Beschreibungen gegeben worden, was innen vor sich ging. Aber ihnen blieb nur übrig, sich zu fragen: „Wie muss es da drinnen sein? Hat der Herr eine sichtbare Gestalt? Ist seine Stimme so furchteinflößend wie die, die wir am Berg Sinai hörten? Ist er freundlich und sanftmütig, oder ist er furchterregend?“
Selbst David, der liebliche Psalmist Israels, hatte nur eingeschränkten Zugang zu Gott. Die Schrift sagt, dass er mit Gott Zwiesprache hielt. Er kannte den Herrn als seinen Verteidiger, seine Zuflucht, seinen Bewahrer, seine Stärke. Niemand sprach majestätischer oder kraftvoller von Gott als dieser Mann es tat. Doch, selbst so, hatte David nicht das Privileg, in den heiligsten Ort einzugehen. Durch alle Psalmen hindurch spricht David vom Sehnen und Lechzen nach Gott. Er schrie förmlich danach, durch den Vorhang zu gelangen, nach etwas, das er nicht erlangen konnte: „Urflut ruft der Urflut zu“ (Psalm 42,8).
Auch Salomo drückte dieses Art von tiefem, ungestilltem Sehnen, zum Herrn zu gelangen, aus: „Mein Geliebter streckte seine Hand durch die Öffnung, da wurden meine Gefühle für ihn erregt. Ich stand auf, um meinem Geliebten zu öffnen ... Ich öffnete meinem Geliebten, aber mein Geliebter hatte sich abgewandt, war weitergegangen ... Ich suchte ihn, doch ich fand ihn nicht. Ich rief ihn, doch er antwortete mir nicht“ (Das Hohelied 5,4-6). Hier ist die Sprache göttlicher Sehnsucht: „Ich suchte nach ihm, ich sehnte mich nach ihm, ich wollt ihn. Aber ich konnte ihn nicht finden.“
Salomo baute in Jerusalem einen majestätischen Tempel für die Herrlichkeit Gottes. Als das Bauwerk vollendet war, „brachte [Salomo] die heiligen Gaben seines Vaters David hinein, nämlich das Silber und das Gold und alle Geräte ... Und sie brachten die Lade hinauf ... an ihren Platz“ (2. Chronik 5,1.5.7). Nachdem alles an seinen Platz gestellt war, lud Salomo Gott ein, zu kommen und das Allerheiligste mit seiner Gegenwart zu heiligen. Und Gott tat es, indem er in einer Wolke herabkam und den Tempel erfüllte.
Jeder in Israel glaubte, dass Gott im großen Tempel in Jerusalem residierte. Deshalb richteten sie all ihre Gebete zum Tempel hin. Salomo bat den Herrn: „Wenn dein Volk zum Krieg gegen seine Feinde auszieht auf dem Weg, den du sie sendest, und <wenn> sie <dann> zu dir beten in Richtung auf diese Stadt hin, die du erwählt hast, und <auf> das Haus hin, das ich deinem Namen gebaut habe, dann höre vom Himmel her ihr Gebet und ihr Flehen und schaffe <ihnen> ihr Recht!“ (2. Chronik 6,34-35).
Salomo bat damit: „Herr, wenn unsere Armeen gegen unsere Feinde in den Krieg ziehen, dann erhöre sie, wenn sie zu dir in diesem Tempel beten. Gib ihnen Erfolg in der Schlacht.“ Sie stellten sich Gott nicht als auf dem Schlachtfeld anwesend vor, sondern in jenem heiligen Raum in Jerusalem. Mehr noch: Falls Israel in Gefangenschaft gehen sollte, sollte es „beten in Richtung auf ihr Land ... und <auf> das Haus <hin>, das ich deinem Namen gebaut habe ... dann höre vom Himmel her“ (6,38-39). Das ist es, warum Daniel in Babylon sein Fenster öffnete und nach Jerusalem hin betete (siehe Daniel 6,11). Noch heute wenden sich die Juden zum Beten Jerusalem zu. Ich war einmal in einem Flugzeug, als ein orthodoxer Jude seinen Gebetsschal anlegte, sich in den Gang stellte und nach Jerusalem hin betete.
Doch trotz Gottes Herrlichkeit im Tempel – trotz Visionen und Träumen, die Propheten gegeben wurden, trotz Visitationen von Engeln –, blieb Gottes Volk außerhalb des Vorhangs. Das Tor zum Heiligtum war noch nicht geöffnet worden. Und der Zugang zu ihm war noch eingeschränkt.
Christi Leben im menschlichen Fleisch sorgte für ein größeres Maß an Zugang zum Vater. Doch selbst da war der Zugang noch sehr eingeschränkt. Als Jesus als Baby auf die Welt kam, waren nur wenige Menschen anwesend, eine Handvoll Hirten und Weise. Der Rest der Menschheit bemerkte sein Kommen nicht. Im Tempel in Jerusalem gingen die Priester wieder ihren Pflichten nach und die Menschen sprachen Gebete. Alle folgten ihrer üblichen Routine.
Als Jesus ein kleiner Junge war, sahen ihn wenige Menschen im Tempel. Dies waren meist Priester und Schreiber, die sich über seine Kenntnis des Wortes Gottes wunderten. Aber die breite Öffentlichkeit wusste nichts von ihm. Später begegneten ihm andere in der Schreinerei, wo er schwer arbeitete. Aber wer von ihnen konnte glauben, dass Jesus Gott im Fleisch war, als er ihre zerbrochenen Stühle reparierte? Er war lediglich Josefs Sohn, ein feiner junger Mann, der eine Menge über Gott wusste.
Als Jesus seinen Dienst begann, richtete er seine Worte an eine kleine Bevölkerung in einem sehr kleinen Land – das heißt: zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Und weil er immer nur an einem Ort zur selben Zeit sein konnte, war der Zugang zu ihm schon rein logistisch eingeschränkt.
Wenn Sie zu Jesus gehen wollten, mussten Sie nach Juda reisen. Wenn Sie also außerhalb Israels wohnten, mussten Sie mehrere Tage oder Wochen mit dem Schiff, auf einem Kamel oder zu Fuß reisen. Dann mussten Sie seiner Spur zu irgendeinem Dorf folgen, dort eine Menschenmenge finden und sie befragen, um ihn ausfindig zu machen. Oder, wenn er eine Stadt gerade verlassen hatte, mussten Sie auf Gerüchte hören, um herauszufinden, wohin er gerade ging. Sie mussten vielleicht ein Boot mieten, das Sie auf die andere Seite eines großen Sees brachte, oder den ganzen Tag und die ganze Nacht gehen, um in die Wildnis zu gelangen, wo er gerade die Massen lehrte.
Wenn Sie Jesus einmal gefunden hatte, mussten Sie ihm physisch nahe sein, um seine Stimme zu hören, um seine Berührung zu empfangen, um durch seine heilige Gegenwart gesegnet zu werden. Sie konnten versuchen, sich durch die Menge einen Weg zu bahnen, um zu ihm zu gelangen, aber alle anderen versuchten auch, ihm nahe zu sein.
Dies war ein am stärksten eingeschränkter Zugang. Um zum Herrn zu gelangen, mussten Sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Denken Sie an den blinden Mann, der hörte, dass Jesus gerade vorbeiging. Als der Blinde erfuhr, wer es war, schrie er heraus: „Jesus, heile mich, damit ich mein Augenlicht empfangen kann“. Erst dann stellte Christus ihn wieder her.
Oder denken Sie an die Frau mit dem Blutfluss. Sie musste sich durch eine Menge drängen, um den Saum von Jesu Gewand zu berühren. Die ganze Zeit versuchte jeder andere, ihn ebenso zu berühren.
Da war auch die Mutter aus Nain, die gerade einen Trauerzug anführte, um ihren verstorbenen Sohn zu beerdigen. Als Jesus ihren Weg kreuzte, berührte er die Bahre und erweckte den Jungen von den Toten auf.
Oder denken Sie an den kraftlosen Mann am Teich Betesda, am Schafmarkt. Viele kranke und geplagte Menschen hatten sich dort versammelt, um geheilt zu werden. Aber dieser eine Mann war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Als Jesus an ihm vorbeikam, heilte er ihn ebenso.
Oft mussten Sie die Zeit vorausberechnen oder vorausplanen, um Zugang zum Herrn zu erhalten. Zachäus tat das, indem er auf einen Baum kletterte, um einen kurzen Blick auf Jesus zu werfen. Vier andere Männer lösten ein ähnliches logistisches Problem, wegen eines kranken Freundes. Als sie das überfüllte Gebäude ausfindig gemacht hatten, in dem Christus gerade lehrte, machten sie ein Loch in das Dach und ließen ihren Freund direkt vor Jesu Augen hinab.
Endlich, in einem plötzlichen, herrlichen Augenblick sorgte Jesus für völligen, unbegrenzten Zugang zum Vater. Die Bibel sagt, dass auf Golgatha, an einem blutbefleckten Kreuz „Jesus ... mit lauter Stimme [schrie] und ... den Geist auf[gab]. Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei <Stücke>, von oben bis unten“ (Matthäus 27,50-51).
Im Augenblick des Todes Jesu wurde der Vorhang im Tempel in Jerusalem buchstäblich auseinandergerissen. Das ist der Augenblick, in dem unsere Bestimmung besiegelt wurde. In dem Moment, als unser Herr seinen Geist aufgab, wurde uns der totale, uneingeschränkte Zugang zum Allerheiligsten gegeben: „Da wir nun, Brüder, durch das Blut Jesu Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum, den er uns eröffnet hat als einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang – das ist durch sein Fleisch“ (Hebräer 10,19-20).
Dieses Zerreißen des physischen Vorhangs repräsentierte das, was in der geistlichen Welt stattfand. Endlich waren wir in der Lage, etwas zu genießen, was Generation auf Generation nie genießen konnte. Wir hatten ein Privileg, das selbst Abraham, Mose und David nicht hatten. Wir haben Zugang zum Allerheiligsten, zum eigentlichen Thronsaal des allmächtigen Gottes selbst. Das Tor war uns nicht länger verschlossen. Jeder konnte nun hineinsehen und hineingehen. Uneingeschränkter Zugang war möglich gemacht worden.
Mehr noch: Jesus wurde bei seinem Tod unser Hoherpriester. Er fuhr auf zum Neuen Jerusalem, zu einem Tempel, der nicht mit Händen gemacht ist. Dort nahm er die Rolle des Hohenpriesters an. Er ging direkt in die heilige Gegenwart Gottes hinein und, mit dem Räucherwerk seiner eigenen Fürbitten, brachte sein eigenes Blut am Gnadenthron dar. Dann setzte er sich zur Rechten des Vaters, in aller Kraft, Macht und Herrlichkeit.
An diesem Punkt beanspruchte Jesus sein Bundesrecht, alle in einen geistlichen Leib aufzunehmen, die Buße tun und ihn als Herrn annehmen würden. Und er sandte den Heiligen Geist, um einen Aufruf an seine Kinder ergehen zu lassen: „Ich habe das Tor zum Vater geöffnet. Ihr seid nun angenommen, einfach indem ihr im Glauben in mir seid. Also kommt kühn zum Thron. Ich werde euch in die Gegenwart meines Vaters hineinnehmen, der nun euer Vater ist. Ihr habt uneingeschränkten Zugang zu ihm, Tag und Nacht.“
Was ist der größte Schmerz, den Christi Seele jemals erleben könnte? Ich glaube, er ist, dass eine Generation, die den vollen, uneingeschränkten Zugang erhalten hat, nicht zu ihm kommt.
Jahrhundertelang bettelte und flehte Gottes Volk darum, durch den Vorhang gehen zu dürfen. Sie sehnten sich und verlangten danach, den Segen unserer Tage zu sehen. Der Zugang, den wir heute genießen, ist genau der Zugang, nach dem Moses sich sehnte. Es ist derselbe Zugang, den Davids Herz sehen, aber nicht erlangen konnte. Es ist der Zugang, den Daniel niemals hatte, obwohl er dreimal am Tag zum Herrn betete. Unsere Vorväter sahen diesen Zugang in unserer Zeit kommen, und sie freuten sich für uns.
Doch wir, denen das Recht auf dieses wunderbare Geschenk gegeben wurde, halten es für selbstverständlich. Die Tür wurde für uns geöffnet, doch wir weigern uns manchmal tage- und wochenlang, einzutreten. Welch ein Verbrechen! Jedes Mal, wenn wir den Zugang ignorieren, den Jesus uns gebracht hat, indem wir achtlos an der Tür vorbeigehen, nehmen wir sein Blut leicht. Unser Herr sagte uns, dass wir alle Ressourcen haben würden, die wir bräuchten, wenn wir nur zu ihm kommen würden. Doch wir behandeln sein kostbares Geschenk weiter geringschätzig.
Die Schrift ermahnt uns: „Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in voller Gewissheit des Glaubens ... Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung unwandelbar festhalten – denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat“ (Hebräer 10,22-23). Dieser Abschnitt spricht klar von Gebet. Gott drängt uns: „Kommt oft in meine Gegenwart, täglich. Ihr könnt euren Glauben nicht bewahren, wenn ihr euch mir nicht nähert. Wenn ihr nicht kühn in meine Gegenwart eintretet, wird euer Glaube wanken.“
Sie mögen Christen kennen, die einmal für Jesus brannten. Sie nahmen sich immer Qualitätszeit für den Herrn, forschten in seinem Wort und schlossen sich mit ihm ein. Sie verstanden es, sich ihm zu nähern, um ihren Glauben lebendig zu halten.
Doch jetzt „denken“ dieselben Christen ihre Gebete lediglich noch. Oder sie eilen nur für ein paar Minuten in Gottes Gegenwart, nur um zu sagen: „Hallo, Herr. Preis sei dir. Bitte führe mich heute. Ich liebe dich, Jesus. Auf Wiedersehen.“ Ihr suchendes Herz ist verschwunden. Die gemächliche Gemeinschaft, die sie einst genossen, ist nicht mehr. Wenn Sie sie auf ihr aufgegebenes Gebetsleben ansprechen, behaupten sie, „im Glauben zu ruhen.“
Ich sage Ihnen, dass gebetslose Leute bald glaubenslose Leute werden. Je mehr sie das Geschenk des Zugangs vernachlässigen, sich weigern, aus Gottes Vorräten zu schöpfen, desto mehr driften sie ab.
Als Jesus auf Erden wandelte, machte er sich der ganzen Bevölkerung zugänglich. Er lehrte in Synagogen, an Hängen, auf Booten. Er heilte die Kranken, wirkte Zeichen und Wunder. Er erhob seine Stimme an Festtagen und schrie: „Ich bin das lebendige Wasser. Kommt zu mir und ich werde eure durstige Seele zufriedenstellen.“ Jeder konnte sich ihm nähern und zufriedengestellt werden.
Aber die Einladung unseres Herrn wurde meist ignoriert. Er weinte über die Leute: „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ (Matthäus 23,37). Er sagte damit zu Israel: „Ich bin jetzt hier, verfügbar für euch. Ich habe euch gesagt, dass ihr wegen Heilung zu mir kommen sollt, und damit euren Nöten begegnet wird. Aber ihr wollt nicht kommen.“
Wie reagierte Jesus auf die Ablehnung der Leute ihm gegenüber? Er erklärte: „Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen“ (23,38). Das Wort, das Jesus hier für „öde“ benutzt, bezeichnet „Einsamkeit, Unfruchtbarkeit, Abfall“. Er sagte: „Euer Kirchenleben, eure Haushalte, euer geistlicher Wandel – sie werden alle verdorren und sterben.“
Denken Sie darüber nach. Wenn Eltern Gott nicht täglich suchen, werden es ihre Kinder gewiss nicht. Stattdessen wird ihr Zuhause mit Weltlichkeit, geistlicher Unfruchtbarkeit und Einsamkeit jenseits aller Beschreibung erfüllt werden. Schließlich wird diese Familie in totaler Öde landen.
Behalten Sie in Erinnerung, dass Jesus diese Warnungen an einem Tag der Gnade aussprach. Er fügte hinzu: „Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: »Gepriesen <sei>, der da kommt im Namen des Herrn!«“ (23,39). Die Bedeutung ist hier: „Ich habe euch allen Zugang gegeben, den ihr braucht, um ein überwindendes Leben zu führen. Aber ihr habt mein Angebot ignoriert. Es tut mir leid, aber eure Entscheidung wird Öde in euer Leben und in euer Zuhause bringen. Und ihr werdet mich erst in der Ewigkeit wiedersehen.“
Wann war das letzte Mal, als Sie zu Gott kamen, um alles zu finden, was Sie zum Leben brauchten? Waren Sie in Schwierigkeiten angesichts einer Krise in Ihrer Familie, Ihrem Job, Ihrer Gesundheit? Da ist nichts falsch daran, sich in Zeiten großer Not Zutritt zu Gott zu verschaffen. Jesaja schreibt: „HERR, in der Not haben sie dich gesucht. Als deine Züchtigung sie bedrängte, schrien sie“ (Jesaja 26,16). Der Psalmist bezeugt: „Mit meiner Stimme schreie ich um Hilfe zum HERRN, mit meiner Stimme flehe ich zum HERRN. Ich schütte mein Anliegen vor ihm aus, meine Not erzähle ich vor ihm“ (Psalm 142,2-3).
Unser Herr ist ein Vater, der sich ernsthaft um die Schwierigkeiten seiner Kinder kümmert. Wann immer wir uns harten Zeiten gegenübersehen, drängt er uns, nahe heran zu kommen, indem er sagt: „Komm, schütte deine Schwierigkeiten, Nöte und Klagen bei mir aus. Ich werde dein Schreien hören und antworten.“
Doch für viele Christen ist das die einzige Zeit, in der sie auf den Vater zugreifen. Ich frage Sie: Wo ist das Lechzen nach Gott, das David beschreibt, das tiefe Dürsten, in Gottes Gegenwart zu sein? Wo ist der tägliche Dienst an ihm, das Ausschütten des Herzes in Liebe und Verehrung?
Sie mögen einwenden: „Was soll denn sein, wenn manche Christen nicht beten? Sie sind immer noch Gläubige – sind im Blut gereinigt, haben Vergebung und kommen in den Himmel. Wo ist die Gefahr dabei, ein wenig lauwarm zu werden?“
Ich glaube, unser himmlischer Vater erkennt, dass wir in einem geschäftigen Zeitalter leben, mit vielen Anforderungen an unsere Zeit und Energie. Und Christen sind genauso in Geschäftigkeit und Aktivitäten gefangen wie jeder andere. Aber ich kann nicht glauben, dass Gott unsere Ablehnung gegenüber seinem Zugang leicht nimmt, der seinen Sohn sogar das eigene Leben gekostet hat.
Gott hat Christus zu unserem starken Turm gemacht. Aber nur diejenigen, die „zu ihm laufen“, sind sicher (siehe Sprüche 18,10). Wenn Sie nicht hineingehen, dann sind Sie immer noch vor dem Tor. Sie stehen dort, wo Israel stand. Aber Gott begegnet niemandem mehr am Tor. Die ganze Versorgung, die wir brauchen, ist im Innern: Vergebung der Sünde, Gnade in der Zeit der Not, Kraft, zu überwinden.
Stellen Sie sich den Schmerz der Ablehnung vor, der von Vater und Sohn empfunden wird. Ich stelle mir bildlich vor, dass folgendes Gespräch zwischen ihnen stattfindet:
„Sohn, du wurdest geschlagen, verspottet, gekreuzigt, begraben. Es hat mich so geschmerzt, dass ich die Augen bei diesem Anblick schloss. Doch du hast den ewigen Bund erfüllt. Du hast bei allen, die auf dich vertrauen, für Annahme und Zugang gesorgt. Wegen dir würde ein Volk der letzten Tage in der Lage sein, zu mir zu kommen. Und sie würden in meiner Stärke mächtig werden, indem sie Glaubensreserven gegen den Teufel aufbauen würden, der sie wie zu keiner anderen Zeit versuchen und auf die Probe stellen würde.“
„Doch wo sind unsere geliebten Kinder? Der Montag geht vorbei und wir sehen sie niemals. Der Dienstag kommt, und immer noch keine Kinder. Der Mittwoch kommt, ohne dass sie in Sichtweite sind. Donnerstag, Freitag und Samstag gehen vorbei, doch wir sehen sie immer noch nicht. Nur am Sonntag nähern sie sich uns, während sie in der Kirche sind. Warum kommen sie nicht? Lieben sie uns nicht?“
Gott stellte Adam dieselbe Frage, als er sich vor Gott im Garten Eden versteckte: „Wo bist du?“ (1. Mose 3,9). Der Herr wusste die ganze Zeit, wo Adam war. In Wirklichkeit fragte er Adam, warum er die Gemeinschaft mit ihm abgelehnt hatte. Und er zeigte Adam, dass es eine Gefahr dabei gab, sich vor seiner Gegenwart zu verstecken.
In der Tat enden Christen, die sich den Zugang zum Vater nicht zu eigen machen, in einem Sardes-Zustand. Der Herr wies Johannes an: „Dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Dies sagt der, der die sieben Geister Gottes ... hat ... Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst, und bist tot“ (Offenbarung 3,1).
Jesus sagt damit: „Du magst ein guter Mensch sein, jemand, der für andere alles tun will. Du hast einen guten Ruf, sowohl in der Gemeinde als auch in der Welt. Du bist dafür bekannt, in Christus wahrhaft lebendig und von Gott gesegnet zu sein. Aber ein Element des Todes hat sich in dein Leben eingeschlichen. Etwas von der Welt hat dich beschmutzt.“
„Du hast einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben“ (3,4). Was ist die hier angesprochene Beschmutzung? Es ist Gebetslosigkeit. Und hier ist Jesu Warnung an uns: „Wach auf und stärke das Übrige, das im Begriff stand zu sterben! Denn ich habe vor meinem Gott deine Werke nicht als völlig befunden“ (3,2).
Die Gläubigen in Sardes waren nicht wachsam gewesen. Sie waren nicht im Gebet gewesen, hatten nicht auf den Herrn gewartet, ihn nicht mehr gesucht, wie sie es einmal getan hatten. Stattdessen hatten sie sich erlaubt, achtlos zu werden und nicht mehr täglich wegen Hilfe zu Gott zu kommen. Nun war eine Beschmutzung auf sie gelegt worden. Das Wort, das Jesus hier für „besudelt“ verwendet, bezeichnet einen Dreck der Sünde, einen schwarzen Fleck auf einem weißen Gewand. Christus sagt uns damit: „Wenn du nicht betest, hast du keine Verteidigung gegen den Feind. Deine Nachlässigkeit erlaubt es, dass dein Gewand befleckt wird.“
Doch Jesus erklärt bezüglich Weniger: „Du hast einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; und sie werden mit mir einhergehen in weißen <Kleidern>, denn sie sind es wert“ (3,4). Er sagt damit: „Ihr habt immer noch eine kleine Flamme der Sehnsucht nach mir. Ihr möchtet meine Gegenwart nicht verlieren, nicht der Unfruchtbarkeit übergeben werden. Jetzt schnell, regt euren Hunger wieder an. Kehrt zurück in die verborgene Gebetskammer und ruft mich an. Macht eure Herzen einem Feuerstein gleich. Entfacht die Flamme des Glaubens, bevor sie erstirbt – bevor Tod in euren Seelen einsetzt, wie er es schon bei so vielen um euch herum getan hat.“
Ignorieren Sie das kostbare Geschenk des Zugangs nicht. Ihre ewige Zukunft hängt von ihm ab. Beten Sie und suchen Sie den Herrn. Er hat für Zugang für Sie gesorgt. Und er verheißt, jeder Ihrer Nöte zu begegnen.
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.