Was jeder Christ über geistliches Wachstum wissen sollte
„Wir müssen Gott allezeit für euch danken, Brüder, wie es angemessen ist, weil euer Glaube reichlich wächst und die Liebe zueinander bei jedem Einzelnen von euch allen zunimmt“ (2. Thessalonicher 1,3).
Was für ein großes Kompliment Paulus den thessalonischen Christen machte! Hier ist der ganze Kern von dem, was er dabei sagte: „Es ist unfassbar, zu sehen, wie sehr ihr gewachsen seid, sowohl in eurem Glauben an Christus als auch in eurer Liebe zueinander. Überall, wo ich hingehe, prahle ich vor anderen über euer geistliches Wachstum. Wie ich Gott für euch danke!“
In dieser kurzen Passage gibt uns Paulus ein erstaunliches Bild von einem Leib von Gläubigen, die in Einheit und Liebe wuchsen. Der griechische Ausdruck, den Paulus für „reichlich wachsen“ benutzt, bedeutet „Wachstum über, oberhalb und jenseits dem von Anderen“. Sowohl individuell als auch körperschaftlich überstrahlte der Glaube der Thessalonicher den aller anderen Kirchen.
Offensichtlich hingen diese thessalonischen Christen nicht einfach an ihrem Glauben, bis Jesus wiederkommen würde. Sie waren am Lernen, Bewegen, Wachsen – und ihr Leben bot den Beweis dafür. Gemäß Paulus waren sie das Gesprächsthema in jeder Kirche in Asien.
Anscheinend provozierte das Predigen, das diese Leute hörten, sie zu einem immer tieferen Wandel mit Christus. Es zerschmolz ihre fleischlichen Ambitionen und überführte sie von allen nicht-Christus-ähnlichen Gewohnheiten. Und der Heilige Geist in ihnen riss alle ethnischen Barrieren und die Rassentrennung nieder. Sie entdeckten, wie man jede Person umarmt, ob reich oder arm, gebildet oder ungebildet. Und sie boten untereinander großartige Fürsorge an, wobei einer dem anderen in Liebe den Vorzug gab.
Mehr noch: Die thessalonischen Gläubigen wurden nicht so leicht in den Irrtum gezogen. Sie erlaubten falschen Lehrern nicht, in ihre Mitte zu kommen und Menschen durch ihre eingebildeten, neuen religiösen Marotten wegzuführen. Sie ehrten und verehrten Gottes Wort.
Zu dieser Zeit waren diese Christen unter heftiger Verfolgung. Aber das stoppte andere Gläubige nicht, ihre außergewöhnliche Kirche zu besuchen. Scharenweise fielen die Leute über sie her. Doch diese Besucher kamen nicht, um von Zeichen und Wundern geblendet zu werden, oder von kraftvollen Predigten Ehrfurcht eingeflößt zu bekommen. Nein, sie kamen, um Zeuge des großen Wunders einer Gemeinde zu werden, die in der Liebe Christi als ein Leib zusammenrückte. Sie wollten aus erster Hand sehen, wie eine starke, standhafte Versammlung von Gläubigen in der Gnade und Erkenntnis Gottes wuchs.
Nun, wenn Paulus der Kirche in Thessalonich Komplimente machen kann, dann glaube ich, ist es auch mir erlaubt, unserer Gemeinde am Times Square Komplimente zu machen. Ich sehe und höre Dinge in unserem Leib aus Gläubigen, die mich wahrhaft glauben machen, dass wir „reichlich“ im Herrn wachsen.
Unsere Gemeinde ist zwölf Jahre alt, mit etwa 103 Nationen, die unter uns Gott anbeten. Doch hier gibt es keine ethnischen Linien. Wir wissen alle, dass wir eines Blutes mit Christus sind. Und es ist eine wunderbare Sache, die Liebe in unserer Gemeinde zu erleben. Besucher sagen mir: „Sobald ich durch die Tür ging, spürte ich die Liebe Christi diesen Ort tränken.“
Zu unterschiedlichen Zeiten habe ich die folgenden Ausdrucksformen der Liebe Christi in unserer Mitte gesehen:
- Ein schwarzer Platzanweiser umarmt einen weißen Platzanweiser und sagt dabei: „Ich sehe tatsächlich Jesus in dir, Bruder.“ Und der weiße Platzanweiser antwortet: „Ich bin so froh, dich zu kennen, Freund.“
- Vor den Gottesdiensten treffen sich unsere Platzanweiser, um zusammen zu singen, zu klatschen und anzubeten. Ihr Band der Liebe ist für alle ersichtlich.
- Unser rhodesischer Pastor, Neil, drückt unseren philippinischen Pastor Cesar an sich – Geistliche und Kollegen, die einander tief lieben und respektieren.
- Mitglieder unseres Chors – Sänger von immensem Talent – umarmen die ausgewählten Solisten mit wahrer Bewunderung und Liebe. Sie sagen ihnen: „Dein Gesang war wahrlich gesalbt. Ich danke Gott für deine Gabe – und für dich.“ Kürzlich versammelte sich unser Kirchenleib in Liebe um eine der Frauen unseres Personals herum. Diese liebe, treue Frau verlor ihren Sohn bei einem Autounfall. Doch sie musste nicht alleine trauern. Dutzende Gläubige unserer Kirche versammelten sich bei der Beerdigung um sie herum. Die Leute mussten sich bis zur Straße anstellen, nur um in die Kapelle zu gelangen. Und sie alle kamen nur aus einem einfachen Grund: Sie lieben ihrer Schwester tief.
Wie Paulus schaue ich auf unsere Gemeinde und sehe Leute, die stark im Herrn sind. Doch vor nicht allzu langer Zeit suchten dieselben Leute jede Woche nach Seelsorge. Es gab in ihrem Wandel mit Christus ein ständiges Auf-und-Ab. In einer Woche waren sie voller Freude, sangen Gott Loblieder. Aber in der nächsten Woche war ihr Geist so weit unten, dass sie nicht einmal den Kopf hochheben konnten.
Heute sehe ich eine Standfestigkeit in ihnen Halt finden. Sie saugen Gottes Wort auf, wobei sie es von Tag zu Tag ihr Leben formen lassen. Und langsam fasst ihr Glaube Wurzeln. Wie Paulus glaube ich, dass ihr reichliches Wachstum von jedem um sie herum gesehen werden kann!
Meiner Meinung nach sind da drei wichtige Dinge, die jeder Christ über geistliches Wachstum wissen sollte. Ich traue diesen drei Dingen zu, Sie sowohl herauszufordern als auch zu erbauen:
Wenn Sie von Gottes Wort bewässert und ernährt werden, sollten Sie in Ihrem Leben fortwährendes geistliches Wachstum haben. Es sollte automatisch geschehen.
Nun, ich weiß nicht, ob jeder in unserer Gemeinde „reichlich wächst“, wie Paulus es über die Gemeinde in Thessalonich wusste. Doch ich glaube, dass es für viele unserer Leute gilt. Warum? Das gesalbte Predigen des reinen Wortes produziert immer Wachstum. Und der Apostel Petrus sagt, dass alle, die die reine Milch des Wortes Gottes begehren, wachsen werden.
Paulus beschreibt unser geistliches Wachstum als ein Werk des Heiligen Geistes. Er sagt, dass der Geist ständig am Werk ist, wobei er uns von Herrlichkeit zu Herrlichkeit verändert. Er erneuert fortwährend unser Denken, indem er unser Fleisch tötet und in unserem inneren Menschen Reinheit hervorbringt. Er arbeitet in unseren Herzen, um Zorn, Bitterkeit, Groll und Übel jeglicher Art abzustellen. Und er erzeugt in uns Freundlichkeit, Sanftmut und gegenseitige Vergebung einer dem anderen gegenüber. Er zieht uns in Christus auf – lehrt uns, dass alles, was wir sagen und tun, unseres Herrn würdig sein muss!
Paulus drängt uns weiter: „Lasst einen Menschen sich selbst untersuchen ...“ (1. Korinther 11,28; a. d. englischen King James Version). „Untersucht euch ... prüft euer eigenes Selbst! ...“ (2. Korinther 13,5; a. d. englischen King James Version). Das griechische Wort für „untersuchen“ bedeutet hier „überprüft, testet euch“. Der Apostel sagt dabei: „Testet euch – seht, ob ihr gemäß Gottes Wort wandelt.“ Wir sollen uns fortwährend fragen: „Verändere ich mich? Liebe ich mehr und werde ich weichherziger? Behandle ich meine Familie und Freunde mit gottgefälligem Respekt? Werden meine Gespräche gerechter? Oder partizipiere ich noch an schmutzigen Witzen? Bin ich noch anklagend, oder spreche ich erbauende Worte des Glaubens aus?“
Ich nehme diese Angelegenheit der Selbstuntersuchung sehr ernst. Wenn Sie Christ sind, doch gegenüber Ihrem geistlichen Wachstum noch apathisch sind, dann haben Sie Gottes Geist nicht erlaubt, sein Werk in Ihnen zu tun. Fragen Sie sich: Werden Sie jeden Tag begeisterter über Jesus und seine Kirche? Oder halten Sie noch an Groll, Ressentiments, Wurzeln der Bitterkeit fest, trotz Gottes Warnungen? Wachsen Sie geistlich – oder ist Ihr Wachstum gehemmt?
Es ist uns möglich, in vielen Bereichen unseres Lebens ein „reichliches Wachstum“ zu erleben und doch in einem Bereich kindisch zu bleiben. Paulus sagt: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war“ (1. Korinther 13,11). Lassen Sie mich diese Aussage durch ein persönliches Beispiel veranschaulichen:
Vor Jahren fuhr ich mit meiner Frau Gwen und ihrer Mutter über den Parkplatz eines Einkaufszentrums in Dallas. Plötzlich rauschte eine junge Frau vor uns aus einer Parklücke heraus. Ich musste auf die Bremse steigen, um einen Unfall zu vermeiden. Sofort schäumte ich. Als die Fahrerin aufsah und meinen wütenden Gesichtsausdruck sah, wurde sie panisch und fuhr schnell davon.
An diesem Punkt verlor ich die Kontrolle. Ich drückte aufs Gas und fuhr schnell hinter ihr her. Ich war weit jenseits der Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun würde, wenn ich sie eingeholt hätte. Alles, was ich wusste war, dass ich wütend war!
Gwen war vor Furcht ganz blass. Sie schrie: „David, was machst du? Halte den Wagen an!“ Ich schäumte: „Hast du nicht gesehen, was diese Frau gerade tat? Wir hätten ein Wrack heben können!“ Gwen antwortete: „Wenn du weiter auf diese Weise fährst, wirst du ein größeres Wrack haben!“ Plötzlich kam die Furcht Gottes über mich, und der Heilige Geist sprach klar: „Halte jetzt an, David – solange du noch kannst!“
Nach diesem Vorfall erlaubte ich dem Heiligen Geist, sich mit meinem aufbrausenden Temperament zu befassen. Und ich kann ehrlich sagen, dass ich dieser Art kindischen Verhaltens nicht mehr nachgebe. Durch die Kraft des Heiligen Geistes habe ich darum gekämpft, alle nicht-Christus-ähnlichen Haltungen und Impulse abzutöten.
Ich glaube, dass die meisten Christen so sind wie ich. Ihr Mangel an geistlichem Wachstum ist nicht irgendeiner groben Sünde geschuldet. Öfter ist es ein Charakterfehler – eine dominierende Schwäche, mit der sie sich niemals befasst haben. Sie mögen nicht denken, dass es ernst ist. Aber in Wirklichkeit ist es eine riesige Blockade für ihr geistliches Wachstum.
Ich fordere Sie heraus, den folgenden Satz zu beenden: „Mein einzig größtes Problem ist ...“ (Ich frage mich, was Ihr Ehepartner oder Ihre Arbeitskollegen in diese Lücke eintragen würden?) Ist es Ihre Schwäche, an die Decke zu gehen? Ist es Schmollen, wenn die Dinge nicht auf Ihre Weise laufen? Sind Sie ein empfindlicher, nörgelnder Ehepartner? Haben sie eine schwere Zeit, wenn sie jemandem eine Verletzung, die er bei Ihnen verursacht hat, vergeben? Oder ist Ihr Problem eine drangsalierende Begierde oder schlechte Gewohnheit?
Zeigen Sie mir einen Christen, der immer eingeschnappt ist ... der sich immer beklagt und der murrt ... der niemals dankbar ist ... der unbelehrbar ist, wobei er immer Recht haben muss ... der gemein gesinnt und beißend ist ... und ich zeige Ihnen jemanden, dessen geistliches Leben gehemmt ist. Diese Person ist am Verdorren, wobei sie innerlich trocken und unfruchtbar wird. Das kostbare Leben Christi in ihm liegt im Sterben!
Manche Christen können Ihnen von ihrem geistlichen Wachstum erzählen. Und Sie können die Veränderungen in ihrem Leben klar sehen. Sie bezeugen Ihnen, wie der Heilige Geist den Feind für sie bezwungen hat, und Sie freuen sich mit ihnen an ihrem Sieg.
Doch diese Art von Christen ist die Ausnahme. Die meisten Gläubigen sind sich ihres geistlichen Fortschritts überhaupt nicht bewusst. Sie sind eifrig dabei, in Heiligkeit und Gottesfurcht zu wandeln. Sie beten, lesen die Bibel und suchen den Herrn von ganzem Herzen. Und sie haben alle drangsalierenden Begierden und Angewohnheiten aufgegeben. Es gibt keine Blockade für geistliche Reife in ihnen. Kurz: Das Leben Christi gedeiht in ihnen.
Aber sie können kein Wachstum bei sich wahrnehmen. Sie empfinden nicht, dass in ihnen überhaupt irgendetwas Geistliches stattfindet. Ich bin ein Beispiel für diesen Typus von Christen. Ich weiß, dass ich in der Gerechtigkeit Christi wandle, doch ich fühle mich niemals heilig. Ich spüre niemals, dass ich Fortschritte mache. Tatsächlich falle ich gelegentlich auf mich selbst zurück, wann immer ich etwas nicht-Christus-ähnliches sage oder tue. Das veranlasst mich dann, zu fragen: „Ich bin schon jahrelang Christ. Warum lerne ich niemals?“
Wir alle beurteilen andere Christen so, viel reiner und heiliger zu sein, als wir selbst. Doch wir sind uns des reichlichen geistlichen Wachstums gar nicht bewusst, dass Gott in uns hervorruft.
Ich denke, die thessalonischen Christen waren verblüfft, als sie von Paulus’ begeisterter Einschätzung hörten. Sie dachten wahrscheinlich: „Ich, reichlich am Wachsen? Paulus muss Scherze machen! Weiß er denn nicht, wie weit ich noch von dem entfernt bin, was ich sein sollte? An den meisten Tagen kämpfe ich schwer. Er mag Wachstum in mir sehen, aber ich mit Sicherheit nicht.“
Doch Paulus wusste, dass geistliches Wachstum eine geheime, verborgene Sache ist. Die Schrift setzt es mit dem nicht sichtbaren Wachstum von Blumen und Bäumen gleich: „Ich werde für Israel sein wie der Tau. Blühen soll es wie die Lilie, und seine Wurzeln schlagen wie der Libanon. Seine Triebe sollen sich ausbreiten, und seine Pracht soll sein wie der Ölbaum und sein Geruch wie der des Libanon“ (Hosea 14,6-7).
Gott sagt uns damit: „Geht zu den Lilien! Versucht doch, sie beim Wachsen zu beobachten. Nehmt eure Uhr und seid bereit, den ganzen Tag zu bleiben. Ich sage euch, am Ende des Tages werdet ihr nicht in der Lage sein, irgendein Wachstum zu erkennen. Aber wisst dies: Ich bewässere die Lilie jeden Morgen mit dem Tau, den ich sende, und sie wird wachsen.
Oder versucht, das Wachstum einer Zeder zu messen. Kampiert einen Monat lang unter ihr, und sagt mir, wie weit ihr sie wachsen seht. Selbst nach sechs Monaten werdet ihr kein Wachstum bemerken. Doch dieser Baum treibt tiefe Wurzeln hinunter! Seht ihr, ich bewässere den Baum mit meinem Regen. Und jeder Baum, der richtig bewässert wird, wird wachsen. Doch solches Wachstum ist mit menschlichen Augen nicht erkennbar. Sie wächst, aber im Geheimen!“
Dasselbe gilt für das meiste geistliche Wachstum. Es ist für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar!
Manche Christen mögen einwenden: „Ich bin zehn Jahre lang Christ, und ich fühle mich noch immer nicht so, als ob ich geistlich gewachsen bin.“ Bei jenen Leuten verweise ich auf das Buch Jesaja. Gott verheißt: „Ich werde Wasser gießen auf das durstige und Bäche auf das trockene <Land> ...“ (Jesaja 44,3). Außerdem bezeichnet er sein bußfertiges Volk als „Bäume der Gerechtigkeit“ (Jesaja 61,3; a. d. englischen King James Version). Der Herr selbst sagt, dass wir seine Bäume und Blumen sind, seine sorgsam gezogenen Pflanzen. Und er sendet täglich seinem Tau und Regen auf uns herab!
Lassen Sie mich Ihnen einen einfachen Test nennen, der offenbaren wird, ob geistliches Wachstum in Ihnen stattfindet. Fragen Sie sich einfach: „Bin ich durstig? Möchte ich mehr von Jesus und seiner Heiligkeit?“ Wenn die Antwort „Ja“ ist, können Sie wissen, dass Sie wachsen. Warum? Er verheißt, sein lebendiges Wasser auf alle auszugießen, die nach Ihm dürsten: „Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden“ (Matthäus 5,6).
Einfach ausgedrückt: Gott beurteilt Ihr geistliches Wachstum daran, wie sehr Sie nach ihm hungern und dürsten. Also, wenn Sie aufrichtig bezüglich Ihres Wandels mit Christus sind, und wenn Sie offen für seine Leitung und Korrektur sind, brauchen Sie durch einen vermeintlichen Mangel an Wachstum nicht entmutigt zu sein. Wahres geistliches Wachstum findet in Ihnen statt, ob Sie es sehen können oder nicht!
Ich erhielt kürzlich einen mitleiderregenden Brief von der gottgefälligen Frau eines Pastors. Sie vermutete, dass irgendetwas im Leben ihres Mannes nicht stimmte, weil er sich plötzlich von ihr distanzierte. Tatsächlich veränderte er sich im Verlauf weniger Monate zu einem völlig anderen Menschen.
Das Predigen dieses Mannes hatte all sein Leben verloren und die Predigten wurden zunehmend alles erlaubend. Seine Gedanken schweiften auf der Kanzel umher, bis sie schließlich keinen Sinn mehr ergaben. Die Gemeinde konnte sagen, dass sich etwas in ihm verändert hatte. Ihr Hirte war nicht länger geistlich am Wachsen. Tatsächlich starb er vor ihren Augen!
Seine Frau betete darum, dass Gott ihr einen Hinweis geben sollte, was hier geschah. Bald bemerkte sie, dass ihr Mann Stunden in seinem Büro eingeschlossen verbrachte. Er hatte ihr verboten, ihn zu belästigen, während er angeblich studierte. Doch schließlich, durch die Leitung des Heiligen Geistes, drückte sie die Tür auf, um zu sehen, was er dort tat.
Was sie sah, schockierte sie. Ihr Mann saß geifernd vor Internet-Pornografie! Als er sich umwandte und sie sah, bemerkte er nur emotionslos: „Ich bin am Haken – süchtig nach diesem Zeug.“ Da war nicht das geringste Zeichen des Bedauerns in ihm, keine Hinweis auf Reue, kein Flehen nach Hilfe. Er war seiner Begierde völlig übergeben!
Ich kenne einen jungen Geistlichen, der in einem früheren Pastorat mit diesem Mann arbeitete. Ich bestellte den jungen Mann ein, um herauszufinden, wie der Pastor damals in seinem früheren Dienst gewesen war. Der junge Mann sagte mir: „Ganz ehrlich gesagt: Dieser liebe Bruder hatte niemals einen Hunger nach dem Herrn. Er hatte eine Menge andere Interessen, aber er sorgte sich nicht sehr um die Dinge Gottes. Und er war ein Gesetzlicher. Für ihn ging alles um Werke. Doch an was ich mich am meisten erinnere, ist, dass er unglaublich gemein zu seiner Frau war. Sie konnte niemals genug tun, um ihm zu gefallen.“
In einer Zeit von zwanzig Jahren hatte es bei diesem Mann kein geistliches Wachstum gegeben. Er war immer noch ein selbstsüchtiges, schmollendes Kind! Das Wasser, das er trank, war nicht vom Himmel – sondern aus der giftigen Jauchegrube des Teufels!
Doch Gott verheißt, dass alle, die nach Ihm hungern und dürsten, durch seine eigene Hand aufgefüllt werden. Er wird uns vom Himmel aus bewässern. Und er wird uns mit allen Nährstoffen speisen, die gebraucht werden, um überreiches Leben zu erzeugen – ob wir es geschehen sehen oder nicht!
Wenn manche Menschen gerettet werden, kämpfen sie niemals wieder mit einer aufdringlichen Sünde. Sie bezeugen: „In dem Augenblick, als ich zu Jesus kam, nahm der Herr diese Versuchung aus mir heraus. Und ich bin seitdem immer frei.“ Ich kenne viele ehemalige Drogensüchtige, die dieses Erlebnis gehabt hatten. Sie wurden in den letzten fünfunddreißig Jahren unseres Dienstes gerettet, und sie haben seitdem kein Suchtproblem mehr. Tatsächlich dienen heute einige als Pastoren und Sozialarbeiter.
Aber bei einer Menge Christen ist das eine andere Geschichte. Jahre nach ihrer Bekehrung kämpfen sie noch gegen starke, irritierende Versuchungen. Eine alte Verdorbenheit ist in ihnen ausgebrochen – etwas, das sie hassten und niemals wieder sehen wollten. Und diese Gebundenheit ist die eine Sache, die sie von der Fülle in Gott abhält. Sie bringt Schuld und Schande in ihr Leben. Und wenn die Sache aufgedeckt würde, könnte es sie ruinieren.
Doch egal wie schwer sie kämpfen, diese eine verbleibende Begierde will nicht loslassen. Mit der Zeit werden sie entmutigt. Ihre Seele schreit auf: „Wie lange noch, Herr? Wann wird diese Kette jemals zerbrochen werden?“ Und schließlich kommt der Teufel zu ihnen und sagt dabei: „Du wirst es niemals schaffen. Deine Sünde wird wohl in dir bleiben! Du hast mit dieser Sache nun schon jahrelang gekämpft. Du weißt, dass es in dieser Art von Zustand keinen Weg gibt, zu wachsen.“
Fassen Sie sich ein Herz, Freund – Ich habe gute Neuigkeiten für Sie. Sie wachsen inmitten ihres Kampfes! Tatsächlich, Sie wachsen wegen Ihrem Kampf vielleicht mit Riesenschritten.
Fragen Sie irgendeinen Seemann, der einmal ein Schiff durch Sturm und Wellen zu navigieren hatte. Die Wellen mögen sein Schiff wie einen Korken umher werfen. Die Winde mögen die Masten erschüttern. Und der Sturm mag scheinbar das Schiff zurückschieben. Doch selbst der erfahrenste Seemann kann oft nicht wahrnehmen, ob sein Schiff überhaupt vorankommt. Dieselben Winde, die drohen, das Schiff untergehen zu lassen, beschleunigen es möglicherweise auf seinem Weg!
Seien Sie gewiss: Wenn Sie die Furcht Gottes im Herzen haben, werden Sie aus dem Sturm viel stärker hervorgehen. Sehen Sie, wenn Sie gegen den Feind in die Schlacht gehen, üben Sie sich in aller Gnade und Kraft Gottes und rufen sie hervor. Und selbst wenn Sie sich geschwächt fühlen mögen, stärken jene Gnade und Kraft Sie. Zum einen werden Sie drängender in Ihrem Gebet werden. Und zweitens werden Sie all Ihres Stolzes entkleidet. Also, eigentlich stellt der Sturm Sie in jedem Bereich Ihres Lebens auf „geistliche Wache“.
Wann immer sich Widerstand erhebt, gedeiht Gottes Gnade in uns. Denken Sie darüber nach, was mit einem Baum geschieht, wenn ein großer Sturm heftig auf den Baum einschlägt. Der Sturm droht den Baum zu entwurzeln und fortzutragen. Er bricht seine Äste ab und bläst seine Blätter weg. Er lockert seine Wurzeln und bläst Knospen von ihren Zweigen davon. Und wenn der Sturm vorüber ist, sehen die Dinge äußerst hoffnungslos aus.
Doch sehen Sie es sich näher an: Derselbe Sturm, der Spalten in der Erde rund um den Baumstamm geöffnet hat, hat den Wurzeln geholfen, noch tiefer zu gehen. Der Baum hat nun Zugang zu neuen, tieferen Quellen der Nährstoffe und des Wassers. Und er wurde von allen toten Ästen befreit. Einige Knospen mögen weg sein, aber andere werden fülliger nachwachsen. Ich sage Ihnen, dieser Baum ist jetzt stärker, wächst auf nicht zu sehende Weise. Und warten Sie nur bis zur Ernte – weil er viel Frucht tragen wird!
Mag sein, Sie sind gerade in einem Sturm. Der Wind bläst scharf, wobei er Sie heftig schüttelt, und Sie denken, dass sie am Untergehen sind. Geliebte, werden Sie nicht panisch! Sie müssen wissen, dass Sie gerade inmitten des Sturmwindes tiefe geistliche Wurzeln treiben. Gott entwickelt in Ihnen eine sich vertiefende Demut, ein größeres Trauern und größeren Kummer über die Sünde, einen erhöhten Hunger nach seiner Gerechtigkeit.
Andere Christen, die geistliche Kriegführung nicht kennen, mögen naseweis auf ihre Geschwister herabschauen, die auf eine Weise kämpfen, auf die sie es nicht tun. Aber Sie haben jene Haltung nicht länger. Jetzt, aus Ihren eigenen Kämpfen, sind Sie gegenüber der Schwäche und den Fehlern anderer weichherziger. Obwohl Sie dessen nicht gewahr geworden sind, hat der Herr den Sturm benutzt, um Ihre Wurzeln des Mitgefühls Christi zu vertiefen.
Kurz: Gott macht Sie zu einem erfahrenen Soldaten des Kreuzes – mit Narben von Schlachten, aber schlachtkundig und couragiert. Sie mögen manchmal auf sich selbst zurückfallen – aber der Herr tut das niemals. Tatsache ist, er hätte jederzeit souverän handeln und Ihren Kampf ausreißen können. Aber er tat es nicht – weil er ihn einen noch größeren Durst nach ihm in Ihnen erzeugen sah!
Denken Sie über das alles nach: Ihre neue Demut, Ihr neuer Kummer wegen der Sünde, Ihr neuer Hunger nach Christus – nichts von diesen Dingen war in ihnen vorhanden, als Sie nicht im geistlichen Kampf engagiert waren. Und nun werden Sie sogar stärker, trotz ihrer anhaltenden Schlacht. Sie haben durch Glauben allein widerstanden. Und obwohl Sie gestolpert sind, kommen Sie immer wieder hoch und kehren zum Kreuz zurück. Sie halten an einer Verheißung der Kraft des Bundes fest. Und in diesem Prozess werden Sie zunehmend heiliger und demütiger – mehr so wie Jesus!
Doch der Teufel möchte Sie davon überzeugen, dass Ihr Sündenkampf beweist, dass Sie böse und an die Hölle gebunden sind. Nein – er ist ein Lügner! Und er hat schon zahllose Christen mit dieser teuflischen Lüge in die Falle gelockt.
Gerade vor wenigen Wochen erhielt unser Dienst einen Anruf von der Frau eines Pastors, die offensichtlich betrunken war, als sie anrief. Mit zittriger Stimme sagte sie: „Ich möcht Sie nur wissen lassen, dass es Tausende Pastorenfrauen gibt, die trinken, um ihren Schmerz zu überdecken. Das ist es, was ich tue. Ich trinke im Geheimen, um den Schmerz zu betäuben. Ich möchte Ihnen auch für Ihre liebevollen Botschaften danken. Guten Tag!“
Mein Herz geht zu dieser Frau hinaus und zu vielen anderen Frauen Geistlicher wie sie. Manche ertragen erkaltete Ehen, die ihre Seele langsam zerstören. Und sie wenden sich heimlich Drogen und Alkohol zu, um den inneren Schmerz zu betäuben. Doch dabei sinken sie nur noch weiter in die Tiefen und Qualen der Hölle.
Die Schrift sagt, dass Gott ein geknicktes Schilfrohr nicht abbrechen wird. Und das ist es, was diese arme Frau eines Geistlichen zurzeit ist: ein Rohr, das vom Wind gepeitscht und geknickt wurde. Ich glaube, dass Gottes Geist sie erreichen und ihr dienen wird.
Die Bibel sagt auch, dass Gott einen glimmenden Docht nicht auslöschen wird. Dieses Wort lässt sich besonders für den Pastor, der am Haken der Internet-Pornografie hängt, anwenden. Gott sagt dabei: „Wo immer ich nur einen übriggebliebenen Funken sehe, werde Ich ihn nicht auslöschen. Tatsächlich werde ich dem Funken Luft zufächeln, bis er Feuer fängt und wieder aufflammt!“
Möchten Sie geistlich wachsen? Wenn dem so ist, dann bitten Sie den Heiligen Geist, Licht auf Ihren einen Bereich der Schwäche oder Sünde scheinen zu lassen. Und schreien Sie auf zu ihm: „Herr, ich möchte deinem Wort gerecht werden. Und ich weiß, nur du hast die Kraft, das in mir zu vollbringen. Bitte – hilf mir, im Glauben zu ergreifen, dass du in mir am Werk bist, mich zur geistlichen Reife führst!“
Gott möchte Sie wissen lassen, dass er gerade jetzt, inmitten Ihres Sturmes, an ihrer Seite steht. Er bewässert Ihren Geist, ernährt Ihre Seele, lässt seine starken Wurzeln in Sie hinunter wachsen. Also, lassen Sie die Winde des Kampfes heftig blasen! Ihr Vater bereitet sie für eine große Ernte vor!
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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.