Warum ist es für Christen so schwer, zu beten?
Ich war einige Zeit lang perplex wegen eines Problems, das sich in der Kirche seit Jahren hartnäckig hält – und es macht mich tief betroffen. Das Problem ist: Warum ist es für Christen so schwer, zu beten?
Die Schrift macht klar, dass die Antwort auf alles in unserem Leben Gebet in Verbindung mit Glauben ist. Der Apostel Paulus schreibt: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden“ (Philipper 4,6). Paulus sagt uns dabei: „Sucht den Herrn wegen jedem Bereich eures Lebens. Und dankt ihm im Voraus, dass er euch hört!“
Paulus‘ Betonung ist klar: Immer zuerst beten! Wir sollen nicht als letzten Ausweg beten – zuerst zu unseren Freunden gehen, dann zu einem Pastor oder Seelsorger, und zum Schluss auf die Knie gehen. Nein – Jesus sagt uns: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Matthäus 6,33). Wir sollen zuerst zum Herrn gehen – vor irgendjemand anderem!
Es ist herzzerreißend, die vielen Briefe zu lesen, die von einer Vielzahl gebrochener Christen an unseren Dienst geschickt werden. Familien brechen auseinander, Ehepartner scheiden sich, Menschen, die jahrelang treu mit Christus gewandelt sind, leben in Furcht und Niederlage. Jeder von diesen Leuten wurde von irgendetwas überwunden: Sünde, Depression, Weltlichkeit, Habgier. Und Jahr für Jahr scheinen ihre Probleme nur schlimmer zu werden.
Doch was mich am meisten an ihren Briefen schockiert, ist, dass sehr wenige dieser Christen Gebet erwähnen. Sie wenden sich Kassetten, Büchern, Seelsorgern, Anruf-Shows, Therapien aller Art zu, aber selten immer dem Gebet. Sie gehen sich sorgend, sich aufregend durch jeden Tag, wobei sie mit einer düsteren Wolke, die über ihren Köpfen schwebt, leben, weil sie keine Antwort auf ihre Probleme haben.
Warum ist es für Christen so schwer, in Zeiten der Krise wegen ihren verzweifelten Nöte Gott zu suchen? Schließlich steht die Bibel für ein langes Zeugnis, dass Gott die Schreie seiner Kinder hört und ihnen mit zärtlicher Liebe antwortet:
- „Die Augen des HERRN <sind gerichtet> auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien“ (Psalm 34,16).
- „Sie schreien, und der HERR hört, aus allen ihren Bedrängnissen rettet er sie“ (34,18).
- „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, was wir auch bitten, so wissen wir, dass wir das Erbetene haben, das wir von ihm erbeten haben“ (1. Johannes 5,14-15).
- „... Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung“ (Jakobus 5,16).
- „Alles, was immer ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen“ (Matthäus 21,22).
- „... das Gebet der Aufrichtigen [ist] sein Wohlgefallen“ (Sprüche 15,8).
- „Der HERR ... das Gebet der Gerechten hört er“ (15,29).
- „Er wird sich wenden zum Gebet der Verlassenen, ihr Gebet wird er nicht verachten“ (Psalm 102,18).
Hören Sie auf Davids Rühmen: „An dem Tag, da ich rief, antwortetest du mir. Du vermehrtest mir in meiner Seele die Kraft“ (Psalm 138,3). David sagte: „Ich habe dich geprüft, Gott! In allen meinen Prüfungen habe ich mich an niemand anderen gewandt. Ich suchte nur dich – und du hörtest mich, antwortetest, und gabst mir Kraft für die Schlacht, der ich mich gegenübersah!“ „In der Bedrängnis riefst du, und ich befreite dich ...“ (Psalm 81,8).
Diese Verheißungen und Zeugnisse sind ein überwältigender Beweis für Gottes Fürsorge. Und sie sind so variantenreich, tiefgründig und zahlreich, dass ich nicht verstehe, wie ein Christ sie verpassen könnte!
Doch wenn sie auf das Gebet kommt, gibt uns die Bibel mehr als Verheißungen. Sie gibt uns auch Warnungen wegen der Gefahr, das Gebet zu vernachlässigen: „Wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Rettung missachten?“ (Hebräer 2,3). Das griechische Wort für „missachten“ hier bedeutet „von geringer Sorge; leicht nehmen“.
Der Kontext dieses Verses ist eine Erörterung von Dingen, die mit unserer Erlösung zusammenhängen – und Gebet ist offensichtlich eines davon. Gott fragt dabei: „Wie erwartest du, in den dunklen Zeiten, die kommen werden, dem Ruin und der Verwüstung zu entgehen, wenn du nicht gelernt hast, im Gebet mit mir Zwiesprache zu halten? Wie willst du an jenem Tag meine Stimme kennen und wiedererkennen, wenn du nicht gelernt hast, sie in der verborgenen Gebetskammer zu hören?“
Ich glaube, dass Gott tief verletzt ist durch die Vernachlässigung des Gebets unter seinem Volk. Jeremia schreibt: „Vergisst etwa eine Jungfrau ihren Schmuck, eine Braut ihren Gürtel? Aber mein Volk hat mich vergessen seit unzähligen Tagen“ (Jeremia 2,32).
Hier ist meine große Frage – die eine Sache, die ich einfach nicht verstehen kann: Wie können Gottes eigene Leute – die unter ständigem Angriff durch die Hölle stehen, wobei sie sich Schwierigkeiten und Versuchungen auf allen Seiten gegenübersehen – von Woche zu Woche gehen, ohne ihn jemals zu suchen? Und wie können sie behaupten, ihn zu lieben und an seine Verheißungen zu glauben und sich doch niemals seinem Herzen nahen?
Hebräer 10 enthält eine unfassbare Verheißung. Er sagt, dass Gottes Tür für uns immer offen ist, wobei sie uns totalen Zugang zum Vater gewährt:
„Da wir nun, Brüder, durch das Blut Jesu Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum, den er uns eröffnet hat als einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang – das ist durch sein Fleisch – , und einen großen Priester über das Haus Gottes, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt <und damit gereinigt> vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser“ (Hebräer 10,19-22).
Wenige Verse später werden wir vor dem Tag des Herrn gewarnt, der sich schnell nähert: „Indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern <einander> ermuntern, und <das> umso mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht!“ (10,25). Gott sagt uns dabei: „Gerade jetzt, wo der Zeitpunkt der Wiederkunft Christi näher rückt, müsst ihr mein Angesicht suchen. Es ist Zeit, in eure Gebetskammer zu gehen und mich kennen zu lernen.“
Ich glaube, wir sehen schon die Zeichen, die beweisen, dass wir nahe an einer Schmelze unseres Finanzsystems sind: Gewalt und Unmoral sind am Zunehmen. Unsere Gesellschaft ist vergnügungsverrückt. Falsche Propheten – „Engel des Lichts“ – haben schon viele mit ihren Lehren von Dämonen getäuscht. Und zu jeder Zeit können wir erwarten, die Stunde der Bedrängnis zu erleben, in der die Herzen der Menschen vor Furcht versagen werden. Doch bevor dies alles geschieht, sagt der Schreiber des Hebräerbriefs:
„Lasst euch die Wahrheit nicht entgleiten! Bleibt wach und wachsam. Ihr habt eine offene Tür in Gottes heilige Gegenwart hinein – also, geht in voller Glaubensgewissheit in ihn hinein, wobei ihr eure Bittgesuche bekannt macht. Christi Blut hat den Weg schon geschaffen – und nichts steht zwischen euch und dem Vater. Ihr habt jedes Recht, in das Allerheiligste einzutreten, um alle Hilfe zu empfangen, die ihr braucht!“
Wenn wir Jesu Opfer leicht nehmen – welches er darbrachte, damit wir wegen all unserer Nöte Zugang zum Vater haben könnten –, „verachten“ wir die Gnade Gottes und provozieren dabei seinen Zorn!
Doch trotz all dieser kraftvollen Warnungen vor der Gefahr, Gebet zu vernachlässigen, finden Christen es immer noch schwer, zu beten. Warum? Ich glaube es gibt vier Gründe dafür:
Wenn ich das Wort „lauwarm“ benutze, um die Liebe einer Person zu Jesus zu beschreiben, meine ich nicht, dass sie kalt gegenüber dem Herrn ist. Vielmehr meine ich damit, dass seine Liebe „nicht teuer“ ist, nicht kostspielig. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel nennen:
Als Jesus in Offenbarung 2 die Kirche in Ephesus anspricht, lobt er sie zuerst für alles, was sie getan haben. Er erkennt an, dass sie im Glauben hart gearbeitet haben – Sünde und Halbherzigkeit hassend, sich weigernd, falsche Lehren zu akzeptieren, niemals schwach werdend oder aufgebend, wenn sie verfolgt wurden, immer einen Stand für das Evangelium einnehmend.
Aber Christus sagt, er hat eine Sache gegen sie: Sie haben ihre leidenschaftliche, teure Liebe zu ihm aufgegeben! „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast“ (Offenbarung 2,4).
Irgendwie haben sie inmitten all ihrer guten Werke ihren früheren liebenden, disziplinierten Wandel mit Jesus hinter sich gelassen. Und nun sagt er ihnen: „Ihr habt eure erste Liebe verlassen. Ihr habt die kostspielige Disziplin aufgegeben, in meine Gegenwart zu kommen, mit mir Zwiesprache zu halten!“
Bitte beachten Sie: Jesus spricht hier von Gläubigen, die einmal mit einer brennenden Liebe zu ihm angefangen haben. Er spricht nicht geistlich tote, kalte Namenschristen an, die ihn niemals an erster Stelle geliebt haben. Vielmehr sagt er damit: „Es ist jemandem, der einmal ein Herz der Liebe für mich hatte, möglich, seinen Eifer lauwarm werden zu lassen. Der ergebene Diener, der einst täglich in seine verborgene Gebetskammer lief, um mich zu suchen, betet jetzt ganz selten!“
Denken Sie darüber nach, wie verletzend dies für Christus sein muss, der unser Bräutigam ist. Welche Art von Ehe kann da sein, wenn Mann und Frau keine persönlichen Zeiten der Intimität haben? Und gerade das ist es, wovon Jesus hier spricht. Er möchte Augenblicke mit Ihnen ganz für sich allein, um Intimität zu genießen!
Sie mögen sagen, dass Sie ihn lieben – aber wenn Sie sich niemals blicken lassen, um bei ihm zu sein, beweisen Sie damit, dass Sie ihn überhaupt nicht lieben. Diese Art von Verhalten würde bei einem anderen Liebhaber niemals ziehen. Wenn Sie Ihrer Freundin erzählten, dass Sie sie lieben, aber sie nur einmal in der Woche sähen – gerade lange genug, um zu sagen: „Hallo, Schatz, ich liebe dich, und jetzt auf Wiedersehen!“ – dann würde sie sich das nicht bieten lassen. Warum sollte das Jesus, der sein Alles – sein eigenes Leben – für Sie gab?
Es spielt keine Rolle, wie laut Sie den Herrn in der Kirche preisen, wie oft Sie sagen, dass Sie ihn lieben, wie viele Tränen Sie vergießen. Sie können großzügig spenden, andere lieben, die Sünde hassen, Übeltäter tadeln – aber wenn ihr Herz nicht fortwährend in die Gegenwart Christi gezogen wird, dann lieben Sie ihn einfach nicht. Sie nehmen Gebet leicht, vernachlässigen es – und gemäß Jesu eigenen Worten beweist das, dass Sie Ihre Liebe zu ihm verloren haben.
Alle unsere Werke sind vergebens, solange wir nicht zu unserer ersten lichterloh-brennenden Liebe zu Jesus zurückkehren. Wir müssen realisieren: Es geht dabei, Jesus zu lieben, nicht darum, Dinge zu tun. Es schließt die tägliche Disziplin mit ein, eine Beziehung aufrechtzuerhalten. Und das wird mich etwas kosten!
Eine Priorität ist die Wichtigkeit, die Sie einer Sache beimessen. Und Christen, die Gebet vernachlässigen, haben ihre Prioritäten verdreht!
Viele Christen versprechen, dass sie alle beten werden, wenn sie die Zeit dazu finden können. Doch jede Woche wird Christus zu suchen für sie weniger wichtig, als das Auto zu waschen, das Haus zu putzen, Freunde zu besuchen, essen zu gehen, einkaufen zu gehen, Sport anzusehen. Sie verschaffen sich einfach nicht die Zeit, zu beten.
Doch die Leute in den Tagen Noahs und Lots waren nicht anders. Ihre Top-Prioritäten waren Essen und Trinken, Kaufen und Verkaufen, Heiraten und für ihre Familien zu sorgen. Sie hatten keine Zeit, auf Botschaften über das kommende Gericht Gottes zu hören. Und so war niemand vorbereitet, als das Urteil gefällt wurde!
Offensichtlich hat sich das über die Jahrhunderte nicht geändert. Bei den meisten Amerikanern bleibt Gott am unteren Ende der Prioritätenliste. Und an der Spitze sind Einkommen, Sicherheit, Vergnügen, Familie. Natürlich, bei vielen Amerikanern ist Gott nicht einmal Bestandteil der Liste. Aber das betrübt den Herrn nicht annähernd so sehr wie das, wie gering er von seinen eigenen Kindern geschätzt wird!
Heute reisen tausende Christen durch das Land, nur damit von irgendeinem Prediger, Propheten oder Evangelisten über ihnen gebetet wird. Diese Gläubigen wollen Gottes Berührung spüren und irgendeine ekstatische Erfahrung seiner Gegenwart haben. Aber selbst wenn sie bekommen, wonach sie Ausschau halten, dauert ihre Erfahrung nur eine kurze Zeit. Und ironischerweise verbringen sie in der ganzen Zeit, in der sie reisen und Gottes Berührung suchen, keine fünf Minuten im Gebet!
Geliebte, der Herr möchte nicht Ihre Überbleibsel – diese kleinen Bisschen und Stückchen Zeit, in denen Sie nur einen Augenblick haben, um schnell ein Gebetsanliegen hochzuwerfen. Das ist kein Gebetsopfer. Es ist ein lahmes Opfer – und es verunreinigt seinen Altar!
Der Prophet Maleachi schreibt: „Wenn ihr Blindes darbringt, um es als Opfer zu schlachten, ist es <für euch> nichts Böses; und wenn ihr Lahmes und Krankes darbringt, ist es <für euch> nichts Böses. Bring es doch deinem Statthalter! Wird er Gefallen an dir haben oder dein Angesicht erheben?, spricht der HERR der Heerscharen“ (Maleachi 1,8).
Maleachi sagt dabei: „Ihr bringt nur irgendein altes Vieh, um es in Gottes Gegenwart zu opfern. Aber das sind sorglose, gedankenlose, zweitklassige Gaben. Versucht doch mal, diese Art von Angebot eurem Gouverneur zu machen. Er würde euch aus seiner Gegenwart hinauswerfen lassen!“
Gott erwartete von seinem Volk, sorgfältig durch ihre Herden zu gehen, wobei sie jedes Tier untersuchten, um nur die vollkommensten Exemplare unter ihnen als Opfer für ihn auszuwählen. Und heute erwartet Gott ebenso dasselbe von uns. Er möchte unsere Qualitätszeit – Zeit, in der nicht gehastet oder geeilt wird. Und wir sollen diese Zeit zu einer Priorität machen!
Ich traf mich einmal mit dem Pastor einer der größten Kirchen Amerikas. Dieser Mann war einer der geschäftigsten Geistlichen, die ich jemals gesehen habe. Er sagte mir ohne Entschuldigung dafür: „Ich habe keine Zeit zu beten.“ Doch was er wirklich meinte war: „Ich gebe dem Gebet keine Priorität.“
Als ich seine Kirche besuchte, empfand ich keine Bewegung des Heiligen Geistes in der Versammlung. Tatsächlich, es war eine der am meisten toten Kirchen, in denen ich jemals predigte. Doch wie konnte dort irgendein Leben sein, wenn die Pastoren nicht beteten?
Tatsache ist: Kein Christ wird sich Zeit zum Beten nehmen, bis es zur ersten Priorität seines Lebens wird, vor allem anderen – vor der Familie, dem Beruf, der Freizeit, allem. Andernfalls ist sein Opfer verdreht!
Viele Christen denken, dass alles, was von ihnen verlangt wird, ist, zur Kirche zu gehen, anzubeten, sich die Predigt anzuhören, der Sünde zu widerstehen und ihr Bestes zu geben, und alles wird gut sein für sie. Dies ist das Opfer, das sie Gott bringen – und sie denken, dass er darüber erfreut ist!
Ich habe an der Seite des Bettes von sterbenden Christen Zeit verbracht, die über fünfzig Jahre lang treue Kirchgänger waren. Diese Leute haben niemals eine Versammlung verpasst. Es waren gute, familiäre Leute, und sie konnten sich über jedes geistliche Thema unterhalten. Aber sie hatten überhaupt kein Gebetsleben. Sie verbrachten Stunden mit ihrer Familie, oder vor einem Fernseher sitzend, oder an ihren Hobbys arbeitend – aber sie hatten keine Zeit, mit Christus allein zu sein.
Dies mag für Sie hart klingen, aber ich glaube, dass jene Leute in die Ewigkeit gingen, ohne ihren Herrn zu kennen. Gott nahte sich ihnen niemals – weil sie sich ihm niemals nahten!
Ich fürchte um jeden Christen, der gelernt hat, ohne tägliches Gebetsleben bequem zu leben – der niemals eine wachsende Gemeinschaft mit dem Herrn hatte. Solche Leute enden als Fremde für ihn. Und sie werden unter jenen sein, die Christus am Tag des Gerichts zurechtweist: „Ja, du tatest viele große Werke – du heiltest Menschen, du vollbrachtest Wunder, du brachtest viele in mein Königreich. Aber ich habe dich niemals gekannt. Geh weg von mir, Fremder!“
Wie können wir Gottes Zorn und Missfallen entkommen, wenn wir sein großes Geschenk der Erlösung vernachlässigen? Wie können wir ihm am Tag des Gerichts gegenübertreten, wenn die Bücher aufgeschlagen werden, um zu offenbaren, dass wir keine Zeit mit ihm verbracht haben? Wir mögen antworten: „Herr, ich realisiere, ich verschaffte mir sehr wenig Zeit für dich. Ich verbrachte sie ganz für mich selbst, meine Familie, meine Karriere. Aber jetzt bin ich bereit, die Ewigkeit damit zu verbringen, dich kennen zu lernen.“ Glauben Sie, dass er sich das bieten lassen wird? Nein – Niemals!
Tatsache ist, Sie können sehr leicht ein ganzes Leben ohne Gebet verbringen. Tatsächlich kenne ich einige sehr „erfolgreiche“ Pastoren und Evangelisten, die gelernt haben, komplett ohne Gebet zu dienen. Sie können Sie unterhalten, Ihnen großartige Geschichten erzählen und Sie zum Lachen bringen. Aber sie können Sie nicht überführen, Sie verändern oder Sie dazu bewegen, Gottes Angesicht zu suchen!
Nach einer Weile stürzen diese Männer in tiefe Verzweiflung. Warum? Sie werden mehr und mehr vom Arm des Fleisches abhängig als vielmehr vom Herrn. Und ihr Leben wird auf allen Seiten konfus. Gebetslose Prediger sind kraftlose Prediger!
Ebenso sind gebetslose Christen seicht in ihrem Glauben, leichte Ziele für falsche Lehrer, werden leicht vom wahren Evangelium weg in die Irre geführt. Solche Christen sind immer am „Lernen“ – aber reifen niemals!
Mit der Zeit werden viele Christen wegen nicht beantworteter Gebete entmutigt – und schließlich geben sie einfach auf. Sie denken: „Mag sein, dass es mir einfach an Glauben mangelt. Alles, was ich weiß, ist, dass Gebet bei mir nicht funktioniert. Und warum sollte ich beten, wenn es nicht funktioniert?“
Die Israeliten in der Zeit Jesajas hatten dieselbe Haltung. Jesaja schrieb: „Zwar befragen sie mich Tag für Tag, und es gefällt ihnen, meine Wege zu kennen. Wie eine Nation, die Gerechtigkeit übt ... fordern sie von mir ... haben Gefallen daran, Gott zu nahen. – »Warum fasten wir, und du siehst es nicht, demütigen <wir> uns, und du merkst es nicht?« ...“ (Jesaja 58,2-3).
Diese Leute waren dabei, Gott der Kindesvernachlässigung anzuklagen! Sie sagten dabei: „Ich liebe Gott – Ich tue recht und meide Sünde. Und bis vor kurzem war ich treu darin, ihn im Gebet zu suchen. Aber wissen Sie, was? Er hat mir niemals geantwortet! Also, warum sollte ich meine Seele weiter vor ihm bedrücken? Er hat von meinem Flehen niemals Notiz genommen!“
Viele unverheiratete Christinnen tendieren dazu, auf diese Weise zu denken. Sie sagen: „Jahrelang habe ich den Herrn aufrichtig gesucht, wobei ich ihn bat, einen gottgefälligen Mann in mein Leben zu bringen. Ich habe jetzt über ein Jahrzehnt gebetet. Aber nichts ist geschehen!“ Also versuchen sie, aus sich selbst heraus eine Ehe geschehen zu lassen – und es folgt ein Desaster.
Kürzlich schrieb ein Pastor einen alarmierenden Brief an mich. Er sagte: „Bruder Wilkerson, vergangene Woche habe ich die Kirche geschlossen, die ich für einige Jahren pastoral geleitet habe. Ich habe die Gemeinde einfach aufgelöst und die Kanzel verlassen. Jahrelang beteten wir für Erweckung – aber sie geschah niemals. Wir beteten für ein Gebäude – aber es kam niemals durch. Über die Jahre schrumpften wir auf dreißig Leute. Es funktionierte einfach nicht. Und jetzt gehe ich, um einen anderen Job zu finden.“
Ich bedauere diesen niedergeschlagenen Mann. Doch ich stimme zu – er braucht einen anderen Job, weil er wahrscheinlich gar nicht an erster Stelle zum Dienst berufen wurde. Sehen Sie, unsere Berufung ist nicht, Erweckung geschehen zu sehen, ein Kirchengebäude zu haben, oder respektable Zahlen in der Gemeinde zu haben. Nein – sie ist, dem Herrn treu zu dienen – und das schließt unser Gebetsleben ein!
Jakobus schreibt, dass Gott die Gebete jener nicht beantwortet, die für Dinge bitten, nur um sich selbst zufrieden zu stellen: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden“ (Jakobus 4,3). Mit anderen Worten: „Ihr fragt nicht nach Gottes Willen. Ihr seid nicht bereit, euch allem unterzuordnen, was immer er will. Vielmehr versucht ihr, ihm jene Dinge zu diktieren, die euer eigenes Herz zufriedenstellen werden!“
Machen Sie jetzt keinen Fehler – Gott ist äußerst treu. Paulus schreibt: „... Lasst Gott wahrhaftig sein, aber jeden Menschen einen Lügner ...“ (Römer 3,4; a. d. englischen King James Version). Er sagt dabei im Wesentlichen: „Es spielt keine Rolle, ob du eine Million Stimmen schreien hörst: ‚Gebet funktioniert nicht. Gott hört mich nicht!’ Lasst jeden Menschen einen Lügner genannt werden. Gottes Wort steht – und er ist treu darin, uns zu hören!“
Jesus sagte: „Und alles, was immer ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen“ (Matthäus 21,22). Einfach ausgedrückt sagt Christus damit: „Wenn du wahrhaft glaubst, wirst du willens sein, zu warten und eine Antwort von deinem himmlischen Vater zu erwarten. Und es wird keine Rolle spielen, wie lange es dauert. Du wirst am Glauben festhalten, glaubend, dass er antworten wird!“
Wenn Gott die Beantwortung eines bestimmten Gebetes von Ihnen verzögert hat, können Sie sicher sein, dass er Ihren Glauben erprobt. Er möchte, dass Sie ihm vertrauen, wenn er zu schweigen scheint. Und er testet Sie, ob Sie sagen werden: „Ich gebe auf. Er antwortet nicht!“ Letztlich möchte er, dass Ihr Glaube so rein wie Gold daraus hervorgeht – sodass Sie ausgerüstet sind, viele Antworten zu empfangen, sowohl für Sie als auch für andere!
Ich las einmal die Geschichte einer gottgefälligen Heiligen – einer lieben, alten Schwester, die viele Jahren lang eng mit Jesus wandelte. Ihr Gebetsleben war so stark, dass überall Leute sie baten, für sie zu beten. Eines Tages schrieb ihr eine Freundin und bat um Gebet, und die Frau war einverstanden.
Einige Wochen später erhielt diese Frau einen weiteren Brief von derselben Freundin, der besagte: „Ich danke Dir für das Beten – Ich bin geheilt worden!“ Aber die gottgefällige Frau realisierte, dass sie vergessen hatte, zu beten! Sie freute sich, dass ihre Freundin geheilt worden war – doch sie wunderte sich: „Herr, sie sagte, ihr Glaube wäre schwach. Warum hast du sie geheilt, obwohl ich vergaß, zu beten?“
Gott antwortete ihr: „Ich habe sie geheilt, weil du mich kennengelernt hast. Du bist mir jetzt so nahe geworden, dass ich schon das Begehren, das du bezüglich deiner Freundin hattest, erfüllte – sogar ohne dein Gebet.“
„Wie groß ist deine Güte, die du bereithältst denen, die dich fürchten, die du denen erweist, die sich bei dir bergen vor den Menschen“ (Psalm 31,20). „... die den HERRN suchen, entbehren kein Gut“ (Psalm 34,11).
Gehen Sie regelmäßig in Ihre verborgene Kammer und suchen Sie ihn von ganzem Herzen. Das ist Ihre Antwort für eine geheilte Ehe, für nichtgerettete Familienmitglieder, für jede Not in Ihrem Leben. Ihre Antworten mögen nicht über Nacht kommen. Doch Gott wird zu seiner Zeit und auf seine Weise sein Werk tun. Ihr Teil ist es, zu glauben, dass er treu darin ist, zu antworten – weil Sie sein geliebtes Kind sind!
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen