Zeit, nichts zu tun – außer zu vertrauen

Jahrelang hatten die Israeliten danach verlangt, von einem menschlichen König regiert zu werden. Gott erlaubte es. Er sagte dem Propheten Samuel, dass er Saul zum Herrscher über Israel salben soll. Also traf sich der Prophet mit Saul, goss ein Fläschchen Öl über seinen Kopf und küsste ihn. Dann sagte er Saul: „So hat der HERR dich nun zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt!“ (1. Samuel 10,1).

Keinem Menschen hätte ein größeres Kompliment gemacht werden können. Samuel sagte dabei im Wesentlichen: „Der Herr ist mit dir, Saul. Du bist ein auserwähltes Gefäß, von Gott handverlesen.“ Mehr noch: Gott segnete Saul augenblicklich mit einem Herzen, seine Berufung zu erfüllen: „Gott (gab Saul) ein anderes Herz ... Und der Geist Gottes kam über (Saul), dass er in ihrer Mitte weissagte“ (10,9-10).

Nun, Saul war kein Angeber. Er stellte seine Salbung oder Position nicht zur Schau. Tatsächlich sagt die Bibel, dass er sich selbst als gering ansah (siehe 15,17). Wir sehen ein Beispiel für Sauls Zurückhaltung, als er nach seiner Begegnung mit Samuel nach Hause zurückkehrte. Sein Onkel hielt ihn an, neugierig, was geschehen war. Dieser Onkel war sich dessen bewusst, dass Samuel einen Ruf hatte, nur zu sprechen, wenn er eine machtvolle Absicht im Sinn hatte. Also bat er seinen Neffen: „Bitte, erzähle mir, Saul! – Was hat Samuel zu dir gesagt?“

Aber die Schrift sagt: „Die Sache mit dem Königtum, wovon Samuel geredet hatte, teilte (Saul) ihm nicht mit“ (10,16). Saul saß auf unfassbaren Neuigkeiten – doch er sagte kein Wort darüber. Ich frage Sie: Wie viele Leute, die Sie kennen, würden so etwas für sich behalten?

Bald darauf versammelte Samuel die Nation bei Mizpa. Der Prophet hatte zwei Absichten im Sinn: Erstens, er wollte das Volk für das Verlassen des Herrn und das Sehnen nach einem menschlichen König züchtigen. Dann wollte er ihnen Saul als Gottes erwählten Herrscher präsentieren. Doch als der Augenblick für Saul kam, um eingeführt zu werden, war er nirgends zu finden. Samuel schickte eine Delegation los, um ihn zu finden – und sie lokalisierten Saul schließlich, zwischen irgendwelchem Gepäck versteckt.

Als Saul vor die Menge gebracht wurde, war er alles, was sie von einem König hätten wollen können. Er war groß und stattlich, „einen Kopf größer als alles Volk“ (10,23). Samuel sagte über ihn: „Keiner ist ihm gleich im ganzen Volk“ (10,24). Und das Volk rief seine Zustimmung aus: „Es lebe der König!“ (10,24).

In seinen ersten beiden Jahren als König bewies sich Saul als starker, gottgefälliger Leiter. Als er hörte, dass die Ammoniter in Jabesch in Gilead eingefallen waren, „geriet der Geist Gottes über Saul“ (11,6). Saul hob schnell eine Armee von 330.000 Männern aus – und diese zusammengewürfelte, schlecht ausgerüstete Armee schlug die Ammoniter vernichtend. Danach gab Saul Gott alle Ehre (siehe Vers 15). Und bald führte der gottgefällige König Israel zum Sieg über jede Nation, die es ausgeplündert hatte – Moab, Ammon, Edom, Amalek, sogar die mächtigen Philister (siehe 14,47-48).

Wer würde einen solchen Mann nicht als König wollen? Saul war demütig, tapfer, eindrucksvoll in der Erscheinung, bevorzugt von Gott, bewegte sich mächtig im Geist, war aufmerksam gegenüber den Worten eines heiligen Propheten. Saul war das Modell eines gottgefälligen Leiters.

Doch unfassbarerweise würde derselbe gesalbte Mann in äußerster Rebellion sterben. Kurz nach seinen erstaunlichen Siegen verlor Saul seine Salbung und wurde seiner Königsherrschaft entkleidet. Er wurde von Gott verlassen, war nicht länger fähig, die Stimme des Geistes zu hören, und war schließlich von einem bösen Geist besessen. Er landete sogar dabei, Unschuldige zu töten. Er ordnete die Tötung der gesalbten Priester Gottes an. Und am Vorabend seines Todes suchte er nach Wegweisung durch eine Hexe. Der König, der die Israeliten einmal zum Triumpf über seine Feinde geführt hatte, beendete seine Tage als ein tobender Wahnsinniger.

Was für ein trauriges Ende für einen ehemals gesalbten Diener Gottes. Was geschah mit Saul? Was ließ diesen demütigen Mann abwärts trudeln in Wahnsinn und Verfall? Gab es einen speziellen Wendepunkt in Sauls Leben, als er zu zerfallen begann?

Saul sah sich einem entscheidenden Augenblick gegenüber, mit dem jeder Gläubige schließlich konfrontiert wird. Es ist eine entscheidende Zeit der Krise, in der wir gezwungen sind, zu entscheiden, ob wir im Glauben auf Gott warten oder ungeduldig werden und die Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen.

Sauls entscheidender Augenblick kam, als beunruhigende Wolken des Krieges sich über Israel zusammenbrauten. Die Philister hatten eine gewaltige Armee mit 6.000 Reitern, 30.000 eisernen Streitwagen und Legionen von Soldaten, die die neuesten Waffen schwangen, zusammengezogen. Ihre schiere Zahl erschien den Israeliten „wie der Sand am Ufer des Meeres“ (1. Samuel 13,5). Im Gegensatz dazu hatten die Israeliten nur zwei Schwerter in ihrer gesamten Armee – eines für Saul und eines für seinen Sohn, Jonathan. Alle anderen mussten behelfsmäßige Waffen benutzen, solche wie hölzerne Speere oder primitive Ackergeräte.

Jetzt, als die Israeliten die mächtigen Philister sich nähern sahen, wurden sie panisch. „Da versteckte sich das Volk in Höhlen und Dornsträuchern, in Felsen, in Gewölben und in Zisternen“ (13,6). Einige schlichen sich über die Grenzen in andere Länder, um zu vermeiden, in Sauls Armee einberufen zu werden. Andere desertierten in offener Feigheit. Plötzlich war die Armee von 330.000, die Ammon besiegt hatte, auf 600 geschrumpft. Und selbst jene, die blieben, zitterten vor Furcht (siehe 13,7). Israels Situation schien hoffnungslos.

Eine Woche zuvor hatte Samuel Saul ermahnt, bei Gilgal auf ihn zu warten, bevor er in die Schlacht ging. Der Prophet hatte gesagt, er würde nach sieben Tagen eintreffen, um dem Herrn die angemessenen Opfer darzubringen. Uns wird die Bedeutung dieser sieben Tage nicht mitgeteilt; vielleicht wusste Samuel, dass er von einem entfernten Ort aus kommen musste, wo seine Anwesenheit gebraucht wurde. Doch es ist wahrscheinlicher, dass diese einwöchige Wartezeit als Test für Sauls Glauben gedacht war.

Als der siebte Tag kam und Samuel nicht eingetroffen war, begannen Sauls Soldaten sich zu zerstreuen. Noch schlimmer: Der König hatte keine Wegweisung Gottes für den Kampf. Jetzt versetzen Sie sich einen Moment in Sauls Lage. Sie sehen die beeindruckende Armee der Philister auf Sie zumarschieren. Sie fühlen das mächtige Rumpeln ihrer Streitwagen. Und als Sie sich umwenden, um nach Ihren wenigen verbliebenen Truppen zu schauen, sehen Sie sie mit ihren erbärmlichen Waffen in der Hand zittern. Alles gerät außer Kontrolle. Was werden Sie tun?

Sie mögen sich fragen: „Wurde von Saul etwa erwartet, einfach dazusitzen und zu warten, und nichts zu tun?“ Ja – das ist genau das, was er tun sollte: warten und beten. Tatsächlich wurde dies impliziert, als Samuel Saul erstmals als König präsentierte. Der Prophet sagte zu Israel: „Wenn er [Saul] den Herrn fürchten wird, und ihm dienen, und seiner Stimme gehorchen, und nicht gegen das Gebot des Herrn rebellieren wird, dann sollen beide, ihr und auch der König ... weiter dem Herrn, eurem Gott, nachfolgen: aber wenn ihr der Stimme des Herrn nicht gehorchen werdet, sondern gegen das Gebot des Herrn rebellieren werdet ... dann wird die Hand des Herrn gegen euch sein“ (12,14-15; a. d. englischen King James Version).

Samuel erklärte das: „Der Herr möchte alle Ehre für das empfangen, was er durch unseren König tut. Er möchte, dass die Welt weiß, dass der Sieg nicht durch Strategien, Waffen oder Zahlen kommt, sondern indem man Gott glaubendes Gebet und Vertrauen in ihn opfert.“

So, welchen Ansatz wählte Saul? Stand er fest und erklärte: „Es kümmert mich nicht, ob Samuel acht Tage braucht, um anzukommen. Ich werde mich auf Gottes Wort an mich stellen. Leben oder sterben, ich werde seinem Befehl gehorchen!“? Nein – Saul wurde panisch. Er ließ es zu, von seinen Umständen überwältigt zu werden. Und er landete dabei, seinen Weg um Gottes Wort herum zu manipulieren. Er beauftragte den Priester, der anwesend war, Abija, die Opfer ohne Samuel darzubringen.

Als Samuel schließlich ankam, war er bestürzt. Er roch brennendes Fleisch vom Brandopferaltar her. Also fragte er Saul: „Was hast du getan?“ (13,11; a. d. englischen King James Version). Die Frage des Propheten lässt darauf schließen, dass Saul keine Vorstellung vom Ausmaß seiner Sünde hatte. Samuel fragte ihn damit: „Realisierst du, was du getan hast? Ich gab dir eine klare, einfache Anweisung. Du solltest nichts tun bis ich ankäme. Du warst in keiner Gefahr, aber du nahmst die Angelegenheiten in die eigenen Hände. Du hast aus Furcht, nicht im Glauben gehandelt. Du hast eine gravierende Sünde gegen den Herrn begangen.“

Hier war Sauls Erklärung: „Ich sah, dass das Volk von mir auseinanderlief, und du kamst nicht zur bestimmten Zeit, während die Philister sich <schon> bei Michmas versammelt hatten“ (13,11). Beachten Sie die Anklage in Sauls Worten: „Du bist nicht rechtzeitig gekommen, Samuel.“ Er sprach zu dem Propheten, aber seine Anklage war eigentlich gegen Gott gerichtet. Saul sagte damit: „Ich musste irgendetwas tun – jeder desertierte von mir. Sicherlich erwartete der Herr nicht von mir, noch irgend länger auszuhalten.“

Nein – Gott kommt niemals zu spät. Die ganze Zeit kannte der Herr jeden Schritt, den Samuel auf Gilgal zu machte. Er hatte den Propheten auf ein himmlisches Navigationssystem eingestellt, das seine Ankunft auf die Sekunde genau festlegte. Samuel würde am Tag sieben dort sein, selbst wenn es eine Minute vor Mitternacht wäre. Wir können wissen, dass Gott Saul in dieser Angelegenheit nicht täuschte, also wissen wir, dass Samuel pünktlich war.

Auf den ersten Blick scheint Gottes Reaktion auf Sauls Ungehorsam harsch. Samuel sagte: „Du hast töricht gehandelt! Du hast das Gebot des HERRN, deines Gottes, nicht gehalten, das er dir geboten hat. Denn gerade jetzt hätte der HERR dein Königtum über Israel für immer bestätigt; nun aber wird dein Königtum nicht bestehen. Der HERR hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der HERR hat ihn zum Fürsten über sein Volk bestellt; denn du hast nicht gehalten, was der HERR dir geboten hatte“ (13,13-14).

Sie könnten sich fragen: „Warum hat Gott hier bei Saul nicht ein wenig lockergelassen? Dieser Mann war in einer unmöglichen Situation. Nebenbei, alles, was er wollte, war, einen Sieg für den Herrn zu erringen. Warum war Sauls Unterwürfigkeit so wichtig hier?“ Gott wollte alle Kräfte der Hölle wissen lassen, dass die Schlacht des Herrn ist – und sie wird durch berufene Menschen des Glaubens gewonnen, die ihm vertrauen und auf ihn warten.

Gott hat sich durch alle Zeitalter hindurch nicht geändert. Und er ist immer besorgt darum, ob sein Volk diesem Befehl gehorcht: „[Gehorcht] seiner Stimme ... und [rebelliert] nicht gegen das Gebot des Herrn“ (1. Samuel 12,14; a. d. englischen King James Version). Es spielt keine Rolle, wenn unser Leben außer Kontrolle gerät – wir sollen in totalem Vertrauen auf den Herrn wandeln. Selbst wenn Dinge hoffnungslos scheinen, sollen wir nicht in Furcht handeln. Vielmehr sollen wir geduldig auf ihn warten, dass er uns erlöst, wie sein Wort verheißt.

Tatsache ist, Gott stand direkt neben Saul, als die massierte Armee der Philister hereindrängte. Der Herr sah jene rumpelnden Streitwagen, und er sah die scharfen Waffen aufblitzen. Er wusste von der Krise, in der Saul war, mit seinen sich zerstreuenden Soldaten. Und er hatte ein Auge auf jedes Detail.

Ebenso sieht unser Gott jedes Detail Ihrer Krise. Er sieht all die Probleme des Lebens, die Sie bedrängen. Und er ist sich völlig bewusst, dass sich Ihre Situation täglich verschlechtert. Jene, die beten und mit ruhigem Glauben auf ihn warten, sind niemals in irgendeiner wirklichen Gefahr. Mehr noch: Er kennt alle Ihre panischen Gedanken: „Ich sehe nicht, wie ich diese Schulden jemals zurückzahlen kann ... Ich habe keine Hoffnung für meine Ehe ... Ich weiß nicht, wie ich meinen Job behalten kann?“ Doch sein Befehl an Sie gilt immer noch: „Gerate nicht in Panik und komme mir nicht zuvor. Du sollst nichts tun, außer zu beten – und verlasse dich auf mich. Ich ehre jeden, der sein Vertrauen auf mich setzt.“

Denken Sie über diese Worte Gottes an seine Kirche nach: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, <ihm> wohlzugefallen“ (Hebräer 11,6). „Vertraut auf ihn allezeit, <ihr von Gottes> Volk! Schüttet euer Herz vor ihm aus! Gott ist unsere Zuflucht“ (Psalm 62,9). „Ihr, die ihr den HERRN fürchtet, vertraut auf den HERRN! Ihre Hilfe und ihr Schild ist er“ (Psalm 115,11). „Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand! Auf all deinen Wegen erkenne nur ihn, dann ebnet er selbst deine Pfade!“ (Sprüche 3,5-6).

Der Herr ist sehr geduldig mit uns. Er lädt uns sogar ein: „Bringt eure Beweise herbei!“ (Jesaja 41,21). Er weiß, dass unsere Vorväter Zeiten des Zweifels erlebten – von Abraham bis hin zu den Heiligen des Neuen Testaments. Manchmal wollten sie sterben und schrien: „Ich komme damit nicht mehr zurecht.“ Sogar Jesus hatte einen Moment des Hinterfragens, und fragte: „Warum hast du mich verlassen?“

Unser Herr fühlt jeden Schock von Schmerz, Furcht oder Panik mit, der uns trifft. Wir mögen manch unerwartete, furchtbare Nachricht erhalten – ein geliebter Mensch ist gestorben, ein Sohn oder eine Tochter lässt sich scheiden, oder ein Partner hatte eine Affäre. In solchen Momenten sendet Gott den Heiligen Geist, um uns Trost zu bringen, unseren Schmerz zu lindern und unsere Herzen zu beruhigen.

Doch Saul war volle sieben Tage in Angst und Panik geblieben. Und jene ganze Zeit über bat ihn der Heilige Geist, eine Entscheidung zu treffen: „Ja, Saul, es sieht hoffnungslos aus. Aber zuvor übertrafen euch die Ammoniter an Zahl, und Gott erlöste euch dann. Also, was wirst du heute tun? Wirst du Gottes Wort gehorchen, egal was mit dir oder dem Königreich geschieht? Wirst du mit Hiob sagen: ‚Obwohl er mich erschlägt, vertraue ich ihm doch!’?“

Wir wissen, dass Gott das Herz jeder Person kennt. Und der Herr wusste, dass die Entscheidung, die Saul traf, den Verlauf seines Lebens von diesem Zeitpunkt an bestimmen würde. Schließlich würde er noch viel mehr solchen Krisen entgegensehen müssen. Wir erhalten einen Einblick in Sauls Entscheidung durch seine Worte an Samuel: „Da machte ich mich stark und opferte das Brandopfer“ (1. Samuel 13,12; mit Fußnote). Der Wortstamm für „starkmachen“ hier bedeutet „sich zurückhalten“. Saul sagte damit: „Ich versuchte, gehorsam zu sein. Ich hielt mich so lange wie möglich vom Ungehorsam zurück. Aber schließlich musste ich aus mir heraus handeln.“

Als ein Ergebnis daraus verließ Gott Saul und widerrief seine Berufung zum König. Warum? Der Herr wusste, dass Saul ihm von diesem Tag an einen toten Glauben anbieten würde. Er wusste, dass Saul keinen weiteren Test seines Gehorsams durchstehen würde. Stattdessen würde er intrigant und manipulativ enden.

Unglaube ist tödlich, seine Konsequenzen sind tragisch. Auch wir handeln uns ernsthafte Konsequenzen ein, wenn wir versuchen, uns unseren Prüfungen zu entziehen, anstatt Gott zu vertrauen, dass er uns durch sie hindurchbringen wird. Sauls Leben macht dies klar. Von dem Moment an, als Saul die zentrale Entscheidung traf, die Angelegenheiten in die eigenen Hände zu nehmen, ging es mit seinem Leben rapide bergab. Sein Unglaube öffnete in seinem Herzen die Tür für jede Art von Übel.

Tatsächlich illustriert Sauls Leben die Schritte in den Ruin, verursacht durch Unglauben:

Nachdem Saul sündigte, wurde seine Seele rigide und gesetzlich. Und dieser gesetzliche Geist hätte beinahe den Tod seines geliebten Sohnes Jonatan verursacht.

Jonatan und sein Waffenträger hatten beschlossen, einen Schleichangriff auf eine Garnison der Philister durchzuführen. Der Hinterhalt verursachte im Lager der Philister eine solche Konfusion, dass sie anfingen, sich gegenseitig zu bekämpfen und einander zu töten. Der Aufruhr war so laut, dass „die Erde erbebte, und so entstand ein Schrecken“ (1. Samuel 14,15).

Als Saul die Philister rennen sah, führte er einen Generalangriff durch. Er befahl seinen Truppen, den ganzen Tag ohne Einhalt zu kämpfen. Gegen Ende des Tages waren die Israeliten so erschöpft, dass sie fast zusammenbrachen. Aber Saul schwor einen törichten Eid: Wenn jemand vor Ende der Schlacht aufhören würde, um etwas zu essen, dieser Mann würde verflucht sein.

Jonatan wusste nichts von dem Eid, weil er in einem entfernten Bereich kämpfte. Deshalb machte er eine knappe Pause vom Gefecht. Und als er das tat, aß er etwas Honig aus einem Bienenstock, um sich für die Schlacht zu stärken.

An jenem Abend konnten Sauls Soldaten nicht mehr. Sie stürzten sich gierig auf die Beute, die sie gemacht hatten, und begannen, Tiere zu braten, um sie zu essen. Nun, das jüdische Gesetz legte fest, dass das Blut aus jedem Tier ausfließen musste, bevor es gegessen werden konnte. Als Saul dies also sah, geriet er in Rage. Er tadelte sie: „Ihr Leute habt keine Achtung vor dem Gesetz Gottes.“ „Ihr habt übertreten ... das Volk sündigt gegen den HERRN, indem sie mit Blut essen“(14,33; a. d. englischen King James Version).

Saul war ein Legalist geworden, der sich selbst zum Heiligkeitspolizisten Gottes ernannte. Kein Zweifel, die bereitstehenden Priester applaudierten ihm und sagten: „Dank sei Gott. Saul nimmt einen Stand für Heiligkeit ein.“ Aber tatsächlich war Saul selbst der größte Sünder in dieser Szene. Dieser Mann war gänzlich ungehorsam, indem er in unverhohlenem Unglauben wandelte. Doch konnte er ohne weiter zu überlegen erklären: „Gott helfe dem hungrigen Soldaten, der auch nur ein Jota des Gesetzes bricht, dadurch dass er blutiges Fleisch isst.“

An jenem Abend traf Saul eine weitere törichte Entscheidung: Er beschloss, dass seine Armee die ganze Nacht aufbleiben und weiterkämpfen sollte. Die Priester protestierten jedoch, und bestanden darauf, dass sie zuerst den Herrn befragten. Doch als sie beteten, antwortete Gott nicht. Jetzt war Saul wieder entrüstet. Er entschied: „Gott spricht nicht, weil jemand gesündigt hat. Wer ist schuldig?“ Er erklärte: „So der HERR lebt ... selbst wenn es Jonatan, mein Sohn, wäre, wird er sicher sterben!“ (14,39; a. d. englischen King James Version).

Diese Art von Selbstgerechtigkeit findet sich bei allen Legalisten. Sie vertrauen Gott nicht, ihnen seine Gerechtigkeit zu geben, also versuchen sie, ihre eigene zu erfinden. Und sie landen dabei, ein System zu schaffen, das ihre eigene Sünde als gering einschätzt, aber das Versagen anderer stark beleuchtet.

Saul beschloss, die Lose zu werfen, um herauszufinden, wer in Sünde war. Das letzte Los fiel schließlich auf ihn selbst und Jonatan. Sofort wandte sich Saul an seinen Sohn und sagte: „Ich weiß, dass ich nicht in Sünde bin. Du musst es sein.“ Jonatan gab zu, dass er den Honig gegessen hatte, sagte aber, dass er nichts von dem Eid gewusst hatte. Doch Saul war jetzt auf einem moralischen Kreuzzug, sich bemühend, heilig auszusehen. Hätte Gott nicht durch das Volk interveniert, hätte Saul seinen eigenen Sohn getötet – alles, um seinen heiligen Eifer zu beweisen!

Meiner Meinung nach ist Unglaube die Wurzel aller Gesetzlichkeit. Wie? Er weigert sich, Gottes Bundesverheißungen zu akzeptieren – dass sein Geist unsere Sünde unterwerfen wird, uns kräftigen wird, zu gehorchen, dass er seine Gottesfurcht in uns einträufelt, uns veranlasst, aufrecht zu gehen, uns einen Hass auf die Sünde gibt. Wenn wir von der Wahrheit des Bundes Gottes abweichen, nicht länger vertrauen und auf ihn warten, das Werk zu tun, wenden wir uns der Gesetzlichkeit zu. Wir konstruieren unser eigenes rigides Regelwerk, das ohne die Kraft des Geistes ist.

Sauls Unglaube versengte sein Gewissen, macht ihn der Sünde gegenüber unempfindlich. Plötzlich verlor die Sünde ihre „überaus große Sündhaftigkeit“ in den Augen dieses ehemals gottgefälligen Mannes.

Wir sehen ein Beispiel dafür, als Samuel Saul befahl, die Amalekiter auszulöschen. Der Prophet gab Saul klare Anweisungen, alles zu zerstören, was Amalek betraf – ihre Familien, ihr Vieh, alles. Er sollte nichts und niemanden verschonen.

Doch als die Schlacht vorüber war, hatte Saul König Agag als lebendige Trophäe behalten. Er hielt auch etwas von der Beute zurück – das Beste des amalekitischen Viehs, der Bekleidung und der Besitztümer. Saul hatte sogar die Dreistigkeit, sich selbst ein Denkmal aufzustellen, das an seinen Sieg erinnerte. Wieder einmal zeigte er eine unverhohlene Gleichgültigkeit gegenüber Gottes Wort.

Als Samuel ankam, konnte er nicht glauben, was er sah. Das Schlachtfeld war wie ein gigantischer Flohmarkt. Die Leute handelten mit Vieh, probierten neue Kleider an, grillten Tiere. Doch das Erstaunlichste von allem: Da stand König Agag inmitten der Szene.

Samuel marschierte hinauf zu Saul und wollte wissen: „Was ist das für ein Blöken, das höre ich, Saul?“ Saul erwiderte mit einer unverschämten Lüge: „Oh, die Leute verschonten ein wenig Vieh, sodass sie Gott Opfer für den großen Sieg darbringen könnten. Aber den ganzen Rest habe ich vernichtet. Ich war treu darin, den Befehl des Herrn auszuführen. Was für eine große Erweckung werden wir haben!“

Samuel weinte laut. Er fragte Saul: „Warum hast du denn der Stimme des HERRN nicht gehorcht und bist über die Beute hergefallen und hast getan, was in den Augen des HERRN böse ist?“ (1. Samuel 15,19). Saul antwortete: „Ich habe der Stimme des HERRN gehorcht und ... habe Agag, den König von Amalek, hergebracht und an Amalek den Bann vollstreckt“ (15,20).

Wie konnte Saul so blind sein? Er log angesichts des klaren Beweises, dass er ungehorsam gewesen war. Doch tragischerweise glaubte Saul seiner eigenen Lüge. Er hatte jedes Unterscheidungsvermögen verloren.

Manche Christen heute sind genauso wie Saul. Sie frönen jeder erdenklichen Art von Ungehorsam, dann gehen sie direkt in die Kirche und beten: „Herr, ich habe dir mein Bestes gegeben. Hier – nimm mein Lobpreisopfer an.“ Diese Christen sind wie die Frau, die in den Sprüchen beschrieben ist: „So ist der Weg einer ehebrecherischen Frau: Sie isst und wischt ihren Mund und sagt: Ich habe nichts Unrechtes getan!“ (Sprüche 30,20).

Wie verfallen Christen in solch einen Zustand? Es beginnt, wenn sie es ablehnen, Gottes Gerechtigkeit im Glauben anzunehmen. Sie versuchen, ihre eigene Gerechtigkeit zu etablieren, indem sie sich der Gesetzlichkeit zuwenden und andere richten. Sie wanken im Glauben, warten nicht auf Gottes Wegweisung – und sie tun die Dinge auf ihre Weise. Mit der Zeit verlieren sie jedes Unterscheidungsvermögen, und ihr Gewissen wird völlig versengt. Zum Schluss werden sie bezüglich ihrer eigenen Sünde anmaßend.

Gemäß der Schrift ist es dies, bei dem die Saat des Okkulten Wurzel fassen kann. In Gottes Augen gleicht der Ungehorsam, seinen Worten nicht zu trauen, der Zauberei. Wie es Samuel in dieser Szene zu Saul sagte: „Denn Widerspenstigkeit ist eine Sünde <wie> Wahrsagerei, und Widerstreben ist wie Abgötterei und Götzendienst“ (1. Samuel 15,23).

„Der Geist des HERRN wich von Saul, und ein böser Geist vom HERRN ängstigte ihn“ (1. Samuel 16,14). Nun, Gott schickte nicht buchstäblich einen üblen Geist zu Saul. Er erlaubte dem Unvermeidlichen einfach, zu geschehen. Sehen Sie, wenn ein Mensch, der durch seinen Unglauben getrieben ist, an diesen Punkt gelangt – sich der Gesetzlichkeit zuwendet, das Unterscheidungsvermögen verliert und sein Gewissen versengt – hat er keine Verteidigung gegen eindringende Geister des Neids und der Eifersucht. Und diese Zwillingsgeister terrorisieren jede Seele, in die sie hineingehen.

Zu dieser Zeit hatte Saul sogar dämonische Anfälle, bei denen er jeden anschnauzte und beschimpfte. Seine Diener bekamen solche Angst, dass sie nach David riefen, um für Saul auf der Harfe zu spielen und Psalmen zu singen, um zu versuchen seinen Geist zu besänftigen. Natürlich, David war ein Mann, der gänzlich auf den Herrn vertraute – und seine gesalbte Musik brachte Sauls Seele Frieden.

Der König war so dankbar, dass er David zu einem Hauptmann in seiner Armee machte. Doch als David in der Schlacht Mut und Geschicklichkeit bewies, wurde Saul wahnsinnig eifersüchtig auf ihn. Eifersucht verwandelt Gläubige in scheußliche Kreaturen. Jeder, der nicht auf Gott vertraut, wird auch anderen nicht trauen. Und eifersüchtige Menschen beschuldigen andere der Sünden, die bei ihnen selbst am offensichtlichsten sind. Mehr noch: Sie nehmen sich selbst als Opfer wahr. Sie sind überzeugt, dass andere immer eifersüchtig auf sie sind, ständig über sie reden, sie fortwährend verfolgen. Eifersucht ist nicht einfach eine Phase, durch die Menschen gehen – es ist ein Geist aus der Hölle. Er beraubt gottgefällige Menschen jeder göttlichen Absicht. Und er veranlasst sie, sich auf ihre eigenen kleinen, fleischlichen Schlachten zu fokussieren.

Fragen Sie sich, woher Ihr eifersüchtiger Geist kam? Ich dränge Sie, auf Ihre Zeiten der Erprobung zurückzuschauen, und sich zu fragen, wie Sie reagierten. Haben Sie sich verpflichtet, Gott zu vertrauen, egal für was? Oder haben Sie den Gedanken gehegt, dass Gott sich für sie nicht rechtzeitig hat blicken lassen?

Bedenken Sie das tragische Ende von Sauls ungläubiger Seele. Seine letzte Konsultation, bevor er sich der Ewigkeit gegenübersah, hatte er bei einer Hexe. Hören Sie seine letzten traurigen Worte an: „Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht mehr“ (28,15).

Doch da ist gute Nachricht für jeden Gläubigen in diesem Zeitalter des Neuen Bundes. Christus bezahlte die Strafe für unsere Rebellion. (Natürlich, Gottes Barmherzigkeit und Vergebung waren für Saul verfügbar. Aber sein Herz blieb störrisch – und ein störrisches Herz sehnt sich nicht nach Gnade.)

Jesus kam, um den Bann der Zauberei des Unglaubens zu brechen – um unsere Ketten der Gesetzlichkeit zu zerbrechen und uns aus den Fesseln der Eifersucht zu erlösen. Aber zuerst müssen wir unsere Sünde zugeben. Wir müssen unseren Unglauben bekennen – und dann unsere Zukunft, Freiheit und Erlösung völlig in die Obhut Jesu legen. Er wird rechtzeitig ankommen. Unsere Teil ist es, nichts zu tun – außer ihm zu vertrauen.

Wir müssen realisieren, dass wir erprobt werden. Und Gott versichert uns, dass alle, die am Glauben festhalten und an ihn glauben, egal, wie hoffnungslos die Situation scheint, dafür belohnt werden. „Damit die Bewährung eures Glaubens viel kostbarer befunden wird als die des vergänglichen Goldes, das durch Feuer erprobt wird, zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“ (1. Petrus 1,7).

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Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.