Zweifel – die Sünde, die Gott am meisten hasst
Von allen Sünden, die wir begehen können, ist Zweifel die eine, die von Gott am meisten gehasst wird. Gemäß beiden Testamenten, dem Alten und Neuen, betrübt unser Zweifeln den Herrn, provoziert ihn, bereitet ihm viel Schmerz. Wir sehen ein erstklassiges Beispiel dafür schon im antiken Israel, nachdem Gott sein Volk aus den Händen des Pharaos erlöst hatte.
Der Psalmist lamentiert: „Wir haben gesündigt samt unseren Vätern, haben Unrecht getan, haben gottlos gehandelt. Unsere Väter in Ägypten begriffen nicht deine Wunder, sie gedachten nicht der Menge deiner Gnadenerweise, sie waren widerspenstig am Meer, am Schilfmeer“ (Psalm 106,6-7).
Der Verfasser macht hier ein Geständnis. Was war die gottlose Sünde, die Israel begangen hatte? Es war ihr Zweifel daran, dass Gott sie weiter erlösen würde, sogar nachdem er am roten Meer ein unfassbares Wunder für sie vollbracht hatte.
Der Psalmist lädt uns ein, uns Gottes Volk vorzustellen, als es jubelnd auf der Siegesseite des Meeres stand. Der Herr hatte gerade eines der größten Wunder in der Geschichte der Menschheit vollbracht und Israel von den mächtigen Ägyptern erlöst. Doch wie reagierten dieselben Menschen, als sie sich danach Härten gegenübersahen? Sie bezweifelten Gottes Treue.
Der Schreiber sagt hier im Grunde: „Kannst du das glauben? Unser Herr hat sich unseretwegen übernatürlich bewegt, wobei er und uns vom Feind erlöst hat. Doch selbst nach diesem unfassbaren Wunder misstrauten wir ihm. Wie konnten wir Gott nur auf diese Weise provozieren?“
Es war eine ganz andere Geschichte, als Israel auf der Siegesseite des Meeres stand. Sie sangen und tanzten, als sie zusahen, wie das mächtige ägyptische Heer in der Zerstörung versank: „Er bedrohte das Schilfmeer, und es wurde trocken. Er ließ sie durch die Fluten gehen wie durch eine Wüste. Er rettete sie aus der Hand dessen, der sie hasste, er erlöste sie aus der Hand des Feindes. Und das Wasser bedeckte ihre Bedränger, nicht einer von ihnen blieb übrig. Da glaubten sie seinen Worten, sie sangen sein Lob“ (Psalm 106,9-12).
Die Israeliten sangen das richtige Lied – ein Lied des Lobes für den allmächtigen Gott –, aber sie sangen es auf der falschen Seite des Meeres. Jeder kann jubeln und singen, nachdem er den Sieg errungen hat. Aber Israel hatte auf der erprobenden Seite des roten Meeres versagt. Sie hatten dort Gott überhaupt nicht vertraut.
Jetzt, nachdem sie eine wundersame Erlösung aus Ägypten erlebt hatten, gab der Psalmist diese schockierende Erklärung ab: „Schnell vergaßen sie seine Taten, warteten nicht auf seinen Rat ... sie verschmähten das köstliche Land, glaubten nicht seinem Wort“ (Psalm 106,13.24).
Sehen Sie, was hier geschah? Gott hatte sich seinem Volk in Ägypten bewiesen, indem er unfassbare Zeichen und Wunder für sie vollbrachte. Bei zehn verschiedenen Gelegenheiten hatte er Gericht über Ägypten gebracht, aber die Israeliten sicher bewahrt.
Doch, gemäß dem Psalmisten, machten diese Wunder überhaupt keinen Eindruck auf Israel. Als harte Zeiten eintraten, schaute das Volk wahrscheinlich zurück auf jene vergangenen Wunder und sahen sie als bloße Naturkatastrophen an. Mose versuchte sie zu überzeugen, dass alles ein Werk Gottes um ihretwegen war. Er flehte: „Der Herr benutzt alle diese Wunder, um eure Erlösung zu orchestrieren.“ Aber sie zweifelten immer noch an Gott und nahmen seine mächtigen Werke für selbstverständlich.
Natürlich, wir sollen unseren Glauben niemals ausschließlich auf Wunder bauen. Vielmehr stärkt der Heilige Geist unser Vertrauen auf den Herrn durch unsere Prüfungen und Erprobungen. Doch dennoch war Israel Zeuge zehn gewaltiger Zeichen und Wunder geworden, wie sie die Welt niemals gesehen hatte. Aber sie kamen am roten Meer ohne eine Spur von Glauben an.
Israel war auf der Siegesseite des roten Meeres angekommen. Der Ort, an dem sie standen, war im Hebräischen unter dem Namen „Der Zugang zu einem schroffen Kliff“ bekannt. Dieser Name bedeutete auch „am Rand einer Krise“. Gottes Volk wurde buchstäblich an den Rand einer riesigen Wildnis gebracht. Doch der Herr hatte sie dorthin geführt, weil er einen Plan für sie im Sinn hatte.
In den kommenden Tagen würde sich Gott auf übernatürliche Weise um jede Not kümmern, der sich sein Volk gegenübersah. Da waren keine Lebensmittelläden in dieser Wildnis, doch Israel würde mit Manna vom Himmel ernährt werden. Da war kein Wasser, aber der Herr würde Quellen aus einem Felsen entspringen lassen, um ihren Durst zu stillen. Da waren keine Einkaufsmeilen, aber die Kleider und Schuhe der Israeliten würden auf wundersame Weise nicht abgetragen werden. Gott übersah keine einzige Eventualität.
Er hatte sie sogar schwer mit Silber und Gold beladen, bevor er sie aus Ägypten herausbrachte. Dann, sobald sie in der Wüste waren, versorgte er Sie mit übernatürlicher Stärke. Es gab keine einzige geschwächte Person unter ihnen. Gott schützte sie vor der sengenden Wüstensonne, indem er sie mit einer Wolke bedeckte. Nachts erzeugte er ein übernatürliches Feuer, das sie in der Wüstenkälte wärmte und sie mit einem Glühen beruhigte, das die Dunkelheit erhellte.
Ich sage Ihnen, dass Israel sich keiner wie auch immer gearteten Gefahr gegenübersah, weil Gott in jeder Hinsicht für sie sorgte. Doch da war eine Sache, für die er nicht sorgen konnte: Vertrauen und Glauben. Selbst nach den vielen Versorgungswundern für Israel, zweifelte sein Volk weiter an ihm.
Lassen Sie mich Ihnen an diesem Punkt eine Frage stellen: Warum, glauben Sie, erwählte Gott Israel zu seinem Volk? Schließlich waren sie eine winzige Nation, ein unbedeutendes Volk. Welche Absicht hatte Gott dabei, sie aus Ägypten herauszunehmen und sie in Kanaan zu platzieren? War es, um ihnen schöne Häuser, Weingärten und Fülle an Milch und Honig zu geben? War es, um sie mit einem Leben der Leichtigkeit zu versorgen, sodass sie von Generation zu Generation freimütig Opfer bringen und anbeten konnten?
Nein. Bei dieser großen Erlösung ging es nicht darum, dass Gott sein Volk an einen Ort brachte, wo es ständig in seinen Segnungen schwelgen konnte. Es ist klar, dass der Herr durch diese Erfahrung in seinem Volk etwas erzeugen wollte. Er hatte sie an den Rand einer Katastrophe gebracht, damit sie sich einer Krise gegenübersehen, wie sie sie noch niemals erlebt hatten.
Einfach ausgedrückt: Gott wollte sein Volk trainieren, um seine Boten für eine verlorene Welt zu werden. Sehen Sie, von Anfang an war es seine Absicht, eine verlorene Menschheit zu erreichen. Er erwählte Israel, um ein Licht für die Nationen zu sein, ein leuchtendes Beispiel seiner Gnade und Liebe. Er wollte, dass die Welt erkennt, dass er für jede Nation ein Herz der Liebe hat, selbst für jene, die gegen ihn gesündigt haben.
Israels Propheten wussten das. Sie prophezeiten wieder und wieder, dass Gottes Gesetz von Jerusalem in die ganze Welt ausgehen würde. Und jetzt, hier in der Wildnis, wollte Gott nun eine „erste Generation“ formen, die ihm völlig vertrauen würde. Er wollte den Nationen beweisen, dass da nur ein Gott ist, und dass er seine Wunder durch ein glaubendes Volk wirkt.
Doch der Herr wird nicht durch ein Volk wirken, das voller Zweifel und Unglauben ist. Die Bibel sagt uns: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, <ihm> wohlzugefallen“ (Hebräer 11,6). Sogar Jesus selbst wurde daran gehindert, Wunder zu wirken, als die Leute nicht glaubten: „Er tat dort nicht viele Wunderwerke wegen ihres Unglaubens“ (Matthäus 13,58).
Geliebte, der Herr hat uns nicht einfach gerettet, damit wir uns unentwegt in seiner Güte, Barmherzigkeit und Herrlichkeit aalen können. Er hatte eine ewige Absicht dabei, als er jeden von uns erwählte. Und diese Absicht geht über Segnungen, Gemeinschaft und Offenbarung hinaus. Tatsache ist, dass Gott sich immer noch nach einer verlorenen Menschheit ausstreckt. Und er sucht nach einem glaubenden, vertrauenden Volk, das er zu seinem größten evangelistischen Werkzeug formen kann.
Unser Herr gebraucht keine Engel, um seine Herrlichkeit zu bezeugen. Er gebraucht sein Volk. Und er sehnt sich danach, uns als ein spezielles, „eigentümliches“ Geschlecht zu trainieren (siehe 1. Petrus 2,9; a. d. englischen King James Version). Er schaut danach, sein Wort in unserem Leben zu beweisen, damit die Welt glauben wird, wenn wir es verkündigen. Er möchte den ungläubigen Nationen ein treues Volk präsentieren, das durch harte Zeiten erschüttert wurde, durch tiefe Prüfungen gebrochen wurde, doch das ihm weiter vertraut.
Wir sehen Gott in den Tagen Gideons nach einem solchen Volk suchen. Als Gideon einen Aufruf für Freiwillige herausgab, um die Midianiter zu bekämpfen, reagierten Tausende von Israeliten. Aber der Herr sagte Gideon: „Zu zahlreich ist das Volk, das bei dir ist, als dass ich Midian in ihre Hand geben könnte ... rufe doch vor den Ohren des Volkes aus: Wer furchtsam und verzagt ist, kehre um und wende sich zurück“ (Richter 7,2-3).
Gott sagte Gideon damit: „Wenn hier irgendjemand Angst hat, dann sag ihm, dass er nach Hause gehen soll. Ich werde nicht erlauben, dass meine Armee mit Furcht infiziert wird.“ Gott wies sogar Freiwillige für seine Armee ab. An einem Punkt wurden etwa 22.000 Zweifler nach Hause geschickt. Gideon reduzierte die Zahl schließlich auf 10.000, aber Gott sagte ihm, dass da immer noch zu viele waren. Der Herr begnügte sich letztendlich mit 300 kampferprobten Soldaten.
Dies sollte uns etwas sagen. Wenn der Herr Evangeliumsboten sucht, die er in die Welt aussenden kann, wird er nicht darangehen, Kirchen zu rekrutieren, deren Kirchenbänke mit ängstlichen, zweifelnden, unerprobten Leuten gefüllt sind. Er wird nicht nach kraftvollen, effizienten religiösen Organisationen oder hoch gebildeten Seminaristen ausschauen. Gott gebraucht Organisationen und die Hochgebildeten, aber aus sich heraus hat keiner von ihnen die nötigen Mittel, um Gottes geprüfte und erprobte Boten sein zu können.
Also, was wird gebraucht, um eine verlorene und verletzte Welt zu erreichen? Eine kleine Armee von Soldaten, die sich in die Schule der Härten und Prüfungen eingeschrieben hat. Gott sucht nach jenen, die willens sind, erprobt zu werden. Deshalb wirbt er alle an, die willens sind, im Feuer geprüft zu werden, deren Glauben er läutern und als reines Gold hervorbringen kann.
In all den Jahren meines Dienstes habe ich ein Muster im Leben der meisten Christen bemerkt. Fast unmittelbar, nachdem Gott uns rettet, führt er uns in eine Wildnis der Erprobung. Das galt selbst in Jesu Leben. Als unser Herr aus dem Taufwasser stieg, wurde er vom Geist in die Wildnis geführt, wo er heftig erprobt wurde (siehe Lukas 4,1-2). Dieselbe Sache geschah mit den Israeliten. Kaum war Gottes Volk aus Ägypten erlöst, als es auch schon an den Rand einer Wildniskrise geführt wurde.
Warum ist das so? Es liegt daran, dass Gott nach einem Volk ausschaut, das ihm vor der ganzen Welt in unmöglichen Situationen vertraut. Und Sie können sicher sein, dass die Welt es beobachtet, wenn seine Diener diese Anfechtungen und Prüfungen durchmachen, während sie sich am Glauben festklammern.
Wir sehen diese Art von Vertrauen durch Daniel demonstriert. Daniels eifersüchtige Ko-Statthalter arbeiteten ein Komplott gegen ihn aus, wobei sie König Darius überredeten, für dreißig Tage Gebet zu verbieten. Genau wie es die ihm Gleichgestellten erwarteten, gehorchte Daniel diesem Verbot nicht und betete weiter dreimal am Tag. Obwohl König Darius Daniel achtete, wurde er durch seinen eigenen Erlass gezwungen, diesen frommen Mann in die Löwengrube zu werfen.
Daniel war sich dessen bewusst gewesen, dass die Strafe dafür, das Verbot zu missachten, der Tod war. Doch hörte er niemals auf, zu beten, weil er Gott vertraute. Er wusste, dass der Herr ihn durch seine Prüfung hindurchbringen würde.
In dieser ganzen Qual beobachtete König Darius Daniel besorgt. Er hatte alles Mögliche versucht, um Daniel zu retten, aber er konnte es einfach nicht. Schließlich, unmittelbar bevor Daniel den Löwen vorgeworfen wurde, versicherte der König ihm: „Dein Gott, dem du beständig dienst, er wird dich erlösen“ (Daniel 6,16; a. d. englischen King James Version). Doch in jener Nacht konnte der König nicht Schlafen. Die Schrift sagt, er „ging weg in seinen Palast und fastete die Nacht über“ (Daniel 6,19; Lutherübersetzung 1984).
Wenn Sie der Welt sagen, dass Jesus Ihr Herr, Ihr Erretter und Heiler ist, ein Gott, der das Unmögliche vollbringen kann, dann werden die Menschen beobachten, um zu sehen, wie Sie in unmöglichen Situationen reagieren. Ihre Augen kleben an jedem, der die Güte, Kraft und Herrlichkeit Gottes rühmt. Und der Teufel schaut auch darauf, hoffend, dass unser Glaube versagen wird.
Der Psalmist schreibt: „Wie groß ist deine Güte, die du bereithältst denen, die dich fürchten, die du denen erweist, die sich bei dir bergen vor den Menschen“ (Psalm 31,20). Was ist diese „große Güte“, die Gott für jene bereithält, die ihm auch in schwierigen Zeiten vertrauen? Sie ist ein undurchdringliches, herrliches Zeugnis für die Welt, dass Ihr Glaube jede Situation überleben kann.
Wie reagierte Gott auf Daniels Glauben? Er verschloss das Maul jener hungrigen Löwen. Am nächsten Morgen war König Darius früh auf, um besorgt nachzusehen, ob Gott Daniels Gebete beantwortet hatte. Er lief schnell zur Löwengrube und „rief ... mit ängstlicher Stimme nach Daniel ... Daniel, Knecht des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, dich von den Löwen retten können?“ (Daniel 6,21; mit Fußnote).
Diese Frage ist immer noch aktuell. Wie Darius verlangt die Welt danach, ein Zeugnis der bewahrenden Kraft Gottes zu sehen. Und bis Jesus wiederkommt, wird sie uns weiterhin fragen: „Oh, Christ, ich sehe, dass du Gott treu dienst. Du fastest, betest und bezeugst seine Herrlichkeit und Kraft. Doch jetzt bist du in der Prüfung deines Lebens. Sag mir, hat dein Gott dich in dieser Qual unterstützt? Was ist jetzt dein Zeugnis? Dass du in der Löwengrube steckst?“
Sie können sich Darius’ Freude vorstellen, als er Daniels Stimme hörte, die rief: „König, lebe ewig! Mein Gott hat seinen Engel gesandt, und er hat den Rachen der Löwen verschlossen, so dass sie mich nicht verletzt haben“ (6,22-23). Daniel lebte und war wohlauf. Doch ich glaube nicht, dass dieser gottgefällige Diener in jener Nacht ruhig schlief. Daniel war kein Übermensch, genauso wenig wie wir es heute sind. Und unser Gott erwartet von uns nicht, dass wir unnatürlich reagieren, wenn wir uns solchen Krisen gegenübersehen. Unsere Beklommenheitsgefühle während solcher Momente sind normal.
Meiner Meinung nach beobachtete und betete Daniel die ganze Nacht. Jedes Mal, wenn ein Löwe gähnte und seine Zähne entblößte, musste Daniel stumm aufgeschrien haben: „Ich vertraue dir immer noch, Herr. Ich glaube, dass du diesem Tier das Maul verschließen wirst.“ Er hielt an seinem Glauben fest. Und die Schrift sagt uns: „Keine Verletzung wurde an ihm gefunden, weil er auf seinen Gott vertraut hatte“ (6,24).
Ein Mann vertraute Gott vor den Augen der Menschen. Und ein ganzes Königreich war betroffen. Die Bibel legt dar: „Dann schrieb der König Darius an alle Völker, Nationen und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnten ... Von mir ergeht der Befehl, dass man in der ganzen Herrschaft meines Königreichs vor dem Gott Daniels zittere und sich fürchte! Denn er ist der lebendige Gott und bleibt in Ewigkeit; und sein Königreich wird nicht zerstört werden, und seine Herrschaft <währt> bis ans Ende. <Er,> der rettet und befreit und Zeichen und Wunder im Himmel und auf der Erde tut, er hat Daniel aus der Gewalt der Löwen gerettet“ (6,26-28).
Sehen Sie, was Darius damit sagte? Er rühmte Gott, nicht nur für seine natürlichen Wunder, sondern weil er Daniel vom Tod erlöst hatte. Dieser heidnische König brauchte nur einen Gläubigen zu sehen, der wirklich glaubte, was er predigte. Und im Gegenzug erklärte er: „Ich sah einen Mann, der sein Zeugnis über seinen Gott aufrechterhielt. Er zweifelte niemals. Und der Herr erlöste ihn von den Kräften der Hölle.“
Es existiert ein Ort in Christus, an dem es keine Besorgnis über die Zukunft gibt. An diesem Ort ist keine Furcht vor plötzlichem Unheil, Elend, plötzlicher Arbeitslosigkeit. Dort gibt es keine Furcht vor Menschen, vor dem Fallen, davor, die eigenen Seele zu verlieren. Dieser Ort ist ein Ort des totalen Vertrauens auf Gottes Treue. Der Schreiber des Hebräerbriefs nennt ihn einen Ort vollkommener Ruhe.
Diese vollkommene Ruhe wurde Israel angeboten. Aber der Zweifel und Unglaube des Volkes hielt es von Gottes Ruhe ab: „Sie, zu denen sie zuerst gepredigt wurde, gingen nicht hinein wegen Unglaubens“ (Hebräer 4,6; a. d. englischen King James Version). Die Israeliten lebten in ständiger Furcht und in Schrecken, warteten immer, dass die nächste Krise eintraf. Als Ergebnis daraus verzweifelten sie in ihren Prüfungen.
Wenn Israel in seine Ruhe eingetreten wäre, wäre Gottes Werk in seinem Volk vollendet gewesen. Aber weil sie es nicht taten, sucht der Herr weiter in jeder Generation nach einem Volk, das hineingehen wird: „Also bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig“ (Hebräer 4,9).
Gott sagt uns damit: „Dieses Angebot der Ruhe ist für euch, heute. Es existiert nach wie vor ein Ort in mir, wo aller Zweifel und alle Furcht nicht länger existieren. Es ist ein Ort, an dem Ihr auf alles vorbereitet sein werdet, was immer kommen mag.“ Deshalb drängt uns sein Wort: „Fürchten wir uns nun, dass nicht etwa – da die Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, noch aussteht – jemand von euch als zurückgeblieben erscheint“ (4,1).
Heute wissen Menschenmengen in Gottes Volk nichts von dieser Ruhe in Christus. Wenn sie die furchtbaren Berichte in der Tageszeitung lesen – Berichte von Tragödien, Unglücken, Todesfällen –, werden sie von Furcht und Schrecken erfüllt. Ihr ständiges Gebet ist: „Oh, Gott, nimm mir bitte niemanden von meinen Lieben. Ich könnte diesen Kummer nicht ertragen.“
Doch wenn Sie in der Ruhe des Herrn sind, werden Sie einer solchen Furcht nicht erliegen. Sie werden nicht panisch werden oder auseinanderfallen, wenn sie von einer unerwarteten Krise getroffen werden. Und Sie werden nicht die Hoffnung verlieren und dabei Gott anklagen, Ihre Probleme herbeigeführt zu haben. Ja, Sie werden den Schmerz ertragen, der allen menschlichen Wesen gemeinsam ist. Aber Sie werden in Ihrer Seele in der Ruhe sein, weil Sie wissen werden, dass Gott die Kontrolle über alles hat, was Sie betrifft.
Meine Frau Gwen war vierunddreißig Jahre alt, als bei ihr zum ersten Mal Krebs gefunden wurde. Wir waren niedergeschlagen, als wir die Nachricht erhielten. Wir waren gerade mit unserer Familie nach New York gezogen, damit ich dort einen Dienst unter Straßenbanden beginnen konnte. Nun, als ich durch die Straßen ging und Bandenmitgliedern und Süchtigen predigte, musste ich gegen Tränen der Qual und Furcht ankämpfen. Aber der Herr versicherte mir ständig: „Ich bin treu, David. Ich werde dich oder deine Lieben nicht im Stich lassen.“ Gott ging mit mir durch dieses furchterregende Krebsurteil und durch jedes, das noch folgte.
Doch der Herr möchte den Sieg für uns nicht nur als eine Einmal-Erfahrung. Sein Ziel für uns ist es nicht, dass wir aus einer Krise hervorgehen und sagen: „Dank sei Gott, ich bewahrte meinen Glauben in alledem.“ Ja, Sie mögen es durch diese eine geschafft haben. Aber, wie beim siegreichen Israel am roten Meer, wird schließlich eine weitere Prüfung kommen. Und das könnte eine ganz andere Art der Erprobung sein.
In Gottes Ruhe zu leben ist ein Lebensstil. Er möchte, dass wir durch seinen Frieden und seine Zuversicht in allen unseren Prüfungen bewahrt werden, indem wir wissen, dass unser Hoherpriester von unseren Schwachheiten berührt wird.
Missverstehen Sie nicht: Ich spreche nicht davon, irgendeinen gefühllosen Zustand des Nirwana zu erreichen. New-Age-Lehrer behaupten, dass der einzige Weg, zukünftige Krisen zu ertragen, ist, Ihr Herz jetzt zu verhärten und all Ihre Liebe abzutöten. Kurz: Wenn Sie einfach aufhören, sich um Menschen zu kümmern, werden Sie nicht verletzt werden. Deshalb sollten Sie sich gegen die Unglücksfälle des Lebens stählen.
Doch Gott wird niemals verherrlicht, wenn sich seine Diener bis zu einem Punkt der Starrheit betäuben. Das ist es nicht, worum es bei seiner Ruhe geht. Es geht darum, zu lernen, auf seine Verheißung, uns gegenüber in allen Dingen treu zu sein, zu vertrauen.
Ich bin ein vierfacher Vater und ein elffacher Großvater. Und ich kann Ihnen aufrichtig sagen, dass es nie einen Augenblick gab, in dem ich danebenstehen und zusehen konnte, wie meine Nachkommenschaft verletzt war, ohne ihnen in ihrem Leid beistehen zu wollen. In solchen Zeiten habe ich alles getan, was in meiner Macht stand, um sie zu heilen und zu erlösen. Ich frage Sie: Wie viel mehr liebt uns unser Vater im Himmel, geht er mit uns in unseren Prüfungen und verlangt danach, unsere Verletzungen zu heilen?
Um in Gottes Ruhe einzutreten, müssen wir unseren eigenen Anstrengungen und unserem Schweiß absagen. Glaube allein gibt uns Zutritt in diese vollkommene Ruhe: „Wir gehen nämlich in die Ruhe ein als die, die geglaubt haben“ (Hebräer 4,3). Einfach ausgedrückt: Wir sollen unsere Herzen darauf ausrichten, zu glauben, dass Gott treu dabei ist, uns aus allen Umständen zu erlösen, egal wie aussichtslos es scheinen mag.
„Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ist auch zur Ruhe gelangt von seinen Werken wie Gott von seinen eigenen“ (4,10). Wenn wir in Christus ruhen, versuchen wir nicht länger, in Zeiten der Unruhe eine tapfere Mine aufzusetzen. Wir pumpen keine falsche Annahme unserer Krise auf. Und wir machen uns keine Sorgen, dass wir der Furcht nachgeben und anfangen könnten, Gottes Liebe zu hinterfragen. Kurz: Unsere „Werkementalität“ hat aufgehört, uns zu treiben. Jetzt haben wir gelernt, einfach dem Herrn zu vertrauen.
Wie entwickeln wir solches Vertrauen? Wir suchen den Herrn im Gebet, meditieren über sein Wort und wandeln im Gehorsam. Sie mögen einwenden: „Aber diese Dinge sind doch alle Werke.“ Ich stimme nicht zu. Das sind alles Akte des Glaubens. Indem wir diese Disziplinen beachten, vertrauen wir darauf, dass der Heilige Geist in uns am Werk ist und ein Reservoir der Kraft für unsere Zeiten der Not aufbaut. Wir mögen nicht fühlen, dass Gottes Stärkung in uns vor sich geht, oder nicht spüren, dass seine Kraft in uns aufgebaut wird. Aber wenn unsere nächste Prüfung kommt, werden diese himmlischen Ressourcen in uns offenbar werden.
Das ist der erste Grund, weshalb ich den Herrn eifrig suche – fastend, betend, studierend, danach schauend, seine Gebote zu befolgen, durch die Kraft des Heiligen Geistes. Es ist nicht deswegen, weil ich ein Geistlicher bin, der ein Beispiel geben möchte. Ich tue diese Dinge, weil ich weiß, dass ich noch viele Prüfungen vor mir habe. Solange ich dem Herrn diene, wird der Teufel mir niemals Ruhe geben. Ich werde mich heftigen Kriegen und überraschenden Angriffen gegenübersehen. Und, trotz all der Siege und des Friedens, die ich bereits erlebt habe, werde ich immer die Ressourcen des Himmels brauchen, damit sie mir helfen, zu bestehen.
Ich möchte ein Soldat sein, der völlig auf das Schlachtfeld vorbereitet ist. Und ich weiß, dass der Sieg lange bevor die Schlacht beginnt errungen wird. Er wird im Ausbildungslager durch Training und Konditionierung errungen. Wenn der Feind mich dann plötzlich angeht, werde ich alle verfügbare Munition brauchen. Und diese Munition wird durch das kraftvolle Wort Gottes geliefert, indem ich es in meinem Herzen verberge. Also, wenn der Teufel das nächste Mal angreift, bin ich zuversichtlich, dass ich Reserven heben werde aus denen ich schöpfen kann. Ich habe die Schlacht allein mit Gott gewonnen, vor dem Schlachtfeld.
Sind Sie ein entschlossener Soldat, der glaubt, dass Gott Sie gerade jetzt ausrüstet? Wenn ja, dann erfüllen Sie drei Voraussetzungen:
1. Sie sind ein eifriger Leser des Wortes Gottes.
Wenn Sie die Schrift studieren, fangen Sie an zu verstehen, wie sehr Gott Sie liebt. Wenn Sie nicht von seiner absoluten Liebe zu Ihnen überzeugt sind, werden Sie nicht in der Lage sein, mit irgendeiner Krise, die kommt, umzugehen. Und Sie werden von seiner Liebe nur durch das Verschlingen seines Wortes überzeugt.
2. Sie bauen täglich Intimität mit Gott auf, durch Qualitätszeit-Gebet.
Unser Herr möchte, dass wir in unseren Zeiten der Krise zu ihm schreien. Aber Gebet während unserer Härten ist nicht genug. Wir müssen unseren Vater genauso in guten Zeiten suchen. Unser Glaube ist nicht dazu gedacht, lediglich situationsbedingt zu sein. Er muss aus einer sich entwickelnden Beziehung zum Herrn kommen.
3. Sie vertrauen darauf, dass Gott nicht erlauben wird, dass Sie sich einer Krise gegenübersehen, ohne einen Weg für Sie zu schaffen, sie durchzustehen.
Sollte eine große Prüfung über Sie kommen, dann brauchen Sie keine Sorge zu haben, ob Sie stark sein werden oder ohnmächtig werden. Unser Vater gibt Gnade, wenn sie gebraucht wird. Und wenn Sie eine enge, intime Beziehung zu ihm entwickelt haben, dann wird er seine dauerhafte Gnade in Sie strömen lassen, wenn Sie sie brauchen.
Gott lädt Sie ein, in seine Ruhe einzutreten – heute.
---
Bibelstellen – soweit nicht anders angegeben – nach der Elberfelder Bibel 2006. Die angegebenen Versnummern können bei einigen Bibelausgaben abweichen.